Bernd Deininger - Verstehen statt verurteilen

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Nicht nur in den Sozialen Netzwerken, sondern auch im öffentlichen und privaten Dialog wird zunehmend deutlich, dass viele Menschen erst gar nicht versuchen, die Haltungen und das Handeln anderer zu verstehen, sondern sie gleich verurteilen.
Manche gehen mit sich selbst hart ins Gericht, ohne auf die eigenen Wunden zu achten. Schaut man dagegen ins Neue Testament, so wird deutlich, dass Jesus eine ganz andere Haltung hatte: Er ließ sich auf die Menschen ein, auf ihre Verletzungen, ihre Leidenschaften und Sehnsüchte. Er nahm sie an, wie sie waren. Aber er zeigte auch Wege der Heilung und Verwandlung auf.
Der katholische Mönch Pater Anselm Grün und der evangelische Arzt und Psychoanalytiker Bernd Deininger legen in diesem Buch jeweils aus der Sichtweise ihrer therapeutischen oder seelsorglichen Arbeit Texte aus den vier Evangelien aus. Sie zeigen, was möglich wird, wenn Menschen sich ihrer eigenen Wahrheit stellen und bereit sind, sich selbst und andere zu verstehen.

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Den Kirchenvätern war Salomé ein Dorn im Auge. Ihr Tanz wurde als Warnung vor dem den Frauen zugeschriebenen Verführungspotenzial gedeutet. Johannes Chrysostomos beispielsweise wies darauf hin, dass Gott den Menschen die Füße nicht zum Tanz gegeben habe, sondern um damit auf dem rechten Weg zu wandeln. Augustinus gestaltete den Märtyrertod des Johannes aus. Herodias wurde zur bösen treibenden Kraft, die Tochter wurde dann in der späteren Dichtung mit einer grellen Leidenschaftlichkeit gezeichnet.

Ganz anders ausgedeutet wurde das Motiv in Oscar Wildes Tragödie »Salomé«: Das Schöne stellt sich im Bösen dar. In diesem Werk vollendet Wilde die Emanzipierung der Salomé-Figur zur existenziellen Außenseiterin und stellt sie an die Seite anderer jüdischer Schicksalsschwestern wie Judith und Dalila. Bei Wilde ist Salomé weder die Erfüllungsgehilfin ihrer Mutter noch Spielball der stiefväterlichen Launen. Wilde zeigt die Bestrickung des Herodes durch Salomés Tanz. Tanz und Bitte geschehen also nicht auf Wunsch der Mutter, obgleich Herodias glaubt, dass Salomé ihr zuliebe die Forderung stellt, sondern Salomé tanzt in eigener Sache, um sich an Johannes, der sie abgewiesen hat, zu rächen.

Wer war nun dieser Johannes aus den Evangelien, dieser »größte aller Propheten«, wie Jesus ihn nannte? Er setzte sich mit verzehrender Leidenschaft für Recht und Ordnung ein und taucht in der Bibel im Habitus der altisraelitischen Propheten auf: einfach gekleidet, ohne den geringsten Luxus, ernährte er sich von Heuschrecken und Honigwasser. Er zog durch die Dörfer und Landschaften und wies die Menschen, die ihm begegneten, auf ihre Schuld vor Gott hin. Es ist zu vermuten, dass auch Jesus diesen Propheten traf, ihm gefolgt ist und ihn wohl anfangs als seinen Lehrer akzeptierte. In Johannes sprach ein Mensch authentisch davon, wie ein gottgefälliges Leben aussehen könnte. Er konnte glaubhaft vermitteln, dass Gott durch ihn spricht und in ihm in seiner menschlichen Gestalt lebendig wird. Der Hinweis auf die Schuld des Menschen spielte bei Johannes eine wichtige und tragende Rolle. Dies hat ihm letztendlich, wie oben erwähnt, auch die Feindschaft von Herodes und Herodias eingebracht.

Wir können uns Johannes und Jesus als Brüder vorstellen, die beide vom Geist Gottes erfüllt waren, die aber auch deutlich menschliche Züge in der Beziehung zu Gott, ihrem Vater, hatten. Das schärft den Blick für die psychische Seite des Johannes: Als er Jesus im Jordan taufte, öffnete sich der Himmel und die Stimme des Vaters sagte zu Jesus: »Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe«. Was mag in diesem Moment in Johannes, in diesem Fall dem psychologisch gesehen älteren Bruder, vor sich gegangen sein? Gab es Neidgefühle dem Jüngeren gegenüber, der vom Vater in dieser Weise bevorzugt wurde? Hat er aufkeimende Neidgefühle umgewandelt, indem er Buße und Schuld predigte, um so in ganz besonderer Weise dem Vater imponieren zu können und von ihm ein ähnliches Lob zu erhalten? Dann könnte dies auch als eine Abwehr eigener negativer Gefühle gedeutet werden, die aber zu ganz normalen seelischen Vorgängen gehören, wie sie bei jedem Menschen ablaufen.

Johannes sah große Teile der Gesellschaft, in der er sich bewegte, auf eine Katastrophe zutreiben. Er versuchte durch die Taufe Menschen aufzuwecken und zu einem neuen, von Gott geprägten Leben zu bringen. Er stellte sich den Messias wohl auch als einen unnachgiebigen Richter vor, der zwischen gut und böse, Heil und Verlorensein, zwischen krank und gesund unterscheidet. Aber der neue Messias, Jesus, setzt sich gegen die Moral des Täufers ab. Er steigert die Drohungen seines Lehrers nicht weiter, macht sich nicht zum Richter, sondern er stellt Barmherzigkeit und Liebe in den Vordergrund. Die unerhörte Größe Jesu, die über die drohende Gestalt des Täufers hinausführt, zeigt den göttlichen Willen als Arzt und als Heiler, nicht als einen Richter. Dennoch ist festzuhalten, dass das Wirken Jesu ohne den aufrüttelnden Johannes wohl nicht so verlaufen wäre. Insofern kann Johannes tatsächlich als der psychologisch gesehen ältere Bruder Jesu bezeichnet werden.

In der Passionsgeschichte des Johannes geht es im Kern um Recht und Unrecht. Zu dem Mächtigen, dem König Herodes, spricht er: »Du hast kein Recht, die Frau deines Bruders zu deiner Frau zu machen!« Da kommt vieles zusammen: Ehebruch, sozialer Inzest, Verletzung des Gesetzes, Unterdrückung von Menschen. Für einen Mann wie Johannes, der für Recht und Ordnung eintritt, darf es nicht sein, dass er, wenn es für ihn gefährlich werden könnte, zurückschreckt. Er müsste sich sonst den Vorwurf gefallen lassen, dass er den kleinen Leuten Moral predigt, doch nicht die Kraft und den Mut besitzt, seinen Worten auch bei den Großen und Mächtigen Geltung zu verschaffen.

Aber welcher Mächtige lässt es sich gefallen, dass er auf Unrecht, das er begangen hat, hingewiesen wird? Wann wären je die Herrschenden imstande gewesen, Fehler zuzugeben, womöglich noch in ihrem eigenen privaten Bereich? Wie wir es auch heute in unserer Zeit sehen, gelingt das nicht. Dabei spielt es keine Rolle, welche Art von Macht jemand besitzt. Es kann die Macht über ein politisches Amt sein, aber auch die des Geldes oder eines Wirtschaftskonzerns. Letztendlich gilt das für alle. Wir sehen es immer wieder: Wenn sich zeigt und an die Öffentlichkeit kommt, dass Menschen oder Unternehmen korrupt sind, vertuschen und verdrängen, bleiben die Möglichkeiten, zurückzutreten oder ins Nichts, ins Namenlose gestoßen zu werden. Eine dritte Möglichkeit ist, alles zu leugnen und um den Erhalt der Macht zu kämpfen. Viele beschreiten dann diesen Weg. Die Mächtigen werden so lange lügen, wie sie können, sie werden so lange intrigieren, wie sie müssen, und immer mehr mit ihren eigenen Taten verschmelzen. Die biblische Geschichte bildet also in vielerlei Hinsicht die aktuelle Situation in weiten Bereichen der Welt ab.

Herodes ist als Herrscher eigentlich willens, Johannes umbringen zu lassen, hat aber Angst vor seinem Volk, Angst, gegen den Willen der Mehrheit öffentlich eine Handlung zu vollziehen, die ihn in Misskredit bringen kann. Was die Menge denkt, hat offensichtlich auf die Machthaber einen entscheidenden Einfluss. Häufig wird deshalb die Macht überschätzt, die Menschen sich selbst zuschreiben, wenn man nicht versteht, wie abhängig gerade die Herrschenden vom Urteil der Masse sind. In König Herodes verdichtet sich eher die Schwäche als die vermeintliche Stärke der Macht. Daneben erscheint Herodias in der Erzählung als die wirkliche Antreiberin, als die eigentliche Verführerin. Die Hinrichtung wird von ihr berechnend mit einer skrupellosen Zielstrebigkeit in Szene gesetzt.

Was kann für diese Frau aber ein tieferliegendes, psychologisch erklärbares Motiv gewesen sein? Wäre es zum Beispiel denkbar, dass diese Frau in ihrem tiefsten Inneren von einer leidenschaftlichen Liebe zu ihrem jetzigen Mann und Partner getrieben wurde? Wenn dies so wäre, dann müsste man eine Vorgeschichte zu ihrem Ehebruch denken. Könnte es so gewesen sein, dass sie in einer jahrelang unglücklichen Ehe gelebt hat, einen Mann wählen musste, den sie nicht liebte, weil man ihn ihr aufzwang, sie in dieser Ehe immer mehr verkümmerte und merkte, dass sie innerlich zu sterben begann? Als sie dann ihre Leidenschaft dem Halbbruder gegenüber spürte, hat sie vielleicht einen Entschluss gefasst, alle alten Bindungen hinter sich zu lassen und sich in ein Abenteuer zu stürzen, wie sie es bislang nicht kannte. Wenn dies so wäre, dann hätten wir eine Frau vor uns, die es in ihrer Verzweiflung gewagt hat, alles auf eine Karte zu setzen; sie wäre dann nicht hinterhältig oder verbrecherisch, sondern eher mutig und entschlossen.

Aber jetzt, wo sie alles erreicht hat, wofür sie gekämpft und viel riskiert hat, fühlt sie sich vom Täufer bedroht und ihrer neuen Existenz beraubt. Was hat denn dieser Moral predigende Mann für ein Recht, in den Zentren der Macht zu agieren und das Volk zum Widerstand aufzuhetzen? Wie kommt er dazu, sich in ihr Privatleben einzumischen und sie moralisch zu verdammen, wo er doch keine Ahnung von ihrer Vorgeschichte hat? Da drängt sich jemand in eine Sphäre, in die er nicht hineingehört, in der er nichts verloren hat. Wenn man die Figur der Herodias so betrachtet, würde alles etwas verständlicher. Weil er ihre Liebe bedroht, hasst Herodias den Täufer. Sein radikaler Moralismus gefährdet ihr mühsam aufgebautes Lebensglück. Um die Empfindungen, die Triebe und Affekte noch besser zu verstehen, muss man hinzufügen, dass Herodias durchaus weiß, dass sie gegen Ordnung und moralische Vorgaben verstoßen hat und eigentlich spürt, dass Johannes mit seiner Kritik richtig liegt.

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