Gott hat uns mit diesen Bedürfnissen erschaffen, und er erfüllt sie nur allzu gern.
Aber ich habe auch noch etwas gelernt: Weißt du, wer Ermutigung auf eine höchst konkrete und persönliche Weise auszudrücken versteht? Der König der Könige, der Herr aller Herren, der Schöpfer des Universums. Und zwar tut er das durch sein Wort, durch die Kraft des Heiligen Geistes und durch Menschen, die er uns an die Seite gestellt hat. Wenn wir uns ihm gegenüber wie High-Need-Kinder benehmen, ist das für ihn in Ordnung. Er kann damit umgehen. Er will uns mit Ermutigung und Bestätigung überschütten, und das auf ganz individuelle Weise. Wenn du mal besonders viel Bestätigung brauchst, dann wird er dir nicht zu verstehen geben, dass du nur ein Stiefkind bist. Nein, Gott hat dich mit diesen Bedürfnissen erschaffen, und er erfüllt sie nur allzu gern. Er freut sich von ganzem Herzen über dich, denn er liebt dich. Und über deinem Leben steht die Zusage seiner Gnade und Bestätigung, seines Friedens und seiner Kraft.
Jess
… auch wenn deine guten Taten nicht besonders großartig zu sein scheinen
Denn wir sind Gottes Schöpfung. Er hat uns in Christus Jesus neu geschaffen, damit wir die guten Taten ausführen, die er für unser Leben vorbereitet hat.
Epheser 2,10
Wenn ich all die guten Dinge sehe, die andere Frauen in der Gemeinde tun, weckt das in mir den Wunsch, ihrem Beispiel zu folgen. Ich möchte wirklich von Herzen Gott ehren, ihm und anderen dienen; ich möchte, dass man an meinem Handeln ablesen kann, was ich glaube. Und natürlich sind die „großen Taten“ umwerfend und bewundernswert – nur dass in meinem Leben nicht immer Zeit oder Raum für „große Taten“ ist. Meistens bestehen meine guten Taten einfach darin, dass ich den Menschen diene, die mir am nächsten stehen. Indem ich zum Beispiel meinem 8-jährigen Sohn eine Schale Müsli eingieße, weil er dadurch spürt, wie sehr ich ihn liebe.
Wie sehr sollten wir uns also darum bemühen, Gutes zu tun? Wir wollen so leben, dass es unserem wunderbaren Gott Ehre macht. Aber es ist wichtig, dass wir uns klarmachen, warum wir Gutes tun wollen. Tun wir es aus einem reinen Herzen, aus Hingabe und Liebe zu Gott? Oder steckt vielleicht der Wunsch dahinter, unseren Stolz zu befriedigen? Vielleicht geht es dir ja ähnlich, und du hast dich in der Gemeinde immer nur deshalb so engagiert, weil du dir Gottes Liebe verdienen wolltest.
Gott hat dich erschaffen. Er hat dich „sehr gut“ erschaffen, denn Gott vermag nichts Böses oder Schlechtes zu erschaffen. Das liegt nicht in seinem Wesen. Und er hat außerdem all das Gute, das du in dieser Welt tun kannst, schon längst für dich erträumt. Du musst es nicht herbeizaubern. Du musst die Dinge nicht selbst bewerkstelligen. Du musst nur dem leisen Ruf Gottes in deinem Leben folgen. Meistens ist der Ruf, den ich vernehme, der, der auch uns allen gilt: Liebe andere, gehorche Gott und verbreite seine Frohe Botschaft. Das ist das Gute, das wir jederzeit tun können, ein Leben lang.
Du musst die Dinge nicht selbst bewerkstelligen. Du musst nur dem leisen Ruf Gottes in deinem Leben folgen.
Ich bin ständig in Aktion, und ich gerate leicht in Versuchung, mir etwas aus den Fingern zu saugen, das ich tun könnte, auch wenn es nicht unbedingt das ist, was jetzt getan werden müsste. Je mehr ich dieser Versuchung widerstehe, umso mehr erlebe ich, dass ich in dem, was nur Gott tun kann, ruhen kann und geborgen bin.
Wenn ich wieder einmal versucht bin, mich abzustrampeln, denke ich an die Aussage im Epheserbrief. Ich stelle mir dann vor, dass ich meine guten Taten nicht länger an einem imaginären Seil hinter mir herziehe. Stattdessen lege ich meine Hand in Gottes Hand, und gemeinsam gehen wir dann an die Orte, an denen er schon etwas Gutes angestoßen hat, das ich weiterführen kann.
Diese Perspektive verändert alles. Wenn ich ziehe, muss ich die ganze Anstrengung bewältigen. Aber wenn ich Hand in Hand mit Gott unterwegs bin, hat er bereits für freie Bahn gesorgt und das Anstrengendste erledigt. Ich muss einfach nur bei ihm bleiben und ihm die Führung überlassen.
Nimm dir einen Augenblick Zeit, und bitte Gott, dir zu zeigen, wohin er dich auf lange Sicht führen will. Und dann nimm dir noch ein bisschen Zeit, und frage, wo heute für dich eine Gelegenheit besteht, etwas Gutes zu tun, im Kleinen und mit der Kraft, die er dir schenkt. Und dann hör hin. Lausche still auf Gottes Reden, und vertraue darauf, dass er dich führt und du die schwere Last an dem Seil endlich loslassen kannst.
Hayley
… auch wenn du keine Träumerin und Visionärin bist
Gott ist gnädig und hat uns unterschiedliche Gaben geschenkt.
Römer 12,6
Dieser Traum bedeutete ihm so viel. Jede Woche war er ins theologische Seminar gefahren, zwei Stunden hin und zwei zurück. Während dieser Fahrten hatte er gebetet. Und Gott hatte ihm eine Vision geschenkt.
Monate waren vergangen. Mein Mann hatte weitergebetet, und Gott ließ seine Vision immer klarer werden. Schließlich war er bereit, mich ins Boot zu holen. Mein Mann bat mich ins Wohnzimmer, wir setzten uns, und er sagte: „Ich glaube, Gott möchte, dass ich eine Gemeinde gründe.“
Mir wich das Blut aus dem Gesicht. Ich stand wortlos auf und verließ den Raum. Ich ließ ihn gar nicht ausreden und mir erzählen, welchen Traum er hatte; ich ließ ihn nichts erklären. Ich ging einfach. Meine Vision unseres Lebens – in der wir in einer Gemeinde arbeiteten, die wir liebten, umgeben von Freunden und gesegnet mit einem regelmäßigen Einkommen –, diese Vision war jetzt endlich in greifbarer Nähe. Ich konnte nicht verstehen, warum er mich so verletzen wollte, indem er das alles aufgab.
An diesem Abend fegte ein heftiger Schneesturm durch unseren Ort und gleichzeitig entwickelte sich die komischste Episode in unserer Ehe. Nicht zum Lachen komisch, sondern peinlich-traurig-komisch. Wir waren fünf Tage eingeschneit, und doch sprach ich fast kein Wort mit ihm – schließlich hatte Gott ihn berufen, eine Gemeinde zu gründen. „Essen ist fertig“, brachte ich heraus, die schweigende Aufforderung, mir mit den Kindern zu helfen. Aber zu seiner Vision sagte ich kein Wort. Abends saß ich im Gästezimmer und schrieb ihm lange, leidenschaftliche Mails mit der Bitte, es sich noch einmal zu überlegen. Ich konnte einfach nicht sehen, was er sah. Ich konnte nicht sehen, wie wir das schaffen konnten. Ich konnte nicht sehen, dass seine Vision uns guttun würde. Ich konnte noch nicht einmal sehen, dass sie durchaus im Bereich des Möglichen lag.
Aber nun, neun Jahre später, sind wir hier, in der Gemeinde, die wir gegründet haben. Und es ist ein Traum, den ich für mein eigenes Leben niemals hätte träumen können. Aber ich sehe heute durchaus, auf welche Weise Gott uns ganz speziell darauf vorbereitet hat. Ich sehe, wie unsere Gaben zusammenpassen, dass wir ein Dreamteam sind, in dem es Gnade und Wahrheit, Kraft und Schwäche, Leidenschaft und ein klares Ziel gibt.
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