Franz Werfel - Stern der Ungeborenen. Ein Reiseroman
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Io-Rasa, die Mutter der Braut, hatte nun mit einer anmutigen, ja preziösen Geste die Versammelten zum Mahle eingeladen. Ich kann nicht sagen, auf welche Weise mir die Namen der Persönlichkeiten hier bekannt wurden. Die Übergänge meiner Erlebnisse verwischten sich manchmal. Ich tat was alle andern taten. Wir stellten uns im Kreise um das Bildwerk auf. Die Festesmahlzeiten wurden stehend eingenommen. Auch hierin dürfte ein gedankenvoller Geschichtsforscher nur eine logische Entwicklung erkennen. Die antiken Völker, einschließlich noch der Griechen und Römer, hatten, auf Diwans ausgestreckt, ihren übermäßigen Tafelfreuden gehuldigt. Wir zu unserer Zeit, nicht viel mehr als sechs- oder siebzehnhundert Jahre nachher, pflegten auf Stühlen, am besten mit bequemen Lehnen, ein rundes Stündchen zu sitzen, wenn ein Diner serviert wurde. Diese hier standen. Da sie jedoch einen zarten, wenn auch lieblichen Körperbau besaßen, wären sie bei einem unserer normalen gesellschaftlichen Mähler glatt zusammengebrochen, ehe noch das runde Stündchen um war. Es mußte daher alles flink und flott gehen, um die verfeinerten Glieder der jüngsten Menschheit, die zugleich die zuhöchst gealterte war, nicht zu überlasten. Die antike Todsünde der Völlerei hatte ja schon in meinen Tagen der salatessenden Magerkeitsfanatiker auszusterben begonnen. Zuerst liegen beim Essen, dann sitzen, und endlich stehen, das nenne ich eine Klimax der Aufrichtung.
Wir umgaben also in einem Kreis das abstrakte Kunstwerk, das die Aufgabe zu haben schien, die Augen und die Seelen zu erfreuen, während der Körper die Speisen genoß. (Man wird aber sogleich sehen, wie veraltet ich dachte, wenn ich meinte, daß nur der Körper die Speisen genoß und im Gegensatz dazu Augen und Seele eine ästhetische Korrektur brauchten.) Es wurde eine Tischordnung innegehalten, ohne daß es einen Tisch gab. Die übliche Tischordnung übrigens. Der Ehrenplatz zur rechten Hand der Hausfrau und Brautmutter Io-Rasa wurde mir, dem exotischen Gaste, zugewiesen. Zu meiner rechten Hand stand eine Dame in unverwüstlicher Jugendschöne, welche man „die Ahnfrau“ nannte und mit ausgesprochener Ehrfurcht allseits behandelte. Es war die Ururgroßmutter des Hausherrn und Brautvaters Io-Fagòr, nun bald an der Grenze des Lebens angelangt. — Die lange Lebensdauer brachte es mit sich, daß oft fünf und sechs Generationen nebeneinander blühten und gediehen. Der Bibelkenner, der die Geschlechtsregister bis zur Sintflut im Gedächtnis hat, wird sich darob nicht verwundern oder gar Ärgernis nehmen. Die geringere Menschenzahl und das längere Leben standen auch jetzt und hier in einem schlüssigen Verhältnis, das am Alten Testament jederzeit nachgeprüft werden kann. — Älter als die Ahnfrau rechter Hand war rund um diese nicht vorhandene Tafel vielleicht nur noch der Wortführer, der lebhafteste und quickest beredte Mann. Ja, diese Junggesellen, die recht eigentlich ein parasitäres Dasein führten, verdienten sich ihren Unterschlupf durch Witz, Vielwissen, Erzählerlust, Unterhaltsamkeit und kavaliersmäßig umständliche Galanterie, wodurch sie jeden Historiker teils an die Sykophanten Athens, teils an die Abbés des ein wenig späteren achtzehnten Jahrhunderts gemahnen sollten, die ja allesamt auch nur Outsider und Mitesser der Gesellschaft gewesen sind. Ich, weiß Gott, war leider kein Historiker noch sonst ein gelehrter Kopf und bedauerte die vielen hundert Schulstunden, die ich, fauler als B.H., geschwänzt hatte, um, von Lebensneugier besessen, durch die alten Straßen unserer Heimatstadt zu flanieren und in kleinen Wirtshäusern Bier zu trinken und Billard zu spielen. Wie viel Fragen brannten mir nun auf der Zunge, die ich B.H. hätte zuflüstern mögen. Dieser stand aber am andern Ende des Kreisdurchmessers und wurde mir durch das abstrakte Kunstwerk verdeckt. Ich empfand es mehr als rücksichtslos, daß man einen zitierten Geist des Altertums zwischen zwei Tischdamen der Gegenwart placiert hatte, anstatt ihm seinen Mentor oder Vergil hilfreich zur Seite zu stellen.
Nach und nach hatte ich mich mit dem Phänomen der Lebensdauer abgefunden. Aber wie sollte ich mir erklären, daß diese Körper überhaupt nicht alterten und sich veränderten, nicht einmal an der Grenze des äußersten Greisentums? Die Ahnfrau neben mir hatte dieselben kleinen, festen Brüste wie irgendein junges Mädchen. War da eine unbekannte Begnadung der Natur im Spiel, unausdenkbar für frühere Zeitläufte, eine willensstarke Diät, von jung auf geübt, oder nur eine ganz und gar durchtriebene Kosmetik? Ich muß gestehen, diese Alterslosigkeit erfreute mich durchaus nicht, sie erschreckte mich, sie bedrückte mich, sie war mir unheimlich wie ein verborgener Frevel, wie der Ausfluß einer ungeheuerlichen, höchstgezüchteten Sündhaftigkeit, die mit zielbewußt härtestem Egoismus das wahre, dichtgefügte Leben für ein endloses Scheinleben preisgab. Die Ahnfrau duftete wundervoll nach einem ganz leisen Wohlgeruch ihres Fleisches. Dennoch vermied ich es, sie anzusehen. Ich drehte und wendete mich hilfesuchend, um B.H.s Gesicht ins Blickfeld zu bekommen.
Es gelang mir nicht, denn Io-Rasa, die Hausfrau, reichte mir einen Becher aus dickem Kristall. Das Mahl hatte begonnen. Es bestand aus sechs Gängen, von denen jeder in andersfarbigem und andersgeformtem Kristall gereicht wurde, dessen Hohlraum nicht viel größer war als der eines Eierbechers. Man merkt somit bereits, daß die Speisenfolge aus einer Reihe von Getränken bestand, aus drei sehr heißen und drei eiskalten. Die heißen hellrosa, ziegelfarben und bouillonbraun, die eiskalten pistaziengrün, safrangelb und cremeweiß. Dieses flüssige Menü half mir über eine verlegene Angst hinweg, die mich die ganze Zeit bedrängt hatte, daß ich nämlich mit unbekanntem Bestecke werde hantieren müssen. Dennoch sah ich den Leuten getreu auf den Mund. Sie nippten mit prüfenden, winzigen Schlücklein vom Becherrand, sehr nachdenklich, sehr träumerisch und schweigsam. So schlückerte ich denn auf dieselbe Weise das Gebotene.
Mit einiger Phantasie hätte ich schon vor dem Mahle folgern müssen, daß die feste Nahrung dem Menschengeschlechte längst abhandengekommen sei. Die bloße Vorstellung, sich vom toten Fleische zu nähren, hätte in meinen Gastfreunden wahrscheinlich ein krasseres Grauen erweckt als in mir die Vorstellung, ein Menschensteak mit Zuhilfenahme von Worcestersauce verschlingen zu müssen. Ihr Grauen aber schien sich nicht nur auf Fleisch zu beschränken, sondern ebenso auf Pflanzennahrung zu erstrecken, auf den Genuß jeder kreatürlichen, jeder geschaffenen Form und darüberhinaus sogar auf das Verzehren künstlich hergestellter Formen, als da sind Kuchen, Backwerk, Torten und so weiter. Wie weit bei dieser radikalen Entwicklung der Ernährungsgeschichte die Notwendigkeit mitwirkte, die Zähne zu schonen, konnte ich nicht erforschen. Ich wußte jedoch, daß nächst den Haaren der Abnutzungskoeffizient einer hochgereiften Natur am meisten die Zähne gefährdete. Immerhin, die Zähne, die ich sah, blitzten vor Schmelz und waren gewiß nicht künstlich. Man genoß somit nichts anderes als drei salzig-suppige, zwei fruchthaft-klare Gänge und zum Abschluß einen milchigdicklichen Trank, dies alles in den denkbar kleinsten Portionen. Nicht sofort verstand ich, warum diese Portionen so klein sein mußten. Ich gestehe, es war für mich anfangs überhaupt ein ziemlich unverständliches Essen, nein, Trinken, nein, Nippen oder Naschen.
Ich habe vorhin das altmodische und affektierte Wörtchen „schlückern“ gebraucht, wahrscheinlich, um damit mein Mißtrauen auszudrücken, daß die dargereichten Säftchen, die man beinahe nur tropfenweise schluckte, ihren Mann ernähren könnten, und sei er auch nur ein stattlicher Revenant wie ich. Bald jedoch sollte ich eines besseren belehrt werden. — Alles Essen, das wir zu uns nehmen, hat eine zwiefache Bedeutung. Es führt erstens unserm Geschmackssinn ein Erlebnis zu, und es befriedigt zweitens das Verlangen des Körpers nach Kalorien. Das Geschmackserlebnis hat es nur mit der Substanz einer Speise zu tun, die Befriedigung des Verlangens nur mit der Materie derselben Speise. Es besteht ein unzweifelhafter philosophischer Unterschied zwischen Substanz und Materie, denn die Materie ist nichts als Materie, die Substanz aber ist gestaltete Materie, Materie zur Potenz einer Wesensidee erhoben. Um ein Beispiel anzuführen: das Wasser ist Materie, das Meer ist Substanz. Einst — ich spreche von der Zeit vor meinem längst verschollenen Tode ―, einst übertraf die bei uns bei Tisch servierte Materie bei weitem die Substanz, das heißt, man mußte eine ganze Menge Fleisch essen, um das Geschmackserlebnis eines gebratenen Rehrückens durchgenießen zu können. Dieses Verhältnis hatte sich in der abgelaufenen Zeit aufs wundersamste umgekehrt. Es wurde uns hier ein Maximum von Substanz in einem Minimum von Materie serviert. Und weil bereits vom Meere die Rede ging, so muß ich es verkünden, daß der zweite Gang, jenes ziegelrote Süppchen im dicken Kristall, das Meer an sich war. Wohl richtig, auch zu meiner Zeit hatte ich vom Meere, von der Wesensidee des Meeres so manchen Bissen und Schluck verkostet. Was sind schließlich ein Dutzend Whitestable Austern, mit dem richtigen Chablis dazu, anderes als die Substanz „Meer“? Enger noch, die Wesensidee „Nordsee“? Und das Scherenfleisch eines Helgoländer Hummers mit seiner impertinent äquivoken Süßigkeit, die sich erst im Nachgeschmack ganz preisgibt? Und die billigen Portuguèses, Oursins, Violettes, die man an den Straßenecken aller südfranzösischen Häfen den ganzen lieben Tag lang feilbietet? Sind sie mit ihrem Algen- und Tangduft nicht das personifizierte Mittelmeer, diese ordinären Portuguèses? Und eine Bisque d’Hommard bei Prunier in Paris? Und eine Bouillabaisse in einem Fischerdorf zwischen Marseille und Toulon? Und eine Grancevola, eine Meerspinne, in einer venezianischen Taverne, mit ein wenig Essig und Öl und Pfeffer verabfolgt? Sie ist nicht nur Meer und Mittelmeer, sie ist eine noch näher bestimmte Substanz, die Adria. — Und doch, in den wenigen Tropfen des ziegelroten Saftes genoß ich das alles zusammen und auf einmal, und zwar auf eine schwerelose und gar nicht beschreibbare Art. Jeder der sechs Gänge entfaltete sich so zu einer geistigen Einverleibung, zu einer erkennenden Einversinnlichung bedeutsamer Substanzen kraft des Geschmackes. Man nahm ein Schlückchen zu sich, zwei, drei Tropfen. Diese Tropfen zergingen auf der Zunge und verbreiteten ihre Wärme oder Kälte, je nachdem, durch den ganzen Organismus wohlig bis in die Finger- und in die Zehenspitzen. Jetzt wurde es mir auch klar, warum man beim Essen stand, nämlich um dem Lustbehagen leichtere Möglichkeit zu geben, sich den feinsten und fernsten Nervenenden mitzuteilen. Zugleich aber mit der physischen Lust durchdrangen die angenehmsten Vorstellungs- und Bilderreihen den Geist, so daß ich wie alle andern Teilnehmer allgemach jedem einzelnen Tropfen dieses wahrhaft mentalen Mahls nachhing, nachsann, nachträumte. Zu meiner Zeit hatten allein die Hochmusikalischen mit ähnlicher Einversinnlichung etwa einer Orchesteraufführung von Debussys „La Mer“ beigewohnt, mit welcher derzeit ein Diner eingenommen wurde.
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