Eine Publikation des
Impulse Theater Festival
www.impulsefestival.de
Herausgegeben von
Haiko Pfost, Wilma Renfordt, Falk Schreiber für das NRW KULTURsekretariat
Gestaltung: sensomatic
Korrektorat: Katharina Sacken (Deutsch), David Tushingham (Englisch)
Vertrieb im Buchhandel:
Alexander Verlag Berlin, Fredericiastraße 8, 14050 Berlin
www.alexander-verlag.com
© 2020 bei den Autor*innen und Fotograf*innen,
NRW KULTURsekretariat, Alexander Verlag Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
Jede Form der Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.
ISBN 978-3-89581-545-4 (eBook)
Gefördert durch:
LERNEN AUS DEM LOCKDOWN?
NACHDENKEN ÜBER FREIES THEATER
Impulse Theater Festival NRW KULTURsekretariat
VORWORT
Haiko Pfost, Wilma Renfordt, Falk Schreiber
ATEMPAUSE WO SICH DAS LEBEN BAHN BRICHT
Stefanie Wenner
ZEIGE DEINE WUNDE
Falk Schreiber
SHOWCASE IM SPLITSCREEN VIDEOBOTSCHAFTEN AN DIE DOMINANZKULTUR
Michael Annoff und Nuray Demir
WWW.WASSOLLDASTHEATERIMINTERNET.DE WAS MACHT EIN INKLUSIVES THEATERKOLLEKTIV IN PANDEMIEZEITEN? HOMEOFFICE?
Meine Damen und Herren
KRÄNK
Sahar Rahimi
CIRCLES OF RESILIENCE AN OBSERVATION ON WOUND TOPOGRAPHY AND POSSIBILITY
Diya Naidu
THE PLACE BETWEEN WALLS AN ACTOR’S INTEGRITY ON STAGE
Mbene Mbunga Mwambene
WENN ES MIT ANFASSEN IST ÜBER BERÜHRUNG UND ISOLATION
Sibylle Peters
ERST MAL AUSHALTEN VON DEN GEFAHREN DES THEATERS
Wilma Renfordt
FIKTIONEN EINES VERLETZLICHEN THEATERS WIE VERHÄLT SICH DAS THEATER ZU SEINEN BARRIEREN JENSEITS DER PANDEMIE?
Joy Kristin Kalu
THEATER DER VERWUNDBARKEIT
Boris Nikitin
VIRTUELLER RAUM ALS SCHUTZZONE
Yves Regenass
DIESE 7 EINFACHEN SÄTZE WERDEN DIR DABEI HELFEN, DAS THEATER ENDLICH INS INTERNET ZU BRINGEN
Arne Vogelgesang
WIR VERSAMMELN UNS IM DIGITALEN! WIE HAUPTSACHE FREI ALS ERSTES FESTIVAL INS NETZ UMZOG. UND WELCHE FALLEN DORT LAUERTEN
Julian Kamphausen und Susanne Schuster
JENSEITS DES ECHORAUMS DIGITALISIERUNG UND DIGITALITÄT ALS CHANCEN FÜR EIN THEATER NACH CORONA
Christian Esch
BIELEFELD! MÜNCHEN! NEW YORK! WÄHREND DER PANDEMIE GINGEN DIE THEATER INS NETZ. OHNE ZU WISSEN, WAS SIE DORT ERWARTEN WÜRDE
Falk Schreiber
DEMOKRATIE DER MITTEL KOMPONIEREN, LERNEN, ENTSCHEIDEN: ARBEITEN IM KOLLEKTIV ALS ECHTES ZUHAUSE
Swoosh Lieu
JETZT ERST RECHT FREUNDSCHAFT ALS KURATORISCHES PRINZIP HOFFNUNG
Felizitas Stilleke
EIN TOTENTANZ DIE KRISE VERDEUTLICHT DIE KLASSEN-VERWERFUNGEN UNSERER GESELLSCHAFT
Anja Quickert
ZEIGE DEINE KLASSE SOZIALE HERKUNFT UND FREIES THEATER
Daniela Dröscher
DIESE BESCHÄFTIGUNG DER PREIS DER WARENFÖRMIGKEIT: KÜNSTLERISCHE ARBEIT IM ZEITALTER DER ÖKONOMISIERUNG
Christine Peters
LERNEN, MIT EINEM VIRUS ZU LEBEN DARSTELLENDE KUNST IN DER (POST-)CORONA-GESELLSCHAFT
Jan Deck
SYSTEMIRRELEVANZ WAS MACHEN CORONA UND DIE PANDEMIEMASSNAHMEN MIT DER KUNSTFREIHEIT?
Nora Auerbach und Sonja Laaser
MOMENTE VON GLANZ UND NIEDERGANG ODER #TAKECARE FÜR EINE NEUE, ZUGÄNGLICHERE FÖRDERPRAXIS
Holger Bergmann
NACH DER RETTUNG EIN VORSCHLAG ZUR STÄRKUNG DES GEMEINWOHL-GEDANKENS IM KULTURBEREICH
Sebastian Linz
ÜBER GELD SPRECHEN HONORARE UND DIENSTVERHÄLTNISSE IN DEN FREIEN DARSTELLENDEN KÜNSTEN
Sara Ostertag
LOCK ME | LOCK MICH DIE KUNST UND ALTE ROUTINEN IM NEUEN ALLTAG
Jörg Albrecht
SCHWANKHALLE, BREMEN, 30. April 2020, Foto: Jürgen Petersen (Techniker), war im Haus, um die Saalbestuhlung unter Einhaltung der Abstandsregelung zu simulieren.
Haiko Pfost, Wilma Renfordt, Falk Schreiber
„Alles fühlte sich an wie nach einem Unfall“, schrieb Holger Bergmann, Geschäftsführer des Fonds Darstellende Künste, am 21. März 2020 in einem Facebook-Posting. Und so war es auch: Das Gewohnte war plötzlich zum Stillstand gekommen und bedroht. Eine Woche zuvor hatten die Theater des Landes angesichts der eskalierenden Corona-Pandemie sämtliche Vorstellungen abgesagt. Einen echten Lockdown gab es in Deutschland, Österreich und der Schweiz zwar nicht, wohl aber einen des Kulturlebens: Alle Bühnen, Konzertsäle, Ausstellungshäuser, Festivals waren durch die (insgesamt eher milden) Kontaktbeschränkungen zur Untätigkeit gezwungen. Und jetzt? Wie wollen wir nach der Krise weitermachen? Können wir aus diesen Erfahrungen lernen? Nicht nur als Gesellschaft, sondern auch als Freie Theatermacher*innen?
In den ersten Wochen des pandemiebedingten Ausnahmezustands waren die Medien voll mit Reflexionen und Statements zu dem, was die Krise an Veränderungen mit sich bringen könnte. Im August, kurz vor Drucklegung dieses Bandes, wirkt es eher so, als würde die Welt sich wie gewohnt weiterdrehen. Zu begrüßen ist das angesichts ihres Zustands nicht. Deshalb haben wir inmitten der Theater-Zwangspause Akteur*innnen der Freien Szene dazu eingeladen, in Texten und Fotos Momentaufnahmen aus einer Zeit festzuhalten, in der nichts mehr war wie gewohnt und die Frage unumgänglich wurde, wie es denn eigentlich weitergehen soll: politisch, ästhetisch, strukturell.
Die Beiträge blicken aus verschiedenen Perspektiven auf das Geschehen: Sie zeigen auf, dass vor dem Virus und auch sonst eben nicht alle gleich sind, sie fragen nach Solidarität, Ein- und Ausschlüssen. Sie behandeln die Verletzbarkeit des Körpers im Theater, die durch das Virus plötzlich offenbar wird, sie diskutieren den Status künstlerischer Existenz, deren Prekarität, so hat die Pandemie es gezeigt, ganz wesentlich von finanziellen wie sozialen Ressourcen bestimmt wird. Auf der ökonomischen Ebene fragen die Autor*innen, wie sich Kunstförderung, Honorarstrukturen und Gemeinwohl angesichts der veränderten Situation und auch darüber hinaus neu denken ließen. Und können wir das alles auch im Internet machen? Schließlich weitet sich der Blick auf die gesellschaftliche Ebene, mit Beiträgen zur Kunstfreiheit oder zur sozialen Bedeutung des Freien Theaters.
Eigentlich hatten die Impulse 2020 ihren 30. Geburtstag feiern wollen, u. a. mit einer Akademie zur Festivalgeschichte. Diese und viele andere Veranstaltungen mussten wegen der Kontaktbeschränkungen ins Folgejahr verschoben werden. Eine um den Großteil der Programmpunkte reduzierte Digitalversion des Festivals trat an die Stelle von Versammlung und Begegnung vor Ort in Köln, Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr. Die geplante Jubiläumspublikation wurde mitsamt der Akademie vorerst auf Eis gelegt. Und so ist dieser Band nicht zuletzt ein Dokument des Verlusts, einer Leerstelle. Diese Leerstelle gilt es auszuhalten, denn nur so kann sie uns ein Spiegel sein.
Haiko Pfost , geboren 1972 im Schwarzwald, ist für die Festival-Ausgaben 2018 bis 2023 künstlerischer Leiter des Impulse Theater Festival. Er ist gelernter Industriekaufmann und hat Theater- und Religionswissenschaft sowie Psychologie in Berlin studiert. Als Festivaldramaturg arbeitete er beim Festival Theaterformen, beim steirischen herbst, bei den Internationalen Schillertagen sowie als Mitglied der Programmjury des Festivals Politik im Freien Theater. Gemeinsam mit Thomas Frank gründete er 2007 brut — Koproduktionshaus Wien und leitete das Haus bis 2013.
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