„Nicht ganz“, erwiderte sie. „Ich meine, Thor – tja, du weißt schon. Wir haben nicht richtig zusammengewohnt. Nicht offiziell.“
„Warum zum Teufel denkst du, dass ich das weiß?“
„Redest du gar nicht mehr mit deiner Familie?“
„Nicht, wenn ich es vermeiden kann. Und wir sitzen ganz bestimmt nicht rum und tratschen über dich, falls du das gedacht hast. Glaub es oder nicht, du bist nicht das faszinierendste Thema.“
„Aber ich bin ein Schmuckstück, das reden kann. Was ist daran nicht faszinierend?“
Er war sich nicht sicher, ob er ein verschmitztes Funkeln in ihren Augen sah, ehe der Strom ausfiel.
„Fuck“, fluchte King und stand brüsk auf, um sich um das Feuer zu kümmern.
Effie hielt sich die Hände über die Ohren. „Lass es ruhiger angehen mit dem Stuhl-Kratzen, okay?“
King machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten. Sie hatten Glück, dass noch Tageslicht vorhanden war und dass er das vergangene Wochenende mit Holzhacken verbracht hatte. Nicht, dass es die Hütte brauchte.
Gerade außerhalb der Hintertür befand sich ein dauerhafter Feuerholzvorrat, der für ein Jahr reichen würde. Das war einer der „bürgerlichen“ Wesenszüge, den sich seine Mom zugestand. Sie konnte den Gedanken, nicht immer einen vollständigen Vorrat an Zünd- und Feuerholz zu haben, nicht ertragen.
Er spürte Effies Präsenz, als er die Flammen anfachte.
„Kannst du wegen dem Strom irgendetwas unternehmen?“, erkundigte sie sich.
„Nope. Tut mir leid, Prinzessin. Es sieht so aus, als wäre das Schloss, in das du geplatzt bist, nicht das schönste im Land.“
„King, hör auf.“ Für einen Augenblick hörte er die echte Effie. Die, die er kannte, die, die immer noch ein Teil von ihr war.
Er seufzte. „In Ordnung. Das Einzige, das wir tun können, ist, es uns gemütlich zu machen und es auszusitzen. Kannst du die Decken aus dem Schrank im Flur holen?“
Ein paar Sekunden, in denen sie nicht direkt neben ihm stand, waren alles, das er brauchte. Dann konnte er sich aus der Semi-Trance, in die sie ihn befördert hatte, reißen.
Aber so einfach war es nicht. Sie kam mit den Armen voller Woll- und Steppdecken zurück.
„Ich hab die mit den Daunenfedern nicht mitgenommen, ich bin allergisch“, erklärte sie. „Weißt du noch?“
„Was für ein Tierarzt ist allergisch auf Federn?“
„Äh, die Art, die sich nicht auf Vögel spezialisiert? Und ich bin eine Tierarzthelferin, keine Tierärztin.“
Als sie sich leicht bückte, um die Decken auf dem Sofa zu stapeln, hätte er schwören können, dass er alles sah. Und er konnte nicht sagen, ob das Absicht war oder nicht.
„Du, äh – du ziehst dich besser um, solange wir noch gutes natürliches Licht haben“, sagte er. „Wir können uns das Bett teilen, es ist groß genug.“
Er sah, wie sie sich sichtlich versteifte.
„Keine Sorge, ich werde nichts versuchen. So verführerisch bist du nun auch wieder nicht und ich werde den Teufel tun und auf diesem Sofa schlafen. Ich passe nicht einmal darauf.“
Sie kaute auf ihrer Lippe und schaute zu ihm. „Ich habe nichts zum Anziehen.“
„Was meinst du?“
„Ich – ich habe einfach wahllos irgendwelches Zeug gepackt, als ich gegangen bin. Ich habe aus irgendeinem Grund einen Bleistiftrock und ein Tank Top dabei. Das Zeug von gestern ist zu eklig.“
„Gottverdammt, Effie, geh… geh einfach in mein Schlafzimmer und nimm dir etwas. Da sind Pyjamahosen und T-Shirts.“
„Du hast nichts dagegen?“
„Nein, aber ich werde dich nicht anflehen.“
Sie ließ ein Stöhnen entweichen, aber machte auf dem Absatz kehrt und stapfte zu seinem Zimmer. Während er die Decken entfaltete, um ihre Lage einzuschätzen, registrierte er, dass da mehr Überwurfdecken als alles andere waren. Die richtigen Ersatzdecken waren alle aus Daunenfedern. Die einzige ausreichend große, angebrachte, nicht-Daunendecke in der ganzen gottverdammten Hütte befand sich in seinem Zimmer.
King wurde mit schneller schlagendem Herz klar, dass er vermutlich direkt neben ihr schlafen würde müssen.
Das ist okay, du bist okay , redete er sich ein.
Aber das war es nicht und er war es ganz bestimmt auch nicht.
Er hatte seit der Highschool nicht mehr neben Effie geschlafen und was sie getan hatten, war weit von Schlafen entfernt gewesen. Bei dem Gedanken schnitt er eine Grimasse.
Ein lauter Knall ertönte von der Tür. King sprang auf seine Füße und Effie lachte laut auf. Sie trug seine grüne Flanellpyjamahose, die an ihr so lang war, dass sie wie eine Strampelhose aussah. Sie versank in seinem alten, abgetragenen Grafik-T-Shirt aus der Highschool, auf dessen Vorderseite stolz das Schulmaskottchen prangte.
Effie hielt die Champagnerflasche hoch, die sie gerade entkorkt hatte.
„Schau, was ich gefunden hab“, verkündete sie. „Und ich kann übrigens nicht fassen, dass du immer noch dieses Shirt hast.“
„Ich bewahre hier die Sachen auf, bei denen es mir egal ist, ob ich sie vergesse oder verliere“, entgegnete er. Es war gemein und er bereute seine Worte, sobald sie seine Lippen verlassen hatten. Falls Effie verletzt war, verbarg sie es gut.
„Willst du trinken oder nicht?“, fragte sie, während sie es sich auf dem Sofa gemütlich machte. In einer Hand hielt sie zwei schlanke Champagnerflöten.
Während der ersten Runde wusste King nicht, wohin er schauen sollte. Er war dankbar für das Glas, für etwas, das seine Hände beschäftigte. Die Wolken verdichteten sich und verdunkelten die Hütte. Bei der zweiten Runde begannen sich die Bläschen auf ihn auszuwirken.
„Erinnerst du dich an das erste Mal, als wir Champagner getrunken haben?“, fragte er sie.
„Wir?“
„Yeah, wir haben es zusammen gemacht.“
„Prom?“, fragte sie. „Dein Senior Year?“
„Yeah. Verdammt, das war übles Zeug. Ich dachte, den ältesten aus dem Weinkeller – tatsächlich diesem Weinkeller – zu holen, würde bedeuten, dass es der beste ist. Ich habe mich geirrt.“
Effie ächzte. „Yeah und ich wollte einfach nur, dass du mich für knallhart hältst. Weißt du? Also hab ich das Zeug runtergewürgt. Ich meine, ich wusste es nicht besser. Ich dachte, dass es so schmecken sollte.“
King lachte. „Du wolltest, dass ich dich für knallhart halte? Effie, du warst in der FFA. Du warst stolz darauf, dass dein Meerschweinchen das blaue Band gewonnen hat und du hast die Lehrer immer um Zusatzaufgaben gebeten. Ein bisschen Champagnertrinken hätte dich auch nicht knallhart gemacht.“
„Tja, wenigstens hab ich es versucht“, sagte sie mit einem Lächeln, während sie ihr zweites Glas leertrank. „Mehr?“, fragte sie. „Ich meine, bei Champagner heißt es irgendwie alles oder nichts.“
„Klar. Was haben wir sonst zu tun. Also verrat mir, warum du wolltest, dass ich dich für cool halte. Wir waren zusammen, du musstest keine Show aufführen.“
Selbst in dem flackernden Licht des Feuers sah er sie erröten. „Ich… okay, das ist der Champagner, der da aus mir spricht. Okay? Und wir werden nie wieder darüber sprechen. Aber ich hatte immer das Gefühl, als wärst du, du weißt schon, außerhalb meiner Liga.“
„ Ich? “
„Still oder ich werde dir nichts mehr erzählen.“
„Sorry, ich kann es nur nicht glauben.“
Es stimmte. King hatte immer gedacht, dass es anders herum wäre. Er war derjenige, der das große Glück hatte, mit ihr zusammen zu sein.
„Tja, glaub es. Wow, vielleicht war diese ganze Macho Bad Boy Masche, die du in der Highschool am Laufen hattest, echt. Der Rebell ohne einen Grund. Vielleicht ist es auch jetzt wahr, wer weiß?“
„Da wir gerade ehrlich sind“, sagte er, während er sein drittes Glas in die Hand nahm, „verrat mir eines.“
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