Michael Meyen - Das Erbe sind wir

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Michael Meyen erzählt in diesem Buch drei Geschichten: die Geschichte der Journalistenausbildung in der DDR, die Geschichte der Kommunikationswissenschaft in der westlichen Welt und seine eigene Geschichte, die eng mit den ersten beiden Geschichten zusammenhängt. Der Autor ist 1988 nach Leipzig gekommen, um Parteijournalist zu werden, und hat erlebt, wie erst der Staat verschwand, in dem er aufgewachsen ist, dann die Sektion Journalistik und schließlich auch jede Erinnerung an die Menschen, die dort gelehrt haben. Damit ist zugleich ein Paradigma entsorgt worden, das Forschung und Berufspraxis verbunden hat und deshalb eine Antwort auf die Medienkrise der Gegenwart liefern könnte.

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Heute wird Hans Poerschke noch einmal in Leipzig gebraucht. Wer soll sonst sprechen, wenn es um den »Abriss des roten Klosters« geht, Untertitel: Wie die Leipziger Journalistenausbildung verwestlicht wurde . Es gibt niemanden, der Hans Poerschke auf diesem Podium ersetzen kann, auch Karl-Heinz Röhr nicht, anderthalb Jahre älter und trotzdem noch so fit, dass er dienstags zum Englischkurs ins Stadtzentrum fährt und hin und wieder sogar in die Red-Bull-Arena geht. Für das, was da geplant sei, schreibt Röhr eine Woche vorher, sei er »nicht der richtige Partner«. 1

Röhr, der in diesem Buch noch eine Rolle spielen wird, war wie Poerschke Professor an der Sektion Journalistik. Beide sind fast parallel durch das Leben gegangen, Röhr immer diese anderthalb Schritte voraus auf dem weiten Weg von ganz unten. »Ich stamme aus ganz ärmlichen Verhältnissen«, sagt er. »Ein echter Proletarier«. 2»Zu Hause gab es nicht einmal einen ordentlichen Stuhl«. 3Bei Hans Poerschke klingt das ähnlich (»im wörtlichen Sinne aus einfachsten Verhältnissen« 4), und auch sonst ist das mit der Parallele nicht einfach so dahingesagt. Die Mütter haben genäht, um die Familie durchzubringen, und die Väter waren nicht da, als die Jungs sie gebraucht hätten. Der eine, ein Schlosser im Braunkohlenwerk Borna, nahm sich 1936 das Leben, nachdem er arbeitslos geworden war und auch in Berlin nichts gefunden hatte, und der andere starb in jugoslawischer Gefangenschaft. Röhr wuchs bei einer Tante auf, einer Reinemachefrau in Borna, und Poerschke in einer »Laube in Friedrichsfelde«, ohne »Spielkameraden« und auch sonst so gut wie allein, da Mutter und Stiefvater in Schichten gearbeitet haben. 5Ohne die DDR, so lässt sich das zusammenfassen, wären Karl-Heinz Röhr und Hans Poerschke höchstwahrscheinlich nie an eine Universität gekommen und schon gar nicht auf eine Professur.

Trotzdem, schreibt Karl-Heinz Röhr. »In den entscheidenden Monaten« sei er ein Stück zu weit weg gewesen, in der Gewerkschaftsleitung der Universität, jenseits von »Lehre und Forschung«. Er habe »die diskriminierende Einladung zur Evaluierung« ausgeschlagen, »freiwillig gekündigt und Herrn Reimers mitgeteilt, dass wir auch eine akademische Ehre haben«. Karl Friedrich Reimers, Neugründer der Kommunikations- und Medienwissenschaft in Leipzig und wie Röhr 1935 geboren, ist an diesem Abend nicht da und doch sehr präsent. Er hat ein Interview mit sich führen lassen und das so breit wie möglich gestreut. 6Jeder soll wissen, dass der Titel dieser Veranstaltung ein Aberwitz ist und mindestens genauso unmöglich wie ein Podium ohne ihn. Ich werde den Text ein paar Wochen später im Büro in München finden und ihn sofort anrufen, weil Reimers für mich in gewisser Weise das ist, was die DDR für Karl-Heinz Röhr und Hans Poerschke war. Dazu gleich mehr.

Vorher ist noch zu erzählen, wo sich die Wege der beiden Leipziger Professoren getrennt haben. Karl-Heinz Röhr spricht von einem »Knick« in seiner Laufbahn, den niemand sieht, der die DDR nicht kennt. Ende der 1970er-Jahre war das, kurz nach der Habilitation, die damals Promotion B hieß und genau wie heute die Weichen stellte für die Berufung zum Professor. Röhr war ohnehin schon die Nummer 1 im Bereich journalistische Methodik, Emil Dusiska aber, der Sektionsdirektor, suchte jemanden, den er zum Parteisekretär machen konnte. Sein Argument: Du musst »erst Leitungserfahrung sammeln«, Genosse. Vermutlich wäre das auch ohne Argument gegangen. Wer sein Leben an die SED gebunden hatte wie Karl-Heinz Röhr, konnte bei so einem Vorschlag selbst dann nicht nein sagen, wenn er wusste, dass aus dem Direktor nicht die herrschende Klasse sprach, sondern nur der sehr persönliche Wunsch, einen Posten so schnell wie möglich zu besetzen.

Röhr wurde dann doch noch ordentlicher Professor, 1989, kurz vor Toresschluss, der »Knick« aber, das zeigte sich wenig später, hat ihn mehr gekostet als ein Jahrzehnt Funktionärsumleitung. Seine Fahrt war von einem Tag auf den anderen zu Ende, mit Mitte 50, in dem Alter, in dem ich jetzt bin und in dem ich fest damit rechne, dass das ›große Buch‹ noch kommt. Karl-Heinz Röhr ist damals zu den Klinkenputzern gewechselt. Anzeigenakquise, in einer Agentur, die einem seiner Studenten gehörte, und in einem Gebiet, in dem es nur Treuhandfirmen gab und damit so gut wie niemanden, der Geld für Werbung hatte. Er hat das eine Weile versucht und dann nach dem Strohhalm Frühverrentung gegriffen. Wer älter als 55 war, konnte bis Ende 1992 Altersübergangsgeld beantragen, 65 Prozent vom letzten Nettolohn. Ein Massenschicksal. Gut eine Million Fälle standen Anfang 1993 in der Statistik, 7eine Zahl, die viel größer ist als das, was wir uns normalerweise vorstellen können. Dass es an der Universität keinen Platz mehr für ihn geben würde, habe er »sofort« gewusst, sagt Karl-Heinz Röhr. »Ich war ja mal Parteisekretär. Das war ein Makel. Ich hätte bei der Evaluierung keine Chance gehabt. Die Westkollegen wären erschrocken«. 8

Hans Poerschke ist schon 1983 ordentlicher Professor geworden, ganz regulär, ein Jahr nach der Promotion B. Heute Abend wird er berichten, dass er »ein Anhänger Lenins« gewesen ist und dabei in Leipzig »als eine Art Papst« galt, »zu Unrecht freilich«. 9Auch darüber ist gleich noch zu sprechen. »In den entscheidenden Monaten«, in denen Karl-Heinz Röhr schon auf dem Abstellgleis steht, fährt Hans Poerschke ins Rampenlicht. Ein bisschen wird er auch geschoben, von Studenten wie mir, die im Oktober 1990 nur ihm das Vertrauen aussprechen und damit Günter Raue und Klaus Preisigke, seine beiden Kollegen im Direktorium, zum Rücktritt zwingen. Poerschke ist am 21. Dezember 1990 bei Wissenschaftsminister Hans Joachim Meyer in Dresden, um gegen die Abwicklung der Sektion Journalistik zu protestieren, organisiert dann das Lehrprogramm, als der Minister seinen Beschluss zurückzieht, und ist schon deshalb für Karl Friedrich Reimers, den neuen starken Mann aus München, der wichtigste Ansprechpartner.

Reimers wird mir ein paar Wochen später am Telefon von ihren gemeinsamen Spaziergängen durch Leipzig erzählen, von einer Attacke der Bild- Zeitung (Tenor: Münchner Professor rettet den roten Poerschke) und davon, wie er bei Minister Meyer und Ministerpräsident Kurt Biedenkopf ein Jahr ›Sabbatical‹ für Hans Poerschke erkämpft hat. Das sei eine Frage des »Anstands« gewesen und eine »Charakterfrage«, sagt Reimers. Poerschke habe Zeit gebraucht, auch in der Bibliothek, »um sich mit seiner Linie entfalten zu können«. Der Ministerpräsident, der in meinem Ohr fast zu einem alten Kumpel von Reimers schrumpft, habe das zwar für »Luxus« gehalten und der Minister für etwas, das er, der Katholik Hans Joachim Meyer, in der Poerschke-DDR nie bekommen hätte, am Ende aber sei ihm, Reimers, dieser Wunsch vom »Imperium« Biedenkopf-Meyer gewährt worden, als »persönliches Entgegenkommen«. 10

Von Bayern aus gesehen ist das alles ganz einfach, immer noch. Hans Poerschke hat da eine große Chance gehabt, auf dem Silbertablett serviert sozusagen von einem verständnisvollen und einfühlsamen Bruder aus dem Westen, gegen den Widerstand der Machtmenschen, die jetzt das Kommando hatten, und er hat diese Chance nicht genutzt, genau wie Bernd Okun, noch so ein Liebling meiner Studentengeneration. Poerschke wird heute Abend sagen, dass ihm damals »die Gelassenheit« gefehlt habe, »die man braucht, um Abstand zu finden«. Er habe zwar »nie wieder so viel gelesen wie in diesem Jahr«, aber »ich wollte mich nicht einfach auf den Schoß von Onkel Niklas setzen oder von Onkel Jürgen oder von Onkel Karl«. Luhmann, Habermas, Popper. »Die waren ja frisch im Angebot, und die Studenten waren zum guten Teil begeistert. Ich habe gemerkt, dass ich dort keine Erklärung finde, die für mich akzeptabel ist. Damit hatte sich jeder Wunsch erledigt, weiterzumachen als wäre nichts gewesen. Ich habe mich nicht beworben aus gutem Grund«. 11

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