Im Jahre 2003 erschien eine Studie von J.F. Eichner und Mitautoren 41, zu denen auch Prof. Hans-Joachim Schellnhuber gehörte, mediennaher ehemaliger Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), ehemaliger Direktor des W issenschaftlichen Beirats der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen (WGBU 42)“ und Klimaberater der Kanzlerin Angela Merkel. In dieser Studie wurden 95 weltweit verstreute Temperaturreihen analysiert, deren Längen sich von etwa 50 bis weit über 100 Jahre erstrecken. Bemerkenswertes Ergebnis dieser Studie ist, dass mit Ausnahme von drei hohen Bergspitzen keine Anzeichen einer globalen Erwärmunggefunden wurden! Im Wortlaut heißt es in dieser Arbeit: „ In the vast majority of stations we did not see indications for a global warming of the atmosphere. Exceptions are mountain stations in the Alps [Zugspitze (D), Säntis (CH), and Sonnblick (A), where urban warming can be excluded “. Im Jahre 2011 schließlich erschienen zwei weitere Publikationen, in denen weit mehr Stationen als in Schellnhubers Arbeit vom Jahre 2003 untersucht wurden. In der ersten Veröffentlichung, die der Buchautor und Mitautoren zeichneten 43, waren es rund 2500 Stationen, in der zweiten Publikation der US-Universität Berkeley gar über 30.000, davon aber viele nur wenige Jahrzehnte lang 44. Beide Studien weisen etwa die gleichen Ergebnisse aus – kommen aber zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen. Insbesondere stellte sich heraus, dass in einem Viertel aller Stationen weltweitüber das 20. Jahrhundert eine Temperaturabnahmeund kein Anstieg stattfand. Hieraus auf eine globale und maßgebende Erwärmungswirkung des anthropogenen CO 2zu schließen, ist daher zumindest fragwürdig.
Bild 3, oben:
Land-Ozean-Temperatur-Index, bezogen auf den Juli-Mittelwert zwischen 1951–1980 mit Erwärmungszonen (rot) und Abkühlungszonen (weiß bis blau), Bildquelle 45 . Unten: Bipolare Meeresschaukel, Arktistemperatur (blau), Antarktistemperatur (rot), Bildquelle. 45
Die Schlussfogerung der mit den Messungen gewonnenen Resultate ist, dass eine vermutete Erwärmungswirkung des anthropogenen CO 2allenfalls nur unbedeutend klein sein kann. Zumindest kann man diese Erwärmungswirkung bis heute nicht vom natürlichen Temperaturrauschen unterscheiden. Oben in Bild 3 ist der Trend von bodennahen Mitteltemperaturen zwischen 1979 und 2005 zu sehen. Für den Widerspruch zwischen Erwärmungs- und Abkühlungsgebieten gibt es noch keine allgemein akzeptierte Erklärung. Darüber hinaus ist dieser Trend auch nicht fest, sondern ändert sich mit der Zeit und kehrt sich in etwa 70 Jahren komplett um. In der Fachwissenschaft wird von einer „bipolar seesaw“ (bipolaren Meeresschaukel) gesprochen 46, diesen Effekt zeigt Bild 3 unten.
Die geringfügigen Klimaänderungen des 20. Jahrhunderts haben sich zwar ungleichmäßig in unterschiedlichen Breiten ausgewirkt, man sollte aber erwarten, dass sich eine homogen höhere CO 2-Konzentration auf der Erde infolge anthropogener CO 2-Emissionen gleichmäßig in Richtung Erwärmung bemerkbar macht. Der weltbekannte US-Klimaforscher Richard S. Lindzen verwendete hierfür den Begriff „gross forcing“. Weil es im 20. Jahrhundert auf der Erde überwiegend wärmer, in einigen Zonen aber auch kälter wurde, ist dies, wie schon erwähnt, ein starker Hinweis auf einen unmaßgeblichen Einfluss des anthropogenen CO 2. Als Spekulationen über die Ursache der stärkeren Erwärmung am Nordpol können mögliche Klimafolgen des nordpolaren Flugverkehrs genannt werden, der sich vorwiegend auf der Nordhemisphäre abspielt, aber auch die deutlich höhere Landkonzentration auf der Nordalbkugel. Viele Flugrouten überqueren den Nordpol, und infolgedessen werden dort durch Kerosinverbrennung erhebliche Mengen Wasser, aber auch Schwefel-Aerosole in der trockenen arktischen Atmosphäre erzeugt. Die aus Bild 3 hervorgehende Datenlage verdeutlicht jedenfalls, dass wir schon bei dem als sicher vermuteten Vorgang der „globalen Erwärmung“ mit Fakten konfrontiert werden, die den gängigen Vorstellungen nicht entsprechen. Dies ist für so gut wie alle Klimafragen typisch. Stets gibt es große Unsicherheiten, Widersprüche und Unkenntnisse. Wir werden noch mehr davon im Verlauf des Buchs kennenlernen.
Kommen wir nun zum Zeitpunkt der Industrialisierung um 1850. Ab diesem Jahr bis heute gab es ein stetiges Auf und Ab innerhalb eines ansonsten leicht ansteigenden Trends. Temperatur- und CO 2-Verlauf ist in Bild 4 gezeigt, von 1850 bis 2018 in Gestalt der HADCRUT4-Temperaturkurve des britischen Climate Research Unit (CRU) sowie von 1979 bis 2018 zusätzlich als Satellitenmessungen. Schließlich ist auch noch die CO 2-Konzentration angegeben. Die Temperaturkurven sind Anomalien, die CO 2-Konzentrationen Realwerte. Bei einer „Anomalie“ werden die Werte einer Zeitreihe als Abstände zu einem willkürlich gewählten „Nullwert“ angegeben. Zu jeder Anomalie gehört die Angabe dieses zugehörigen Nullwertes. Oft wird als Nullwert der Anomalie der reale Mittelwert der Reihe verwendet. Generell werden viele Abbildungen im Bereich der Klimaforschung als Anomalien angegeben.
Die Temperatursteigerungen in Bild 4 ab etwa 1910 werden von den Klimawarnern stets als Beleg für ihre Befürchtungen angeführt. Sie „vergessen“ dabei zu erwähnen, dass um 1850 die „kleine Eiszeit“ zu Ende ging. Danach musste es mit der Temperatur zwangsweise wieder aufwärts gehen, denn sonst würden wir immer noch in dieser ungewöhnlich kalten Zeitperiode verharren. Die Temperatur in Bild 4 zeigt ab 1850 bis 1910 noch einen leichten Temperaturrückgang, der sich danach in einen kräftigen Anstiegt bis 1935 verwandelt. Nach dem sehr warmen Jahr 1935 geht es mit den globalen Mitteltemperaturen bis Mitte der 1970er Jahre wieder bergab. Danach beginnt wiederum ein Erwärmungstrend, der gemäß den verlässlicheren Satellitendaten um 1998 endet und danach in ein Plateau etwa gleichbleibender Temperatur bis zum heutigen Tage mündet. Die Zeitspanne von 1998 bis heute wird als „Hiatus“ bezeichnet, wobei die beiden auffälligen Peaks 1998 und 2016 starke El Niño Ereignisse 193waren. Der in Bild 4 gezeigte CO 2-Verlauf zeigt über 43 Jahre von 1975 bis 2018 eine gute Korrelation mit HADCRUT4. Diese beschränkt allerdings auf nur noch 23 Jahre von 1975 bis 1998, wenn man ab 1998 nicht mehr HADCRUT4, sondern die verlässlicheren Satellitenwerte verwendet. Von den Klimawarnern wird der Temperaturverlauf ab 1975 als wichtigste Stütze der CO 2-Hypothese einer menschgemachten Erwärmung angesehen.
HADCRUT4 weist die folgenden ernsthaften Widersprüche auf:
1 Die fehlende Übereinstimmung von HADCRUT4 und den Satellitendaten ab 1998. Im Jahre 2008 beträgt der Unterschied sogar 0,3 °C. Die Ballonmessungen (s. Bild 19 unter 2.5.4) bestätigen die Satellitendaten. Daher ist HADRUT4 zumindest ab 1979 wahrscheinlich falsch!
2 Widerspruch von HADCRUT4 zu den Angaben von Phil Jones und Mitautoren sowie von J. von Hann: Es geht hier um den Zeitraum von 1908 bis 2000 sowie um reale Temperaturen und keine Anomalien. Für die globale bodennahe Temperatur von 1961 bis 1990 geben die Klimaforscher Phil Jones und Mitautoren in einer 1999 von den Reviews of Geophysics der geophysikalischen Union (USA) veröffentlichten Studie den Wert 14 °C an47. Ab hier geht es gemäß den Satellitendaten in Bild 4 nur noch um etwa 0,4 °C herauf bis heute, so dass die aktuelle globale Mitteltemperatur 14 + 0,4 = 14,4 °C beträgt. Prof. Julius von Hann48, Vater der modernen Klimaforschung, gab in seinem 5. Handbuch für Klimatologie für das Jahr 1908 als globales Temperaturmittel eben diesen Temperaturwert von 14,4 °C an. Er verfügte damals über Temperaturdaten, die noch nicht durch industrielle Wärmequellen oder den UHI-Effekt119 verfälscht waren. Gemäß Julius von Hann und der Publikation von P. Jones et al. gab es von 1908 (oder sogar 1850) bis heute, keine globale Erwärmung!320
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