Robert McKee, Dialog
Robert McKee (geb. 1941 in Detroit) bietet, neben seiner Tätigkeit als Berater in Hollywood, Workshops für Drehbuch- und Romanautoren, Lyriker und Dramatiker, Dokumentarfilmer, Produzenten und Regisseure in der ganzen Welt an. Seine Schüler gewannen über 60 Oscars, 200 Emmys und viele weitere bedeutende Preise. McKee wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet.
Robert McKee
Wie man seinen Figuren eine Stimme gibt Ein Handbuch für Autoren
Aus dem Amerikanischen
von Tanja Handels
Die Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel Dialogue, The Art of Verbal Action for Page, Stage, Screen bei Hachette New York, USA. All Rights Reserved. © Two Arts, Inc. 2016
Deutsche Erstausgabe
© by Alexander Verlag Berlin 2018
Alexander Wewerka, Fredericiastr. 8, D-14050 Berlin
www.alexander-verlag.com| info@alexander-verlag.com
Redaktion/Lektorat: Christin Heinrichs-Lauer
Dank an Ellinor Greinus und Anke Geidel
Satz und Layout: Antje Wewerka
Umschlag: Antje Wewerka
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN 978-3-89581-482-2 (eBook)
Für Mia Wenn sie spricht, lauscht mein Herz
Dank DANK Jeder Autor braucht seinen Zirkel aus Vertrauten, die erste Entwürfe lesen, erkenntnisreiche Anmerkungen machen und nicht zulassen, dass Freundschaft die Kritik entschärft. Ich bin Carol Tambor, Bassim El-Wakil, James McCabe, Joel Bernstein, Paul McKee, Mia Kim, Marcia Friedman, Steven Pressfield und Patrick McGrath zu großem Dank verpflichtet.
Vorwort: Lob des Dialogs Einführung
TEIL I: DIE KUNST DES DIALOGS
Kapitel 1: Ausführliche Definition des Dialogbegriffs
Dramatischer Dialog
Narrativer Dialog
Dialog in den wichtigsten Medien
Dialog auf der Bühne
Dialog auf Leinwand und Bildschirm
Dialog im Buch
Indirekter Dialog
Kapitel 2: Die drei Funktionen von Dialogen
Exposition
Charakterisierung
Aktion
Kapitel 3: Ausdruck I: Inhalt
Das Gesagte
Das Ungesagte
Das Unsagbare
Aktion vs. Aktivität
Text und Subtext
Kapitel 4: Ausdruck II: Form
Der Konflikt-Komplex
Dialog auf der Bühne
Dialog im Film
Dialog im Fernsehen
Dialog in der Prosa
Kapitel 5: Ausdruck III: Technik
Bildhafte Sprache
Nonverbale Sprache
Misch-Techniken
Zeilen-Design
Ökonomie
Die Pause
Plädoyer für das Schweigen
TEIL II: FEHLER UND IHRE BEHEBUNG
Einführung: Sechs Aufgaben des Dialogs
Kapitel 6: Glaubwürdigkeitsfehler
Unglaubwürdigkeit
Leeres Sprechen
Übertrieben emotionales Sprechen
Überinformiertes Sprechen
Übertrieben reflektiertes Sprechen
Ausreden anstelle von Motivation
Melodrama
Kapitel 7: Sprach-Fehler
Klischees
Figurenneutrale Sprache
Prahlerische Sprache
Öde Sprache
Lieber konkret als abstrakt
Lieber vertraut als exotisch
Lieber kurze als lange Wörter
Lieber direkte Sätze als ausladende Formulierungen
Lieber eine aktive als eine passive Stimme
Lieber kurze als lange Äußerungen
Lieber ausdrucksvolle als nachgeahmte Sprache
Weg mit dem Ballast!
Kapitel 8: Inhaltliche Fehler
Überexplizites Schreiben (Writing on-the-nose)
Der monologische Trugschluss
Der Duolog
Der Trialog
Kapitel 9: Design-Fehler
Wiederholung
Missglückte Textzeilen
Missglückte Szenen
Zersplitterte Szenen
Die Paraphrase-Falle
TEIL III: DIALOGENTWICKLUNG
Kapitel 10: Figurenspezifischer Dialog
Die beiden Talente
Vokabular und Charakterisierung
Das Prinzip der kreativen Beschränkung
Ausdrucksweise und Charakterisierung
Das Prinzip des figurenspezifischen Dialogs
Kultur und Charakterisierung
Kapitel 11: Vier Fallstudien
Julius Cäsar
Out of Sight
30 Rock
Sideways
TEIL IV: DIALOG-DESIGN
Kapitel 12: Story | Szene | Dialog
Das auslösende Ereignis
Story-Werte
Der Wunsch-Komplex
Antagonistische Kräfte
Aktions-Rückgrat
Weiterentwicklung der Story
Wendepunkte
Weiterentwicklung der Szene
Der Beat
Fünf Verhaltensschritte
Einführung zu den sieben Fallstudien
Kapitel 13: Ausgewogener Konflikt (Die Sopranos)
Kapitel 14: Komischer Konflikt
Frasier
Technik komischer Dialoge
Kapitel 15: Asymmetrischer Konflikt (Eine Rosine in der Sonne)
Kapitel 16: Indirekter Konflikt (Der große Gatsby)
Dialog vs. Beschreibung in Prosatexten
Wendepunkt/Höhepunkt der Szene
Kapitel 17: Reflexiver Konflikt
Einführung ins Ich
Reflexiver Konflikt
Fräulein Else
Das Museum der Unschuld
Kapitel 18: Minimalkonflikt
Einleitung: Das Gleichgewicht von Text und Subtext
Lost in Translation
Kapitel 19: Das Handwerk meistern
Zuhören
Figurales Schreiben
Schlüsselfragen
Zum Abschluss
Anmerkungen
Register
Jeder Autor braucht seinen Zirkel aus Vertrauten, die erste Entwürfe lesen, erkenntnisreiche Anmerkungen machen und nicht zulassen, dass Freundschaft die Kritik entschärft. Ich bin Carol Tambor, Bassim El-Wakil, James McCabe, Joel Bernstein, Paul McKee, Mia Kim, Marcia Friedman, Steven Pressfield und Patrick McGrath zu großem Dank verpflichtet.
Wir sprechen.
Mehr als jede andere Eigenschaft ist das Sprechen Ausdruck unserer Menschlichkeit. Wir flüstern mit unseren Liebsten, verfluchen unsere Feinde, streiten mit dem Klempner, loben den Hund, schwören beim Grab unserer Mutter. Zwischenmenschliche Beziehungen sind im Grunde nichts als endlose Gespräche über, um und aufgrund von Verwicklungen, die uns den Alltag erhellen oder vergällen. Direkte Gespräche mit Verwandten und Freunden können sich über Jahrzehnte erstrecken, während Selbstgespräche ohnehin nie abreißen: Ein schuldgeplagtes Gewissen schimpft auf die gewissenlosen Wünsche, die Dummheit macht sich über die Weisheit lustig, die Hoffnung tröstet die Verzweiflung, die Spontaneität verspottet die Vorsicht, und der Geist amüsiert sich darüber, wie die inneren Stimmen unseres besten und schlimmsten Ichs bis zum letzten Atemzug miteinander streiten.
Im Lauf der Jahrzehnte kann so ein dauerhafter Redefluss den Worten ihre Bedeutung nehmen, und wenn die Bedeutung weggeschwemmt wird, verflacht unser Dasein. Aber was die Zeit verwässert, das verdichtet die Story.
Autoren *bündeln Bedeutung, indem sie zunächst das Banale, das Kleinteilige, die ständigen Wiederholungen des Alltagsgeredes beseitigen. Anschließend bauen sie ihre Erzählungen auf eine Krise komplexer, konfliktreicher Wünsche hin auf. Unter Druck füllen sich Worte mit Assoziationen und Nuancen. Die Äußerungen einer Figur im Angesicht eines Konflikts verströmen die Bedeutung, die sich hinter ihren Worten verbirgt. Ein ausdrucksvoller Dialog bekommt eine Durchlässigkeit, die es Lesern wie Zuschauern ermöglicht, in der Stille hinter den Augen einer Figur die Schatten ihrer Gedanken und Gefühle zu erkennen.
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