Vorteile dieser Reiseform:
Wir alle haben den Kurs nicht als Arbeit empfunden, das Lernen lief stets anwendungsbezogen und machte Erwachsenen und Kindern großen Spaß. Das Programm war sehr originell und abwechslungsreich.
Mahlzeiten, Lern- und Freizeitprogramm waren perfekt organisiert, die kleine Gruppe verstand sich gut. Die Veranstalter schafften es, eine angenehme Gruppendynamik aus Kindern mit Eltern und allein reisenden Jugendlichen zu schaffen.
Bereits eine Woche Kurs hat unserer Tochter sehr viel gebracht. Wir haben auch von den anderen Teilnehmern gehört, dass deren Kinder ihre Englischnoten in der Schule stark verbessern konnten.
Nachteile dieser Reiseform:
Es ist nicht gerade billig, aber: Wir fanden den Preis sehr angemessen, auch angesichts des Ergebnisses.
Unser Veranstalter eignet sich nicht für überzeugte Couch-Potatoes. Eine gewisse Grundfitness kombiniert mit Spaß an Bewegung in frischer Luft sollte vorhanden sein.
Erholung oder Abenteuer?
Definitiv keine Erholung. Wir haben uns extrem viel bewegt, haben viel gesehen und sehr viel gelernt.
Das würden wir beim nächsten Mal anders machen:
Nichts.
Der ultimative Reisetipp:
Das Beatrix-Potter-Museum in Bowness-on-Windermere ist einen Besuch wert.
Spartipps:
Im Preis ist ja alles enthalten, die einzige Sparmöglichkeit besteht darin, einen günstigen Flug nach Manchester zu ergattern.
Währung:
1 Pfund = ca. 1,28 Euro (Stand 09.01.2015)
Allgemeine Infos:
www.lakedistrict.gov.uk
www.english-experience.de
Fazit: Wir sind froh, dass wir bei diesem Anbieter gelandet sind. Den nächsten Sprachurlaub wird unsere Tochter allein machen. Entweder wird es wieder eine English Experience oder sie fährt in eine Summer School mit Kindern aus aller Welt.
Mit Kind und Kuh:
Kulinarischer Müßiggang auf Südtiroler Bauernhof
von Raimund Haser
Urlaubsform: Urlaub auf einem Südtiroler Bauernhof
Beteiligte: Mia (11 Monate), Corinna und Raimund (beide 38)
Dauer: 5 Tage
Reisedistanz: rund 340 Kilometer
Reiseverkehrsmittel: Anreise mit eigenem Auto
Kostenfaktor: etwa 800 Euro für Benzin, Unterkunft und Verpflegung – Ausflüge inklusive
Vorbereitungszeit: Buchen, hinfahren, fertig. Da die Appartements in der Haupturlaubszeit am liebsten wochenweise vermietet werden, sollte man mindestens drei Monate vorher reservieren.
Gegen die Bullenhitze hilft nur Bier. Sepp wischt sich den Schweiß von der Stirn, bevor er sich daran macht, die nächste Fuhre fertiger Schüttelbrote aus dem selbst gebauten Backofen zu holen. Mia wird noch viele dieser kernig knackigen Brote verschlingen – später einmal, da bin ich mir sicher. Im Moment ist sie aber noch nicht einmal ein Jahr alt, isst am liebsten Zermahlenes und Zerhacktes und sitzt mit ihrer Mutter in der Ferienwohnung über der Backstube, während ich beim Brotbacken helfe. Corinna und ich haben uns dieses Mal bewusst für einen Urlaub auf dem Frötscherhof in Südtirol entschieden, ohne Kinderbetreuung und festes Programm.
Es riecht nach Ingwer, Anis und Schweiß. Der Weiß- und Roggenmehl-Teig klebt uns allesamt an Hemd, Schürze und Händen. „Das darf ruhig dicker sein“, sagt Anna lächelnd. Die Hofherrin ist es gewohnt, Gäste bei der Arbeit zu korrigieren, ohne ihnen gleich den Spaß zu nehmen.
Handarbeit hat etwas Befreiendes. Vor allem, wenn Mithelfen auf dem Hof ein „Kann“ ist und kein „Muss“. Das Gefühl, wirklich etwas geschafft zu haben, zeigt sich beim Brotbacken oder bei der Entdeckungstour durch den beschaulichen Kuhstall. Auf den Regalen der Backstube liegen schon bald die Früchte unserer Arbeit. Zweihundert harte Fladenbrote haben wir in rund drei Stunden gebacken. Schüttelbrote, mit denen wir uns als Kind immer verdroschen haben, bevor wir sie zu Speck und Käse verschlungen haben.
Das war vor langer Zeit, als wir beide noch selbst Kinder waren und wir in Südtirol zum Wandern verdonnert wurden. Mit Kniebundhosen und selbst gestrickten Jacken ausstaffiert, mussten wir uns das Brot verdienen. Doch mit der Pubertät wandelte sich des Müllers Lust in akuten Wanderfrust, damit folgte auch der Abschied von den Bergen im Sommer. Und jetzt? Meine Frau und ich haben das Wandern und Klettern als Erwachsene unabhängig voneinander wiederentdeckt. Zu zweit ging es dann immer öfter in die Berge – zunächst nach Südtirol, danach nach Kanada, Uganda oder Thailand. Das, was uns dabei fasziniert, wollen wir auch unserer kleinen Mia näher bringen: Freiheit, Ruhe, Bewegung und wahnsinnig schöne Augenblicke. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Geht das denn, wenn sie selbst kaum gehen kann? Hat sie was davon? Ich glaube ja. Sie spürt während dieser fünf Tage unsere Zufriedenheit und Ruhe. Sie sieht, was wir sehen, und lernt, damit umzugehen. Sie nimmt etwas mit. Da bin ich mir sicher.
Als ich die Backstube verlasse und Mia ausgeschlafen hat, machen wir uns zu dritt auf den Weg, um im Stall nach dem Rechten zu sehen. Dort wird uns klar, warum es gut war, sich für einen Bauernhof zu entscheiden. Milch, Eier und Käse stammen von den achtzehn Kühen, drei Ziegen und zwanzig Hühnern, die wir nun fast alle mit Vornamen kennen. „Unsere jüngste Kuh heißt Caro“, sagt Sepp, „die haben wir nach unserer Hof-Praktikantin benannt.“ Caro, Anfang zwanzig, scheint die Namenswahl nicht übel zu nehmen, sie liebt nicht nur Kühe, sondern auch Kinder. Wie alle hier – auch daran hat sich in den letzten dreißig Jahren nichts geändert.
Was uns gefällt: Jedes Produkt, das zum Frühstück oder zur abendlichen Vesper gereicht wird, kommt vom Hof. Mia hat sich während des Gesprächs über naturverbundene Landwirtschaft, den Milchpreis und touristische Attraktionen bereits auf Entdeckungsreise gemacht. Sie streichelt die Tiere, genießt es, dass ihr derzeit nur wenige Kinder Konkurrenz machen, und lacht buchstäblich über jeden Dreck auf dem Boden. Tiere wie Menschen haben es gut hier. Sie genießen die Aussicht auf Brixen und auf all das, was Anna und Sepp ihnen bieten. „Man muss gerne Bäuerin sein, sonst geht das nicht“, sagt Anna. Und man muss einen Mann wie Sepp haben, der alles mit einer Leichtigkeit erledigt, die ansteckend ist.
Das Ehepaar bewirtschaftet den jahrhundertealten Bauernhof auf einer Anhöhe bei Mellaun. Sie haben trotz der harten Arbeit auf dem Hof eine wunderbare Art, miteinander umzugehen, erfüllen den Raum mit Freundlichkeit, begegnen ihren Gästen warmherzig. All das überträgt sich auf uns, und spätestens dann, wenn Onkel Hans zum Hüttenabend samt Zither, Akkordeon und allerhand wilden Instrumenten lädt, fühlt man sich fernab aller E-Mails und Probleme. Mia schläft, während wir Gäste des Hauses Tiroler Liedern und Geschichten zuhören. Das abendliche Sprachengewirr mit deutschen Dialekten endet mit einem freundschaftlichen „Du“ und mit etwas zu viel Südtiroler Rotwein nach Lagreiner Art.
„Geht doch mal auf die Plose“, rät uns Anna schließlich und schickt uns damit prompt am kommenden Tag auf ihren Hausberg, nur zehn Minuten vom Hof entfernt, wo uns die Kabinenbahn in luftige Höhen bringt. Ein Abenteuerweg samt Holzkunst, Rutschbahn und Barfuß-Erlebnispfad führt hinauf zur Jause auf die Rossalm, wo köstliches Essen, eine prächtige Aussicht, Liegestühle und ein kleinkindtauglicher Abenteuerspielplatz warten. Für den Weg brauchen wir nicht einmal die Kraxe – mit dem geländegängigen Kinderwagen sind wir hier gut unterwegs, auch wenn wir ab und an kopfschüttelnde Blicke ernten, die uns zu verstehen geben, dass wir das dem „armen“ Kind doch nicht antun müssen. Aber: Von wegen antun. Mia fühlt sich pudelwohl, Kühe kreuzen unsere Wege, an den Spielgeräten sucht sie trittunsicher nach der Balance. Die Dolomiten-Gipfel in der Ferne schauen freundlich und still auf uns herab. Und die Eltern? Die haben ihr Pensum Sport für heute gehabt.
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