Albert Stähli - Die Habsburger

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Die Geschichte Europas gründet auf Burgen und Bücher. Insofern ist dieses Buch ein wahrhaft europäisches, denn gleich die erste Szene spielt auf einer Burg im schweizerischen Aargau: der Habsburg. Das Haus Habsburg hat die Geschichte Europas geprägt. Dieses Buch beschreibt die Mechanismen und Methoden, mit denen die Habsburger an die Spitze der europäischen Dynastien gelangt sind. Und es fragt danach, was sich hiervon noch in unserer Zeit anwenden lässt. Da ist vor allem die Heiratspolitik, dank derer die Habsburger ihr Herrschaftsgebiet so gewaltig ausdehnen konnten: Wäre die Verbindung mit passenden Partnern nicht die beste Lösung für Unternehmen, die auf dem Weltmarkt bestehen wollen? Dieses Buch erklärt die Vergangenheit des Hauses Habsburg mit Blick auf die Zukunft von Unternehmen, über deren Märkte die Sonne ebenfalls nicht untergeht.

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Albert Stähli

DIE HABSBURGER

Eine Dynastie prägt Europas Geschichte

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche - фото 1

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.

FAZIT Communication GmbH Frankfurter Allgemeine Buch Frankenallee 71 81 - фото 2

© FAZIT Communication GmbH

Frankfurter Allgemeine Buch

Frankenallee 71 – 81

60327 Frankfurt am Main

Umschlag: Nina Hegemann, Frankfurt am Main

Satz: Wolfgang Barus, Frankfurt am Main

1. Auflage

Frankfurt am Main 2020

eISBN 978-3-96251-100-5

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten.

Für Nada, Esther und Thoma

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Der Aufstieg der Habsburger

Von den Anfängen in der Schweiz bis Rudolf I

Kapitel 2

Felix Austria

Der lange Weg zur Vormachtstellung: von Albrecht I bis Maximilian I

Kapitel 3

Herrscher über ein Weltreich

Die spanische Linie

Kapitel 4

Kampf für Krone und Katholizismus

Die österreichische Linie

Kapitel 5

Heilige Allianzen in unruhigen Zeiten

Zwei Staatsmänner gegen Liberalismus und Nationalismus

Kapitel 6

Kunst und Wissenschaft

Die Habsburger als Mäzene und Vorreiter der Wissenskultur

Kapitel 7

Was wir von den Habsburgern lernen können

Epilog

Abbildungsnachweise

Literatur

Der Autor

Prolog

Die Geschichte Europas gründet auf Burgen, Schlössern und Büchern. Insofern ist dieses Buch ein wahrhaft europäisches, denn die Geschichte der darin ins Heute zurückgeholten Dynastie beginnt auf einer Burg im schweizerischen Aargau und endet in Schloss Schönbrunn in Wien. Genau genommen beginnt und endet sie im schweizerischen Muri. Dort hat vor eintausend Jahren ein Stammvater der Habsburger ein Kloster gestiftet, und als hätte er’s mitfühlend vorhergesehen, liegt nun im Schutze seines Altars das Herz des letzten Kaisers und Königs von Österreich-Ungarn begraben.

Seit dem Mittelalter stellten die Habsburger die römischdeutschen Könige und die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie weitere hundert Jahre die Kaiser von Österreich. Es ist nicht übertrieben zu sagen: Das Haus Habsburg hat die Geschichte Europas geprägt. Dank mehr als einmal strategisch geplanter Erbfälle, Entschlossenheit und ihrer im Motto Europas in varietate concordia zum Ausdruck kommender Integrationsfähigkeit gehören die Habsburger zu den wenigen Dynastien, die in der Alten wie in der Neuen Welt und sogar im Fernen Osten ihre Spuren hinterlassen haben. Was Karl von Habsburg, geboren 1961 und amtierender Chef des Hauses Habsburg (2020), auf den denkbar kürzesten Nenner bringt: „Über Jahrhunderte waren Vertreter meiner Familie in führenden politischen Positionen in Europa (kurzfristig auch in Lateinamerika) tätig.“

„Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate.“ Diese berühmte Abwandlung eines Verses von Ovid führt den Erfolg der Habsburger auf ihre geschickte Heiratspolitik zurück. Und es stimmt ja auch: Bereits im Kindesalter wurden die jungen Erzherzoge und Erzherzoginnen mit den Sprösslingen anderer Herrschergeschlechter vermählt, auf dass ein günstiges Geschick den weiteren Ausbau des Hauses Habsburg befördern möge … Doch auch von nicht blaublütig Geborenen forderte die Macht des felix Austria ihren Tribut. Neben Hochzeiten waren Kriege ein selbstverständlicher Teil der habsburgischen Politik.

Unter der Führung des Hauses Habsburg wurde Österreich im ausgehenden 18. Jahrhundert zum hartnäckigsten Gegner des revolutionären Frankreich. Nach dem Sieg über Kaiser Napoléon wurde das Land unter Staatskanzler Fürst von Metternich zum Hauptträger der neuen, auf dem Wiener Kongress festgelegten europäischen Ordnung. Doch auch er konnte die Revolutionen von 1848 nicht verhindern. Sie erschütterten das kontinentale Gefüge ebenso wie die Säulen der habsburgischen Macht. Das Glück kehrte Österreich-Ungarn den Rücken. Schuld daran waren der große Metternich und ein Habsburger, der die geistigen Fesseln seiner Herkunft nicht sprengen konnte. So entluden sich die nationalen Ressentiments in der großen Völkerschlacht des Ersten Weltkriegs. Mit dem letzten österreichischen Kaiser Karl I endeten die Monarchie und die Herrschaft der Habsburger.

In diesem Buch zeichne ich nach, auf welche Weise die Habsburger fast 700 Jahre (in) Europa regiert haben. Ich frage aber auch, ob und gegebenenfalls was wir daraus für unsere heutigen Führungstätigkeiten lernen können. Die Antwort gibt, wie in allen meinen Büchern, das letzte Kapitel. Wer wie ich historische Geschehnisse vor dem Hintergrund der Gegenwart analysiert, wird mir beipflichten, dass die Laufrichtung der Geschichte vornehmlich von den Handlungen der beteiligten Akteure – Kaiser, Könige, Kanzler, Generäle – bestimmt wird. In der Gegenwart treffen wir die Entscheidungen. In der Regel haben wir eine Auswahl an Optionen und bilden unser Urteil auf der Grundlage von Informationen. Mit diesem Buch möchte ich erneut dazu anregen, auch die Vergangenheit zum Teil des relevanten Sets an Informationen zu machen. Denn, um mit den Worten des Philosophen Odo Marquardt zu argumentieren: „Zukunft braucht Herkunft.“

KAPITEL 1

Der Aufstieg der Habsburger

Von den Anfängen in der Schweiz bis Rudolf I

Am rechten Ufer der March, einem Nebenfluss der Donau in Niederösterreich, entscheidet sich am 26. August 1278 das Schicksal zweier Könige. Der eine wird den Grundstein für eine der mächtigsten Herrscherdynastien Europas legen. Der andere wird diesen Tag nicht überleben.

Doch das wissen weder der römisch-deutsche König Rudolf I aus dem Hause Habsburg noch sein mächtiger Widersacher, Böhmens König Ottokar II Přemysl. Ottokar, der den König trotz päpstlicher Entscheidung nicht anerkennt, ist zugleich Markgraf von Mähren und Herzog von Österreich, der Steiermark, Kärnten und Krain – Gebiete, die schon bald untrennbar mit dem Namen Habsburg verbunden sein werden. Beide Befehlshaber sind mit ihren gepanzerten Reitersoldaten aufmarschiert und lauern auf das Signal zum Angriff.

„Die Kräfteverhältnisse dürften ziemlich ausgeglichen gewesen sein“, interpretiert der Historiker Karl-Friedrich Krieger die spärlich überlieferten Berichte von Augenzeugen des Geschehens. „Ottokar verfügte zwar über eine beträchtliche Übermacht an schweren Panzerreitern, dagegen konnte Rudolf mit den Kumanenverbänden (die Avantgarde, d. Verf.) des ungarischen Heeres stark überlegene leichte Reitertruppen ins Feld führen.“ (2003, S. 148)

Das Areal zwischen den Dörfern Dürnkrut und Jedenspeigen eignet sich ideal für eine Reiterschlacht. Auf der rechten Seite wird es durch den Fluss begrenzt, links bietet ein Wald scheinbar Schutz vor gegnerischen Manövern an der Flanke. Rudolf I ist eigens aus dem von ihm besetzten Wien hierher gezogen, um seinem Rivalen an dieser Stelle entgegenzutreten. Er ist es auch, der die Schlacht eröffnet, in dem er die leichten berittenen Bogenschützen seines ungarischen Verbündeten Ladislaus IV vorschickt, um dem Gegner erste Verluste beizubringen und damit dessen Schlachtordnung durcheinanderzubringen. Nach diesem Ansturm prallen die Ritter der gegnerischen Heere aufeinander. Ottokars Streitmacht ist der seines deutschen Widersachers zahlenmäßig überlegen. Ein blutiger Nahkampf entbrennt, bei dem Rudolf I von seinem Pferd stürzt und dem Tode nahe am Boden bleibt. Nach gut zwei Stunden Kampf scheint die Schlacht entschieden.

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