„Süßes Leben“, zitierte er spöttisch, „schöne, freundliche Gewohnheit des Daseins und Wirkens. Von dir soll ich scheiden.“
Petra antwortete nichts, als er endlich schwieg. Draußen war es still geworden und drinnen auch. Die meisten schliefen nun, und nur die Skatfreunde hörte man noch sprechen.
„Es wird gleich entwarnt werden“, sagte die Schauspielerin schließlich. Sie rückte um ein paar Zentimeter von dem jungen Offizier fort. Er schien es nicht zu merken. Er war so weit weg, daß Petra sich fürchtete, daß sie wieder zu frieren oder vor Angst zu zittern begann. Aber es war nicht mehr die Angst vor den Bomben oder dem zufälligen Tod, sondern etwas viel Unheimlicheres, das sie nicht benennen konnte, das sie aber fühlte: die große Leere. Was würde sein, wenn sie weggewischt wurde? Ein paar bedauernde Betrachtungen in den Zeitungen. Drei, vier Tage erstauntes Gerede. Drei, vier Monate eine Lücke im Ensemble des Theaters. Drei, vier Jahre ... und niemand mehr würde wissen, warum sich dieses Wesen Petra so gequält hatte, worum sie gekämpft hatte.
Sie sah den jungen Offizier an. Sie fand, daß er eigentlich schön war, obwohl gar nicht schön mit den kleinen, flinken, braunen Augen, der Hakennase, dem fast chinesisch getuschten Schnurrbart. Aber es leuchtete etwas im Gestrüpp: ein tapferes Herz. Es war da ein Feuer. Und ist nicht Feuer, die ewige Flamme, alles?
Sie sagte leise: „Was wollen Sie eigentlich vom Leben? Jeder will doch irgend was.“
Christian Hasselberg blickte auf. Alles Grüblerische, Dunkle war weggewischt. Er lachte. Dann sagte er: „Dich!“
Petra hatte diese Antwort erwartet in dem Augenblick, in dem sie gefragt hatte. Sie war es ja gewöhnt, mit Männern umzugehen, sie von sich fernzuhalten. Sie lebte sehr eigenwillig, einsam, eisern arbeitend, und haßte das Spiel mit Liebe. Trotzdem — oder deshalb? — entfachte sie leicht Leidenschaften und war darum Jahr für Jahr vorsichtiger geworden. Um so mehr ärgerte sie sich, daß sie jetzt diese dumme Frage gestellt hatte. Sie sagte lächelnd: „Ach, Unsinn. Das ist nur, weil wir gerade zufällig zusammensitzen und weil Sie lange im Krieg waren.“
Hasselberg schüttelte verbissen den Kopf. Er sagte: „Sie wissen ja selbst, daß es nicht so ist.“
Petra wußte nichts zu antworten. Natürlich ... das hatte sie gemerkt: Dieser junge Offizier war ein Schwerblütler, so leicht er sich gab. Und was er spielerisch sagte, war ihm so ernst, daß sie erschrak. In diesem Augenblick wurde entwarnt, und alle drängten zur Tür.
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