Amanda Cross - Die letzte Analyse

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Als die schöne Janet Harrison ihre Literaturprofessorin Kate Fansler bittet, einen Psychoanalytiker in Manhattan zu empfehlen, schickt Kate das Mädchen zu ihrem lieben Freund und früheren Liebhaber Dr. Emanuel Bauer. Sieben Wochen später wird das Mädchen auf Emanuels Couch erstochen – mit belastenden Fingerabdrücken auf der Mordwaffe. Für Kate ist der Gedanke, dass ihr bester Freund jemanden tötet, abwegig. Aber wie seine Unschuld beweisen? Janet hatte keine Freunde, keinen Liebhaber, keine Familie. Warum sollte jemand sie töten? Kates analytischen Fähigkeiten lassen keinen Stein auf dem anderen.

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Amanda Cross Die letzte Analyse Ein Fall für Kate Fansler Kriminalroman Aus dem - фото 1

Amanda Cross

Die letzte Analyse

Ein Fall für Kate Fansler

Kriminalroman

Aus dem Amerikanischen von

Monika Blaich und Klaus Kamberger

DÖRLEMANN

Die amerikanische Originalausgabe »In the Last Analysis« erschien 1964 bei Macmillan, New York.

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Copyright © 1964 by Carolyn G. Heilbrun

© 2021 Dörlemann Verlag AG, Zürich

Umschlaggestaltung: Mike Bierwolf unter Verwendung einer Illustration von Anna Sommer

Satz und eBook-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN: 978-3-03820-988-1

www.doerlemann.com

Inhalt

Cover

Titelei und Impressum

Inhalt Inhalt Cover Titelei und Impressum Inhalt Prolog 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Epilog Zur Autorin und zu ihren Übersetzern Zum Buch

Prolog Prolog »Ich habe nicht gesagt, ich hätte etwas gegen Freud«, sagte Kate. »Ich habe gesagt, dass ich etwas gegen das habe, was Joyce Freud’sche Fehlleistungen nennt – all diese unsinnigen Schlussfolgerungen, die von Leuten gezogen werden, denen es an Zurückhaltung und Verstand mangelt.« »Wenn du vorhast, die Psychiatrie für alle möglichen sadistischen Gesellschaftsspiele verantwortlich zu machen, sehe ich keinen Sinn darin, unsere Diskussion fortzusetzen«, antwortete Emanuel. Aber natürlich würden sie die Diskussion dennoch fortsetzen; die dauerte schließlich schon Jahre, und Ermüdungserscheinungen waren nicht zu erkennen. »Übrigens«, sagte Kate, »ich habe dir eine Patientin geschickt. Jedenfalls hat mich eine Studentin gebeten, ihr einen Psychoanalytiker zu empfehlen, und ich habe ihr deinen Namen und deine Adresse gegeben. Ich habe keine Ahnung, ob sie sich melden wird, aber ich glaube schon. Sie heißt Janet Harrison.« Kate ging zum Fenster und schaute hinaus in das raue, stürmische Wetter. Es war jene Art von Januartag, an dem sogar sie, die sie den Frühling verabscheute, sich nach ihm sehnte. »Bedenkt man die Meinung, die du von der Psychiatrie hast«, sagte Nicola, »müsste sich Emanuel eigentlich recht geehrt fühlen. Schau geehrt drein, Emanuel!« Nicola, Emanuels Frau, verfolgte diese Diskussion, wie eine Zuschauerin bei einem Tennismatch dem Ball mit den Augen folgt, immer mit dem Kopf hin und her. Es war ihr gelungen, der Psychiatrie gegenüber einen vertrauensvollen Standpunkt einzunehmen, ohne dabei auf ihr Recht auf Kritik zu verzichten, und so applaudierte sie den gelungenen Bällen und stöhnte bei Fehlschlägen. Kate und Emanuel fanden Nicola ein ideales Publikum und hatten an ihren Wettkämpfen nicht nur deswegen ihren Spaß, weil dabei manchmal neue Einsichten herauskamen, sondern auch, weil es sie reizte, sich gegenseitig aus der Fassung zu bringen, ohne einander je zu verletzen. Nicola hatte für beide ein Lächeln. »Es ist nicht Freud selbst, der zum Widerspruch reizt«, sagte Kate, »und auch nicht die Vielzahl von Theorien, die er entwickelt hat. Es ist die Art, wie sich seine Ideen in der modernen Welt verbreitet haben. Ich muss immer an die Geschichte von dem Japaner und der Heiligen Dreifaltigkeit denken: ›Ehrenwerter Vater, sehr gut; Ehrenwerter Sohn, sehr gut; aber Ehrenwerter Vogel – das verstehe ich einfach nicht.‹« »Deine Sprüche«, sagte Emanuel, »beleben zwar immer wieder das Gespräch, aber die Diskussion bringen sie nicht weiter.« »Der einzige Spruch, der mir einfällt«, sagte Nicola, während sie sich umdrehte und nun ihrerseits zum Fenster ging, »ist: ›Auf Regen folgt Sonne.‹« Wie sich herausstellte, war das die bedeutendste Bemerkung, die an diesem Nachmittag gemacht wurde.

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Epilog

Zur Autorin und zu ihren Übersetzern

Zum Buch

Prolog

»Ich habe nicht gesagt, ich hätte etwas gegen Freud«, sagte Kate. »Ich habe gesagt, dass ich etwas gegen das habe, was Joyce Freud’sche Fehlleistungen nennt – all diese unsinnigen Schlussfolgerungen, die von Leuten gezogen werden, denen es an Zurückhaltung und Verstand mangelt.«

»Wenn du vorhast, die Psychiatrie für alle möglichen sadistischen Gesellschaftsspiele verantwortlich zu machen, sehe ich keinen Sinn darin, unsere Diskussion fortzusetzen«, antwortete Emanuel. Aber natürlich würden sie die Diskussion dennoch fortsetzen; die dauerte schließlich schon Jahre, und Ermüdungserscheinungen waren nicht zu erkennen.

»Übrigens«, sagte Kate, »ich habe dir eine Patientin geschickt. Jedenfalls hat mich eine Studentin gebeten, ihr einen Psychoanalytiker zu empfehlen, und ich habe ihr deinen Namen und deine Adresse gegeben. Ich habe keine Ahnung, ob sie sich melden wird, aber ich glaube schon. Sie heißt Janet Harrison.« Kate ging zum Fenster und schaute hinaus in das raue, stürmische Wetter. Es war jene Art von Januartag, an dem sogar sie, die sie den Frühling verabscheute, sich nach ihm sehnte.

»Bedenkt man die Meinung, die du von der Psychiatrie hast«, sagte Nicola, »müsste sich Emanuel eigentlich recht geehrt fühlen. Schau geehrt drein, Emanuel!« Nicola, Emanuels Frau, verfolgte diese Diskussion, wie eine Zuschauerin bei einem Tennismatch dem Ball mit den Augen folgt, immer mit dem Kopf hin und her. Es war ihr gelungen, der Psychiatrie gegenüber einen vertrauensvollen Standpunkt einzunehmen, ohne dabei auf ihr Recht auf Kritik zu verzichten, und so applaudierte sie den gelungenen Bällen und stöhnte bei Fehlschlägen. Kate und Emanuel fanden Nicola ein ideales Publikum und hatten an ihren Wettkämpfen nicht nur deswegen ihren Spaß, weil dabei manchmal neue Einsichten herauskamen, sondern auch, weil es sie reizte, sich gegenseitig aus der Fassung zu bringen, ohne einander je zu verletzen. Nicola hatte für beide ein Lächeln.

»Es ist nicht Freud selbst, der zum Widerspruch reizt«, sagte Kate, »und auch nicht die Vielzahl von Theorien, die er entwickelt hat. Es ist die Art, wie sich seine Ideen in der modernen Welt verbreitet haben. Ich muss immer an die Geschichte von dem Japaner und der Heiligen Dreifaltigkeit denken: ›Ehrenwerter Vater, sehr gut; Ehrenwerter Sohn, sehr gut; aber Ehrenwerter Vogel – das verstehe ich einfach nicht.‹«

»Deine Sprüche«, sagte Emanuel, »beleben zwar immer wieder das Gespräch, aber die Diskussion bringen sie nicht weiter.«

»Der einzige Spruch, der mir einfällt«, sagte Nicola, während sie sich umdrehte und nun ihrerseits zum Fenster ging, »ist: ›Auf Regen folgt Sonne.‹«

Wie sich herausstellte, war das die bedeutendste Bemerkung, die an diesem Nachmittag gemacht wurde.

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Jemand hatte mit Kreide »April ist der grausamste Monat« auf die Stufen der Baldwin Hall geschrieben. Unbeeindruckt von der Belesenheit, die dahintersteckte, stimmte Kate dem Satz innerlich zu. Der Frühling auf einem amerikanischen Universitätsgelände, selbst auf einem städtischen wie diesem, ließ die Fakultät unvermeidlich in eine Stimmung von Mattigkeit, Gereiztheit und Überdruss verfallen. Vielleicht, dachte Kate, ist das so, weil wir älter werden, während die Studenten, wie die Volksmassen Caesars auf der Via Appia, immer gleich alt bleiben. Sie warf einen Blick auf die Studenten, die auf jedem erreichbaren Rasenstück lagerten oder miteinander schmusten, und sie sehnte sich, wie jedes Mal im Frühling, nach einem würdevolleren, weniger unordentlichen Zeitalter. »Die Jungen, einer in des anderen Armen«, hatte Yeats geklagt.

Das sagte sie auch zu Professor Anderson, der ebenfalls stehengeblieben war, um über die Botschaft aus Kreide zu sinnieren. »Zu dieser Jahreszeit«, sagte er, »möchte ich mich immer am liebsten in einen dunklen Raum zurückziehen, die Vorhänge schließen und Bach spielen. Wissen Sie«, sagte er und betrachtete immer noch das Eliot-Zitat, »eigentlich hat die Millay es besser ausgedrückt: ›Zu welchem Zweck, April, kehrst du zurück?‹« Kate war einigermaßen überrascht, denn Professor Anderson war ein Mann, der in der Literatur des achtzehnten Jahrhunderts lebte und eine ausgeprägte Abneigung gegen alle weiblichen Schriftsteller nach Jane Austen hegte. Sie betraten zusammen das Gebäude und stiegen die Stufen zum Englischen Seminar im ersten Stock hinauf. Das war es, tatsächlich: Was immer man erwartete, der April sorgte für Überraschungen.

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