Wenn ihr das Buch durchblättert, werdet ihr vielleicht schnell eine Vorstellung bekommen, was ihr eurem Hund davon nun als Erstes beibringen möchtet. Auch wenn es schwerfällt, sucht euch bitte erst mal nur eine Sache heraus, lest euch den Trick in Ruhe durch und schaut, welche Grundsignale hierfür vonnöten sind. Beherrscht euer Hund diese noch nicht, beginnt zuerst mit dem Grundsignal oder wählt einen anderen Trick. Sind Hilfsmittel erforderlich, Leckerchen, Clicker oder ein Targetstick, legt euch zuerst alles bereit, bevor ihr den Hund mit dazuholt.
Manche Tricks sind komplex, und um nachher sicher abrufbar zu sein, muss das Grundgerüst stimmen. Ein langsames, sicheres Aufbauen der einzelnen Tricks ist also sehr wichtig. Übt möglichst auch nicht mehrere Tricks gleichzeitig, das verwirrt meist nicht nur den Hund, sondern oft auch den Halter.
Seid gute Trainer für euren Hund, motiviert ihn und seid geduldig. Das Tolle beim Tricksen ist, dass man es individuell auf den eigenen Hund zuschneiden kann. Egal ob euer Hund noch sehr jung ist oder schon älter, ob er ein körperliches Handicap hat oder „voll im Saft steht“, für alle gibt es passende Tricks. Nicht jeder Hund muss alles können, auch hat jeder Hund seine Stärken und Schwächen. Die Kunst ist es, diese zu erkennen und so mit dem Hund erfolgreich arbeiten zu können.
Als Erwachsene haben wir manchmal vergessen, wie sich Lernen anfühlt und dass es keine lineare Linie ist, die direkt zum Erfolg führt. Wenn ihr merkt, dass ihr häufig ungeduldig mit eurem Hund seid, dann fordert euch doch mal selbst heraus: Sucht euch etwas aus, was ihr eigentlich immer schon mal lernen wolltet: Jonglieren, Klavierspielen oder vielleicht Stepptanz. Ihr werdet feststellen, wie frustrierend es ist, wenn ihr die Lernziele zu hoch ansetzt. Ihr werdet sehen, dass Erlerntes, das am Vortag noch gut geklappt hat, auf einmal nicht mehr sicher sitzt. Und ihr werdet erleben, wie großartig das Gefühl ist, wenn ihr in kleinen, aber machbaren Schritten zum Erfolg kommt.
Foto © M. Zaitz
Verlangt nicht zu viel auf einmal von eurem Hund.
Eine der häufig gestellten Fragen ist, wann wir denn anfangen, das Verhalten des Hundes zu benennen. Ich empfehle immer, erst dann ein Signal hinzuzufügen, wenn ihr bereit seid, Geld zu verwetten – und möglicherweise zu verlieren! –, dass euer Hund das Verhalten zuverlässig zeigen kann.
Ein Beispiel: Erst wenn der Hund immer wieder bereitwillig einen Gegenstand aus dem Maul fallen lässt und gegen ein Leckerchen tauscht, geben wir das Signal Aus dazu. Würden wir bereits Aus sagen, während der Hund den Gegenstand noch im Maul hat oder, noch schlimmer, während wir mit ihm darum zergeln, wäre die einzige logische Verknüpfung für den Hund: Aus heißt, den Gegenstand festzuhalten und gegebenenfalls daran zu ziehen.
Um zuverlässig ein Signal mit einer Handlung zu verknüpfen, bedarf es einer Menge Wiederholungen. Bei manchen Signalen fällt es dem Hund vielleicht auch ganz leicht, eine verbindliche Angabe gibt es leider nicht. In alten Büchern finden sich manchmal noch Zahlen, dort ist von 2000 Wiederholungen die Rede. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es eher daran liegt, wie gut Training gestaltet ist, wie sauber das Signal eingeführt wurde und wie motiviert der Hund ist, wie oft wiederholt werden muss. Auch der grundsätzliche Trainingsstand des Hundes und der Wissensstand des Halters haben einen Einfluss.
Euer Hund lernt leichter, wenn ihr ein klares Signal gebt. Ganze Sätze, die zudem noch variiert werden, wie zum Beispiel „Mach mal Aus“, „Aus! Jetzt!“ oder „Machst du wohl Aus“, machen für euren Hund das Signal nicht klar verständlich. Zusätzlich muss er dann noch lernen, aus den unterschiedlichen Sätzen immer das gleiche Wort herauszufiltern. Damit macht ihr es ihm viel schwerer als nötig.
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Kira kennt neben einem Signalwort auch das passende Sichtzeichen.
Es empfiehlt sich, immer zusätzlich zum Lautsignal auch ein Sichtzeichen zu etablieren. Das ist ein großer Vorteil, denn im Alter werden die Sinne nachlassen, und dann ist es gut, wenn ihr die Signale variieren könnt. Es kommt also auf das richtige Timing an. Im Idealfall gebt ihr das einzuführende Signal einen kurzen Augenblick, bevor der Hund das gewünschte Verhalten zeigt. Je geübter und erfahrener ihr im Training seid und je besser ihr euren Hund kennt, umso einfacher wird es euch fallen. Aber keine Sorge, selbst wenn ihr das Verhalten erst benennt, während der Hund es gerade ausführt, kann er es verknüpfen.
Target bedeutet Ziel. Ein Bodentarget ist daher ein am Boden liegendes Ziel. Grundsätzlich gibt es unzählige Targets mit mannigfaltigen Einsatzmöglichkeiten, aber das wäre Stoff für ein neues Buch.
Ein Bodentarget nutzen wir, um den Hund an einer bestimmten Stelle platzieren zu können. Das ist sehr praktisch für viele Tricks, bei denen wir den Hund an einer genauen Stelle positionieren müssen, wie zum Beispiel bei Sprüngen. Ebenso, wenn ihr gern Fotos von eurem Hund macht, bei denen er mit fliegenden Öhrchen auf euch zugerannt kommt. So müsst ihr ihn nicht für jedes einzelne Bild wieder an einer bestimmten Stelle absetzen, sondern könnt ihn zurück zum Target schicken. Eine Voraussetzung dafür ist, dass er bereits die Pfote geben kann. Fragt das zwei- bis dreimal hintereinander ab und belohnt ihn. Im nächsten Schritt nehmt ihr das Target und legt es auf eure Hand. Ihr müsst kein spezielles Target kaufen, es kann ein altes Mousepad, ein Bierdeckel oder ein Topflappen sein. Berührt der Hund nun das auf eurer Hand liegende Target, markert und belohnt ihn dafür. Von Mal zu Mal senkt ihr eure Hand etwas mehr ab. Klappt es weiterhin gut, legt ihr das Target auf den Boden, lasst eure Hand aber noch ein wenig darunter. Berührt auch jetzt der Hund wieder das Target, kommt der spannende Moment und ihr nehmt eure Hand weg. Klappt es, super! Marker und Jackpot. Falls nicht, geht ihr wieder einen Schritt zurück.
Sobald euer Hund es sicher schafft, die Pfote auf das vor ihm liegende Target zu setzen, beginnt ihr damit, das Target so zu verschieben, dass er einen Schritt machen muss, um es berühren zu können. Dehnt die Entfernung immer weiter aus. Für Fotos könnt ihr sehr unauffällige Targets wählen, einen Stein oder ein Blatt zum Beispiel.
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Ein Bodentarget hilft dabei, euren vier beinigen Teampartner an der richtigen Stelle zu platzieren.
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GRUNDSIGNALE ZUM AUFBAU DER TRICKS
Mit Grundsignalen meine ich in diesem Fall nicht Sitz, Platz, Fuß oder Ähnliches. Sicher sind es sehr wichtige Signale, die euer Hund wahrscheinlich auch schon beherrscht. Mir geht es jedoch um Signale, die zur Ausführung der Tricks im Buch notwendig werden. Es handelt sich um wiederkehrende Signale, die euch beim Erarbeiten der verschiedenen Tricks helfen können.
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