„Gewiss! Natürlich, das gehört auch dazu. Und immer auf dem Weg zur Schule oder nach Hause musst du mit mir gehen, wenn’s niemand sieht, und bei Gesellschaften wähl’ ich dich und du mich zum Spiel, denn so macht man’s, wenn man verlobt ist.“
„Nein, wie hübsch! Davon hab’ ich noch gar nichts gewusst.“
„Ja, ’s ist schrecklich lustig. Ei, ich und Anny Lorenz —“
Beckys grosse, erschreckte Augen verrieten Tom sofort seinen Missgriff. Verwirrt hielt er ein.
„O, Tom. Ich bin also nicht die erste, mit der du verlobt bist?“
Ihre Tränen flossen. Tom tröstete:
„Wein’ nicht, Becky. Ich mach’ mir nichts mehr aus der.“
„Doch, Tom, doch — du weisst selbst, dass du dir noch ’was aus ihr machst . . .“
Tom versuchte den Arm um ihren Hals zu legen, sie aber stiess ihn fort, wandte das Gesicht der Wand zu und schluchzte herzbrechend weiter. Tom versuchte es noch einmal mit sanft zuredenden Worten und wurde wieder zurückgewiesen. Nun regte sich sein Stolz, stumm schritt er der Türe zu und ging hinaus. Draussen drückte er sich eine Weile herum, rastlos und unbehaglich, von Zeit zu Zeit nach der Türe schielend, in der Hoffnung, sie würde bereuen und kommen, ihn zurückzuholen. Sie aber kam nicht. Nun wurde ihm schlecht zu Mute und er begann zu fürchten, dass er selber im Unrecht sei. Es kostete ihn einen harten Kampf, noch einmal Annäherungsversuche zu machen, doch wappnete er sich schliesslich mit Mannesmut und ging hinein. Dort stand Becky noch in ihrem Winkel und weinte, das Gesicht gegen die Wand gepresst. Toms Herz krampfte sich zusammen bei dem Anblick. Er trat zu ihr, im Moment ratlos, wie er die Verhandlungen einleiten sollte. Endlich stiess er zögernd hervor:
„Becky, ich — ich mag keine andre mehr sehen, als dich.“
(Keine Antwort — nur erneutes Schluchzen.)
„Becky —“ (bittend.)
„Becky, willst du mir gar nichts sagen?“
(Heftiges Schluchzen.)
Tom grub in seinen Taschen und brachte endlich das Kleinod seines Herzens, den Messingknopf irgend eines alten Deckels, zum Vorschein, hielt ihr denselben vor, so dass sie ihn sehen konnte und sagte in einladendem Tone:
„Bitte, Becky, nimm doch das da, sieh mal her!“
Sie aber schlug’s unbesehen zu Boden. Nun wandte sich Tom wortlos, schritt aus dem Hause und suchte das Weite, um für diesen Tag nicht zur Schule zurückzukehren. Bald ward es Becky klar, was sie verscherzt hatte. Sie rannte nach der Türe, auf den Hof, flog um die Ecke des Hauses — er war nicht mehr zu sehen. Nun erhob sie die Stimme:
„Tom, Tom, komm zurück, Tom!“
Atemlos lauschte sie, keine Antwort. Ihre einzigen Gefährten waren Schweigen und Einsamkeit. Wieder setzte sie sich, um zu weinen, und als dann die Schüler zu den Nachmittagsstunden herbeizuströmen begannen, musste sie ihre Trauer bergen, ihr gebrochenes Herz zur Ruhe bringen und das Kreuz eines langen, trübseligen, schmerzvollen Nachmittags auf sich nehmen, ohne unter diesen Fremden auch nur eine fühlende Brust zu haben, die ihren Schmerz hätte teilen können. —
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