Knut konnte sich nicht enthalten, seinen kleinen Bruder zu nekken. »Na, Sven«, sagte er, »hast du dich schon entschieden? Willst du auf Ilonas Hochzeit die Schleppe tragen oder Blumen streuen?«
»Weder… noch«, gab Sven pampig zurück.
»Wirklich nicht? Junge, du enttäuschst uns«, behauptete Oswald.
»Blumen streuen und Schleppe tragen… das ist doch was für Babys!«
»Vielleicht hast du sogar recht«, meinte Knut schmunzelnd, »hier bietet sich eine schöne Aufgabe für die Zwillinge!«
»Bloß nicht!« protestierte Ilona. »Wenn die beiden mitmachen, würde ich meines Lebens nicht mehr froh. Immer müßte ich denken: Gleich passiert was!«
»Na, so schlimm sind sie nun auch wieder nicht«, verteidigte Egon seine Söhne.
»Aus dir spricht väterliche Blindheit. Aber süß sind sie doch!« Ilona wandte sich an ihren Schwiegervater. »Ich muß euch die beiden direkt mal vorführen. Ihr werdet sicher euren Spaß haben.«
Rosy hatte bei der ganzen Unterhaltung keine Miene verzogen, so als gehe sie das, was man über ihre Kinder sagte, nicht das geringste an. Sabine versuchte, Rosy zum Reden zu bringen. »Wo hast du die Kinder heute gelassen?« fragte sie.
Aber Egon antwortete an Stelle seiner Frau. »Wir haben einen Babysitter bekommen. Zum Glück, denn sonst hätten wir noch in letzter Minute absagen müssen.«
»Oh, das hätte ich nicht zugelassen«, rief Sabine, »dann hätte ich euch Sven geschickt.«
»Wie der babysitten kann, wissen wir ja«, sagte Knut, »ich erinnere nur an letzten Sonntag und an Bienes Dahlien!«
Sabine zerbrach sich den Kopf, wie sie die Zinners in das Gespräch mit einbeziehen sollte. »Ich weiß nicht, ob es deine Schwiegereltern interessiert«, sagte sie, »aber vielleicht erzählst du ihnen doch mal, was passiert ist …« Gleichzeitig kam es ihr so vor, als müsse Ilona eine Unterhaltung mit Menschen vom anderen Stern dolmetschen.
Ilona erzählte, während alle ihre Suppe löffelten – klare, echte Fleischbrühe aus Tassen. Dann wurde abgetragen. Oswald stand auf und klopfte mit dem Löffel an sein Glas. Die Kellner zogen sich zurück.
»Liebe Ilona«, begann Oswald, »liebe Schwiegereltern, liebe Eltern und liebe Festgemeinde, ihr alle wißt, daß ich zu Anfang gegen eine offizielle Verlobung war, weil ich sie für überflüssig hielt. Inzwischen, das muß ich gestehen, habe ich meine Meinung grundlegend geändert: eine offizielle Verlobung ist eine herrliche Sache, denn sie gibt mir Gelegenheit, mich als Bräutigam eines so wunderbaren Wesens zu präsentieren, wie es Ilona, meine Ilona, nun einmal ist. Ich fühle mich ganz wie Hans im Glück, was aber nicht heißen soll, daß ich bereit bin, Ilona gegen irgend etwas oder irgend jemanden einzutauschen. Ich habe lange genug gesucht, bis ich ein Mädchen gefunden habe, das…«
Die Tür wurde aufgestoßen, und ein junger Mann mit einem bunt gebatikten Baumwollhemd über einer schmuddeligen grauen Leinenhose, Sandalen an den nackten Füßen, stürmte herein. Sein Gesicht war von so viel üppigem Haar und Bartwuchs umgeben, daß es fast darin verschwand. Auf dem Rücken trug er eine Gitarre und hinter sich an der Hand zog er ein zierliches Mädchen mit brandrotem Haar und einem clownhaft weißen Gesichtchen.
»Here we are!« schrie der blonde Junge unbekümmert. »Entschuldigt, wenn wir uns verspätet haben, aber wir sind per Anhalter gekommen!« Er schoß auf Ilona los, riß sie vom Stuhl hoch und in seine Arme. »He, Ilona, altes Haus… willst du dich wirklich mit dem Fatzken da für ein ganzes Leben unglücklich machen?«
»Torsten!« Sabine schwankte zwischen Liebe und Entsetzen.
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