Anton de Kom - Wir Sklaven von Suriname

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1934 veröffentlichte Anton de Kom Wir Sklaven von Suriname. Das Buch ist eine literarische Provokation und eine persönliche, leidenschaftliche Anklage gegen Rassismus und Ausbeutung. Es gilt als das erste Buch, das die Geschichte Surinames aus antikolonialer Sicht beschreibt, verfasst von einem Nachfahren von Versklavten, die die Folgen der Kolonialherrschaft am eigenen Leib erfahren haben. De Kom schildert eindrucksvoll, mit welchen Mitteln die niederländischen Kolonialherren die eingeborene Bevölkerung sowie die Versklavten und deren Nachfahren allein um des Profits willen unterdrückt haben und wie sich diese gegen die unmenschliche Behandlung aufgelehnt haben.
Mit viel Hintergrundwissen schreibt er über das Grauen, aber auch über den Mut, die Selbstachtung und den Freiheitswillen. Über 150 Jahre Jahre nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei und über 80 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung hat dieses Buch nichts von seiner Aussagekraft verloren. Anton de Kom steht exemplarisch für das erstarkende Selbstbewusstsein, für Antikolonialismus und Antirassismus bis heute und insofern in einer Reihe mit Martin Luther King, Malcolm X, Frantz Fanon oder Rosa Parks.

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Anton de Kom

WIR SKLAVEN VON SURINAME

Aus dem Niederländischen von Birgit Erdmann

Der Verlag bedankt sich sehr für die Förderung dieser Publikation durch die - фото 1
Der Verlag bedankt sich sehr für die Förderung dieser Publikation durch die - фото 2 Der Verlag bedankt sich sehr für die Förderung dieser Publikation durch die Niederländische Literaturstiftung.

Die Arbeit der Übersetzerin am vorliegenden Text wurde vom Deutschen Übersetzerfonds unterstützt.

Erstdruck 1934

21. Auflage Dezember 2020

© 1999 Erven A. Kom

© 2020 Vor- und Nachworte:

Tessa Leuwsha, Mitchell Esajas, Duco van Oostrum

Originalausgabe:

Anton de Kom, Wij Slaven van Suriname

Uitgeverij Atlas Contact Amsterdam/Antwerpen 2020

© 2021 für die deutsche Ausgabe:

TRANSIT Buchverlag

Postfach 120307, 10593 Berlin

www.transit-verlag.de

Umschlagentwurf © David Drummond

Layout: © Gudrun Fröba

eISBN 978 - 3- 88747 - 404-1

INHALT

Vorbemerkung des Verlages Literarische Werke und ihre Urheber sind ein Produkt ihrer Zeit. Obwohl Anton de Kom seiner Zeit weit voraus war und Wir Sklaven von Suriname ein zeitloses Meisterwerk ist, bilden er und sein Buch hier keine Ausnahme. Gesellschaften und Kulturen verändern sich, und dies drückt sich auch in der Sprache und im Vokabular aus. Einige Wörter haben mittlerweile einen anderen Gefühlswert und sind anno 2021 einfach unpassend, so z.B. das von de Kom häufig gebrauchte Wort »Neger«. Der Verlag ist sich dessen bewusst, meint aber, ein historisches literarisches Werk sollte unangetastet bleiben. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, Anton de Koms Text aus dem Jahr 1934 in seiner ursprünglichen Fassung übersetzen zu lassen. Zu den Anmerkungen: Die im Text mit Sternchen markierten Anmerkungen stammen in der Regel von der Übersetzerin. Wenn nicht, wird der Name des jeweiligen Autors genannt. Die mit Ziffern markierten Anmerkungen von Anton de Kom befinden sich am Ende seines Textes.

Tessa Leeuwsha: Frimangron

Judith de Kom: Vorwort zur dritten Auflage 1981

ANTON DE KOM: WIR SKLAVEN VON SURINAME

SRANAN, UNSER VATERLAND

DAS ZEITALTER DER SKLAVEREI

Die Ankunft der Weißen

El Dorado

Die ersten Siedlungen

Die holländische Herrschaft

Der Sklavenhandel

Der Markt

In Sklaverei

Die Sklavin

Die Herren

Die Strafen

Die Geschichte des Vaterlands

Van Aerssen van Sommelsdyck (1683-1688)

Das Gesindel

Die Waldzüge

Mr. Johan Jacob Mauricius (1742-1751)

Gouverneur Crommelin (1752-1768)

Gouverneur Nepveu (1770-1779)

Buku (zu Staub zerfallen)

Das letzte Kapitel des Widerstands

Suriname unter britischer Herrschaft

Das große Feuer

Das Los der Ethiker

Weiße Kolonisation

Ein aussichtsloser Kampf

Die Parade der Gouverneure

Die Abschaffung der Sklaverei

Die Freiheit?

Der große Ausverkauf

DAS ZEITALTER DER »FREIHEIT«

So leben wir

Das Wesen der Autonomie

Fin de siècle

Vertragsarbeit

Freie Arbeit

Die Jagd nach Gold

Die großen Kulturen

Wo sind die Millionen?

Bilanz

WIEDERSEHEN UND ABSCHIED

Anmerkungen

Duco van Oostrum: Der Atem der Freiheit

Mitchell Esajas: Wie Anton de Kom seit jeher Generation um Generation inspiriert

Biografische Angaben

Literarische Werke und ihre Urheber sind ein Produkt ihrer Zeit. Obwohl Anton de Kom seiner Zeit weit voraus war und Wir Sklaven von Suriname ein zeitloses Meisterwerk ist, bilden er und sein Buch hier keine Ausnahme. Gesellschaften und Kulturen verändern sich, und dies drückt sich auch in der Sprache und im Vokabular aus. Einige Wörter haben mittlerweile einen anderen Gefühlswert und sind anno 2021 einfach unpassend, so z.B. das von de Kom häufig gebrauchte Wort »Neger«. Der Verlag ist sich dessen bewusst, meint aber, ein historisches literarisches Werk sollte unangetastet bleiben.

Deshalb haben wir uns dafür entschieden, Anton de Koms Text aus dem Jahr 1934 in seiner ursprünglichen Fassung übersetzen zu lassen.

Zu den Anmerkungen: Die im Text mit Sternchen markierten Anmerkungen stammen in der Regel von der Übersetzerin. Wenn nicht, wird der Name des jeweiligen Autors genannt. Die mit Ziffern markierten Anmerkungen von Anton de Kom befinden sich am Ende seines Textes.

Tessa Leuwsha

FRIMANGRON

Ich stehe in Paramaribo vor Anton de Koms Geburtshaus. Es ist ein Eckhaus im Stadtviertel Frimangron. Auf dem Gehweg davor befindet sich ein Gedenkstein mit einer Plakette, auf der ein Zitat des berühmten surinamischen Widerstandskämpfers eingraviert ist: »Sranan, mein Vaterland, einmal hoffe ich, dich an dem Tag wiederzusehen, an dem alles Elend von dir abgewendet sein wird.« Das halb verfallene Holzhaus besteht aus einem Erdgeschoss und einem Obergeschoss. Die grau gewordenen vertikalen Holzbretter hängen schief an den Nägeln, das Wellblechdach ist teilweise eingestürzt. Ein Fensterladen steht offen, die Gardine ist zur Seite geschoben: Das Haus ist bewohnt. Nebenan verbirgt sich hinter einem Bananenbaum ein weiteres kleines Haus. Auf dem Weg zwischen den Häusern taucht ein hagerer schwarzer Mann auf. Sein Haar und der Bart sind grau. Er trägt ein T-Shirt, das ihm genau wie die Badelatschen viel zu groß ist. In der Hand hält er eine in Zeitungspapier eingewickelte Blume. Er setzt sich auf den Gehweg vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie de Kom. Für wen diese Blume wohl bestimmt ist? Um mich kümmert er sich nicht – schließlich stehen viele Menschen vor diesem Haus, um es zu fotografieren.

In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts warteten hier hunderte Menschen darauf, mit Anton de Kom zu sprechen. Arbeitslose und Arbeiter, die mit ihrem kargen Lohn über die Runden kommen mussten. Nach Abschaffung der Sklaverei 1863 hatte der niederländische Staat im ehemaligen Britisch- und Niederländisch-Indien Vertragsarbeiter für die Plantagen in Suriname angeworben. Mit dem Niedergang der Landwirtschaft strömten diese Arbeiter, gleich den ehemaligen Versklavten, nach Paramaribo. Aber auch in der Hauptstadt mangelte es an Arbeit und herrschte große Armut. Dennoch hofften sie, am Tisch hinter dem Haus von dem Mann empfangen zu werden, der mit dem frischen Wind des Widerstands aus Holland zurückgekehrt war.

Cornelis Gerhard Anton de Kom wurde 1898 in Paramaribo geboren. Er erwarb ein Buchhalterdiplom und arbeitete für einige Zeit im Büro der Balata Compagnie, einer Firma, die den Abbau von Balata, einer Kautschuksorte, vorantrieb. De Kom nahm sich dem schweren Los der Balata-Bleeders an, der überwiegend kreolischen Arbeiter, die im erstickend heißen Urwald die Gummibäume abzapften. 1920 kündigte de Kom, fuhr in die Niederlande und heiratete dort die Niederländerin Petronella Borsboom. Als einer der wenigen Schwarzen in den Niederlanden kam er schließlich mit nationalistischen Javanern in Kontakt, die die Unabhängigkeit Niederländisch-Indiens anstrebten: Indonesien. De Kom übernahm diesen Freiheitsgeist und begann, Artikel für De Communistische Gids zu schreiben, das Sprachrohr der Kommunistischen Partei der Niederlande, die damals die einzige politische Partei mit einem Bekenntnis zum Antikolonialismus war. Seine Artikel, aber auch der revolutionäre Tenor seiner Rede fanden ihren Weg zur Arbeiterbewegung in Suriname. Besonders seine Kritik an der Lohnkürzung für Vertragsarbeiter machte ihn bei dieser Gruppierung populär.

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