Die Firma NewsGuard hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Usern schon im Browser durch farbliche Markierungen mitzuteilen, welche Nachrichtenseiten im Netz vertrauenswürdig sind. Im Dezember 2019 schrieb NewsGuard mich an und stellte mir Fragen, weil man gerade dabei war, zu prüfen, ob man den Anti-Spiegel vertrauenswürdig finden könne oder nicht. Ich habe NewsGuard geantwortet und die Korrespondenz veröffentlicht, da ich für Transparenz stehe.
Im Führungsgremium von NewsGuard sitzen ehemalige Chefs von CIA und NSA. Wie die Einschätzung ausfallen würde, war natürlich von vornherein klar, wenn man sich das Advisory Board1 der Firma anschaut. Dort sitzen unter anderem:
– General a.D. Michael Hayden: Ehemaliger Direktor der CIA, ehemaliger Direktor der National Security Agency (NSA) und ehemaliger Principal Deputy Director of National Intelligence. Das war immerhin der Mann, der einen der wichtigsten Whistleblower unserer Zeit gejagt hat: Edward Snowden. Wie ist er zum Garanten für „unabhängige Bewertungen“ geworden?
– Elise Jordan, ehemaliger Redenschreiber von Condoleezza Rice
– Anders Fogh Rasmussen, ehemaliger dänischer Ministerpräsident und ehemaliger Nato-Generalsekretär
– Tom Ridge, ehemaliger First Secretary der Homeland Security
– Jimmy Wales, Mitbegründer von Wikipedia (also kontrolliert Wikipedia sich über Newsguard quasi selbst)
Es geht bei NewsGuard also nicht darum, wie gut oder schlecht Medien recherchieren, sondern darum, ob sie der US-Politik gegenüber treu sind. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass die Bild-Zeitung von NewsGuard als vertrauenswürdig eingeschätzt wird.
Man beachte: Laut NewsGuard vermeidet die Bild zum Beispiel irreführende Überschriften. Wenn Sie sich fragen, warum NewsGuard das behauptet, dann ist das schnell erklärt. NewsGuard bewertet Medien nach Kriterien,2 für die es jeweils eine bestimmte Punktzahl gibt:
Glaubwürdigkeit
Es werden nicht regelmäßig Falschinformationen veröffentlicht: In den vergangenen drei Jahren hat die Webseite nicht wiederholt Beiträge veröffentlicht, die nachweislich falsch waren und nicht rasch und deutlich richtiggestellt wurden. (22 Punkte)
Journalisten recherchieren Informationen verantwortungsbewusst und nach klassischen journalistischen Kriterien: Sie bemühen sich um akkurate, unabhängige und ausgewogene Recherchen, die auf einer Vielzahl von Quellen beruhen, bevorzugt Erstquellen. Das gilt auch für Meinungsartikel. Begrüßt wird, wenn Beiträge auf diese Quellen verweisen. (18 Punkte)
Unterlaufene Fehler werden regelmäßig richtiggestellt. Die Redaktion hat wirkungsvolle Standards für Klar- und Richtigstellungen sowie Korrekturen etabliert. Auf der Seite ist eindeutig zu erkennen, wie Nutzer redaktionell Verantwortliche kontaktieren können. (12.5 Punkte)
Klare Unterscheidung zwischen Nachricht und Meinung: Nachrichten enthalten keine verdrehten oder aus dem Zusammenhang gerissenen Informationen. Sie werden nicht mit der Absicht geschrieben, Nutzer von einer bestimmten Meinung zu überzeugen. Sie geben Fakten ausgewogen wieder. (12.5 Punkte)
Vermeiden irreführender Überschriften: Es werden keine Überschriften veröffentlicht, die falsche Informationen enthalten, erheblich sensationalisieren oder übertreiben oder die nicht den tatsächlichen Inhalt des Beitrags wiedergeben. (10 Punkte)
Transparenz
Die Webseite veröffentlicht Eigentumsverhältnisse und Finanzierung: Eigentumsverhältnisse und/oder Finanzierung werden ebenso veröffentlicht wie ideologische Standpunkte/Positionen, die mit den Interessen der Eigentümer verbunden sind. Dies geschieht in einer nutzerfreundlichen Art und Weise. (7.5 Punkte)
Werbung wird als solche gekennzeichnet: Die Seite zeigt deutlich, welche Inhalte bezahlt sind und welche nicht. (7.5 Punkte)
Offenlegen der redaktionell Verantwortlichen, einschließlich möglicher Interessenskonflikte: Informationen über Verantwortliche und mögliche Interessenkonflikte sind auf der Webseite zugänglich. (5 Punkte)
Informationen über Journalisten: Informationen über Personen, die die Inhalte des Mediums erstellen, sind auf der Webseite zugänglich. (5 Punkte)
Insgesamt sind 100 Punkte zu erreichen. Wenn ein Medium mehr als 40 Punkte Abzug bekommt, ist es für NewsGuard unseriös und NewsGuard warnt davor, dieses Medium zu lesen. Das ist betreutes Denken mit freundlicher Unterstützung der US-Geheimdienste.
Da NewsGuard der Bild bereits attestiert, dass die Journalisten nicht verantwortungsbewusst recherchieren und dass es keine klare Unterscheidung zwischen Nachricht und Kommentar gibt, hat die Bild bereits 30,5 Punkte Abzug erhalten. Wenn NewsGuard jetzt auch noch die Überschriften monieren würde, hätte Bild insgesamt 40,5 Punkte Abzug und müsste dann nach den Regeln von NewsGuard als unseriös eingestuft werden. Aber die Bild ist eine der US-treuesten Zeitungen des Landes – die können die Vertreter der US-Geheimdienste ja nicht als schlecht einstufen. Also sind die Überschriften der Bild für NewsGuard eben über alle Kritik erhaben.
Der Anti-Spiegel hingegen hat furchtbar irreführende Überschriften, meint NewsGuard.
Also seien Sie vorsichtig bei der Lektüre des Anti-Spiegel und auch bei der Lektüre dieses Buches, denn die US-Geheimdienste finden beides doof. Das allerdings ist das größte Kompliment, das man mir machen kann.
1 https://www.NewsGuardtech.com/de/our-advisory-board-de/
2 https://www.NewsGuardtech.com/de/bewertungen/bewertungsprozess-und-kriterien/
„Zeit“-Korrespondentin aus Moskau: dreistes, aber geschicktes Beispiel für das Propaganda-Lehrbuch
Vom 12. Januar 2020
In der „Zeit“ erschien im Januar 2020 eine Kolumne, an der man sehen konnte, wie die deutschen Medien russische Erfolge partout in ein negatives Licht stellen wollen. Sogar dann, wenn sie Frieden und auch Deutschland nur Nutzen bringen. Die US-Agenda wird von den deutschen Medien um jeden Preis hochgehalten, sogar gegen deutsche Interessen.
Korrespondentenberichte aus Moskau sind in deutschen Medien generell nichts anderes als Desinformation, wie ich an den Korrespondentenberichten des Spiegels immer wieder nachprüfbar aufgezeigt habe. Manchmal wird sogar richtig dreist gelogen.
Während aber die Spiegel-Korrespondenten in Moskau offensichtlich nicht die hellsten Kerzen am Baum sind – denn ihre Desinformation ist meist ausgesprochen plump –, muss man vor Frau Bota von der „Zeit“ anerkennend den Hut ziehen. Sie bringt nämlich ein Kunststück fertig: Sie schafft es, über viele positive Entwicklungen zu berichten, diese aber für ihre Leser trotzdem negativ klingen zu lassen. Das muss man erst einmal hinbekommen.
Es begann schon mit der Überschrift: „Wladimir Putins grausame Verlässlichkeit“1 Nun habe ich immer gedacht, dass Verlässlichkeit etwas Positives ist. Aber wenn Putin verlässlich ist, dann ist das „grausam“. Für wen denn? Höchstens für die USA, die sehr unzuverlässig sind und deren „Partner“ (also Vasallen) sich mehr und mehr von den USA abwenden, weil sie genug davon haben, nur für die US-Interessen ausgenutzt und bei Ungehorsam von den angeblichen Verbündeten aus Amerika auch mit Sanktionen beleget zu werden. Aber man sieht eben auch, wessen Geistes Kind Journalisten sind, die so etwas schreiben.
Aber zurück zur Kolumne. Frau Bota stellt in der Einleitung fest, dass Russland außenpolitische Erfolge feiert:
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