Ich bin auf diese Organisation durch einen Artikel bei „alles-schallundrauch“2 aufmerksam geworden. Das ist ein guter Artikel, aber da ich anders arbeite als die „Journalisten“ unserer „Qualitätsmedien“, habe ich mich selbst daran gemacht, zu recherchieren, wer „Project Syndicate“ eigentlich ist. Und das Ergebnis ist erschreckend.
Nach eigenen Angaben3 ist das Syndikat eine gemeinnützige Organisation, die den Menschen auf der Welt „Zugang zu Informationen“ geben möchte:
„Project Syndicate produziert und liefert qualitativ hochwertige Kommentare an ein globales Publikum. Mit exklusiven Beiträgen prominenter politischer Führer, Politiker, Wissenschaftler, Wirtschaftsführer und Bürgeraktivisten aus der ganzen Welt bieten wir Nachrichtenmedien und ihren Lesern modernste Analysen und Einblicke, unabhängig von der Zahlungsfähigkeit. Unsere Mitglieder umfassen über 500 Medien – mehr als die Hälfte davon erhalten unsere Kommentare kostenlos oder zu subventionierten Preisen – in 157 Ländern.“
Was so positiv und selbstlos klingt, bedeutet aber nichts anderes, als dass das Syndikat beeinflussen will, was die Menschen diskutieren. Man will die weltweite öffentliche Meinung beeinflussen und verkauft das als „gemeinnützige Arbeit“.
Wie immer ist die entscheidende Frage, wer hinter dem Syndikat steht und wer es bezahlt. Wenn man das weiß, dann weiß man auch, wessen Meinung der Weltöffentlichkeit vermittelt werden soll.
Und schon da wird es schwierig. Das Syndikat veröffentlicht auf seiner Seite keine Jahresberichte, man weiß also nicht, wie viel Geld es von wem bekommt. Und wer es 1995 gegründet hat, ist auch nicht ersichtlich.
Man findet auf der Seite lediglich eine Liste der Partner, die das Syndikat unterstützen4. Diese sind:
„Open Society Foundations, the Bill & Melinda Gates Foundation, the MasterCard Foundation, the European Climate Foundation, the European Journalism Centre, the Children’s Investment Fund Foundation, the Mohammed bin Rashid Al Maktoum Knowledge Foundation, the Heinrich Böll Stiftung, the Friedrich-Ebert-Stiftung, GAM, the Google Digital News Initiative, McKinsey Global Institute, the Nature Conservancy, and the Sustainable Development Solutions Network.“
Das ist ein Who is Who der weltweiten Stiftungen, die man überall dort findet, wo die öffentliche politische Meinung in Richtung der Transatlantiker und der Nato beeinflusst werden soll. An erster Stelle wird die Open Society Foundation von Soros aufgeführt. Und wenn man bedenkt, dass das Syndikat 1995 gegründet wurde, um – nach eigenen Angaben – den Menschen im ehemaligen Ostblock die westliche „Meinungsfreiheit“ zu bringen, dann deckt sich dieses Ziel sehr stark mit dem, was auch Soros mit seinen Foundations als Ziel verkündet hat. Er hat seine Open Society Foundation 1993, also zwei Jahre vor der Gründung des Syndikats, ins Leben gerufen. Da liegt der Verdacht nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden Organisationen gibt, was auch durch die finanzielle Unterstützung von Soros, über die das Syndikat selbst berichtet, bestätigt wird.
Heute findet man auf Wikipedia noch mehr Angaben darüber, wer das Syndikat unterstützt, allerdings werden keine Quellen genannt. Das deutsche Wikipedia schreibt zum Beispiel, ohne Quellen zu nennen, Folgendes:5
„Das Syndikat finanziert sich aus den Beiträgen seiner Mitglieder in den Industriestaaten und aus Zuwendungen privater Stiftungen, darunter das Open Society Institute von George Soros. In Deutschland förderte u. a. die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius die Arbeit der Organisation.“
Offenbar war das Syndikat früher transparenter, denn in der Wayback-Machine ist noch eine Seite erhalten, die es heute nicht mehr auf der Seite des Syndikats gibt. Dort ist eine Liste der „Member-Papers“ in Europa zu sehen, also der Zeitungen, die Mitglieder des Syndikates sind, was immer das bedeuten mag. Für Deutschland sind dort unter anderem gelistet:6 Die Welt, Börsenzeitung, Handelsblatt, Süddeutsche Zeitung und Wirtschaftswoche.
Die finanzielle Ausstattung des Syndikats ist übrigens hervorragend. Leider liegen wie gesagt keine Jahresberichte vor, aber auf der Seite der Gates Foundation kann man sehen, wie viel allein Bill Gates dem Syndikat gespendet hat:7 2012 waren es 2.007.220 Dollar und 2016 noch einmal 1.653.105 Dollar. An Geldmangel leidet das „gemeinnützige“ Syndikat sicher nicht.
Es ist absolut üblich, dass „Experten“ für Artikel, die sie schreiben, auch bezahlt werden. Die Liste der Autoren des Syndikats umfasst Nobelpreisträger, ehemalige Spitzenpolitiker und so weiter. Also Menschen, die sicher sehr gut bezahlt werden, wenn sie etwas veröffentlichen. Einer, der dort seit 2006 im Durchschnitt etwa einmal pro Monat einen Artikel veröffentlicht, ist zum Beispiel Joschka Fischer.
Und auch George Soros selbst nutzt das Syndikat, um seine Meinung zu veröffentlichen. Im Februar 2019 zum Beispiel schrieb Soros einen Gastkommentar8 für das Syndikat, der wortgetreu von vielen Medien veröffentlicht wurde.9 Andere haben ihn nicht wörtlich zitiert, aber wohlwollend darüber berichtet.10 Auch ich habe seinerzeit darüber geschrieben,11 allerdings nicht allzu wohlwollend, weil der Artikel von Soros im Kern absolut anti-demokratisch war. Soros wollte mit seinem Artikel vor der Europawahl die öffentliche Meinung in der EU in seinem Sinne beeinflussen.
Wir sehen also, dass die „transatlantische Lobby“ praktisch unbegrenzte Mittel zur Verfügung hat und damit selbst „Nachrichten“ in ihrem Sinne produziert, die dann über die Nachrichtenagenturen eins zu eins in unsere Medien gelangen. Und wenn man sich all die „Unterstützer der Meinungsfreiheit“ ansieht, dann sind die Geldgeber am Ende immer die gleichen: Die westlichen Staaten – und hier allein die USA mit Budgets in zweistelligem Milliardenbereich jährlich – und politische Stiftungen, die teilweise wiederum auch von den westlichen Staaten finanziert werden. Was uns als „Nachrichten“ von den „Qualitätsmedien“ präsentiert wird, ist also zumindest zu einem sehr großen Teil nichts anderes als Propaganda für die politischen Ziele der USA, denn praktisch alle diese Finanzströme haben dort ihren Ursprung.
Das bedeutet, dass die Medien, die diese Dinge ungefiltert und oft sogar wörtlich übernehmen, durchaus als „gleichgeschaltet“ bezeichnet werden können. Und daher muss niemand bei Claus Kleber anrufen und ihm vorschreiben, was er zu berichten hat. Er bekommt es ja tagtäglich aus den Nachrichtenagenturen und muss es nur noch vorlesen.
1 https://www.anti-spiegel.ru/2018/27-000-menschen-arbeiten-im-pentagon-daran-die-offentliche-meinung-in-der-welt-zu-beeinflussen/
2 http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2015/01/project-syndicate-die-globale.html
3 https://www.project-syndicate.org/about
4 https://www.project-syndicate.org/about
5 https://de.wikipedia.org/wiki/Project_Syndicate
6 https://web.archive.org/web/20120623142537/http:/www.project-syndicate.org/member-papers
7https://www.gatesfoundation.org/How-We-Work/Quick-Links/Grants-Database#q/k=project%20syndicate
8 https://www.project-syndicate.org/commentary/political-party-systems-undermining-european-union-by-george-soros-2019-02/german?barrier=accesspaylog
9 https://www.derstandard.de/story/2000098088086/bitte-wach-auf-europa-ein-appell-zur-verteidigung-der-eu
10 https://www.welt.de/politik/ausland/article188634787/George-Soros-eindringliche-Warnung-an-die-EU-Aufwachen.html
11 https://www.anti-spiegel.ru/2019/europawahl-soros-fuerchtet-um-die-kontrolle-ueber-die-eu-und-fordert-mehr-zentralisierung-der-macht/
Wenig überraschend: NewsGuard warnt vor Anti-Spiegel
Vom 8. Januar 2020
NewsGuard hat den Anti-Spiegel im Januar 2020 bewertet, und wenig überraschend ist der Anti-Spiegel demnach nicht vertrauenswürdig. Die Bild-Zeitung aber schon.
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