Ende der ersten Fahrt.
Es folgt das zweite Itinerarium.
Später, im Jahre des Heils 1494, als eine neue Pestwelle ausbrach, wollte ich zum alten Heilmittel der Flucht greifen; erneut dachte ich daran, mir ein paar aufrichtige junge Männer auszuwählen, Söhne wohlhabender Kaufleute, welche in der italischen und gallischen Sprache bewandert waren: Antonius HerwartHerwart, Anton (Antonius) (†1504), Augsburger Kaufmann, Ritter des Hl. Grabes aus AugsburgAugsburg, Ort, Kaspar FischerFischer, Kaspar († 1517), Nürnberger Kaufmann und Nikolaus WolkensteinWolkenstein, Nikolaus I. (Niklas) (†1513/15), Nürnberger Kaufmann, sie wählte ich zu meinen Reisebegleitern4.
Am zweiten August des genannten Jahres verließ ich NürnbergNürnberg, Ort und durchquerte in SchwabenSchwaben, L. die großartigen Städte NördlingenNördlingen, Ort, UlmUlm, Ort, BiberachBiberach, Ort, RavensburgRavensburg, Ort sowie KonstanzKonstanz, Ort, das wegen des Konzils Martins V.Martin V. / Oddo Colonna, Papst (1417–1431) und Kaiser SigismundsSigismund, Kg. von Ungarn (1387–1437), Kg. von Böhmen (1419–1437), röm.-dt. Kg. (1410/11–1437), Ks. (1433–1437) bekannt ist5. Sodann kam ich durch die Gegend der Schweizer und Orte wie Duregum , heute ZürichZürich, Ort, bei einer Eremitensiedlung an die Schwellen der Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi6. Dann ging es über die heißen Quellen in BadenBaden, Ort zu den Ufern des LimatflussesLimmat, Fluß, dort wuschen wir uns, danach richteten wir unsere Schritte zur uralten Stadt SoloturnSolothurn, Ort und nach BernBern, Ort, den wichtigsten Städten der Schweizer. Nachdem wir die Schweizer Republik des Volkes in Augenschein genommen hatten, verließen wir deutsches Gebiet und nahmen Kurs auf ein Städtchen namens MurtenMurten, Ort, das durch die Niederlage des Herzogs Karl von BurgundKarl der Kühne, Hzg. von Burgund (1467–1477) bekannt ist7. Welches Morden an Menschen dort vollzogen wurde! Mehr als 24 tausend Menschen aus dem Heer des burgundischen HerzogesKarl der Kühne, Hzg. von Burgund (1467–1477) und seiner Anhänger starben durch die Niederlage gegen die Liga der Schweizer und das aufgebrachte Volk. Es wäre unglaublich, von diesem Ereignis zu erzählen, denn man müsste sich die vielen Knochen getöteter Gegner anschauen, was ich weiter unten ein wenig geschildert habe8.
Nachdem ich nun das Bild des Todes so vieler christlicher Menschen gesehen hatte, bewegten wir unsere Schritte in Richtung FreiburgFreiburg, Ort, der Stadt der Allobroger, dort wurde einstmals die gallische Sprache, nun jedoch größtenteils die deutsche benutzt9. Erneut ritten wir durch waldige Schluchten zur ersten Stadt der Allobroger, LausanneLausanne, Ort, das mit einem Bischofssitz geziert ist; und an den Ufern des Genfer SeesGenfer See kamen wir nach 9 weiteren Meilen zur uralten Stadt GenfGenf, Ort, bekannte Handelsstätte der Allobroger und ausgezeichnet durch die Wundertaten vieler Heiliger, einstmals von GenabusGenabus, einem Exilierten aus Numantia Numantia, Ort in SpanienSpanien, L., gegründet, wie du im Folgenden genauer erkennen wirst. In diesem Herzogtum SavoyenSavoyen, L. hat nun ChristopherusChristopherus, laut Münzer Hzg. von Savoyen als Herzog SavoyensSavoyen, L. die Herrschaft inne, er ist mit AnnaAnna, Tochter des Königs Maximilian I., einer Tochter des Königs MaximilianMaximilian I., röm.- dt. Kg. (1486–1519), Ks. (1508– 1519), ehelich verbunden, die vorher vom Sohn des Königs von Spanien geheiratet wurde10.
Ich habe aber, soweit es die Gelegenheit erlaubte, über wichtigere Orte geschrieben und Sitten und Gebräuche der Völker: in der Gallia Lugdunensis Gallia Lugdunensis, röm. Provinz., der Narbonensis Gallia Narbonensis, röm. Provinz und in ganz SpanienSpanien, L. wie in der Grafschaft BarcelonaBarcelona, Ort, im Reich ValenciaValencia, Ort, GranadaGranada, Ort, KastilienKastilien, L., AragonAragón, L., NavarraNavarra, L., GallienFrankreich, L., AquitanienAquitanien, L., BelgienBelgien, L., (Gallia Belgica) röm. Provinz, in der NormandieNormandie, L., der PicardiePicardie, L., und in Niederdeutschland bis zur Stadt am RheinRhein, Fluß in Oberdeutschland11, wie Du im Folgenden sehen wirst.
Jesus ChristusJesus Christus 1495 (1494), 21. August, GenfGenf, Ort
Es ist der Ort der Allobroger, früher nannte man ihn „Genf“; Genf, Ort
ihn schmückt ein See mit Wasser klarer als Kristall.
Diesen See durchbrechen in seiner Mitte die reinsten Wasser der Rhône,
Rhône, Flußder Sturzbach der Arve und die Berge von Leman.Genfer SeeBerge von Leman
G. Julius Caesar († 44 v. Chr.), röm. Staatsmann und DiktatorNumantia, OrtAls Cäsar die Helvetier angriff, und diejenigen Völker, die gegen die Römer rebellierten, P. Cornelius Scipio Aemilianus Africanus minor Numantinus († 129 v. Chr.), röm. Politiker und Feldherr da hielt er sich in dieser Stadt auf.
Dort ließ er eine Rhône-Brücke wiederherstellen und den Göttern ehrwürdige Tempel errichten.
Nach dem Sieg Scipios über Numantia gründete diese (Stadt) ein Spanier namens Genabus:
Jener hatte Numantia verlassen und ihr dann seinen eigenen Namen „Genf“ gegeben.
Dies schreibt FrontoniusFrontonius in seinen Epigrammen über die Städte12
Die am weitesten entfernte Stadt der Allobroger ist Genf.
Dort führt eine Brücke hinüber zu den Schweizern, unter der vom Genfer See her die Rhône fließt.
Dies schreibt CäsarG. Julius Caesar († 44 v. Chr.), röm. Staatsmann und Diktator in seinen Commentarii 13.
Die Ruinen der Stadt der Helvetier scheinen heute jenseits des Schlosses von BielBiel, Ort zu liegen, wo sich drei sehr bekannte Seen treffen: der von NeuchâtelNeuenburger See / Lac de Neuchâtel, der von BielBieler See / Lac de Bienne und der von MurtenMurtensee / Lac de MoratMurten, Ort. Heute sind SolothurnSolothurn, Ort, BernBern, Ort und FreiburgFreiburg, Ort die Metropolen der Helvetier. Solothurn ist eine Stadt mit einem sehr alten Turm, und dort steht geschrieben, dass dieser 450 Jahre vor Christi Geburt errichtet wurde.
Über die Schlacht und die Niederlage bei der BurgMurten, OrtBurg MurtenMurten, Ort habe ich Folgendes notiert:
Im Jahre des Herrn 1476, als Herzog Karl von BurgundKarl der Kühne, Hzg. von Burgund (1467–1477) gegen die Helvetier Krieg führte, sind 10.000 Kämpfer (die ortsansässigen Leute erzählten mir, mehr als 24.000) getötet worden. Und dort beim SeeMurtensee / Lac de Morat ist eine Kapelle erbaut worden, auf deren Türsturz folgende Inschrift steht1:
Wohlergehen denen,
die den listenreichen Feind Karl, Ruhm und Stolz von Burgund, vom Schlachtfeld vertrieben haben,
die durch ihren Gesang die Helden im Himmel ehren,
und die Altäre des Mars mit einem süßen Opfer beladen,
all denjenigen, die die zerstörerische Kraft der Waffen erfuhren.
Im Lauf der Jahre hatten sich 1000 und 400 und 70 und 6 (Jahre) vereinigt,
und Atlas (= die Erde) hatte sich einmal um die Achse gedreht:
Da hatte die niedergemetzelten Körper grausam das feindliche Schwert zu Boden gestreckt.
Die Gebeine der Toten sind in zwei Grabkammern niedergelegt. Die Breite der ersten beträgt 20 Schritte, die Länge 6 und die Höhe 6, die Länge der anderen 7 Schritte und die Breite 5. Die Anhäufung so vieler Knochen ist schrecklich anzusehen, und fortwährend bringt der See neue Knochen hervor, die dort beigesetzt werden. Ich habe dies am 17. August 1494 gesehen.
Über die Stadt LyonLyon, Ort
Die alte Stadt GalliensFrankreich, L. LyonLyon, Ort ist bestens gelegen. Im Osten fließt außerhalb der Mauern der vielgerühmte RhôneflussRhône, Fluß vorbei; die SaôneSaône, Fluß, der allseits bekannte Fluss BurgundsBurgund, L., teilt die Stadt in zwei Teile. Beide (Flüsse) sind schiffbar. Die Steinbrücke der SaôneSaône, Fluß hat 9 ausgezeichnete und hohe Bögen, 13 jedoch die der RhôneRhône, Fluß. Im Osten liegt SavoyenSavoyen, L., im Norden BurgundBurgund, L., woher die SaôneSaône, Fluß kommt, im Westen liegen die Berge FrankreichsFrankreich, L. und im Süden die DauphinéDauphiné, L. der Allobroger. Ausgezeichnet ist der Ort durch 4 Kathedralkirchen und einen Bischofssitz; der vorzügliche Kirchenbau des göttlichen Johannes ist aus Steinquadern erbaut. In der Kollegiatkirche des heiligen PaulusPaulus, († nach 60), Apostel, Hl. ruht der Leichnam von Johannes GersonGerson, Johannes, (†1429), Theologe und Kanzler der Universität von Paris, des Kanzlers von ParisParis, Ort; dessen Epitaph lautet folgendermaßen1:
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