P e t e r C h e m n i t z
Ach los, scheiß
der Hund drauf!
Das Leben des stern-Kriegsreporters Randy Braumann
2. Auflage, Deutsch, November 2020
E-Book-Ausgabe
ISBN 978-3-906212-67-8
© WELTBUCH Verlag GmbH (Schweiz/Deutschland)
www.weltbuch.com
Alle Rechte vorbehalten
Layout/Satz/Titelgestaltung: Dirk Kohl
Lektorat: Sophie Micheel
Fotos von:
Randolph Braumann und Peter Chemnitz (Porträtfotos und Autorennachweis unter dem jeweiligen Foto)
Vorwort Vorwort In Görlitz/Zgorzelec, in der deutsch-polnischen Grenzstadt, beginnt dieses symphonisch gestaltete Werk, das mehr ist als nur die Erinnerungen des alten Kriegsreporters Randolph Braumann. Dadurch, dass der Jüngere, der Diplom-Journalist Peter Chemnitz, zuhört und notiert, bekommt die Irrfahrt durch die sinnlosen Kriege, Leidensgeschichten und Politik-Gags des 20. und des gerade begonnenen 21. Jahrhunderts einen Sinn. Braumann, Jahrgang 1934, war immer Querulant und Wahrheitssucher. Nach der Schule wollte er zur Fremdenlegion und landete im Journalismus. In den Krieg ging es trotzdem. Zehn Jahre lang war er für den „stern“ als Kriegsreporter in Afrika, Vietnam und im Nahen Osten mit den namhaftesten Fotografen unterwegs. Er lernte – immer auf der Jagd nach Illustriertengeschichten - Diktatoren wie Idi Amin, Mobutu Sese Seko, Saddam Hussein, Muammar el Gaddafi, Kaiser Haile Selassie, Papa Doc sowie den Terroristenführer Georges Habash kennen – und fand sie sympathisch. Davon erzählt er in seinem packenden Buch. Es sind Geschichten darüber, wie Journalisten selbst ein wenig am Rädchen der Weltgeschichte drehten, bei der Gründung der Söldnerrepublik Kongo beispielsweise oder im jordanischen Bürgerkrieg. Oder bei der großen „stern“-Hilfsaktion für Äthiopien, die Braumann vor Ort koordinierte, während er dem Kaiser die Augen für die Hungersnot im eigenen Land öffnete. Braumann war ein Haudegen. „Ach los, scheiß der Hund drauf!“, hieß der Spruch, mit dem er und sein alter Freund, der „stern“-Fotograf Gerd Heidemann, sich in brenzligen Situationen Mut machten. Statt auf Pressekonferenzen der Generalität trieb Braumann sich lieber bei den kämpfenden Truppen herum. In Kambodscha rettete ihm die Angst eines Kollegen das Leben, in Jordanien erklärte ihn die deutsche Botschaft bereits für tot. Wenn es um Storys ging, kannte Braumann keine Kollegialität. Das schätzte der große Henri Nannen und kämpfte lange um Braumann, wenn der Unstete wieder einmal ein besseres oder interessanteres Angebot der Konkurrenz favorisierte. In Gesprächen, die sich über zwei Jahre hinzogen, erzählt Braumann von lebenslangen Feindschaften und wie sie entstanden sind. Er erzählt von falschen Fotos, verlogenen Überschriften und ihren fatalen Folgen. Vor allem lässt er einen Journalismus lebendig werden, wie er heute fast ausgestorben ist. Peter Chemnitz im Oktober 2013
Bombenkrieg und Mittelschule
Ohne Abitur zum „stern“
Vierzig Millionen für Dr. med. Schumann
Atombombensuche im ewigen Eis
Die Rache des Bundespräsidenten Lübke
Randy fehlt auf der Liste – Wie der BND und der MI6 um Teilzeitspione werben
Blumen für Leni
Ein Dichter öffnet die Tür zum Schah
Wie aus Carter ein freier Mann namens Ben Amin wurde – Bei amerikanischen Juden in Liberia
Wie ich Fremdenlegionär werden wollte und die Gründung der Söldner-Republik 1968
Idi Amin – ein afrikanisches Trauerspiel
Nach der Story eine Notlüge – Augenzeuge im Biafra-Krieg
Schlacht am Buffet
Flucht nach London
Rücksicht auf Israel – „stern“ berichtet nicht über Napalmopfer
Herr Braumann ist bereits hingerichtet worden
Angstschweiß und Feuerzauber – Victor Charlie im Visier
Die Jagd nach der goldenen Uhr
Nachts kam Victor Charlie
Haschisch und Marihuana – „I don‘t want to be the last American killed in the Nam.“
Warten auf den König von Laos
Menschenrettung unter Missbrauch der Rot-Kreuz-Fahne – Bürgerkrieg in Ostpakistan
„Randy, please stop Nannen now“ – Als Koordinator der „stern“- Hilfsaktion in Äthiopien
Der Marsch auf der Rasierklinge – Zu Besuch bei Papa Doc in Haiti
Durch das wilde Kurdistan nach Ninive
Mein Freund Heidemann
Rebellenkampf im Hamburger Untergrund
39.998 Schwarze, der Chefredakteur und seine Frau – Wie ich in Südafrika eine deutschsprachige Zeitung leitete
Spenden allein retten Afrika nicht – Mit Karlheinz Böhm in Äthiopien
Boizenburg – Zwischenstopp in meinem Leben
Warum das Sorbische zu den 60 wichtigsten Sprachen zählt
Europastadt? Apartheidstadt?
Vom Krokodil zur Grenze – Der polnische Fußball und ich: Bilanz eines Lebens
Der Autor:
Peter Chemnitz, 1962 in Leipzig geboren, wuchs in Dresden auf. Als Enkel des einst europaweit bekannten Sportjournalisten Erich Chemnitz wollte er unbedingt in dessen Fußstapfen treten, mit einer Ausnahme – der Sportberichterstattung. Allerdings rieten ihm alle davon ab, in der DDR diesen Beruf zu ergreifen. Auch die Staatssicherheit war skeptisch und verhängte, in enger und heimlicher Kooperation mit der Universität Leipzig, ein bis Ende 1988 aufrecht erhaltenes Studienverbot. Als Redakteur durfte er trotzdem arbeiten: von 1985 bis 1990 bei der Dresdner Tageszeitung „Sächsische Neueste Nachrichten“. In der Wendezeit wechselte er zu der in Stuttgart produzierten Wochenzeitung „Sachsenspiegel“ der bürgerbewegten Dresdner „Gruppe der 20“. Nach deren Einstellung erlebte er als Politikredakteur die letzten neun Monate der vom Süddeutschen Verlag samt Immobilie in der Dresdner Inneren Neustadt erworbenen Tageszeitung „Die Union“. Es folgten Jahre der freien Mitarbeit für „Spiegel“, „Focus“ und Nachrichtenagenturen wie dpa, AP und VWD sowie bis 1997 als Sachsen-Korrespondent der „Welt am Sonntag“. Seitdem ist er Redakteur der „Sächsischen Zeitung“.
Der Protagonist:
Randolph Braumann (Jahrgang 1934) lebte gern zwischen zwei Extremen, zum Beispiel zwischen Sport auf der einen und exotischen Ländern im Kriegszustand auf der anderen Seite. Er war erst Sportreporter bei BILD, aber dann doch lieber Auslandsreporter beim „stern“. Die Sehnsucht nach der Fremdenlegion (die ihn abwies, als er sich im Rekrutierungsbüro Kairouan, Tunesien, 17-jährig bewarb) und nach den „Hunden des Krieges“ (wie ein Bestsellerautor die Söldner nennt) blieb ein Leben lang. Er war ein typisches Kriegskind (seine Geburtsstadt Bochum wurde 150-mal von den Alliierten bombardiert), deshalb beherrschte er wohl die Kunst des Überlebens so gut. Als in Saigon der Tu-Do-Club in die Luft flog, waren 36 Menschen tot, etliche verwundet (darunter sein Freund, der „stern“-Fotograf Perry Kretz) und nur einer unverletzt: er selbst. Später war er Mitgründer des Kinderhilfswerks „Dritte Welt“ (Zentrale nach wie vor in Hamburg) und zweier Reisemagazine. Nach all den Kriegen sucht er Ruhe in Görlitz/Zgorzelec – an der deutsch-polnischen Grenze, der „Friedensgrenze“.
In Görlitz/Zgorzelec, in der deutsch-polnischen Grenzstadt, beginnt dieses symphonisch gestaltete Werk, das mehr ist als nur die Erinnerungen des alten Kriegsreporters Randolph Braumann. Dadurch, dass der Jüngere, der Diplom-Journalist Peter Chemnitz, zuhört und notiert, bekommt die Irrfahrt durch die sinnlosen Kriege, Leidensgeschichten und Politik-Gags des 20. und des gerade begonnenen 21. Jahrhunderts einen Sinn.
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