Als Ableger der PDC wurde 2006 die German Darts Corporation (GDC)ins Leben gerufen, aus der sich drei Jahre danach die PDC Europeentwickelt hat. Ihre Aufgabe ist klar umrissen: die Vermarktung von Darts auf dem kontinentalen Festland voranzutreiben.
Bei der von ihr ausgerichteten Super League in Deutschland, an der 16 qualifizierte oder ausgesuchte Spieler alljährlich teilnehmen, erhält der Gewinner eine Wildcard für die PDC-Weltmeisterschaft. Als Sieger sind bisher von 2013 bis 2020 Andree Welge, Max Hopp, René Eidams, Dragutin Horvat, Kevin Münch, Robert Marijanovic sowie Nico Kurz (2019 und 2020) in Erscheinung getreten. Der 23-jährige Dartspieler aus Nidderau ist der bisher Einzige, der sich auf diesem Wege zweimal für die WM empfehlen konnte.
Da sich Max Hopp 2014 bereits über die Pro Tour Order of Merit sein WM-Ticket gesichert hatte, erhielt Sascha Stein als Zweiter der Super League den entsprechenden Startplatz für die Weltmeisterschaft 2015, der neben Dragutin Horvat, Maik Langendorf und Kevin Münch auch zum Quartett zählt, das sich bisher zu allen Super League Finalrunden qualifiziert hat.
Wenn oben die BDO als Mutter aller Dartsorganisationen geadelt wurde, gilt diese Belobigung auch für die E-Darts Welt. Selbst wenn in dem einen oder anderen Land auf der großen Scheibe bis hin zum Bullshooting gespielt wird, gelten auch hier viele der grundlegenden BDO-Regeln wie auch im DSAB (Deutscher Sportautomatenbund),in der EDU (Europäische Dart Union)oder NDA (National Dart Association/USA). Selbstredend liegt und agiert der DDV ebenso auf der Linie von BDO beziehungsweise WDF.
Die aktuelle Analyse der Verbandsstrukturen – international wie national – ist eine Momentaufnahme. Wie es in 10, 20 oder sogar 50 Jahren aussehen wird, kann keiner prophezeien, geschweige denn prognostizieren. Sagte doch dereinst schon der weise Grieche Heraklit: „Panta rhei – alles fließt!“
Das ist auch gut so, denn nur das Fortschreiten entscheidet über Fortschritt, durchaus im Sinne der darwinschen Lehre, dass der Fitteste überleben wird. Es geht dabei nicht um den Stärksten, sondern um den, der sich am besten den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen weiß, ergo den Fittesten.
Schauen wir vom aktuellen Zeitpunkt 50 Jahre zurück, war noch nicht einmal die Mutter aller Verbände, die BDO, geboren, geschweige denn der Nachwuchs wie DDV oder DSAB in Deutschland. Heute ist die Dartszene vielfältig. Es werden vielleicht noch neue Organisationen hinzukommen, es werden aber auf jeden Fall auch welche sterben.
In diesem Zusammenhang wird in England die aktuelle Situation der BDO und ihre Zukunft diskutiert, die in eine finanzielle Schieflage geraten ist und wohl ihre Vermarktungsabteilung BDO Enterprises liquidiert hat. Dabei scheinen allerdings einige Ungereimtheiten vorgekommen zu sein.
2.3DARTSORGANISATIONEN IN DEUTSCHLAND
Es existiert eine Reihe von Verbänden und Organisationen in der bundesdeutschen Dartslandschaft. Die drei bedeutendsten und herausragendsten sind der DDV,die PDCsowie der DSAB.
Während sich die ersten beiden Organisationen das Thema Steeldarts auf die Fahnen geheftet haben, fokussiert sich der DSAB auf E-Darts. Der Name DSAB ist insoweit etwas irreführend, als in seiner Namensgebung der Begriff „Automat“ verankert ist, obwohl es sich bei den entsprechenden E-Dartsgeräten definitiv nicht um Automaten handelt.
Aber die damalige Ausgangslage war dergestalt, dass sich der DSAB nicht nur dem E-Darts, sondern daneben auch den Sportarten Soccer (Tischfußball), Snooker Löwen S.P.O.R.T. und Poolbillard angenommen hatte, die beim damaligen Hersteller Löwen S.P.O.R.T. unter dem Oberbegriff Sportautomaten rangierten.
Ganz unabhängig davon gilt für einen großen Teil der Spielerschaft nicht das Prinzip „entweder oder“, sondern der Leitsatz „sowohl als auch“. So hat sich der eine oder andere Akteur zwei oder sogar allen drei Institutionen angeschlossen.
Während die PDC über keinen sportstrukturierten Unterbau verfügt, schenken im Gegensatz dazu sowohl der DDV als auch der DSAB ihre Aufmerksamkeit der gesamten sportlichen Palette. So begnügt sich die PDC in Deutschland vornehmlich damit, Akteure aus den anderen beiden Verbänden abzufischen, um ausschließlich diese Elitespieler in den Mittelpunkt zu rücken.
Das eigentliche Ziel ist die Schaffung profitabler Vermarktungsformen, nicht die Förderung des Sports schlechthin. Auch wenn dies dem altrömischen Prinzip von „panem et circenses“ (Brot und Spiele) entspricht, ist es nicht per se eine Pervertierung von (sportlichen) Werten, sondern durchaus legitim.
Den vielleicht bekanntesten Boxkampf aller Zeiten, den sogenannten Rumble in the Jungle zwischen Muhammad Ali und George Foreman haben wir genau diesem Background zu verdanken, und Menschen wie dem Promoter Don King und ihren felsenfest verankerten Lebensweisheiten, die nahezu mit Lichtgeschwindigkeit um Leitmotive wie „Money makes the world go round“ kreisen!
Machen wir uns nichts vor, jedes Fußballbundesligator bejubelt diese Philosophie, jedes Formel-1-Rennen rast diesem Vorhaben hinterher, jeder Dunking punktet für dieses Kalkül. Wie es euch gefällt! Dafür, dass Sport in Antisport umschlägt, zeichnet jedoch nur einer verantwortlich, der souveräne Zaungast. Sein Verhalten befeuert solche Phänomene.
Im Gegensatz zur PDC haben nebst Hoch- und Höchstleistungssport sowohl im DDV als auch im DSAB Spielspaß, Breiten- und Volkssport sowie gemäßigter Leistungssport ihren angestammten Platz und werden intensiv gefördert.
Diese Vielfältigkeit spiegelt sich besonders kennzeichnend im Ligaspielbetrieb wider, der sich beispielsweise beim DSAB über ein siebenstufiges Modell – von der C- bis zur Bundesliga erstreckt, während er sich im DDV in namentlich Kreis-, Bezirks-, Regional-, Landes- und Bundesliga gliedert.
Auf der Turnierebene finden wir bei beiden Verbänden gleichfalls ein nach Leistungsniveau differenziertes System vor, das sich nicht nur auf die Extraklasse konzentriert. Das umfangreiche Angebot beider Verbände staffelt sich in lokale, regionale, überregionale, bundesweite und internationale Events und Meisterschaften.
2.4DEUTSCHER DART-VERBAND (DDV)
Der DDVwurde am 21. August 1982 in Wiesbaden gegründet und 1983 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Wiesbaden eingetragen. Im Dezember 2010 wurde der DDV als 98. Mitglied des DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund), der am 20. Mai 2006 aus dem Zusammenschluss des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland resultiert ist, aufgenommen und repräsentiert national und vor allem international den deutschen Dartsport in allen diesbezüglichen Gremien – mit allen entsprechenden Rechten und Pflichten.
Die derzeitige Mitgliederzahl, dokumentiert durch den DOSB, liegt exakt bei 13.343. Sie ist nicht das Resultat eines kontinuierlichen Anstiegs, sondern vielmehr eines wellenförmigen Verlaufs mit Höhen und Tiefen.
Zunächst einmal fing es ganz klein an, und zwar mit 433 Mitgliedern im Gründungsjahr. Daraus entwickelten sich über 2.977 im Jahr 1986 sowie 6.917 Mitglieder im Jahre 1988. 1992 wurden bereits 9.988 Mitglieder gezählt. Ein Jahr später durchbrach man mit 12.094 erstmalig die fünfstellige Schallmauer, und 1994 wurden sogar 14.225 Mitglieder registriert. Dieser Spitzenwert präsentiert auch das Allzeithoch.
Aber, wie gesagt, es ging nicht nur bergauf. 2003 unterschritt die Anzahl der Mitglieder sogar wieder die 10.000er-Marke und pendelte in den nächsten Jahren um diese herum, mal vier-, mal fünfstellig. Seit 2016 ist die Mitgliederstärke des DDV konstant fünfstellig geblieben.
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