***
Als sie in das Flugzeug stieg, bemerkte Del, dass TJ bereits den Gangplatz neben Francesca konfisziert hatte. Sie war sich sicher, dass die Frau TJ verscheuchen würde, sagte aber kein Wort. Del nahm in der Reihe ihnen gegenüber Platz und war überrascht, als Jake den leeren Sitz neben ihr einnahm.
Sie hob eine Augenbraue. »Bist du sicher, dass du nicht lieber mit TJ den Platz tauschen möchtest?«
»Ach nein, mir gefällt es hier.«
Er schloss seine Augen und lehnte sich zurück.
Sie zuckte mit den Schultern, abgelenkt von Peter und Miki, die sich in der vordersten Reihe niedersetzten. Mikis Blick huschte über das Innere des Flugzeuges, als wäre sie viel lieber hinter einem Planwagen auf der Calgary-Stampede-Rodeoshow hergeschleift worden.
»Magst du Fliegen nicht, Miki?«
»Das letzte Mal, als ich in einem Flugzeug gesessen habe, war bei meinem Umzug von Osaka hierher.«
Del lächelte. »Vor fünf Jahren war ich mit einem internationalen Team von Anthropologen und Archäologen in Hiroshima. Wir haben in Kusado Sengen bei der Bestimmung und Identifizierung von Töpferwaren und Knochen geholfen.«
»Wo liegt das?«, fragte Jake, ohne die Augen zu öffnen.
»In Japan. Es ist eine mittelalterliche Stadt nahe der Mündung des Flusses Ashida und im heutigen Fukuyama gelegen. Das war eine meiner Lieblingsausgrabungen.«
Als Miki Platz nahm, blickte Del verstohlen auf den Mann zu ihrer Rechten.
Jake Kerrigan war der Inbegriff der Männlichkeit. Sie strömte ihm aus jeder einzelnen Pore und machte sich selbst in der widerspenstigen Locke bemerkbar, die ihm rebellisch in die Stirn hing. Dunkle Augenbrauen rahmten die durchdringend blauen Augen mit den dichten Wimpern ein. Und dann waren da noch seine Wangenknochen. Solche, für die manche Frauen jeden Preis zahlen würden – und die meisten bereitwillig morden.
Ihr Blick wanderte zu seinem Mund, den feinen, wohlgeformten Lippen.
Alles an Jake war wohlgeformt, bis hinunter zu seinen starken Händen und gepflegten Fingernägeln.
»Gefällt dir, was du siehst?«
Ihr Kopf schnellte in die Höhe und sie schluckte erschrocken.
Jakes Augen waren einen Spalt geöffnet und er beobachtete sie.
Zutiefst peinlich berührt ignorierte sie den plötzlichen Hitzeschwall in ihrem Gesicht und riss hastig den Kopf in TJs Richtung. Sie versuchte, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, doch er war zu sehr damit beschäftigt, Francesca ein Buch zu zeigen, dass er sich extra für die Reise zugelegt hatte.
Als sie den Titel las, stieß Del ein lautes Prusten aus.
Wie Man Im Wald Scheißt: Eine Umweltfreundliche Auseinandersetzung mit einer Verlorenen Kunst.
»TJ hat einen seltsamen Geschmack, was seinen Lesestoff angeht«, murmelte Jake.
Del zog eine finstere Miene. »Er hat einen seltsamen Geschmack in vielerlei Hinsicht.«
»Genieße den Flug, Del. Es sieht so aus, als ob es dein Freund tun würde.«
Sie war so perplex, dass sie Jakes Vermutung, sie und TJ wären zusammen, nicht richtigstellte.
Vielleicht war es auch besser so.
Nach einem langen Tag und drei verschiedenen Flugzeugen kamen sie schließlich in Fort Simpson an, einer kleinen Stadt in den Northwest Territories mit etwa 1300 Einwohnern. Als sie aus dem Flugzeug stieg, wanderte Dels Blick über die wilde Schönheit, die sie umgab, und in ihr kam ein Gefühl der Vertrautheit auf. Déjà-vu.
Alles, was wir sehen,
hat seinen Ursprung im Ungesehenen.
~ Jelaluddin Rumi
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