Sowohl das deutsche Umweltbundesamt als auch das Schweizer Bundesamt für Gesundheit verweisen darauf, dass über 90 % der krebserregenden Umweltgifte Dioxin und PCB aus fetthaltigen tierlichen Lebensmitteln wie Eiern, Milch, Fleisch und Fisch aufgenommen werden. 71 72 73
Mit Hilfe der Daten der Harvard Nurses ’ Health Study fanden Wissenschaftler 2011 heraus, dass der tägliche Konsum einer Cholesterinmenge, die nur einem Ei entspricht, das Leben genauso stark verkürzt wie das Rauchen von täglich 5 Zigaretten. 221
Eine weitere Studie zeigte 2012, dass nur drei oder mehr Eier pro Woche einen signifikanten Anstieg arteriosklerotischer Plaques in den zum Gehirn führenden Arterien verursachen. Die Studie fand gerade bei Rauchern und Eikonsumenten einen exponentiellen Anstieg von arteriosklerotischen Plaques. 222
Ab und zu erscheinen auch einmal Studien, die erstaunlicherweise Eier als unschädlich oder gar als gesund ausweisen. 223Dies wird dann von der Presse als sensationelle Meldung verkündet, offensichtlich ohne die Studie genau gelesen zu haben und ohne die verheerenden gesundheitlichen Folgen für diejenigen zu bedenken, die diesen Unfug glauben. 224Zumindest sollte für Journalisten die Finanzierung durch die Eier-Industrie Anlass genug sein, die Studie genauer zu prüfen. Aber die sensationelle Meldung, die der bisherigen Lehrmeinung widerspricht, ist offenbar viel interessanter und damit auflagenrelevanter als die Fakten hinter der Falschmeldung. Liest man die manipulative Studie genauer durch, dann stellt man fest, dass die Gruppe mit dem geringeren Eierkonsum anstelle der Eier mehr Fleisch konsumieren durfte. Tauscht man aber Eier und Fleisch aus, dann kann man keinen negativen gesundheitlichen Effekt von Eiern feststellen, weil Fleisch ähnliche negative gesundheitliche Auswirkungen verursacht.
Abgesehen von der Gier nach sensationellen Meldungen verstehen omnivore Journalisten auch keinen Spaß, wenn es um ihre Lieblingsspeisen geht. Erst recht, wenn das Frühstücksei betroffen ist. Dazu ein Beispiel: Unter der Überschrift „Schwer erträglicher Alarmismus“ beschuldigt der FAZ-Journalist Ewald Hetrodt die Autoren anerkannter wissenschaftlicher Studien und die wissenschaftlich orientierte Informationsplattform ProVegan , die diese Studien einem breiteren Publikum zugänglich macht, schuld daran zu sein, dass der damalige Eier-Skandal (um Fipronil) übertrieben werde. 225
Was Hetrodt schreibt, ist kaum zu fassen:
Hetrodt: „Laut der ‚Kangbuk Samsung Health Study‘ haben Forscher festgestellt, ‚dass sich das Risiko für Herzerkrankungen durch erhöhte Eierzufuhr zunehmend erhöht‘. Ist das korrekt?“
Jetzt erwartet man eigentlich, dass Herr Hetrodt nachprüfbare Fakten und Beweise dafür gefunden hat, dass dieses Risiko durch Eierkonsum eine nachgewiesene Falschbehauptung ist, die Wissenschaftler die Studie gefälscht haben oder dass Studien (zumindest die von der Eierindustrie finanzierten) ein niedrigeres Herzerkrankungsrisiko durch Eierkonsum festgestellt haben. Aber nein, Hetrodt fabuliert los, ohne überhaupt auf die Gesundheit einzugehen, um die es ja eigentlich in der Studie ging:
„Kein Frühstück ohne ein schönes, weiches Ei – und sonntags auch mal zwei. Wer diese goldene Regel beherzigt, kommt in den Genuss einer höheren Lebensqualität. Allerdings muss er die Warnungen der blassen, immer krank aussehenden Zeitgenossen ignorieren, die nichts unversucht lassen, anderen die Freude am bodenständigen Essen zu verderben.“
Höhere Lebensqualität durch Eier? Wer keine Eier isst, sieht blass und krank aus? Ist das noch normal? Ich fürchte ja. Das ist heutzutage das Niveau großer Teile der Presse, wenn es um Ernährung geht. Ich bin mir sicher, dass die „höhere Lebensqualität“ durch Eier erheblich gestört wird, wenn man an den schweren Krankheiten leidet, die laut wissenschaftlicher Studien durch den Eierkonsum verursacht werden. Es könnte gut sein, dass man dann „blass und krank“ ausschaut.
Damit nicht genug. Hetrodt legt sogar noch nach:
„Aber es gibt noch mehr Warnungen. ‚Nur ein Ei pro Woche vergrößert das Risiko für Diabetes um 76 Prozent.‘ Auch das ist in einer großen Untersuchung nachgewiesen worden. So verbreitet es jedenfalls die Stiftung ProVegan. Und damit die Botschaft auch wirklich ankommt, folgt dieser Hinweis: ‚Diabetes ist die führende Ursache für Beinamputationen, Nierenversagen und Erblindungen.‘ Das braucht keiner. Aber es kommt noch schlimmer: ‚Männer, die alle drei Tage nur ein Ei essen, haben ein um 81 Prozent erhöhtes Risiko, an einem tödlichen Prostatakrebs zu erkranken.‘ Auch das fanden ‚Wissenschaftler‘ für ‚ProVegan‘ angeblich heraus.“
Das fanden die Wissenschaftler nicht „angeblich heraus“ , denn die Studien existieren zweifelsfrei, wurden von seriösen Wissenschaftlern erstellt und nach Überprüfung durch andere Wissenschaftler in renommierten Wissenschaftsmagazinen veröffentlicht. Die Stiftung ProVegan hat sie als Zusammenfassung mit Quellennachweis auf ihrer Website veröffentlicht. Der Arzt und Wissenschaftsjournalist Michael Greger in den USA ebenfalls. Ohne den geringsten Ansatz einer fundierten sachbezogenen Kritik an den Studien versucht Hetrodt trotzdem Zweifel zu säen, indem er Äußerungen macht wie „fanden Wissenschaftler angeblich heraus“ und „ist das korrekt?“ . Da Hetrodt die Fakten nicht widerlegen kann, macht er Stimmung gegen die Fakten.
Und dann stellt Hetrodt eine atemberaubende Verbindung zwischen seriösen ernährungswissenschaftlichen Studien, die die Gesundheitsgefahren von Eiern nachweisen, und der politischen Debatte über die mit Fipronil belasteten Eier her:
„Stimmen wie diese haben in der Gesellschaft zu einem schwer erträglichen hysterischen Alarmismus geführt. Dass er nicht ganz ohne Wirkung geblieben ist, zeigt die politische Debatte über die mit Fipronil belasteten Eier.“
Die sachlich und wissenschaftlich korrekte Feststellung einer erheblichen Gesundheitsgefahr durch Tierprodukte soll „hysterischer Alarmismus“ sein? Nahrungsmittel sind seit Jahren in bedenklicher Weise mit kanzerogenen Umweltgiften belastet, insbesondere Tierprodukte. Lebensmittelskandale sind mittlerweile schon zur Normalität geworden. Dabei werden wahrscheinlich über 99,9 % aller skandalwürdigen Ereignisse gar nicht entdeckt, weil einfach nicht danach gesucht wird. Meistens sind es Zufallsfunde und Informationen von Insidern, die einen Skandal ans Licht bringen. Nach kurzer Zeit ist der Skandal wieder vergessen und die Menschen konsumieren wie zuvor. Es wäre ein bedeutender Fortschritt, wenn viele Menschen die Informationen über ihre Lebensmittel und die Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien für ihre tägliche Ernährung nutzen würden. Es wäre eigentlich die Aufgabe der Presse, die Menschen über ernährungswissenschaftlich fundierte Fakten zu informieren, damit sie ihre Ernährung optimieren und sich vor Gesundheitsgefahren schützen können, um die individuell bestmögliche Gesundheit zu erreichen. Aber das Gegenteil ist oftmals der Fall, wie das obige Beispiel Hetrodt zeigt. Denn nur allzu oft publiziert sie die Werbebotschaften und die antivegane Propaganda der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie und ihrer Lobbyisten. Nur so konnte es so weit kommen, dass große Teile der Bevölkerung nicht wissen, wie eine gesunde Ernährung tatsächlich ausschaut, und immer noch an das Märchen glauben, Fleisch, Milch, Fisch und Eier seien Bestandteile einer „ausgewogenen“ gesunden Ernährung, obwohl das Gegenteil den wissenschaftlichen Fakten entspricht. Die Folge ist eine regelrechte Epidemie chronischer ernährungsbedingter Leiden.
Читать дальше