Unsicher spielte ich mit meinen Fingern und erwiderte: „Nein, ich glaube nicht, dass du verrückt bist. Bloß ... was ist mit deiner Familie?“
„Ich bin Waise“, antwortete Mauzeyla. „Doch im Waisenhaus hielt ich es nicht aus. Meine Tante July hat mich aufgenommen, meistens verbringe ich aber meine Zeit hier.“ Sie lächelte, strich einer kleinen Katze über den Kopf und ich bemerkte, wie ihre Augen strahlten.
Mein Herz pochte laut. Verlegen schaute ich zu Boden. Zum Teufel, wie dreckig waren meine Schuhe! „Minkaya, was ist?“ Ihre Stimme riss mich aus meinen Träumen.
„Ich möchte nur wissen, warum du den ganzen Tag hier bist“, hörte ich mich fragen. „Was zieht dich denn so zu den Samtpfoten?“
Interessiert verfolgte ich, wie Mauzeyla aufstand und sich mit einem zischenden Geräusch plötzlich in eine Katze verwandelte. Rot getigertes Fell, hellblaue Augen, wunderschön. Sie lief mir entgegen, schmiegte sich an mein Bein und verwandelte sich wieder in ein Mädchen. Wir standen so nah beieinander, dass sich unsere Nasenspitzen berührten und ich ihren Herzschlag fühlte. So nah, dass alles in einem Kuss zerfloss.
Yelda Erdogan (13) aus Berlin / Deutschland
*
Es war einmal ein Junge namens Tom. Tom lebte mit seiner Familie in Plast. Leider hatte er keine Freunde. Einmal sagte die Mutter: „Tom, geh und hohl einen Liter Milch und fünf Eier. Vom Rest darfst du dir etwas kaufen. Hier sind vier Euro.“
Also ging Tom los. Er ging am Kiosk, am Spielplatz und am Park vorbei. Endlich war er im Supermarkt. Er kaufte ein, was die Mutter gesagt hatte. Da sah er zwei Kinder bei den Weintrauben. Tom dachte: „Das sind bestimmt Freunde. Ach, hätte ich doch auch einen Freund.“ Dann ging er weiter. Als er fertig war, lief er nach Hause und kaufte sich beim Kiosk fünf saure Schlangen. Doch dann hörte er ein leises Maunzen. War da was? Ja! Da lag ein kleines Kätzchen. Es war grauweiß gestreift. Tom dachte: „Ich nehme es mit nach Hause!“
Die Mutter war sehr überrascht, aber sie gab dem Kätzchen Milch. Tom fragte seine Mutter: „Können wir es behalten? Bitte, Bitte!“
„Mhh“, machte Mama. „Wir hängen einen Zettel im Supermarkt auf.“
Auf dem Zettel stand:
Katze gefunden!
Grauweiß getigert.
Telefon: 0003852/ 791011
„Okay“, sagte Tom. Aber innerlich war er sehr traurig. Wochen vergingen und niemand hatte angerufen. Irgendwann sagte die Mutter: „Es ist zwecklos. Es kommt niemand. In den Sommerferien werden immer wieder Tiere ausgesetzt.“
„Heißt das, wir behalten Mimi?“, fragte Tom. Mimi, so hieß die Katze jetzt.
„Ja“, antwortete die Mama.
„JUCHHU!“, schrie Tom. Er war überglücklich.
Die Jahre vergingen. Damals war Tom sieben Jahre alt. Heute ist er zehn. Er saß mit Mimi auf dem Sofa. Da frage sie ganz leise: „Warum bist du traurig, Tom?“
Erst erschrak Tom, aber dann antwortete er: „Ich habe keine Freunde.“
Sie sagte: „Aber du hast mich!“
Und er rief: „Das stimmt. Wir halten und bleiben immer zusammen. In der Schule, da ist so ein Mädchen, das hat auch keinen zum Spielen, soll ich es mal fragen, ob es mit mir spielen will?“
„Ja, tu das“, sagte Mimi.
Und wenn sie nicht gestorben sind, so spielen die beiden heute noch.
Lotta Schaub (10) aus Wolfsburg / Deutschland
*
Sie saß auf der Mauer und betrachtete sich in der Wasserlache auf dem Boden. Ihre grünen Augen glänzten in der Sonne und das seidene Haar ... Ach ...
„Jetzt krieg dich wieder ein!“ Jäh wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Der Grund war Bobi, mein bester Freund.
Ich seufzte: „Wie soll ich ihr nur je klar machen, dass ich sie wirklich mag?“
„Mann! Komm von deiner siebten Wolke wieder runter“, piepste Bobi. Er war sehr klein, aber jeder Mensch hatte Angst vor ihm. Alle schrien sie, wenn er auftauchte, und brachten sich in Sicherheit. Ich wusste gar nicht, was sie an ihm so eklig fanden. Meine Kameraden mochten Bobi nicht. Ständig versuchten sie, ihn zu fangen und fertigzumachen. Aber er war wie schon gesagt klein – und flink.
Auch mich hänselten sie, weil ich mich mit so einem kleinen Wicht abgab. Aber ich machte mir schon lange nichts mehr daraus. Und wir versteckten uns auch nie vor ihnen. Nein! Der Grund, dass wir hier hinter dem Busch saßen, war sie. Marlen. Mein Traum. Ja, nie träumte ich ohne sie. Ich träumte nur von ihr. Immer. Den ganzen Tag. Und nachts. Aber ich wusste nicht, ob ich für sie überhaupt existierte.
Jetzt bewegte sie sich. Sie sprang elegant von der Mauer. Anmutig stolzierte sie den Weg entlang. Oh, ich wusste, warum ich sie liebte! „Los jetzt“, drängelte Bobi, „wenn du sie kriegen willst, dann hinterher.“ Er schob mich aus meinem Versteck. Ich sträubte mich dagegen, aber er hatte ja recht. Wie immer.
Vorsichtig ging ich auf den Weg. Dabei versuchte ich möglichst lässig auszusehen. Ich schlich mich näher an sie heran. Ganz geduckt, um nicht aufzufallen. Da trat ich auf ein Ästchen. Knack! Sie drehte sich zu mir um. Die Röte schoss mir ins Gesicht, aber sie schien nichts zu merken.
„Oh, hallo Collin.“ Ihre Stimme. Wie ein heller Schein in dunkler Nacht.
„Äh, hallo Marlen“, sagte ich schüchtern. Sie sah mich erwartungsvoll an. Bobi hatte gesagt, ich solle es einfach sagen. Aber ob das richtig war? Ich musste es probieren. „Ich liebe dich!“, platzte es mir heraus.
Marlen machte große Augen. Dann wendete sie sich leicht ab. Das war’s. Sie mag mich nicht. Gleich wird sie wegrennen. Ich hab’s verdorben. „Ich liebe dich auch“, sagte sie plötzlich, „ich habe mich nur noch nicht getraut, dir das zu sagen.“
Ich konnte mein Glück kaum fassen. Sie liebte mich! Mein größter Traum ging gerade in Erfüllung.
Da tauchte Bobi auf: „So, euch beide habe ich ja jetzt verkuppelt. Da können wir ja auf einen Käse in die Mausefalle gehen.“ Ja, für eine Maus war Bobi ziemlich schlau. Ich, Collin, ein Kater, mit einer Maus befreundet, die mich mit meinem Schwarm Marlen, dieser anmutigen Katze, verkuppelt hatte. Manchmal konnte ich mein Leben selbst nicht fassen.
Michaela Blaschek (12) aus Kaufbeuren/Deutschland
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Für Fr. Henning,
Danke für die Inspiration
Geht die Katze aus dem Haus,
freut sich wieder mal die Maus.
Die Mäuse kommen aus allen Ecken
und spielen nicht mehr verstecken.
Sie tanzen wie verrückt
mit dem großen Käsestück.
Und kommt die Katze wieder heim,
dann müssen die Mäuse leise sein.
Sie flitzen in ihr Mäuseloch,
aber sie freuen sich immer noch.
Denn morgen Freunde, ihr werdet’s erleben,
geht die Katze wieder auf ihren Wegen.
Sie haben dann abermals freies Geleit
und treffen sich erneut zur Käsezeit.
Lois-Marie Heinrich (11) aus Berlin / Deutschland
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Anton findet einen neuen Freund
Hallo, ich bin acht Jahre alt, heiße Anton und bin ein Kater. Mein bester Freund ist auch acht Jahre alt und ist eine Maus. Er heißt Bastian. Wir sind zwei beste Freunde, die durch dick und dünn gehen. Bastian muss mein heimlicher Freund bleiben, weil meine Eltern zum Frühstück gern gebratene Maus essen. Ich mag keine Maus zum Frühstück, ich esse lieber Cornflakes und Schokolade.
Anton und Bastian wohnen im Dorf Maunz. Hier wohnen eigentlich nur Katzen. Früher wohnten hier auch Mäuse, aber sie haben sich alle fressen lassen. Bis auf Bastian. Er ist eben eine besonders schlaue Maus und hatte ein besseres Versteck als die anderen: Er verkroch sich eines Morgens in Antons Frühstücks-Cornflakesschüssel. Antons ehemals bester Freund war erst am Tag davor weggezogen, und so fragte er die kleine Maus, die zwischen seinen Cornflakes schwamm: „Möchtest du mein neuer Freund werden? Meiner ist nämlich weggezogen und jetzt suche ich einen neuen Freund zum Spielen!“
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