Gertraud Hofbauer
Wie geht man mit dem plötzlichen Tod eines geliebten Menschen um?
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© 2021 by edition fischer GmbH
Orber Str. 30, D-60386 Frankfurt/Main
Alle Rechte vorbehalten
Schriftart: Times New Roman 12 pt
Herstellung: ef/bf/2B
ISBN 978-3-86455-203-8 EPUB
Ich widme dieses Buch in unendlicher Liebe meinen Kindern Manuela, Bäda und Georg
Etwas Besonderes soll es sein
Kleine Hinweise der Seele
Im Flugzeug
Der Herzstillstand
Im Krankenhaus in Nikosia
Unerwartete Hilfe
Die Kinder informieren
Eine endlose Wartezeit
Ich habe ein Hotelzimmer
Was brauche ICH?
Der nächste Morgen (Donnerstag)
Gespräch mit der Ärztin
Zum Konsulat
Ich darf Rupert am Monitor sehen
Finanzielle Ängste
Die Todesnachricht
Rupert identifizieren
Wieder eine lange Nacht
Die Zeit drängt (Freitag)
Die Planungen laufen
Abschied von Zypern (Samstag)
Der Rückflug
Am Flughafen in München
Wieder daheim
Die Todesnachricht aus Sicht der Kinder
Der Bestatter kommt (Sonntag)
Reden, reden, reden
Die Organisation beginnt (Montag)
Überführung (Mittwoch)
Mitgefühl, das uns trägt
Die Beerdigung
Kann ich das Haus behalten?
Die Hilfen und Fügungen gehen weiter
Der Schmerz ist da
Wieder in der Arbeit
Noch einmal hinsehen
Änderungen für Weihnachten
Selbstzweifel
Heiligabend und die Tage davor
Ein neues Jahr
Versprechen einlösen
Neugestaltung oder Verrat?
Zusammenbrechen und wieder aufstehen
Bei einem Medium
Aufarbeitung durch Resonanz
Noch ein Versprechen einlösen und Abschied
Der Jahrestag rückt näher
Rückblick
Dank
Etwas Besonderes soll es sein
Mein 50. Geburtstag Ende Oktober rückt näher und damit auch die Frage, wie ich diesen Tag verbringen will.
Auf keinen Fall beabsichtige ich, am jährlichen Leonhardiritt teilzunehmen. Natürlich würde ich hier unzählige Bekannte treffen und viele Gratulationen erhalten, aber an diesem besonderen Tag möchte ich etwas machen, das mein Herz erfüllt.
Mein Mann Rupert ist mit Leib und Seele Vorstand des hiesigen Schützenvereins. Dazu gehört für ihn unter anderem auch die Organisation an der Teilnahme dieses Festes und ein Fehlen seinerseits hatte es bisher noch nie gegeben. Ich weiß, wie wichtig dieser Tag für ihn ist.
Und mein Geburtstag fällt diesmal genau auf diesen Tag!
Mit einem langgezogenen »Duhu?« beginne ich also das Gespräch. Er sieht mich über den Rand seiner Lesebrille an und ihm ist klar, dass ich etwas von ihm will: »Mein Geburtstag fällt dieses Jahr genau auf den Leonhardiritt und dort möchte ich ihn ganz sicher nicht verbringen. Da ich aber weiß, wie wichtig dieser Tag für dich ist, habe ich mir überlegt, ich könnte ein Wellnesswochenende mit einer Freundin buchen. Ich würde Astrid fragen.«
Mit einem breiten Grinsen fahre ich fort: »Oder wir zwei fahren über das Wochenende fort?«
Von meinem ohnehin schweigsamen Mann kommt nur ein langes »hmm«, dann liest er weiter. Er muss nachdenken.
Ein paar Tage später hake ich nach: »Was hältst du denn von meinem Vorschlag, zu zweit für ein paar Tage zu verreisen?«
»Wo möchtest du denn hinfahren?«, kommt die interessierte Gegenfrage.
»Das ist mir egal, ich würde einfach nur gerne wieder einmal Zeit mit dir allein verbringen«, erwidere ich und weiß gleichzeitig, dass er sich etwas überlegen wird. Wir hatten in unseren 29 Jahren Ehe noch nie längeren Urlaub gemacht, das längste waren vier Tage Hamburg. Umso mehr überrascht mich wenige Tage später sein Vorschlag, eine Woche Urlaub in Nordzypern zu verbringen. Dies sollte gleichzeitig unsere nachgeholte Hochzeitsreise werden, die wir nie gemacht hatten.
Die Kinder freuen sich mit uns und amüsieren sich gleichzeitig über mich, weil sie ahnen, dass ich sie bereits am ersten Tag vermissen werde.
Wir leben in unserem Haus auf dem Land und unsere 28-jährige Tochter wohnt mit ihrer Familie direkt neben uns. Unsere Söhne sind mit 22 und 16 Jahren noch zu Hause und jeder versteht sich mit jedem prächtig.
Die Planungen und Vorbereitungen laufen an, mein Mann bucht online ein Hotel, das auch deutschsprachige Mitarbeiter hat, ansonsten ist die Landessprache türkisch, viele Leute sprechen außerdem englisch. Ich hoffe, dass mein Englisch zur Verständigung ausreicht, und so lassen wir uns auf dieses Abenteuer ein und freuen uns auf den bevorstehenden Urlaub.
Kleine Hinweise der Seele
Unsere Hotelanlage ist wunderschön. Wir haben ein Zimmer mit Balkon und Meerblick und sind in fünf Minuten am Strand. Die Umgebung und die Sehenswürdigkeiten erkunden wir auf eigene Faust und fast täglich gehen wir in das kleine Hafenstädtchen Girne oder fahren mit dem hoteleigenen Shuttlebus dorthin.
Am ersten Tag beschließen wir, mit der EC-Karte vom Bankautomaten Türkische Lira zu besorgen, auch wenn wir überall mit Euro bezahlen könnten.
Zu unserem großen Entsetzen zieht der Automat die Karte ein!
Es bleibt uns nichts anderes übrig, als dass Rupert bei dem Automaten wartet, während ich in die Bank gehe und unser Missgeschick erkläre. Der freundliche Angestellte holt unsere Karte, ich winke Rupert herein und bevor er sie ausgehändigt bekommt, muss er noch ein Formular unterschreiben, da es seine Karte ist. Wir bekommen außerdem mitgeteilt, dass wir von nun an von jedem Automaten dieser Bank Geld abheben können.
Am Abend schreiben wir eine SMS nach Hause und ernten für diesen amüsanten Zwischenfall natürlich jede Menge lustige Kommentare.
Bei einer leichten Steigung des Weges bittet mich Rupert, kurz Pause zu machen und langsamer zu gehen, da er ein Druckgefühl auf dem Herzen verspüre. Ich bekomme einen enormen Schreck und schlage ihm vor, sofort zum Arzt zu gehen, aber er weigert sich vehement und meint nur, dass er das schon öfter gehabt habe und es stets gleich wieder verginge. Alles Zureden bleibt erfolglos.
Zu Hause würde ich ihn schon zu einem Arztbesuch überreden können .
Es ist mein 50. Geburtstag! Wir bummeln am Vormittag durch Girne. Zu Hause ist Leonhardiritt und wir amüsieren uns, als Georg, unser Jüngster, zweimal auf Ruperts Handy anruft, um etwas bezüglich des Festes zu fragen. Nur meinen Geburtstag hat er vergessen.
Insgeheim warte ich auf einen Anruf der Kinder, aber nichts rührt sich. Bis zum Nachmittag ist meine Enttäuschung so groß, dass mein Mann bei Georg anruft und ihn darauf hinweist, mich anzurufen.
Ich möchte keine aufgeforderten Glückwünsche! Auf diese Weise haben sie keinen Wert!
Die Kinder rufen an, aber ich kann mich nicht darüber freuen. Nach den angeordneten Glückwünschen nimmt mich Rupert in die Arme und ich lasse meine Tränen der Enttäuschung fließen.
Ich weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass mir meine Tochter sogar ein Video mit den Enkeln geschickt hatte, welches wir jedoch auf Grund der schlechten Verbindung nicht erhalten hatten. Ich werde es erst zu Hause sehen.
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