Mirko Bonné - Seeland Schneeland

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Wales im Jahr 1921: Der Erste Weltkrieg und die Spanische Grippe haben gewütet, Europa ist am Boden. Der junge Merce Blackboro ist dem Fronteinsatz in der Antarktis entgangen, leidet jedoch seit seiner Rückkehr von Shackletons gescheiterter Endurance-Expedition unter der heimischen Enge. Umso mehr, als Ennid Muldoon, die Liebe seines Lebens, eines Tages fluchtartig verschwindet, um ihr Glück in Amerika zu suchen. Mit ihr auf demselben Auswandererschiff reist inmitten der Elenden Europas der Tycoon und Trinker Diver Robey, der von einer Flugverbindung zwischen der alten und der neuen Welt träumt. Als der Dampfer in einen gewaltigen Schneesturm gerät und manövrierunfähig auf offener See treibt, scheinen sich die Hoffnungen aller – ob arm oder reich – zu zerschlagen. Merce muss einen Weg finden, Ennid und damit sich selbst zu retten.
In seinem für den Alfred-Döblin-Preis nominierten großen neuen Roman erzählt Mirko Bonné kraftvoll und mitreißend von der verzweifelten Sehnsucht einer Zeit hundert Jahre vor unserer eigenen zerbrechlichen Gegenwart.

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KAPITULATION VOR WOLKENBRÜCHEN

Immer mehr Herren mit Frack überm Overall zogen sich in ihr Ledersesselkontor zurück, um dem Stammhalter im feinen Zwirn die Abwicklung der Pleite wegen Dauerregens, Überschwemmungen und Wasserschäden zu überlassen.

So weit aber war es noch nicht mit Blackboro & Son, Schiffszimmerer seit 1743. Merce hob das Knie vom Fensterbrett und humpelte, weil ihm das Bein eingeschlafen war, zum Schreibtisch. Er sah auf den Chronometer, den sein Großvater in eine Verdickung der Kirschholzplatte eingelassen hatte: Tisch, Uhr und Opa waren 1865, nachdem die Unabhängigkeitsbewegung gescheitert und das Walisische als Unterrichtssprache verboten worden war, an Bord der Mimosa nach Patagonien gesegelt, um den übervölkerten Kohlebergwerkstälern zu entkommen. 75 Kolonistenfamilien aus Südwales hofften, einen von den Engländern noch unabgesteckten Flecken Erde zu finden. »Biddmyrd os syrfeddod« lautete, nach einem Choral der Mystikerin Anne Griffith, ihr Wahlspruch: »Der Wunder viele werden geschehen.« Und tatsächlich, die Großeltern kehrten zwei Jahre später nach Casnewydd, wie sie Newport noch nannten, zurück, mit ihnen der Tisch aus Kirschholz und mit dem Tisch der darin eingelassene Chronometer.

Der Minutenzeiger zitterte seit 56 Jahren, bevor er auf die nächste Ziffer sprang. Merce konnte sich das Verstreichen der Zeit gar nicht anders vorstellen: Es war kein Verfließen oder Verlöschen, denn immer, am Ende jeder einzelnen Minute, gab es einen Punkt, an dem die Zeit zitterte, als würde sie zögern und aufbegehren, ein kurzes, rebellisches Beben, ehe dann doch alles, was vergehen musste, sich fügte und unwiederbringlich verging.

Er warf einen Blick auf den Brief, den er am Mittag begonnen und irgendwann am Nachmittag liegen gelassen hatte. Er bestand aus einem knappen, freundlichen Schreiben an einen Reeder aus Swansea, von dem bekannt war, dass er vor dem Ruin stand, sowie einer tabellarischen Kostenauflistung. Der Brief schloss ab mit einem Strichmännchen, das einen Vogelkopf hatte und an einer großen Blume schnupperte – die Unterschrift eines offenbar Verrücktgewordenen.

Er trat wieder ans Fenster. Nichts hatte sich getan. Das Kind in seinem Inneren schwieg. Ebenso stumm lag der namenlose Frachter im prasselnden Regen am Kai. Boyo Ferguson, Thronerbe des betagten Schlepperkönigs von Newport, Boyo, das Mensch gewordene Schleppschiff, hatte Woche um Woche einen weiteren Bugsierdampfer aus der Schleppdampfschiffflotte seines Vaters stillgelegt, bis einzig die Lilith übrig geblieben war. Merce war mit Boyo zur Schule gegangen. Der junge Ferguson und er hätten unterschiedlicher nicht sein können. Auf Schultern und Rücken hatte Boyo mehr Haare als er selber am ganzen Körper. Boyo wurde Geschützmatrose auf einem Panzerschiff, Merce dagegen hatte vor dem Krieg Reißaus genommen und war vor sieben Jahren mit Shackleton ins ewige Eis gesegelt.

Verglichen mit den Stürmen, die er auf Elephant Island in der Subantarktis erlebt hatte, war das Windbrausen über Newport ein Lufthauch. Und das ganze Wasser, das seit Monaten aus dem Himmel rauschte, würde kaum mehr als den See füllen, der bei Trelech-a’r-Ryddws unmittelbar an der Küste lag und dessen Wasser schwarz war, auch weil eine Unmenge Aale darin lebten. Als wollte er sich seine Fische zurückholen, rollte der Atlantik gegen die Deiche. Früher, an öden Herbstsonntagen, wenn sie mit Eisenbahn und Fahrrädern nach Trelech-a hinausfuhren, ergriff Regyn immer irgendwann die Panik, die See könnte ausgerechnet in diesem Moment den schmalen Küstenwall durchbrechen und sich die dahinter Schutz suchende Pfütze voller Glasaale einverleiben – eine Angst, die er seiner Schwester nie ganz hatte nehmen können, obwohl er sie besser verstand, als Reg es ahnte. Er fragte sie einmal, wovon sie sich eigentlich derart bedroht fühle. Wer oder was, wollte er wissen, könne ihr so gefährlich werden wie das Meer einer Küste?

»Was wohl?«, erwiderte sie. »Manchmal bist du so ein Idiot.«

Sie trat kräftig in die Pedale und war dann zwei Stunden lang, ohne ein weiteres Wort mit ihm zu reden, vor ihm her gefahren, fast bis zum Stadtrand, während er, einfältig, aber ihr Bruder, überlegte, was oder wen sie mit »Was wohl?« meinen könnte.

War das Mädchen, dessen Stimme er hörte, Regyn?

Apokalyptische Bilder verfinsterten ihm seit Längerem die Bürowochen. Allein saß er im Kontor, kritzelte Vogelfiguren, von denen er nicht wusste, was sie zu bedeuten hatten, auf unabschließbare Geschäftsbriefe, zerknüllte die Blätter, warf sie ins Zimmer und grübelte, ob es gut war, von einem Einsatz auf einem Panzerkreuzer oder in den Schützengräben an der Marne verschont geblieben zu sein.

Regyns erster Mann Herman war nach Frankreich verschifft worden und von der Front nie zurückgekehrt. Ihn dagegen hatten bei Kriegsausbruch der Zufall und der Trotz seiner damals siebzehn Jahre ans vergletscherte Ende der Welt geführt. Er war mit Ernest Shackleton auf der Endurance gefahren, im Packeis war der Dampfsegler zerdrückt worden und gesunken, und etwas tief in seinem Innern, das er niemandem je gezeigt hatte, aber das ihn lange hatte begierig sein lassen auf die Weite und die Fremde jenseits von Südwales, war offenbar in der Antarktis geblieben und dort mit ihrer Dreimastbark verloren gegangen.

Shackletons Ruhm gründete darauf, dass er alle 27 Männer, die 1914 zusammen mit ihm ins ewige Eis aufbrachen, nach 635 Tagen Unauffindbarkeit rettete und zurück in die zivilisierte Welt brachte – wo einige schon nach wenigen Monaten in dem Krieg, der die zivilisierte Welt verheerte, elend zugrunde gingen.

An Shackletons Ruhm änderte das nichts. Und dennoch beschlich Merce – der erst sein Küchenjunge, dann sein Steward und Adjutant, schließlich sein Assistent gewesen war – immer öfter der Verdacht, dass von seiner in so jungen Jahren in Stücke gegangenen Person nicht alles aus der Antarktis zurückgekehrt war. Irgendein bedeutsames Bauteil seines Gemüts musste im Packeis des Weddellmeers, auf der felsigen Elefanteninsel oder den Gletschern von Südgeorgien zurückgeblieben sein.

An seinem Kontorzimmerfenster sitzend fragte er sich einmal mehr, was es sein konnte – Selbstvertrauen, Selbstsicherheit, Lebensantrieb, ein Lebensziel? Nur Shackleton war der Lösung dieses Rätsels nahegekommen, und auch bloß einmal. Im vergangenen Jahr hatte Sir Ernest auf einer Vortragsreise Newport besucht und während eines Small Talks an seinem Wagen zu ihm gesagt, er solle nicht vergessen, wer ihn gerettet habe: Niemand habe Merce Blackboro gerettet außer Merce Blackboro selbst.

Selbst dem ruhmreichen Sir nahm er das nicht ab. Nur dass sie zusammenhielten und nicht aufgaben, hatte ihn und die anderen vor dem sicheren Erfrieren bewahrt – der Rest war eine aberwitzige Aneinanderreihung absurdester Zufälle.

Er hatte seine Schwester nie danach gefragt, irgendwann aber war er überzeugt gewesen, dass Reg mit ihrem »Was wohl?« in Trelech-a’r-Ryddws nur das Leben gemeint haben konnte.

Wenn es ein Meer war, dieses Leben – unergründlich, unbeherrschbar, das Reich der Kraken, Seeleoparden und Haie, das gefräßig Schiffe und Küsten verschlang, wie es sich auch selbst verschlang und dabei doch das blieb, was es seit Urzeiten war, der Hort allen Werdens und Vergehens –, dann konnte er in diesem Albtraumatlantik nur ein hundemüder Schwimmer sein. Der Labrador Checker, der durch den Ärmelkanal schwamm, dürfte, als man ihn an einem Strand bei Calais aus dem Wasser zog, nicht so müde gewesen sein. Merce war 24, ein blasser junger Mann ohne besondere Merkmale außer den Narben von Frostbeulen. Er blickte in den Regenhimmel. Er würde eine der ältesten Firmen in einer versinkenden Stadt erben. Er war der letzte Blackboro.

So wie die Fische in den Flüssen ziehen am Himmel die Wolken dahin, unendlich viele riesig große Wolken, lauter Schwärme aus Wolken, sagt Mommy. Hast du so was schon gesehen?

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