Marie Louise Fischer
Gitta, der kleine Star - Abenteuer beim Film
Illustrationen von Monika Schenk
SAGA Egmont
Gitta, der kleine Star - Abenteuer beim Film
Genehmigte eBook Ausgabe für Lindhardt og Ringhof A/S
Copyright © 2017 by Erbengemeinschaft Fischer-Kernmayr, ( www.marielouisefischer.de) represented by AVA international GmbH, Germany ( www.ava-international.de)
Originally published 1978 by Heyne Verlag, Germany
All rights reserved
ISBN: 9788711719787
1. Ebook-Auflage, 2017
Format: EPUB 3.0
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Schornsteinfeger bringen Glück
Es war ein Samstagnachmittag. Die Sonne lachte, und der Himmel war strahlend blau, als die drei Schwestern Gitta, Susy und Regine aus der Schule nach Hause kamen.
Der Vater war in der Küche, er hatte das Mittagessen gekocht. Er setzte gerade den Reisauflauf auf eine große Schüssel. Gitta nahm ihm die Schüssel ab und trug sie vorsichtig vor sich her ins Wohnzimmer. Schnuppernd folgte Susy.
Gitta legte los: »Dies ist ein Kunststück – nein, ein Kunstwerk. Und Vati ist ein Küchenchef! Guten Tag, liebe Mutti!« Sie lief zu der Mutter und gab ihr einen Kuß auf die Wange.
Die Mutter sah ein wenig erschöpft aus – es fiel ihr immer wieder schwer, sich sofort vom Büro auf die Familie umzustellen. Als aber auch Regine mit ausgebreiteten Armen auf sie zustrebte, entspannte sich Mutters Gesicht. Sie küßte ihre Jüngste zärtlich auf den Mund. Dann wandte sie sich zu Gitta: »Hast du den Boden so schön gebohnert?«
»Nein, der Vati!« antwortete Susy vorlaut. »Prima! Ganz groß!«
Die Mutter wandte sich um und sagte ein wenig vorwurfsvoll: »Aber Vati! Wie oft habe ich schon gesagt, das ist doch nicht nötig. Du sollst nicht …«
»Mutti!« unterbrach Susy, »du freust dich ja doch! Und wenn man sich freut, soll man nicht schimpfen!«
»Da hast du ausnahmsweise mal recht, Susy!« lachte die Mutter. »Ich freue mich wirklich, daß ich so eine tüchtige Familie habe!«
Der Reisauflauf wurde ausgeteilt. Es schmeckte herrlich.
Susy seufzte vor Behagen: »Davon kann ich einen Berg essen.«
Jetzt wollte die Mutter wissen, wie es in der Schule gewesen war. »Schön!« riefen Susy und Gitta.
»Und bei dir, Regine?«
Regine druckste nachdenklich: »Ich weiß nicht …«
»Na, so was!« stellte der Vater fest, »du kommst doch gerade aus der Schule!«
»Ich? … Ich habe es vergessen …«, flüsterte Regine.
»Dann denk doch nach! Was habt ihr gelernt? Was hat die Lehrerin gesagt?«
Alle sahen, wie Regine angestrengt nachgrübelte. Plötzlich erhellte sich ihr Gesichtchen: »Ich weiß schon! Unser Fräulein hat gefragt, wohin wir in den Ferien fahren!«
»Ja, warum verreisen wir denn eigentlich nie in den Ferien?« rief Susy ungeduldig dazwischen.
Gitta gab der Schwester unter dem Tisch einen kräftigen Tritt gegen das Schienbein. Susy brüllte: »Du! – du tust mir weh!«
»Benehmt euch«, mahnte der Vater.
»Gitta hat mich getreten!« petzte Susy empört. »Mit aller Wucht!«
»Weil du so blöd fragst, warum wir in den Ferien nicht verreisen …«
»Na ja – die anderen Kinder verreisen ja auch – nur wir nicht!«
Jetzt war es Gitta zu dumm: »Du bist auch zu dämlich! Wie können wir verreisen, wenn Mutti jeden Tag ins Büro muß?«
Susy ließ nicht locker. – »Warum verreisen wir nicht mit Vati allein, und Mutti fährt, wenn sie Urlaub hat?«
Regine flötete dazwischen: »Ohne Mutti mag ich nicht verreisen!«
»Aber Susy«, rief die Mutter, »du bist schon ein großes Mädchen und weißt auch, daß in die Ferien reisen viel Geld kostet! Und das haben wir eben nicht.«
»Ja – aber alle anderen Kinder verreisen auch«, beharrte Susy.
»Ja, aber die Väter von den anderen Kindern haben auch eine feste Stellung«, warf der Vater ein. Er sah traurig aus.
»Warum hast du keine feste Stellung, Vati?« fragte Susy.
Gitta starrte Susy an: »Du bist zu blöd! Das tut ja schon weh, so blöd bist du!«
Der Vater nickte Gitta beruhigend zu. »Susy hat recht, wenn sie fragt! Ihr wißt – ich bin Buchhalter, ja?«
»Ja«, wiederholte Susy.
»Und ihr wißt auch, daß die Firma, bei der ich gearbeitet habe, vor zwei Jahren verkauft worden ist und daß ich seither keine neue Arbeit gefunden habe.«
»Ja.«
»Und da glauben eben viele Chefs, ich hätte alles verlernt, und – daß ich auch zu alt wäre!«
»Du hast doch gar nichts verlernt, Vati? Du kannst doch sogar mir bei den Schulaufgaben helfen?«
»Natürlich habe ich nichts verlernt!« antwortete lachend der Vater. »Was man einmal gelernt hat, verlernt man nicht! Das ist genauso wie mit dem Schwimmen! Wenn man als Kind schwimmen gelernt hat und als alter Mann ins Wasser geworfen wird, kann man immer noch schwimmen …«
Susy protestierte empört: »Und alt bist du überhaupt nicht, Vati! Warum kriegst du dann keine Stellung! Das verstehe ich nicht!«
»Natürlich kannst du das nicht verstehen«, sagte die Mutter, »dazu bist du noch zu klein!«
»So klein bin ich auch nicht …«, murmelte Susy beleidigt.
Die Mutter strich dem Vater, der ganz still geworden war, einmal schnell und zärtlich über die Hand. Dann drehte sie sich zu Susy um: »Hör auf, Susy, das verstehst du wirklich noch nicht.«
Gitta griff nach des Vaters anderer Hand. »Sei nicht traurig, Vati, Susy ist leider ein bißchen dämlich!«
»Dämlich? Du selber bist dämlich«, gab Susy zurück.
»Kann ich noch was von dem Reisauflauf haben, Vati?«
»Gib nur deinen Teller.«
Susy stopfte sich den Mund voll und machte ein nachdenkliches Gesicht. Dann sagte sie plötzlich: »Eigentlich ist es doch sehr gut, daß Vati keine feste Stellung hat!«
»Jetzt hör doch schon auf damit!« schalt Gitta.
Susy ließ nicht locker: »Wirklich – stellt euch bloß vor, Vati wäre den ganzen Tag im Büro, wie die anderen Väter … Wir würden nie so gutes Essen bekommen!«
Die Mutter stand lächelnd auf: »Du glaubst wohl, ich kann nicht kochen, was?«
»So gut wie Vati … bestimmt nicht! Bitte nicht böse sein, Mutti, aber so gut wie Vati kannst du bestimmt nicht kochen.« –
Nach dem Essen spülte Gitta das Geschirr, Susy trocknete ab, Regine mußte ihre Aufgaben immer gleich machen, wenn sie aus der Schule kam, denn sonst vergaß sie alles.
Erleichtert polterten sie alle drei eine Stunde später die Treppe hinunter: die Schularbeiten waren fertig, die Küche war blitzblank. Regine hatte ihren Stoffhund, Susy ihre Murmeln und Gitta das Skateboard mitgenommen. Gitta warf einen Blick auf die zwei Kleinen, und als sie sah, daß die beiden friedlich mit den anderen Kindern spielten, rollte sie den Häuserblock hinunter bis an die Ecke zum kleinen Kino.
Gitta lief in elegantem Bogen und landete vor Herrn Reitmeier, seines Zeichens Kinobesitzer. Die erste Nachmittagsvorstellung hatte schon begonnen, Herr Reitmeier stand vor dem Portal und ließ sich die Sonne auf den Kopf scheinen.
»Hallo, Gitta!« rief er.
»Guten Tag, Herr Reitmeier«, grüßte Gitta.
»Du kommst ja überhaupt nicht mehr ins Kino, Gitta! Was ist los?«
»Ich spare Herr Reitmeier.«
»Du willst wohl Millionärin werden was? Wieviel hast du denn schon zusammen?«
»Zwanzig Mark.«
»Na, das ist immerhin schon ein Anfang.«
Gitta fuhr in kleinen Bogen vor Herrn Reitmeier hin und her. »Herr Reitmeier«, fragte sie und stoppte, »wissen Sie nicht, wie man sehr schnell viel Geld verdienen kann?«
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