Für Sigrid »Siggi« Zenker,die erste deutsche Weltumseglerin (1931–2017) Wir wünschen uns wie du am Endemit funkelnden Augen sagen zu können:»Ich hatte ein schönes Lebenvoller Abenteuer. Und Gefahren.«
Prolog PROLOG Frühjahr 2018 Wir segeln mit MAVERICK XL hier in den Bahamas zu den schönsten Inseln. Vor gut zehn Jahren war das alles anders. Was für ein Wahnsinn, sagen zu können, vor zehn Jahren. So reviererfahren bin ich schon? Wenn ich genau darüber nachdenke, dann kenne ich die Bahamas tatsächlich besser als die Ostsee. Seit Monaten sind wir nun hier und segeln mit Gästen durch die Inseln. Wir wollten damals eine Auszeit nehmen. Mit MAVERICK TOO. Für eine bestimmte Zeit aussteigen aus dem Alltag. Doch aus dem zeitlich begrenzten Ausstieg ist stattdessen ein Einstieg geworden, ein Einstieg in ein ganz anderes Leben. Cati kann sich mittlerweile gar nicht mehr vorstellen, in einem Haus zu leben – und ich mir auch nicht. Warum nicht auch Kinder auf dem Schiff aufziehen? Der Weg in dieses Leben begann mit MAVERICK, hier auf den Bahamas. Damals lag ich hier mit meinem nur acht Meter langen Boot vor Anker. Ich war gerade 20 Jahre alt und mit dem kleinen und maroden Schiff ganz allein von Europa hierher gesegelt. Auf der Suche nach Abenteuer, Freiheit – und einem Plan fürs Leben.
Abfahrt
Rückblick
Die segelnde Großbaustelle
Panik am Abend
Auf den Spuren der Hiscocks
Dartmouth
Baguette unterm Arm
Morgen früh sitzen wir bei Café con leche
Viveiro – Galicien für Liebhaber
La Coruña sucks
Ums Cabo Vilán
Lissabon – Anfang und Neustart
Im Tiefflug nach Madeira
Geldverdienen auf der Reise
3.250 Seemeilen to go
Atlantik – mehr brauch ich nicht
Pause unter Palmen
Eyola
Blasenprobleme
Sammy an Bord
Dominicas Mummets
St. Martin
Walt Disneys Themenpark für Segler
Die Kopfdichtung geht flöten
200 Seemeilen ohne Maschine
Endlich Entspannung
Exumas in Slow Motion
Motorschaden im kleinen Wörthersee
Der Kopf dichtet wieder
Auf der Flucht vor der Hurrikansaison
Camden – ein Stück Heimat
Roadtrip nach New York
Nach Hause mit der Queen Mary 2
Auf dem Dismal Swamp Canal nach Norfolk
Deltaville, das Dorf voller Boote
Ich will Palmen
Hilton Head Island
Mit einem Mal isses warm
Besuch aus der Heimat
Starkwindtörn auf den Bahamas
Krank im Paradies
Durch die Keys
Ein Wiedersehen mit der Vergangenheit
Der schwimmende Albtraum
Wendepunkte
Mitten durchs Indianerland
Die Weichen werden gestellt
Vier Wochen auf See
Die Azoren
England und sein Empfang
600 Seemeilen nonstop Nordsee
Zurück in der Heimat
Angekommen? Noch lange nicht!
Danksagung
Wir segeln mit MAVERICK XL hier in den Bahamas zu den schönsten Inseln. Vor gut zehn Jahren war das alles anders. Was für ein Wahnsinn, sagen zu können, vor zehn Jahren. So reviererfahren bin ich schon? Wenn ich genau darüber nachdenke, dann kenne ich die Bahamas tatsächlich besser als die Ostsee.
Seit Monaten sind wir nun hier und segeln mit Gästen durch die Inseln. Wir wollten damals eine Auszeit nehmen. Mit MAVERICK TOO. Für eine bestimmte Zeit aussteigen aus dem Alltag. Doch aus dem zeitlich begrenzten Ausstieg ist stattdessen ein Einstieg geworden, ein Einstieg in ein ganz anderes Leben.
Cati kann sich mittlerweile gar nicht mehr vorstellen, in einem Haus zu leben – und ich mir auch nicht. Warum nicht auch Kinder auf dem Schiff aufziehen?
Der Weg in dieses Leben begann mit MAVERICK, hier auf den Bahamas. Damals lag ich hier mit meinem nur acht Meter langen Boot vor Anker. Ich war gerade 20 Jahre alt und mit dem kleinen und maroden Schiff ganz allein von Europa hierher gesegelt. Auf der Suche nach Abenteuer, Freiheit – und einem Plan fürs Leben.
Von Johannes
Endlich reicht das Wasser aus, um MAVERICK TOOS Kiel aus dem Schlick zu heben. Peinlich, dass ich mir über die Gezeiten keine Gedanken gemacht habe, als ich den Abfahrtstermin bestimmt habe. Aber jetzt schwimmen wir, mit einigen Stunden Verspätung. Es kann losgehen.
»Denk dran, meine Fender hierzulassen. Sonst hab ich im Sommer keine«, erinnert mich mein Vater. Die erste Woche hier an meinem Steg an der Oste hat sich das Schiff bei Niedrigwasser immer auf den Schlick gestellt und gegen den Steg gelehnt, weshalb ich mir ein paar zusätzliche Fender leihen musste. Nach einigen Wochen hatte sich MAVERICK TOO dann eine Rinne gestampft, in die der Kiel immer wieder reinsacken konnte. »Die Fender kannst du wiederhaben«, lache ich. »Da, wo wir hinsegeln wollen, brauchen wir so was eh nicht.« Denn wir wollen den Großteil der nächsten zwei Jahre fast nur vor Anker liegen.
»So, jetzt macht aber auch, dass ihr loskommt«, fordert uns mein Vater auf. Er hat schon gerade kurz vorher im Interview mit dem ZDF-Team gesagt, dass die Sorge nun langsam einem Gefühl von »jetzt fahrt endlich, damit hier wieder Ruhe einkehrt« weicht. Kann ich gut verstehen, denn die vergangenen Monate, ja eigentlich schon die ganzen letzten zwei Jahre, ging es nur um uns, Cati und mich.
Fast jedes Wochenende sind meine Eltern hier bei uns in Oberndorf an der Oste gewesen, um uns zu helfen, das Haus zu renovieren (damit wir es vermieten können) und das Schiff fertig zu bekommen. Dafür hat mein Vater seinen ganzen Jahresurlaub geopfert und war nicht einmal mit seinem eigenen Boot auf dem Wasser. Auch wenn sich Freunde zum Wochenendbesuch angemeldet haben, standen sie einige Stunden nach der Ankunft bereits mit Atemschutzmaske unter unserem Schiff und schliffen.
Als Dankeschön haben wir vor vier Wochen mit gut 100 Freunden eine große Einweihungs- und gleichzeitig Abschiedsparty gefeiert. Endlich war das alte Haus renoviert, aber gleichzeitig war es für uns Zeit geworden, die Segel zu setzen. Denn bevor es ins »normale« Leben geht, wollen wir ein paar Jahre durch die Welt segeln. Der letztmögliche Zeitpunkt, bevor Karriere und Familie dies vielleicht unmöglich machen werden. Heute, am Abfahrtstag, sind es etwa 30 Leute, die uns verabschieden. Freunde, Nachbarn, Vereinsmitglieder und Dorfälteste. Sogar unser Segelmacher Tinne ist mit seiner Familie aus Kiel angereist, um unsere Abfahrt zu erleben. Mit ihm haben wir in den vergangenen Monaten viel über unsere neue Segelgarderobe diskutiert. Nun will er uns auch davonsegeln sehen.
Auch unsere engsten Freunde sind dabei. Georg und Irene, Sammy, Uwe. Mit allen vieren haben wir viel erlebt und tolle Schiffsreisen unternommen. Sie wissen, was uns dort draußen erwarten kann und wird. Schulterklopfen, ein fester Händedruck, eine Umarmung. Die Stimmung ist bedrückt. Sogar meine 86 Jahre alte Oma hat die lange Autofahrt auf sich genommen.
Wir sind voller Vorfreude auf die vor uns liegende Reise, aber auch voller Sorgen. Zwei Jahre. Eine lange Zeit fernab unserer Familien. Zwei Jahre, die wir weniger mit ihnen verbringen werden. Weihnachten, Geburtstage, die schönen Wochenenden, wenn wir uns alle im großen, gemütlichen Haus meiner Eltern in Wolfsburg treffen und die Zeit zusammen genießen. Das wird nun erst mal alles ohne uns stattfinden. Und wer weiß, was sich in der Zeit noch alles verändern wird? Überhaupt, wäre es nicht vernünftiger, die Reise zu verschieben? Es ist doch schon viel zu spät im Jahr, das Schiff ist noch nicht richtig fertig, geschweige denn erprobt. Es finden sich immer mehr Gründe dafür.
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