Simon Kasper - Der Mensch und seine Grammatik

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Welchen Stellenwert hat die Kenntnis einer Grammatik für das Verhältnis des Menschen zur Welt und zu sich selbst? Und wofür braucht es Grammatik überhaupt, wenn grammatische Mehrdeutigkeit ohnehin meist unbemerkt bleibt und selten ein Verständnisproblem darstellt? Auf diese Fragen gibt Simon Kasper empirisch und theoretisch fundiert eine umfassende Antwort. Anhand einer historischen Korpusstudie an Paralleltexten dokumentiert er den erfolgreichen menschlichen Umgang mit Mehrdeutigkeit und liefert in der Folge einen anthropologischen Entwurf zum Verstehen, der sowohl der leiblichen Existenz des Menschen (Embodiment) als auch der Grammatizität seiner Sprache Rechnung trägt. Dabei bezieht er nicht nur Grundannahmen der Kognitiven Linguistik und der Philosophischen Anthropologie ein, sondern führt auch quantitative (Frequenz) und qualitative (Bedeutsamkeit) Ansätze der Sprachtheorie zusammen.

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1.5 DeutungsautomatismenAutomatismus, DeutungsroutinenRoutine, Routinisierung und DeutungsarbeitArbeit

Wenn wir hier darüber reflektieren, wie Sprachbenutzerinnen sprachliche Äußerungen interpretieren, deuten wir ihre Deutungsaktivitäten. Dass wir unsere und ihre Tätigkeiten mit dem gleichen Ausdruck deuten bezeichnen, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aktivität des Deutens ganz unterschiedliche Qualitäten annehmen kann; deuten ist ein vager Ausdruck.

Die hochalemannische Leserin, hier wieder stellvertretend für alle Sprachbenutzerinnen, kann in Windeseile einfach über unseren Beispielsatz aus dem Johannesevangelium hinweglesen und dabei wird in Sekundenbruchteilen die komplexe VorstellungVorstellung in ihr hervorgerufen, dass die Frau den Jünger zu sich genommen hat. In gleicher Weise lesen Sie die meisten Sätze in diesem Buch. Deuten in dieser Weise ist zwar komplex und besteht aus vielen Teilprozessen und -aktivitäten, die von basalen WahrnehmungsprozessenWahrnehmung bis hin zu Antworten auf die Frage Was Was kann ich tun? kann ich (jetzt) tun? reichen, aber zugleich vollziehen wir es hochgradig automatisiert und routinisiert. Automatisch laufen dabei Prozesse ab, die immer ablaufen, wenn bestimmte Phänomene wahrgenommen werden und die nicht unterbrochen werden können, wie zum Beispiel die AssoziationAssoziation der Buchstabenfolge Jünger und der Vorstellung eines Jüngers. Routinen umfassen dagegen HandlungenHandlung, die so oft ausgeführt worden sind, dass sie nicht mehr aufmerksam ausgeführt werden müssen. Sie können allerdings, anders als die Automatismen, unterbrochen werden, wenn es nötig ist. Ohne die entsprechenden Experimente, und das heißt im alltäglichen Einzelfall, sind RoutinehandlungenHandlung und automatisches VerhaltenVerhalten oft nicht zu unterscheiden. Das Deuten im automatischen und routinisierten Modus erfolgt schnell und effektiv, aber alternative Deutungen werden dabei übersehen. Haben Sie bemerkt, dass weiter oben in diesem Absatz der Satz In gleicher Weise lesen Sie die meisten Sätze in diesem Buch grammatisch mehrdeutig ist?1 Wenn wir in diesem Modus des Deutens sind, ist die Form einer Äußerung äußerst flüchtig und sie ist uns nur so lange präsent, bis sie sich in unserem Kopf in Vorstellungen verwandelt hat.

Von diesem automatisierten und routinisierten Deuten ist das Deuten zu unterscheiden, das wir vollziehen, wenn wir uns die Ausdeutbarkeit einer Äußerung vergegenwärtigen. Dieses Deuten ist viel weniger automatisiert und routinisiert, es ist um ein Vielfaches langsamer und liefert gleichzeitig oft anscheinend nur einen relativ geringen Zugewinn an Deutungsakkuratheit.2 Bei diesem Deuten, das wir als Deutungsarbeit bezeichnen können, ist die sprachliche Form beziehungsweise das wahrnehmbare Phänomen viel weniger flüchtig.3 Vielmehr wird es dabei vor dem (inneren oder wirklichen) Auge oder Ohr präsent gehalten und gegebenenfalls dorthin zurückgeholt, also reflektiert. Bestimmte Teile der komplexen Deutungsaktivität werden zyklisch wiederholt, zum Beispiel das Scannen des Phänomens, das (innere oder äußere) Verweilen auf einem Teil davon, das Umschalten und erneute Umschalten der Zuordnungen zwischen bestimmten Formen und den Vorstellungen, die sie hervorrufen. Wir haben dies beispielsweise bei si und de Jünger in (1) sowie bei Hole in One in (2) getan. Darin – Scannen, Verweilen, Umschalten, Wiederholen – unterscheiden sich unsere Interpretationen mehrdeutigermehrdeutiget passim Äußerungen kaum von unseren Interpretationen gestaltpsychologischer Kippbilder wie desjenigen in Abbildung 1.

Abb 1 Gestaltpsychologisches Kippbild Wenn wir ein Phänomen interpretieren - фото 3Abb. 1:

Gestaltpsychologisches Kippbild

Wenn wir ein Phänomen interpretieren, tun wir dies aber nicht entweder automatisch beziehungsweise routinisiert oder mit kognitivem Arbeitsaufwand. Gerade das zyklische Wiederholen von automatisierten beziehungsweise routinisierten Schritten und das wiederholte Umschalten zwischen Interpretationen bei der Deutungsarbeit zeigen, dass diese auf den automatischen und routinisierten Aktivitäten und Prozessen aufbaut und auf sie angewiesen ist. Dies lässt sich bereits am Kippbild illustrieren. Wenn wir beispielsweise unseren Blick darauf richten, um daran durch wiederholtes Umschalten Deutungsarbeit zu leisten, können wir nicht vermeiden, dass uns zuerst automatisch entweder die Gesichtsprofile oder der Kelch erscheinen.

Auch an unserem Umgang mit sogenannten lokalen Mehrdeutigkeitenmehrdeutiglokal in der Sprache lässt sich das beobachten. Oben ist davon die Rede gewesen, dass Mehrdeutigkeiten oft nur dann bemerkt werden, wenn in der Folge etwas schiefgeht. Es ist möglich, dass schon im Laufe der Interpretation einer Äußerung etwas schiefgeht. Sprachliche Äußerungen haben einen Anfang und ein Ende. Sie werden entsprechend sukzessive wahrgenommenWahrnehmung und die herandrängenden Geräusche, Gesten oder Graphen rufen jeweils Vorstellungen hervor und die aufgebaute, komplexe VorstellungVorstellung eines Ereignisses oder einer Situation wird durch jede weitere hereinkommende Information modifiziert. Zugleich erwartenErwartung wir auf Basis dessen, was wir bereits wahrgenommen haben, immer schon, was als nächstes kommen wird. Diese Erwartungen können bestätigt oder verletzt werden. So beginnt die neuhochdeutsche „EinheitsübersetzungEinheitsübersetzung“ von Johannes 19, 27 folgendermaßen:

Beim sukzessiven oder inkrementellenOnlineBetrachtungsweise Interpretieren - фото 4

Beim sukzessiven, oder inkrementellenOnline-Betrachtungsweise, Interpretieren dieser Teiläußerung bauen wir eine komplexe Vorstellung auf und erwarten weitere Informationen bestimmter Art. Wir werden uns höchstwahrscheinlich den Referenten des Ausdrucks sie (die Mutter Jesu) als die Nehmerin in dieser Äußerung vorstellen,4 weil wir die Form als Nominativ erkennen und sie in einer KongruenzbeziehungKongruenz mit dem Verb steht, und wir werden als weitere Information ein Objekt erwarten, das genommen wird und durch eine Akkusativform ausgedrückt ist. Auch wenn wir solcher grammatischen Beschreibungen unkundig sind, heißt das lediglich, dass wir vielleicht nicht beschreiben können, was wir da tun, tun können wir es aber dennoch. Die aufgebauten ErwartungeErwartungn auf Form- und Vorstellungsebene sind unter anderem durch die bereits erwähnten „-enz-enz-Faktoren“-Faktoren gesteuert: FrequenzFrequenz, RezenzRezenz, PertinenzPertinenz. Nun ist die Vorstellung, die durch (3) hervorgerufen wird, wie wir oben gesehen haben, aber nur so etwas wie eine Annahme, weil die Indizienlage unsicher ist. Sie kann zwar den Nominativ und damit das Subjekt des Satzes repräsentieren, aber auch den Akkusativ, das heißt das direkte Objekt. An der Stelle sie ist die Äußerung in (3) also lokal mehrdeutigmehrdeutiglokal. Wir haben uns für die Nominativlesart „entschieden“. Entschieden steht hier in Anführungszeichen, weil diese „Entscheidung“ im Modus des automatischen oder routinisierten Deutens ausgeführt wurde, dem keine vorgängige Reflexion zugrunde gelegen hat. In der Einheitsübersetzung wird die Äußerung wie folgt zu Ende geführt:

Hier wird unsere aufgebaute Erwartung eines Objekts das genommen wird und das - фото 5

Hier wird unsere aufgebaute Erwartung eines Objekts, das genommen wird und das durch den Akkusativ ausgedrückt wird, verletzt. Damit hat sich unsere aufgebaute Vorstellung als falsch erwiesen: Die Mutter Jesu ist nicht die Nehmerin. Der Ausdruck der Jünger zwingt uns nun aufgrund seiner eindeutigen Nominativform, unsere bereits aufgebaute Vorstellung davon, was hier womit in welcherWas steht womit in welcher Beziehung? Beziehung steht, zu modifizieren. Wir werden von dieser Nominativform überraschÜberraschungt und sie lässt unseren Deutungsautomatismus oder unsere Deutungsroutine scheitern. Möglicherweise macht uns der Jünger erst darauf aufmerksam, dass sie mehrdeutig zwischen Nominativ und Akkusativ gewesen ist. An diesem Punkt, der die lokale Mehrdeutigkeit auflöst, gehen wir vom Modus des automatischen oder routinisierten Interpretierens in den der Deutungsarbeit über. Das Scheitern unseres Automatismus oder unserer Routine dabei, graphische Symbole in Vorstellungen zu überführen, macht uns auf die Form der Äußerung aufmerksam, Alternativen ihrer Ausdeutung scheinen auf und zwingen uns, mit einigem kognitiven Aufwand – Arbeit – eine modifizierte Vorstellung aufzubauen, nämlich mit umgedrehten Rollen zwischen Maria und dem Jünger.

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