Thomas Seidl - Der Tod und seine Sense

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Dem Tod wurde seine Sense gestohlen, und nun herrscht Chaos auf Turlunken. Niemand kann mehr sterben. Was tun? Im Jenseits könnte er sich eine neue Sense schmieden, aber ohne die alte kommt er nicht dorthin. Durch Zufall hört er von einem Drachen, der durch Zeit und Raum reisen kann und ihn vielleicht zurück ins Jenseits bringen könnte. Ein Zauberlehrling namens «Turf» will ihm helfen, diesen zu finden, natürlich für eine kleine Gegenleistung. So brechen die beiden in ein Abenteuer auf, das sie quer über ganz Turlunken und darüber hinaus führen wird. Skurrile Charaktere pflastern ihren Weg, und am Ende liegt das Schicksal von ganz Turlunken in den Händen von Turf und dem Tod. Eine humorvolle und nachdenkliche Geschichte in einer zauberhaften Welt voller Magie…
"sehr originell, und wer gerne versponnene Geschichten mit vielen Abenteuern und köstlichen Figuren liest, der ist hier absolut richtig."
"Ein wirklich angenehm zu lesendes Buch, das sich «wohltuend» von anderen, völlig unwirklichen Fantasy-Werken abhebt."
"witzig, oft ironisch erzählt und trotzdem mit ein paar nie aufdringlich oder gar 'pädagogisch' wirkenden Lebensweisheiten garniert"

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Thomas Seidl

Der Tod und seine Sense

Eine Turlunken Geschichte

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Inhaltsverzeichnis Titel Thomas Seidl Der Tod und seine Sense Eine Turlunken - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Thomas Seidl Der Tod und seine Sense Eine Turlunken Geschichte Dieses ebook wurde erstellt bei

Prolog

Der erste Hinweis

Der Magiermeister und andere Zwischenfälle

Der Höhlensee

Ein Jahr wie eine Sekunde

Ein Sandkorn für ein Halleluja

Einmal hin und zurück, bitte!

Der Feueratem

Alles oder nichts

Epilog

Impressum neobooks

Prolog

Diese Geschichte beginnt in einer weit, weit entfernten Galaxie. Dort im All schwebt der Planet Turlunken, den drei Monde umkreisen, die synchron zu den drei Sonnen stehen. Auf dem Planeten selbst leben die unterschiedlichsten Gestalten: Menschen, Fabelwesen und viele, viele verschiedene Tierarten. Sie alle aufzuzählen, würde Jahre dauern. Die Bewohner von Eintorglauf, der Hauptstadt, denken, dass sie sehr fortschrittlich seien, denn sie haben das ausgeklügeltste Wassersystem auf ganz Turlunken. Auch der beste Waffenschmied lebt in der Hauptstadt. Er fertigt die besten Schwerter und die stärksten Rüstungen, die es gibt. Vor Kurzem hatten die Bewohner der Stadt eine Rattenplage abwehren können, und darauf waren sie besonders stolz, denn jeder in Eintorglauf erinnerte sich noch an die Hasenplage, die vor vielen Jahren fast das Ende von ganz Turlunken bedeutet hätte.

Allgegenwärtig ist auf Turlunken auch die Magie. Die Hauptstadt beheimatet nämlich die größte Magiergilde. In der Mitte der ringförmigen Stadt mit ihren schmalen Gassen und den aus Stein gebauten Häusern ragt ein hoher Turm zu den Monden und den Sonnen empor. Dort forschen die besten Magier des Landes nach neuen Zauberritualen oder bilden jüngere Magier aus, um diese das magische Handwerk zu lehren. So wird die Magiergilde niemals aussterben. Es herrscht dort eine strikte Hierarchie. Die Obersten der Gilde haben nicht nur das Sagen, sondern lenken das ganze Geschick von Turlunken. Natürlich wollen viele Menschen Magier werden, doch nicht alle sind dazu bestimmt. Darum ist es ein großes Privileg, wenn man dort aufgenommen wird. Aber längst nicht alle schaffen die Prüfungen zum Magier, denn es ist ein langer und steiniger Weg.

Der Tod, der immer eine schwarze Kutte trägt und nur aus Knochen besteht, ist ein ständiger Begleiter der Bewohner von Turlunken, denn jede einzelne Seele, deren Zeit gekommen ist, wird von ihm höchstpersönlich abgeholt. Aber auch der Tod hat seine Freizeit und spaziert oft einfach so durch die Gassen von Turlunken. Viele Leute haben große Angst vor ihm, obwohl er sich selbst als netter Geselle sieht. Aber er kann die Scheu der Menschen auch verstehen – immerhin müssen die von ihm abgeholten Seelen für immer im Jenseits bleiben. Dort ist der Tod auch zuhause und lebt in einem schwarzen Schloss. Aber da er im Jenseits nicht gerade viele Freunde hat, kommt er, so oft es geht, nach Turlunken.

Eines Tages hatte der Tod einen Auftrag im Wald vor der Stadt. Er sollte einen Jäger abholen, der von einem Bären angegriffen worden war. Langsam schritt der Tod zu dem Scheidenden. „Grüße! Ich bin der Tod. Ich bin hier, um dich abzuholen.“

Der Jäger schaute ihn entsetzt an. „Nein! Ich wollte doch nur ein Wildschwein jagen! Ich liebe Wildschweine, seit ich als Kind von meiner Großmutter Wildschweineintopf bekommen habe. Und seit damals bekomme ich jeden Tag aufs Neue Hunger auf Wildschwein. Oft gehe ich raus in den Wald und jage Wildschweine. Ich mag Wildschweinragout, Wildschwein am Spieß, Wildschweinkeule, Wildschwein paniert, Wildschwein tranchiert oder eben Wildschweineintopf. Egal, Hauptsache Wildschwein.“

Der Tod trat einen Schritt zurück und sah sich um. Wer sprach hier mit ihm? Der Jäger lag tot am Boden, aber vor ihm stand die Seele des Jägers, die mit ihm redete. Von einem Bären war weit und breit nichts zu sehen. Dann lehnte er seine Sense, die er immer bei sich trug, an einen Baum und zog aus seiner Kutte einen Topf.

„Wildschwein, Wildschwein!“, rief der Jäger mit Tränen in den Augen. Der Tod hatte doch wirklich ein Gefäß voller Wildschweineintopf bei sich! Äußerst gerührt, fragte er, ob dies für ihn sei.

„Natürlich!“, bejahte der Tod, denn er machte immer seine Hausaufgaben und kannte längst des Jägers Wildschweinvorliebe. Auf diese Weise konnte er dem Toten die Reise ins Jenseits erleichtern.

Sie hockten sich nebeneinander auf einen großen Stein, und der Tod gab dem Jäger seinen zweiten Löffel, damit sie gemeinsam den Wildschweineintopf essen konnten. Der Tod musste eigentlich gar nichts essen, aber immer wenn er auf Turlunken war, aß und trank er, denn, man mag es kaum glauben, er schmeckte, was er aß und trank, und das, obwohl er nur aus Knochen bestand. Er dachte immer, dies sei ein Phänomen von Turlunken, denn im Jenseits schmeckte er nichts. Darum freute er sich genauso wie der Jäger auf den Eintopf.

Als sie ihn fertig ausgelöffelt hatten, meinte der Tod: „Jäger, es ist Zeit zu gehen.“

Der Jäger war jetzt gar nicht mehr so traurig oder verängstigt und bereit für seine Reise.

Als sich der Tod umsah und gerade seine Sense nehmen wollte, erschrak er. „Wo ist meine Sense? Ich habe sie doch dort an den Baum gelehnt?“ Eifrig sah er sich um, aber er konnte sie nirgends finden. Als er sich wieder dem Jäger zuwandte, war dieser auf einmal auch verschwunden. Was geht hier denn vor?, dachte der Tod. Dann sah er gerade noch, wie der Leichnam des Jägers zwischen den Bäumen verschwand. „Wie ist das möglich!“, schrie der Tod laut.

Der Jäger war selbst verwirrt, freute sich aber über sein neu gewonnenes Leben. „Ich lebe, ich lebe!“, rief er immer und immer wieder und lief immer tiefer in den Wald hinein.

Der Tod konnte nur ungläubig hinterher sehen. Er war fassungslos. Was war hier nur geschehen? Dann sah er sich weiter um und versuchte erneut, seine Sense wiederzufinden. Stundenlang lief er durch den Wald, suchte hinter jedem Stein und bog alle Grashalme um, aber seine Sense blieb verschwunden. Er wusste, wenn er sie nicht finden würde, könnte das ein großes Durcheinander in Turlunken auslösen, denn nur er konnte die Toten holen, und wenn er dazu nicht mehr fähig war, dann könnte auch niemand mehr sterben, und dies würde ein Chaos verursachen.

Der gute Tod hatte aber ein noch größeres Problem: Er konnte nicht mehr ins Jenseits zurück, denn nur seine Sense verlieh ihm die Kraft, dies zu tun. Hm. Nachdenklich klapperte der Tod mit seinem Knochengerüst und überlegte. Je länger er dies aber tat, desto weniger Ideen kamen ihm, genau gesagt ? er hatte überhaupt noch keine!

Nach einer halben Stunde kam er zu dem Schluss, dass ihm irgendjemand seine Sense gestohlen haben musste. Also spazierte er mit langsamen, kleinen Schritten und gesenktem Haupt in Richtung Eintorglauf. Vielleicht hatte ja jemand dort die Sense gefunden und würde sie ihm einfach wiedergeben. Doch wirklich daran glauben konnte er nicht. Er wusste, wenn jemand einmal die Kraft der Sense kannte, würde er sie ihm niemals mehr übergeben.

Er schlich durch die engen Gassen von Eintorglauf und kam zur Kneipe „Der Zechpreller“. Da er nicht wusste, was er tun sollte, schlenderte er hinein und setzte sich dort an den Tresen. Es war eine heruntergekommene Spelunke, die schon bessere Tage gesehen hatte. Das Eichenholz, aus dem der Tresen, die Tische und die Stühle gezimmert waren, war spröde und benötigte dringend eine Sanierung. In der Ecke des Raumes saßen an einem Tisch mehrere Menschen, die einen Grog nach dem anderen kippten und ängstlich zu ihm herüberblickten.

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