und dann liebt ihr ihn:
Schwestern, jetzt sind wir Schwäne,
die am Goldgesträhne
die Märchenmuschel ziehn.
Die blonden Schwestern flochten froh
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Die blonden Schwestern flochten froh
im Gehn Gesträhn aus goldnem Stroh,
bis alles Land vor ihnen so
wie Gold zu glühn beginnt;
da sagen sie sich: wunderwo
wir hingeraten sind.
Der Abend wird den Blüten schwer,
die Schwestern stehn in Scham
und halten ihre Hände her
und lauschen lang und lächeln leer, -
und eine jede sehnt sich: wer
ist unser Bräutigam...
Wenn die blonden Flechterinnen
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Wenn die blonden Flechterinnen
gehn im Glanz des Abendlands:
sie sind alle Königinnen
und ersinnen und beginnen
ihren eignen Kronenkranz.
Denn das Licht, darin sie leben,
ist ein großes Gnadengeben -
und es kommt von ihnen her,
und das Stroh, das sie zersträhnen,
trank von ihren Mädchentränen -
und es wurde Gold und schwer.
Eh der Garten ganz beginnt
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Eh der Garten ganz beginnt
sich der Güte hinzugeben,
stehn die Mädchen drin und beben
vor dem zögernden Erleben,
und aus engen Ängsten heben
sie die Hände in den Wind.
Und sie gehn auf scheuen Schuhn,
als ob sie die Kleider pressten;
und das sind die ersten Gesten,
die sie im Gefühl von Festen
ihrem Traum entgegentun...
Alle Straßen führen jetzt grade hinein
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Alle Straßen führen
jetzt grade hinein ins Gold:
die Töchter vor den Türen
haben das so gewollt.
Sie sagen nicht Abschied den Alten,
und ist doch: sie wandern weit;
wie sie so leicht und befreit
anders einander halten,
und in anderen Falten
um die lichten Gestalten
gleitet das Kleid.
Noch ahnst du nichts vom Herbst des Haines
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Noch ahnst du nichts vom Herbst des Haines,
drin lichte Mädchen lachend gehn;
nur manchmal küsst wie fernes, feines
Erinnern dich der Duft des Weines, -
sie lauschen, und es singt wohl eines
ein wehes Lied vom Wiedersehn.
In leiser Luft die Ranken schwanken,
wie wenn wer Abschied winkt. - Am Pfad
stehn alle Rosen in Gedanken;
sie sehen ihren Sommer kranken,
und seine hellen Hände sanken
leise von seiner reifen Tat.
Die Zeit, von der die Mütter sprachen
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Mädchen singen: Die Zeit, von der die Mütter sprachen, fand nicht zu unsern Schlafgemachen, und drin blieb alles glatt und klar. Sie sagen uns, dass sie zerbrachen in einem sturmgejagten Jahr. Wir wissen nicht: Was ist das Sturm? Wir wohnen immer tief im Turm und hören manchmal nur von fern sie Wälder draußen wehn; und einmal blieb ein fremder Stern bei uns stehn. Und wenn wir dann im Garten sind, so zittern wir, dass es beginnt, und warten Tag um Tag - Aber nirgends ist ein Wind, der uns biegen mag.
Wir haben lange im Licht gelacht
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Mädchen singen: Wir haben lange im Licht gelacht, und jede hat einer jeden Nelken und Reseden festlich wie einer Braut gebracht - und war ein Rätseln und Reden. Dann hat sich mit dem Namen der Nacht langsam die Stille besternt. Da waren wir wie aus allen erwacht und weit voneienander entfernt: haben die Sehnsucht, die traurig macht, wie ein Lied gelernt...
Die Mädchen am Gartenhange
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Die Mädchen am Gartenhange
haben lange gelacht
und mit ihrem Gesange
wie mit weitem Gange
sich müd gemacht.
Die Mädchen bei den Zypressen
zittern: Die Stunde beginnt,
da sie nicht wissen, wessen
alle Dinge sind.
Ich war in ferner Fremde Kind
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Eine singt: Ich war in ferner Fremde Kind, bis ich mich: arm und zart und blind - aus meinem Schämen schlich; ich warte hinter Wald und Wind gewiss schon lang auf mich. Ich bin allein und weit vom Haus und sinne still: wie seh ich aus? - - - - - - - - - - - - - - - - - - Fragt jemand, wer ich sei? ... Gott, ich bin jung und ich bin blond und habe ein Gebet gekonnt und geh gewiss umsonst umsonnt und fremd an mir vorbei...
Es müsste mich einer führen
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Und singt: Es müsste mich einer führen, aber nicht der Wind; weil der Orte und Türen so viele sind. Wen soll ich um alles fragen; soll ich immer nur gehn und es wie im Traum ertragen, dass die Berge und Burgen ragen an dem Saum der fremden Seen?...
Wir sind uns alle schwesterlich
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Und singt: Wir sind uns alle schwesterlich. Aber Abende sind, da wir frieren und einander langsam verlieren, und eine jede möchte ihren Freundinnen flüstern: Jetzt fürchtest du dich.. Die Mütter sagen uns nicht, wo wir sind, und lassen uns ganz allein, - wo die Ängste enden und Gott beginnt mögen wir vielleicht sein...
Gebete der Mädchen zu Maria
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Mach, dass etwas uns geschieht
Du wolltest wie andern sein, die sich scheu in Kühle kleiden
Schau, unsre Tage sind so eng
Von so vielem blieb uns der Sinn
Dein Garten wollt ich sein zuerst
Unsre Mütter sind schon müd;
Ich war einmal so kinderkühl
Maria, du weinst
Gestern hab ich im Traum gesehn
Wie kam, wie kam aus deinem Schoß
Deiner ernsten Engel einen
Oh, dass wir so endlos werden mussten
Mir wird mein helles Haar zur Last
Und in allen Jahren war ich feierlich und froh
Sie sagen alle: Du hast Zeit
Wird dieses ungestüme, wilde Hinsehen meinen Schwestern schwer
Ich aber fühle, wie ich wärmer und wärmer werde
Unsere Träume sind Marmorhermen
Es ist noch Tag auf der Terrasse
Das sind die Stunden, da ich mich finde
Der Abend ist mein Buch
Oft fühl ich in scheuen Schauern
Und so ist unser erstes Schweigen
Aber der Abend wird schwer
Wir sind ganz angstallein
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort
Nenn ich dich Aufgang oder Untergang
Senke dich, du langsame Serale
Kann mir einer sagen
Wie wir auch alles in der Nacht benannten
Die Nacht wächst wie eine schwarze Stadt
Auch du hast es einmal erlebt
Wenn die Uhren so nah wie eigenen Herzen schlagen
Ich weiß es im Traum, und der Traum hat recht
Fürchte dich nicht, sind die Astern auch alt
Du darfst nicht warten, bis Gott zu dir geht
Mach, dass etwas uns geschieht
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Mach, dass etwas uns geschieht! Sieh, wie wir nach Leben beben. Und wir wollen uns erheben wie ein Glanz und wie ein Lied.
Du wolltest wie andern sein, die sich scheu in Kühle kleiden
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Du wolltest wie andern sein,
die sich scheu in Kühle kleiden;
deine Seele wollte seiden
ihre müden Mädchenleiden
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