JENSEITS VON OSCHERSLEBEN
Als der Rand die Mitte wurde -
Eine Gesellschaftssatire die den Kern der Zeit trifft
1. Auflage, erschienen 1-2021
Umschlaggestaltung: Romeon Verlag
Text: Jürgen Böttcher
Layout: Romeon Verlag
ISBN (E-Book): 978-3-96229-844-9
www.romeon-verlag.de
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R1208 - rv102
JENSEITS
VON OSCHERSLEBEN
Als der Rand die Mitte wurde -
Eine Gesellschaftssatire die den Kern der Zeit trifft
Schon immer wollte ich eine Geschichte über den Marktplatz in meiner Gegend schreiben, irgendwo im Südosten Berlins.
Der Markt ist das Gesicht jedes Ortes und gleichzeitig der Seismograf, er registriert die kleinsten Schwankungen und zeigt im Kleinen, was kurz danach im Großen passiert.
Auf dem Markt sah ich immer die gleichen Leute, die Darsteller des Marktes. Wer sind diese Leute, sind sie das Volk? Wenn ja, hat das Volk dann ein Gesicht oder viele Gesichter oder bleiben sie anonym und ohne Gesicht? Schreiben die Leute vom Markt auch Geschichte oder nur Geschichten in der Geschichte? Sind sie repräsentativ für das Volk oder nur ein beliebiger Ausschnitt, für die Sorgen, Ansichten, Eigenschaften und Erwartungen der Masse?
Ich wusste es nicht, nur dass es die Leute gab, sie waren da, Tag für Tag. Eine Zeit lang war ich Beobachter, das Brennglas am Markt, sah ihre Gesichter, ihre Bewegungen und stellte mir ihre Hoffnungen und Ängste vor und alles andere. Dann begann ich zu schreiben, wollte der Sache eine Richtung geben. Nach den ersten Seiten war ich überzeugt, die Richtung gefunden zu haben.
Dann kam Corona, die Richtung löste sich auf, der Markt auch, obwohl er doch blieb. Nun gab es jeden Tag neue Richtungen, aber kaum Ziele. Die Akteure mussten über sich hinauswachsen, konnten es aber nicht. Die Probleme wurden größer, die Akteure nicht. Mal waren sie gut, mal waren sie böse, meistens blieben sie dazwischen, wie die meisten Menschen auch.
Die Akteure vom Markt traten aus ihrer Anonymität und Beliebigkeit und bekamen ein Gesicht, nun waren sie mittendrin statt nur dabei. Der Markt war nun repräsentativ, er zeigte das Gesicht der Masse, im Guten wie im Bösen und in der Grauzone auch. Die Akteure vom Markt wurden nicht zu Helden, sie wollten nur ein bisschen Anerkennung, Würde und Hoffnung, aber Gier, Neid und Missgunst waren ihnen auch nicht fremd.
Auf der Suche nach dem Glück waren sie trickreich und bauernschlau. Trotzdem blieben viele Fragen offen, mit Corona und ohne Corona. Corona stellte nur zu viele Fragen auf einmal.
Viele Fragen werden auch morgen nicht beantwortet sein, die Antworten werden im Verborgenen bleiben, vielleicht gibt es sie auch nicht. Dennoch haben die Akteure vom Markt viel gelernt. Auf der Suche nach der Wahrheit mussten sie feststellen, dass es die Wahrheit gar nicht gibt.
Sie kämpften in den Gräben der Ideologie und der Überzeugung, für die Wahrheit zu stehen. Dabei hatte jeder seine Wahrheit, die war dann zu klein, um die anderen zu überzeugen.
Der eine sieht es so und der andere so. Zusammen suchten sie das Traumschiff und das Paradies, darin verloren sie sich, die Ziele blieben in der Ferne zurück.
Am Ende bleibt uns der Humor und die Erkenntnis, dass die Dinge sind, wie sie sind. Mehr wird nie sein, die Leute vom Markt können es nicht besser, alle anderen auch nicht.
VORWORT
Kapitel 1 - Murat
Kapitel 2 - Corona-Muttiladen
Kapitel 3 - Corona-Döner Bonds
Kapitel 4 - Corona-Rügen
Kapitel 5 - Corona Oschersleben
Kapitel 6 - Corona Rollstuhl
Kapitel 7 - Corona Liebknecht
Kapitel 8 - Corona-Sommerzeit
Kapitel 9 - Corona-Waffen-Müller
Kapitel 10 - Corona-Konterrevolution
Kapitel 11 - Corona-Marktwehr
Kapitel 12 - Corona-Tribunal
EPILOG HALTESTELLE
Immer wenn ich von unterwegs Richtung Heimat fahre, komme ich am Marktplatz vorbei und damit auch bei Murat.
Dem Marktplatz gegenüber hält Murat gegen das vereinte Finanzkapital seinen Dönerimbiss am Leben.
Es ist ein harter Kampf, die Kundschaft ist überwiegend sozial abgehängt und oftmals bleibt sie auch ganz weg. Draußen vor dem Laden, genau dort, wo einst der Vodafone-Shop mit dem netten Verkäufer gewesen ist und der nun schon lange geschlossen war, hatte Murat einen winzigen Biergarten aufgebaut, er bestand nur aus einem einzigen Tisch und vier Stühlen.
An dem Tisch mit den vier Stühlen hatte sich dann ein kleiner Stammtisch etabliert. Er bestand aus vier Männern mit speckig glänzender Haut und aufgedunsenen Gesichtern.
Dem Aussehen nach zu urteilen, hatten die Männer früher in den fotochemischen Werken der sowjetischen Besatzungszone gearbeitet und später zu viel Alkohol getrunken, obwohl diese Vorgänge auch während ihres Arbeitslebens schon Überschneidungen möglich erscheinen lassen. Die vier Männer vom Biergarten brachten Murat nur bescheidene Einnahmen, allzu oft tranken sie zwar das Bier von Murat, brachten sich aber den hartgebrannten Nachtisch to go mit.
Appetit hatten sie schon lange nicht mehr. Trotzdem waren sie für Murat wichtig, es sah immer nach gutem Besuch aus und die vier Leute brachten die neuesten Nachrichten in den Imbiss, aber was noch wichtiger war, sie brachten auch ihre Weisheit in den Laden.
Kongruent zu den konsumierten Getränken stieg der Grad dieser Weisheiten, oftmals sogar ins Unermessliche. Besonders Manni zeichnete sich in diesen Fragen aus, auch wenn er zu seiner schlechten Haut auch noch das rechte Bein etwas nachzog und an Selbigem eine offene Stelle hatte, war er für Murat der Weisheit letzter Schluss. Die vier unterhielten sich auch gern über ihr Arbeitsleben, als sei es noch greifbar, dabei lag es schon lange zurück, war wenig erfolgreich und auch recht kurz.
Dennoch brauchten sie das Thema, denn daraus entstand der Bezug zur Tagespolitik, was wiederum ihr Spezialgebiet war. Als Murat den Laden damals eröffnet hatte, wusste er nur etwas über Döner, durch die vier Musketiere wusste er dann fast alles.
Manni erklärte ihm, dass früher alles besser war, die Treuhand von der sizilianischen Mafia übernommen und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden sei, die später den Bitcoin entwickelt hat und heute über den Decknamen TESLA Riesengewinne erzielt.
Er erklärte Murat auch, dass die Deutschland GmbH ihn wegen seiner überdurchschnittlichen Intelligenz fürchtet und deshalb für Manni ein Berufsverbot erwirkt hatte.
Als Björn Höcke sich dann für ihn eingesetzt hat, kam er auf die schwarze Liste, auch weil er Extra–Rentenpunkte für Manni forderte, was Björn dann selbst erwerbslos machte.
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