Schon der Landeanflug auf Neapel enthüllt ein riesiges Häusermeer, das an die Berge am Horizont wie Wellen brandet. Wer die Stille sucht, sollte zu Fuß gehen - auf dem „Weg der Götter“ hoch über der Küste von Amalfi oder auf entrückten Felspfaden jenseits der belebten Plätze Capris. Auch das Hinterland ist stellenweise nur gering besiedelt. Übrigens vermerkten bereits antike Reisende in ihren Berichten, dass die Region um den Vesuv ungewöhnlich dicht besiedelt sei ...
... eine Mezzogiorno-Region
Gemeinsam mit den anderen süditalienischen Regionen wie Apulien oder Kalabrien zählt Kampanien zum Mezzogiorno („der Mittag“). Kennzeichen des Südens sind die chronische Wirtschaftsschwäche, das Fehlen größerer Industriebetriebe in arbeitsintensiven Branchen und eine lückenhafte Infrastruktur in vielen Bereichen. Eine Folge mangelnder Präsenz staatlicher Institutionen im Süden ist die Schattenwirtschaft. Die in Kampanien operierenden Mafia-Clans werden unter dem Begriff „Camorra“ zusammengefasst. Urlauber und Reisende bekommen aber in der Regel davon nichts mit.
... eine Ganzjahresdestination
Städte wie Neapel, Sorrent und Salerno haben ganzjährig Konjunktur. Gleiches gilt für die archäologischen Ausgrabungsstätten Pompeji, Herculaneum und Paestum. In der Krippengasse im Herzen der Altstadt von Neapel herrscht in der Vorweihnachtszeit sogar mehr Betrieb als in der eigentlichen Feriensaison, die sich von Ostern bis Oktober erstreckt. Auf Ischia hingegen liegen in der kühlen Jahreszeit Thermen, Restaurants und die meisten Unterkünfte im Winterschlaf. Auf Capri sieht die Sachlage etwas anders aus: Die Insel ist im Sommer heillos überfüllt und im Winter ein Ziel für Individualisten, die sich über niedrige Preise und zugewandte Einheimische freuen ...
Kirchen, Klöster und Museen
Erlebnis Kultur
Neapel war ein Brennpunkt der europäischen Geschichte. Beleg hierfür sind die zahlreichen kulturellen Relikte aus sämtlichen Epochen. Aber auch Salerno, Ravello und die Provinzhauptstädte im Hinterland bieten kulturinteressierten Reisenden zahlreiche Kunstschätze von Rang.
Kulturinteressierte Reisende, die in kurzer Zeit viele eintrittspflichtige Attraktionen besuchen, sparen beim Kauf einer Campania Artecard (→ Link) eventuell viel Geld.
Archäologische Museen
Archäologisches Museum Benevento: Hochrangige Objekte von der Antike bis zum Mittelalter. → Link
Archäologisches Museum Campi Flegrei: Die besten Funde von der Küste westlich von Neapel. → Link
Archäologisches Provinzialmuseum Capua: Attraktive Exponate aus der Antike. → Link
Archäologisches Nationalmuseum Neapel: Für Liebhaber der Antike ein Muss. → Link
Bildende Kunst
Museo Capodimonte in Neapel: Die wichtigste Pinakothek Süditaliens. → Link
Museo Correale in Sorrent: Gemälde aus dem Zeitalter des Barock. → Link
Museo d’Arte Contemponarea in Neapel: Kunsttempel der Moderne und Avantgarde. → Link
Museo Diocesano in Salerno: Die wichtigste Gemäldesammlung der Provinz Salerno. → Link
Gärten und Parks
Giardini la Mortella auf Ischia: Mekka für Liebhaber der mediterranen Flora. → Link
Giardini Ravino auf Ischia: Gepflegter Sukkulenten-Garten bei Forio. → Link
Giardino della Minerva in Salerno: Zauberhafter Kräutergarten mit Teestube über der Altstadt. → Link
Villa Rufolo und Villa Cimbrone in Ravello: Der Blick von den Gärten auf die Küste ist legendär. → Link
Villa San Michele auf Capri: Der Garten ist eine Oase der Erholung. → Link
Kirchen und Klöster
Abtei Sant’Angelo in Formis: Aufgrund der romanischen Fresken einer der schönsten Kirchen Kampaniens. → Link
Chiesa di Santa Sofia in Benevento: Der Sakralbau aus langobardischer Zeit ist UNESCO-Welterbe. → Link
Dom San Gennaro in Neapel: Die Bischofskirche steht jährlich beim Blutwunder des hl. Gennaro im Mittelpunkt. → Link
Dom San Matteo in Salerno: Highlight normannischer Baukunst mit prachtvoller Krypta. → Link
Dom San Michele Archangelo in Casertavecchia: Fast noch ein Geheimtipp im Hinterland. → Link
Dom Sant’Andrea in Amalfi: Faszinierende Mischung aus romanischen und orientalischen Stilen, mit sehenswertem Kreuzgang. → Link
Dom Santa Maria Assunta in Ravello: Der romanische Sakralbau birgt wertvolle Schätze. → Link
Kartause San Martino in Neapel: Sehenswerter Sakralkomplex in luftiger Höhe über dem Zentrum. → Link
Kloster Corpo di Cava: Zentrum der Benediktiner in Süditalien in abgeschiedener Lage. → Link
Kloster Santa Chiara in Neapel: Der weitläufige Majolika-Kreuzgang ist ein Highlight. → Link
Kunsthandwerk
Holzintarsien aus Sorrent: Wunderschöne Arbeiten in zahlreichen Werkstätten (botteghe) in der Altstadt. → Link
Keramikkunst aus Vietri sul Mare: Tonware aus Vietri ist berühmt, ein Museum gibt tiefere Einblicke. → Link
Krippengasse in Neapel: Nicht nur zur Vorweihnachtszeit ein obligatorisches Ziel für Besucher. → Link
Papiermuseum in Amalfi: Im Mittelalter machte das Papier die Seerepublik Amalfi reich. → Link
Schlösser und Burgen
Castel dell’Ovo in Neapel: Der Legende nach liegt hinter seinen starken Mauern das „Ei des Vergil“ verborgen. → Link
Castello Aragonese auf Ischia: Die uneinnehmbar erscheinende Festungsstadt ist ein Wahrzeichen der Insel. → Link
Castello Aragonese in Baia: Die traumhaft gelegene Anlage am Golf von Pozzuoli birgt ein sehenswertes Museum. → Link
Castello di Arechi in Salerno: Von der einstigen Langobardenfestung fällt der Blick auf den Golf von Salerno. → Link
Königsschloss in Caserta: Die Bourbonenresidenz im Hinterland sollte einst mit Versailles konkurrieren. → Link
Maschio Angioino in Neapel: Von der trutzigen Festung am Hafen regierten in der frühen Neuzeit u. a. die französischen Anjou. → Link
Geschichte erleben
Schaufenster der Antike
Reisende am Golf stolpern jeden Fußbreit über Antike. Etrusker, Griechen und Römer gaben sich hier die Klinke in die Hand. Beste Gelegenheiten, die Überreste aus dem Altertum kennenzulernen, bieten Museen und archäologische Ausgrabungsstätten, allen voran Pompeji und Herculaneum.
Eine kurze Zeittafel
1738: Ausgrabungen von Herculaneum
1748: Ausgrabungen von Pompeji
1752: Wiederentdeckung von Paestum
1787: Gründung des Nationalmuseums von Neapel
Im Schatten des Vulkans
Der Vesuvausbruch 79 n. Chr. war Katastrophe und Glücksfall zugleich: Er zerstörte die berühmten Städte Pompeji und Herculaneum, sorgte jedoch auch dafür, dass wir heute auf den Ausgrabungsstätten in der Antike lesen können wie in einem dreidimensionalen Buch. Vieles, was wir heute über das Altertum wissen, schlossen Archäologen aus Material, das sie im Schatten des Vulkans zutage brachten. Besonders unser Wissen über den Alltag in römischer Zeit verdanken wir Funden aus Herculaneum und Pompeji.
Griechen und Etrusker
Die griechischen Kolonien wie Neapolis, Kyme oder Paestum lagen fast ausnahmslos an der Küste. Die erste Siedlung auf italienischem Boden befand sich auf der Insel Ischia. Nicht wenige Griechenstädte gingen später im wachsenden römischen Reich auf und wurden romanisiert. Im Unterschied zu den Griechen siedelten die Etrusker weiter im Hinterland. Deren Herrschaftszentrum lag eigentlich in Mittelitalien, etruskische Spuren finden sich jedoch auch im Großraum Salerno.
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