Karen starrte das kleine Fenster auf ihrem Monitor an, denn die Nachricht kam von Mr. Watts. Auf was wollte er hinaus?
Unentschlossen, ob sie antworten sollte, verstrichen einige Minuten.
„Ich weiß nicht, was Sie meinen.“
„Nein? Dann sollten wir darüber reden. Wollen Sie mich zum Mittagessen begleiten?“
Karen stockte, dann las sie die Nachricht erneut. Es war zwar durchaus üblich, dass die Angestellten die Mittagspause zusammen verbrachten, aber nicht mit einem der Chefs.
„Hat es Ihnen die Sprache verschlagen oder sind Sie wegen heute Morgen, bezüglich des Kaffees, verärgert?“
Karen lächelte. Schnell schrieb sie zurück. „Ich gebe zu, dass ich es nicht gewohnt bin, Befehle zu erhalten, und ein kurzes Dankeschön hätte ich auch für angemessen gehalten, dennoch gebe ich Ihnen die Möglichkeit, diesen Fauxpas bei einem Mittagessen zu korrigieren. Wir können uns um eins unten vor der Tür treffen, wenn es Ihnen recht ist.“ Gespannt wartete sie auf seine Antwort.
„Wunderbar! Bei der Gelegenheit können Sie mir mehr über Ihren Aufgabenbereich und den Ihrer Kolleginnen erzählen. Bisher weiß ich nicht sehr viel über die einzelnen Bereiche und mit welchen Aufgaben ich wen betreuen kann. Ich hole Sie um eins in Ihrem Büro ab. Bis später.“
Das Fenster verschwand und Karen starrte einige Sekunden den Bildschirm an.
Bis zur Mittagspause arbeitete sie an dem Protokoll. Sie prüfte es ein letztes Mal, bevor sie es an ihre Chefs und in Kopie an alle Mitarbeiter verschickte. Plötzlich klopfte es an ihre Tür und Karen sah von ihrem Bildschirm hoch. „Herein.“
Die Tür öffnete sich und Tom Watts stand in ihrem Büro.
„Oh, schon so spät?“ Karen sah auf die Uhr an ihrem Handgelenk. „Ich dachte, wir treffen uns unten?“ Ihre Stimme klang gereizter, als sie es beabsichtigt hatte. Sie wollte nicht, dass sie mit ihrem neuen Chef gesehen wurde, da es so aussehen könnte, als ob sie sich bei ihm einschmeicheln wollte.
„Nein, ich habe geschrieben, dass ich Sie abhole. Ist das ein Problem?“ Fragend sah er sie an.
Karen schüttelte den Kopf. Er drehte sich um und ging aus der Tür hinaus auf den Flur. Karen griff nach ihrer Tasche und folgte ihm.
Rechts neben Karens Büro befanden sich die Fahrstühle. Er drückte den Knopf, um einen der Fahrstühle zu holen. Schweigend warteten sie, bis sich die Türen des Fahrstuhls öffneten. Er machte eine einladende Handbewegung in den Fahrstuhl und ließ Karen den Vortritt. Sie fuhren nach unten und traten vor das Bürogebäude.
„Gut, wohin gehen wir?“ Fragend sah er sie an.
„Ein Stück die Straße runter ist Billy’s Diner. Es ist ein kleiner Laden, aber das Essen ist gut und bezahlbar.“ Sie zeigte mit dem Finger nach links, in die Richtung, in der das Lokal lag.
„Das klingt nett, ich folge Ihnen.“
Billy’s Diner war um diese Uhrzeit immer gut besucht. Sie hatten jedoch Glück und fanden einen freien Tisch am Fenster. Ein Kellner kam wenige Minuten später an ihren Tisch, um die Bestellung entgegenzunehmen. Karen bestellte einen Salat und Mr. Watts ein Steak mit Pommes.
Es dauerte nicht lange, bis das Essen gebracht wurde. Während sie aßen, unterhielten sie sich zwanglos über die Kanzlei, bis er das Gespräch auf Karen lenkte.
„Erzählen Sie mir etwas über sich. Wo sind Sie aufgewachsen, seit wann leben Sie hier, gibt es einen Mann an Ihrer Seite?“
Sie versuchte, nicht ins Detail zu gehen, denn schließlich war er ihr Chef und sie kannte ihn erst seit heute Morgen. „Ich komme aus Minneapolis und bin aus beruflichen Gründen nach Minnesota gezogen. Da ich sehr viel arbeite, hat ein Mann momentan keinen Platz in meinem Leben.“
„Dass Ihre Arbeit Sie so einnimmt, ist schade und sollte unbedingt geändert werden.“ Er lächelte charmant und sah ihr intensiv in die Augen.
Sie nickte und senkte verlegen den Blick.
Nach dem Essen begleitete er Karen noch zurück in ihr Büro. „Danke für die nette Mittagspause, das sollten wir unbedingt wiederholen.“ Er zwinkerte ihr zu, verabschiedete sich und verließ ihr Büro.
Danach trafen sie sich öfter zum Mittagessen. Karen war nicht wohl dabei, sie wusste nicht, wie die Kollegen darauf reagieren würden. Emma aus der Buchhaltung fragte Karen direkt, ob da etwas zwischen ihr und Mr. Watts laufen würde. Karen wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, und wich der Kollegin aus. Sie musste mit Tom darüber sprechen.
Sie nutzte einen Abend, an dem Tom sie zu sich zum Essen eingeladen hatte, um mit ihm über ihre Bedenken hinsichtlich der Arbeit zu sprechen.
Sie saß auf seiner Terrasse und Tom holte zwei Gläser mit Wein aus der Küche.
„Du siehst heute besorgt aus.“ Er hielt ihr ein Weinglas hin, Karen griff danach und atmete tief durch.
„Ich wurde von einer Kollegin gefragt, ob zwischen uns etwas laufen würde. Das gefällt mir nicht, weil ich nicht in Schwierigkeiten kommen möchte.“ Karen schaute zu ihm auf.
„Ja, Michael und Brandon haben mich heute auch darauf angesprochen.“
„Und? Was hast du ihnen gesagt?“
„Ich sagte, dass ich eine wundervolle Frau kennengelernt habe und sie sich keine Sorgen machen müssen, da sich unser Interesse füreinander nicht auf die Arbeit in der Kanzlei auswirken wird. Lass uns offen mit der Situation umgehen, dann muss keiner hinter unserem Rücken reden.“ Er trat dicht an Karen heran, senkte seinen Kopf und dieser erste Kuss raubte ihr den Atem.
Ein Schauer rieselte über ihre Haut. Er löste sich von ihr und sah ihr tief in die Augen. Sie erwiderte seinen Blick, lächelte und nahm verlegen einen Schluck Rotwein.
Er behielt recht. Je offener sie mit ihrer beginnenden Beziehung umgingen, desto weniger wurde geredet, und der Tratsch endete schließlich ganz.
In den letzten Wochen fühlte sich Karen immer mehr zu Tom hingezogen. Sie mochte seine Art: kompetent und zielstrebig im Büro, liebevoll und fürsorglich, wenn sie bei ihm war. Er war ein guter Zuhörer und gab ihr ein Gefühl von Geborgenheit.
An diesem Wochenende hatte er sie zu einem Kurztrip eingeladen. Einer seiner Freunde hatte ein Ferienhaus in Duluth, direkt an einem See gelegen. Sie fuhren am Samstagmorgen früh los.
Tom parkte den Wagen bei ihrer Ankunft direkt vor der Hütte, stieg aus und öffnete Karen die Autotür. Sie stieg aus und ging ein paar Meter. Die Hütte lag hinter ihr. Sie blickte direkt auf den See.
„Gefällt es dir hier?“ Tom stand hinter Karen, schlang seine Arme von hinten um ihren Körper und verteilte Küsse auf ihrem Hals.
„Ja, es ist wunderschön.“ Sie schmiegte sich mit ihrem Rücken an ihn.
„Komm mit.“ Er zog sie zur Hütte, öffnete die Tür und schob sie sanft vorwärts.
Das Holzhaus war modern eingerichtet. Es gab eine Küche, ein Bad, einen Wohnbereich und zwei Schlafräume.
Tom griff nach ihrer Hand und führte sie in einen der Schlafräume. Dort zog er sie langsam aus und begann, sie sanft zu streicheln. Bisher hatten sie noch keinen Sex gehabt, Tom war in dieser Hinsicht zurückhaltend gewesen und Karen hatte es auch nicht eilig damit. Dass er jetzt einen Schritt weiter gehen wollte, ließ sie erwartungsvoll erschauern, und sie genoss jede seiner Berührungen. Aber als sie nur noch mit Unterwäsche bekleidet vor ihm stand, fühlte sie sich doch etwas unwohl. Schon sehr lange hatte kein Mann sie so gesehen, und sie hatte Bedenken, dass er ihren Körper nicht attraktiv finden würde.
Sie warf einen Blick auf die Beule in seiner Hose, und das reichte, um ihre Bedenken zu zerstreuen. Er war erregt; scheinbar gefiel ihm, wie sie aussah. Mutig griff sie nach seinem Shirt und zog es ihm über den Kopf, dabei verteilte sie Küsse auf seiner Brust. Anschließend öffnete sie auch seine Hose und zog sie nach unten.
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