Karl V. kam bis zu seinem Lebensende von der Völlerei nicht los, obwohl er an Malaria verstarb.
Genlotterie
Eine Bohrung und ein Skelett im Bett
In den Reihen der Habsburger gab es nicht nur geniale Strategen, machtverliebte Egozentriker und harmlose Familienmenschen – die Dynastie kann durchaus auch mit einigen richtigen „durchgeknallten“ Exemplaren aufwarten. Einer von diesen war Don Carlos, der Sohn von Philipp II. und dessen erster Gattin Maria von Portugal. Bei den Eltern handelte es sich um Cousin und Cousine, sowohl auf mütterlicher als auch auf väterlicher Seite. Der junge Spanier hätte Anna, die Tochter von Maximilian II., heiraten sollen, starb aber jung, weshalb diese danach seinen Vater Philipp II. zum Gemahl nahm und zu dessen vierter Ehefrau wurde. Annas Bruder Rudolf II. heiratete dafür Philipps Tochter Isabella Clara Eugenia. Philipp II. war übrigens der Cousin von Maximilian II.! Verwirrend? Natürlich!
Don Carlos, der aufgrund der habsburgischen Genlotterie auch durch einen Buckel und ein verkürztes Bein entstellt war, fiel im Alter von 17 Jahren sturzbetrunken eine Treppe hinunter. Nach dem Unfall erblindete er zeitweise, was seine lichten Momente zusätzlich einschränkte. Ihm wurde im Rahmen einer grauenvollen Operation die Schädeldecke aufgebohrt, um ihn von den „giftigen Dämpfen“ zu befreien, was im Anschluss zu weiterem Kontrollverlust führte. Sein Vater ließ dem jungen Mann daraufhin auf Anraten eines „Wunderheilers“ zwecks Besserung seines Zustands für einige Tage ein Skelett ins Bett legen – natürlich ohne Erfolg. Als ihm Papa Philipp aufgrund seines „infantilen Verhaltens und geistiger Abnormität“ das Ministeramt entzog, tötete der junge Mann aus Rache dessen Lieblingspferd. In einer Dachkammer eingesperrt, verschluckte der verwirrte Bursche anschließend einen Diamantring mit der Absicht, sich umzubringen, was jedoch misslang. Danach trank er Unmengen an Eiswasser, was zu schweren Koliken und Fieberkrämpfen führte, an welchen er 1568 im Alter von 23 Jahren verstarb.
Die Antenne ins Jenseits
Magische Schätze und Symbole
Einer der ersten richtigen Wundergläubigen bei den Habsburgern war Kaiser Rudolf II., der sich schon früh dem Spiritismus zuwandte. An seinem Hof in Prag scharte der Regent neben Künstlern und Weisen auch Wahrsager, Astrologen und Alchimisten um sich und besaß ein eigenes Labor für spiritistische Experimente.
Rudolf ließ sich 1602 vom kaiserlichen Kammergoldschmied und Juwelier Jan Vermeyen in Prag seine berühmte Hauskrone anfertigen, die ihm eine Verbindung mit dem Überirdischen garantieren sollte. Auf der Spitze des Prunkstücks saß ein blauer Saphir als immer wiederkehrendes magisches Symbol der Habsburger, der dort als eine Art Antenne in Jenseits fungierte. Der „Zauberhut“ von Rudolf II. ist gegenwärtig in der Schatzkammer der Habsburger in der Wiener Hofburg zu bewundern.
In der Sammlung des Monarchen befand sich außerdem das „Ainkhürn“, ein Narwalzahn, den man damals für das Horn eines magischen Einhorns hielt. Darüber hinaus besaß er sogenannte Bezoare, tierische Magensteine, die sich im Leib der Tiere durch unverdauliche Futterreste bildeten und in der Nähe von Menschen schädliche Stoffe neutralisieren sollten. Aus Angst, vergiftet zu werden, ließ Rudolf einen seiner Bezoare aushöhlen und vom Kammerjuwelier zu einem „Zauberbecher“ umarbeiten, der ihm im Ernstfall das Leben retten würde.
In einer Ecke des Naturhistorischen Museums in Wien steht außerdem ein Glasgefäß, in dem sich ein in Spiritus eingelegter „echter“ Basilisk befindet, den sich der Kaiser einst hatte andrehen lassen. Es handelt sich dabei um einen Rochen, der zerschnitten, gefaltet und falsch wieder zusammengenäht wurde, sodass Beine, Flügel und Hörner entstanden. Unter den Nasenlöchern, die aussehen wie Augen, sitzt ein breit lächelndes Maul, das den Betrachter zu verhöhnen scheint.
Im Alter meinte Rudolf von Dämonen besessen zu sein und war daher ab 1606 regierungsunfähig.
Der rasende Don Julio
Ein Gemetzel aus Eifersucht
Rudolf II. blieb unverheiratet, zeugte jedoch insgesamt sechs Kinder, vier mit seiner Geliebten Katharina Strade und zwei mit unbekannten Frauen. In seinen ältesten Sohn Julius d’Austria, auch Don Julius Caesar oder Don Julio genannt, setzte der Kaiser anfangs große Hoffnungen und achtete darauf, dass er eine gute Erziehung erhielt. Doch schon bald zeigte sich bei dem Burschen die psychische Unausgeglichenheit des Vaters in potenzierter Form. Julius war allerdings bei Weitem nicht so harmlos wie sein alter Herr und musste sein Leben lang von Psychiatern begleitet werden. Der Kaiser wies ihm im Jahr 1605 Schloss Krumau im heutigen Südböhmen als Wohnsitz zu, damit er in Österreich keinen Unsinn mehr anstellen konnte.
Der triebgesteuerte junge Mann warf im Alter von 22 Jahren seine Geliebte Markéta Pichler, die Tochter eines Baders, in einem Tobsuchtsanfall aus dem Fenster, was diese leicht verletzt überlebte. Die junge Frau kehrte zu Don Julio zurück, als der sie erpresste: Er hatte ihren Vater einsperren lassen und drohte damit, ihn zu erhängen. Einige Wochen später kam es zu einem großen Streit, woraufhin der Habsburger das Mädchen bestialisch ermordete und zerstückelte. Das Motiv soll Eifersucht gewesen sein. Er schnitt Markéta die Ohren ab, schälte ein Auge aus dem Kopf, stieß ihr die Zähne bis in den Rachen hinunter und spaltete ihre Schädeldecke so tief, dass das Hirn heraustrat. Nach dem drei Stunden dauernden Gemetzel rief er seine Wirtschafterin und einen Wärter, verband seinem Opfer die Augen und durchbohrte die Tote noch einmal mit seinem Degen. Anschließend befahl er, die Leiche in einem Leintuch hinauszutragen. Don Julio wurde nach der Tat von seinem Vater Rudolf II. höchstpersönlich auf seinem Schloss eingekerkert, wo er gänzlich verwilderte und 1609 an einem Geschwür im Hals und in völliger geistiger Umnachtung verstarb.
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