Einen Höhepunkt im Juni bietet der Parterre-Garten nahe am Haus mit historischen Strauchrosen und Englischen Rosen. Sie werden von einem kunstvoll geschnittenen Buchs-Ornament eingefasst, das sich wellenförmig durch das Parterre zieht. „Es ist eine Hommage an den Garten des Castello Ruspoli in Vignanello und den Landschaftsbezug des Palazzo Piccolomini in Pienza – Renaissance-Gärten Italiens, die wir vor langer Zeit besuchten“, erklärt Peter Latz. Ein Pfad führt durch das Parterre mit Heckenfenster in die Landschaft als Zielpunkt. Dann geht es den Hang hinab in den Haselhain, der im Frühjahr von Feldern mit Buschwindröschen, Wildnarzissen, Blaustern und leuchtend gelben Himmelsschlüsseln überzogen ist. Außerhalb der mächtigen Hecke wird es extensiv. Dort erschließen Mähwege den Hang – eine ausgemagerte Blumenwiese mit Arten wie Storchschnabel ( Geranium pratense ), Schafgarbe ( Achillea millefolium ) und Flockenblume ( Centaurea jacea ) – bis hinab zur Grundstücksgrenze. Einst machten sich hier Brennnessel und Riesenampfer ( Rumex obtusifolius ) breit, da die Fläche heillos überdüngt war. Ganze 20 Jahre dauerte es, um den heutigen Zustand zu erreichen. Markante Endpunkte des weitläufigen Grundstückes bilden kleine Wäldchen. Anneliese und Peter Latz haben mit der Zeit die vom Vorgänger gepflanzten Fichten durch Sumpf-Eichen ( Quercus palustris ), Stieleichen ( Quercus robur ), Eschen ( Fraxinus excelsior ) und Traubenkirschen ( Prunus padus ) ersetzt. Sie erscheinen so wie Elemente der landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft.
Kranzberg, Bayern
Insgesamt 1 ha, Garten inklusive Haus ca. 3000 m 2
LATZ+PARTNER LandschaftsArchitektur Stadtplanung
Eigenleistung unter Mitwirkung von Familie, Mitarbeitern und Hilfskräften, B.grünt, G. Czogalla
Monika Nikolic, Iris Dupper, Anneliese Latz, Volker Strass, Tobias Kramer
„Jeder Raum hat ein eigenes Pflanzkonzept: Ausgehend vom Innenhof mit berankten Fassaden und Agapanthuslilien über die Rosen im Buchsparterre, die Seerosen im Teich, den Wiesen- und Waldpflanzen bis zur Eichensammlung im 'Wäldchen'.“
PLAN
1Innenhof
2Buchsparterre
3Haselhain
4Teichgarten
5Nutzgarten
6Windschutz-Hecken
KEPOS Gartenarchitektur – Carola Dittrich
Toskanisches Lebensgefühl an der Bergstraße
Blockstufen führen zum Spielhof der Kinder. Die Gräsermatrix vermittelt eine mediterrane Leichtigkeit.
Dieser steile Hanggarten am Fuße der Weinberge hat sich komplett gewandelt: von einem reinen Betrachtungsraum zu einem intensiv erlebbaren und vielfältig nutzbaren Garten für eine Familie mit vier Kindern. Früher war der Hang wegen der hohen Fichten düster und bot kaum ebene Flächen. Nun wirkt der Garten mit seiner luftig-leichten Stauden- und Gräserbepflanzung in Kombination mit hellem Jurastein mediterran und großzügig. Und vor allem bietet er wieder einen weiten Blick in die Rheinebene und auf die nahen Weinberge.
Weißblühender Sonnenhut 'White Swan' – trockenheitsverträglich und ein echter Insektenmagnet
Die Araukarie blieb erhalten und verleiht dem Pool-Bereich exotisches Flair.
Spielhof der Kinder unter dem aufgeständerten Anbau
Sitzplatz auf der Garage mit Feuerschale
Diese Blicke zu stärken und zu inszenieren, war der Grundgedanke für die Umgestaltung von Landschaftsarchitektin Carola Dittrich. Dafür entfernte sie behutsam einzelne Gehölze und schnitt die verbleibenden Immergrünen in Form, die nun den Rahmen für die abwechslungsreiche Staudenpflanzung liefern. Gleichzeitig mussten wegen der engen Bebauung an anderer Stelle Hecken und Sträucher gepflanzt und Mauern in Hausnähe verlängert werden, um die Privatsphäre zu wahren. So entstand ein lebhaftes Wechselspiel zwischen Blicköffnung und Blickdichtheit.
Da ein Großteil des Grundstückes aus unterschiedlichen Böschungsbereichen besteht, war es nötig, durch Aufschüttungen und Abfangen mit Natursteinmauern nutzbare Bereiche zu schaffen. Angrenzend an die neue großzügige Terrasse im Westen, dem Lebensmittelpunkt der Familie, entstand eine ebene Rasenfläche. Von dort führen Blockstufen und Trittplatten zum Spielhof der Kinder unter einem aufgeständerten Anbau, sodass beide Bereiche nun miteinander verbunden sind. „Durch den Anbau veränderte sich der bestehende Hang. Ziel war es, dafür zu sorgen, dass der Spielhof möglichst viel Tageslicht bekommt und der Hangbereich trotzdem nicht zu steil wird. Dafür wurde ein Teilbereich des Spielhofes mit halbhohen Mauerscheiben ausgebildet, die mit Jura-Böschungssteinen kombiniert wurden“, erklärt Carola Dittrich. Den Rasenhang zwischen Terrasse und Spielhof wandelte die Landschaftsarchitektin in eine Gräsermatrix aus Herbst-Blaugras ( Sesleria autumnalis ) um, in die u. a. Schwertlilien ( Iris barbata elatior 'Superstition'), Montbretien ( Crocosmia masoniorum 'Lucifer'), weiß blühender Steppen-Salbei ( Salvia nemorosa 'Adrian') und Zierlauch ( Allium sphaerocephalon ) eingestreut sind. So wirkt der Hang leicht und naturnah. Teilbereiche sind mit Mauersteinen aus Jurakalk gefasst. Für die Beete dort wählte Carola Dittrich eine trockenheitsverträgliche Staudenkombination aus (u. a.) Weißblühendem Sonnenhut ( Echinacea purpurea 'White Swan'), Duftnesseln ( Agastache rugosa Hybride 'Black Adder') und Steinquendel ( Calamintha nepeta 'Triumphator'). Sie fühlen sich im milden Weinbauklima sichtlich wohl – ebenso wie der Thymian ( Thymus ) zwischen den Trittplatten und die anderen mediterranen Kräuter wie Rosmarin und Salbei, die den Weg flankieren.
Für die Kinder gibt es im ganzen Garten unterschiedliche Spielbereiche, ohne dass diese die Gestaltung dominieren. In der steilen Böschung zu den Weinbergen haben sie mit dem Spielhaus ihr eigenes Reich; abends lockt der Sitzplatz mit Feuerschale auf dem Garagendach, die besondere Stimmung am Feuer zu genießen. Die Pflanzung ist robust genug, dass sie auch einmal einen Ball aushält. Nun kann auf den neu geschaffenen Ebenen gelebt, gespielt und getobt werden. „Besonders stolz bin ich darauf, dass den Kindern der Garten ans Herz gewachsen ist und sie ihn intensiv nutzen. Sie kennen inzwischen viele der verwendeten Stauden, Kräuter und Bäume“, freut sich Carola Dittrich. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man nicht nur Design geschaffen hat, sondern einen Garten, der auch von den Kindern geliebt und angenommen wird.
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