Erich Dagobert von Drygalski
(1865-1949) wurde in Königsberg geboren. Nach dem Studium der Geographie übernahm er die Leitung zweier Expeditionen der Berliner Gesellschaft für Erdkunde nach Grönland. Im Jahr 1898 wurde er zum Leiter der ersten deutschen Südpolarexpedition ernannt. Von 1901-1903 bereiste er mit der Gauß und seiner Besatzung die Antarktisregionen. Nach seiner Rückkehr arbeite er als Professor für Geographie in München, wo er 1949 starb.
Dr. habil Cornelia Lüdecke
(geb. 1954) ist Privatdozentin für Geschichte der Naturwissenschaften an der Universität Hamburg. Sie leitet die Expertengruppe für Geschichte der Antarktisforschung des Scientific Committee on Antarctic Research und ist korrespondierendes Mitglied der Académie International d’Historie des Sciences in Paris.
Zum Buch
„Es war ein gewaltiger Anblick, wie in dem hellen Licht Eisberge geisterhaft aus der Nacht emportauchten und vorüberzogen. Wer konnte wissen, ob nicht der nächste Berg das Schiff treffen und zerdrücken würde? Fieberhaft arbeiteten die Mannschaften (...). Um 3 Uhr morgens war es vollendet (...). Wir waren frei .“ Erich von Drygalski
Erich von Drygalski gehörte zu den anerkannten Koryphäen der Südpolarforschung, als ihm die Leitung der ersten Deutschen Antarktisexpedition anvertraut wird. Mit der Gauß verlässt die Expedition 1901 Kiel und dringt über Kapstadt und die Kergeulen bis zur Antarktis vor. Bis 1903 überwintert die Besatzung der zur Forschungsstation umfunktionierten Gauß.
Erich von Drygalskis Schiff Gauß Everlässt am 11. August 1901 Kiel und gelangt über Kapstadt und die Kergeulen bis zum Antarktischen Festland. Das Schiff bleibt hier fast ein Jahr im Eis stecken und wird kurzerhand zur Forschungsstation umfunktioniert: Die Reise wird so zu einem wissenschaftlichen Erfolg, deren geographische, zoologische und meteorologische Entdeckungen am Ende einen 20-bändigen Forschungsbericht abgeben werden.
DIE 100 BEDEUTENDSTEN ENTDECKER
Erich von Drygalski (Quelle: Gazert-Nachlass, Privatbesitz Gazert, Partenkirchen)
Erich von Drygalski
Zum Kontinent
des eisigen Südens
Die erste deutsche
Südpolarexpedition
1901 – 1903
Herausgegeben
von Cornelia Lüdecke
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.deabrufbar.
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Alle Rechte vorbehalten
Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2013
Der Text basiert auf der Ausgabe Edition Erdmann, Wiesbaden 2013
Lektorat: Dietmar Urmes, Bottrop
Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH
nach der Gestaltung von Nele Schütz Design, München
Bildnachweis: Auf dem Inlandeis, nordwestlich vom Gaußberg, Antarktis
eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-8438-0350-2
www.marixverlag.de
Vorwort
Zum Kontinent des eisigen Südens
Mitglieder und Organisation
Der »Gauß« und seine Ausrüstung
Von Kiel nach den Kapverden
Im Südatlantischen Ozean
Kapstadt
Über die Crozetinseln nach den Kerguelen
Auf den Kerguelen
Über Heard Island zur Eiskante
Neues Land
Einrichtung der Winterstation
Die Station in Betrieb
Gaußberg und Inlandeis
Freuden und Leiden der Winternacht
Winterstürme und Frühjahrspläne
Die Frühjahrschlittenreisen
Antarktischer Sommer
Der Aufbruch des Eises
Die Drift im Scholleneis
Im Indischen Ozean; St. Paul und Neu-Amsterdam
In der Kapkolonie
Über St. Helena, Ascension und die Azoren nach Kiel
In der Heimat
Literaturverzeichnis
Endlich war es soweit, als am 11. August 1901 in Kiel auf dem Expeditionsschiff »Gauß« die Segel gesetzt wurden. Nach fast vierzigjährigen Bemühungen hatte Georg von Neumayer, Direktor der Deutschen Seewarte in Hamburg, sein Ziel erreicht, indem eine Forschungsexpedition zur Antarktis ausgesandt wurde. Keiner wusste damals, was sie dort erwartete. Neben ersten Kenntnissen von der Antarktischen Halbinsel lagen bislang nur wenige, völlig vereinzelte Küstensichtungen entlang des Südpolarkreises vor. Nachdem eine britische Expedition bereits am 31. Juli London mit dem gleichen Ziel verlassen hatte, und eine schwedische Expedition am 16. Oktober nach Süden folgte, waren die Erwartungen allseits hochgesteckt. Deutschland sollte als aufstrebende Seemacht unter Kaiser Wilhelm II. dem politischen Rivalen Großbritannien zeigen, dass es bei der Erforschung unbekannter Regionen Ebenbürtiges leisten könne.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Zeit reif, um den letzten weißen Flecken auf dem Globus, die »Terra australis incognita« zu erforschen. Neumayer war derjenige, der sich seit 1865 auf der ersten Geographentagung in Frankfurt/Main unermüdlich dafür einsetzte. Allerdings lag zu diesem Zeitpunkt die Erforschung der unbekannten Arktis buchstäblich näher, die vor allem von August Petermann eingefordert wurde, um seine These vom offenen Polarmeer zu verifizieren. Er initiierte die erste deutsche Nordpolar-Expedition, die 1868 die Gewässer zwischen Ostgrönland und Spitzbergen erforschte, weil die damaligen Eisverhältnisse an der grönländischen Küste keine Anlandung zuließen. Die Küste sollte aber unbedingt erreicht werden, sodass die nachfolgende Expedition 1869 mit zwei Schiffen aufbrach, um die unbekannte Ostküste nach einer vorgegebenen Instruktion soweit wie irgend möglich nach Norden zu verfolgen. Allerdings verloren sich beide Schiffe aus den Augen. Die »Hansa« wurde vom Eis zerdrückt, sodass die Mannschaft auf einer Eisscholle überwintern musste, die langsam an der Küste nach Süden driftete. Schließlich konnten sich Männer mit ihren Rettungsbooten zu einer Missionsstation der Herrnhuter Brüdergemeine am Südzipfel Grönlands retten. Das zweite Schiff hatte von alldem nichts gewusst und gelangte zur Küste. Dort wurde der Kaiser-Franz-Josef-Fjord entdeckt und ein weiter Küstenabschnitt bis 77° N kartiert.
Die deutsche Südpolarforschung kam erst in der Osterwoche 1895 in Gang, als der 11. Deutsche Geographentag vom 17.–20. April in Bremen zusammentrat, um aktuelle Forschungsergebnisse und neue Projekte zu diskutieren. Neumayer eröffnete mit seinem Vortrag eine spezielle Sitzung, die sich der wissenschaftlichen Erforschung der Antarktis widmete. Zweiter Redner war der Berliner Geograph Erich von Drygalski, der zusammen mit dem dritten Redner Ernst Vanhöffen, einem Biologen, 1892–1893 in Grönland überwintert hatte, um die Bewegung des Inlandeises und kleinerer lokaler Gletscher zu untersuchen. Drygalski erläuterte die Probleme des Eises und die Aufgaben einer künftigen Südpolarforschung, während sein Freund Vanhöffen das biologische Interesse an dieser völlig unbekannten Region skizzierte. Die Sitzung verlief sehr erfolgreich, sodass anschließend unter Neumayers Vorsitz die Deutsche Kommission für Südpolarforschung (DKSF) mit dem Ziel gegründet wurde, eine deutsche Antarktisexpedition in die Wege zu leiten. Die erste Besprechung der Kommission fand noch in Bremen statt, drei weitere folgten in Berlin.
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