10. »Skizze einer geologischen Schilderung des südlichen Amerika«
»Ein Riß vom Gezimmer der Erde«
11. Abreise von Cumaná
Französische Soldaten verbreiten revolutionären Geist
DER ZWEITE ABSCHNITT DER REISE
12. Der Aufenthalt in Kuba
Begegnung mit John Fraser und seinem Sohn
13. Cartagena. Humboldts Vermessungsmethode
»Barbarisches Schauspiel« in Cartagena
14. Auf dem Magdalenenstrom nach Bogotá
»Eine schreckliche Tragödie« – »Schneekoppe plus Brocken«
15. José Celestino Mutis. Die Lage der Wissenschaft in Bogotá
Der größte Gelehrte Südamerikas
16. Humboldts Forschertätigkeit in Bogotá
Geograph und Forschungsreisender
17. Überquerung der Anden von Popayán nach Quito
Ablehnung des Missbrauchs der Menschenwürde
18. Treffen mit Caldas und Aufenthalt in Quito
Der begabteste junge Naturforscher Südamerikas
19. Die Besteigung des Pichincha
»Stechender Geruch von schwefliger Säure«
20. Humboldts Verhältnis zu Caldas
Caldas will Humboldts Begleiter werden
21. Besteigung des Chimborazo
»Stille Größe und Hoheit« – der Naturcharakter tropischer Landschaft
22. Spuren der Inkas auf dem Weg nach Peru
Reste der Inkastraße – Durch Páramos
23. Humboldt in Lima. Thaddäus Haenke
»Weder prunkvolle Häuser, noch überaus luxuriös gekleidete Frauen«
24. Reise über Guayaquil nach Mexiko
Erster Entwurf des »Naturgemäldes der Tropenländer«
DER DRITTE ABSCHNITT DER REISE
25. Humboldts Aufenthalt in Mexiko-Stadt
Vorzügliche wissenschaftliche Einrichtungen – Unwissenheit ist keine Folge des Klimas
26. Reisen in das nördliche Mexiko
Querétaro – Guanajuato – Menschenschinderei in Manufakturen und Bergwerken
27. Das Colegio de Minería und der »Essay de Pasigraphie«
Profile: »Höhenkarten« und »Formationskarten«
28. Humboldts Abschied von Mexiko
Messung klassischer Vulkane – Nochmals auf Kuba
29. Humboldts Aufenthalt in den Vereinigten Staaten von Amerika. Heimkehr nach Europa
Dolley Madison: »All the ladies say they are in love with him«
30. Die Bedeutung der amerikanischen Forschungsreise und ihre Auswertung
Das größte private Reisewerk der Geschichte – Der erste selbständige große deutsche Forschungsreisende
Anmerkungen
Alexander v. Humboldts Vorbereitung einer Forschungsreise in die Tropen Amerikas
Alexander v. Humboldts Forschungsreise in den Tropen Amerikas
Literatur-Ergänzung
Bildnachweis
ALEXANDER V. HUMBOLDTS AMERIKANISCHE FORSCHUNGSREISE 1799 BIS 1804
EINE EINFÜHRUNG
Nur der Naturforscher ist verehrungswert, der uns das Fremdeste, Seltsamste mit seiner Lokalität, mit aller Nachbarschaft jedes Mal in dem eigensten Elemente zu schildern und darzustellen weiß. Wie gern möchte ich nur einmal Humboldten erzählen hören! Goethe: Die Wahlverwandtschaften (1809)
Nicht zufällig begründete die amerikanische Forschungsreise von 1799 bis 1804 den Weltruhm Alexander v. Humboldts, und der Leser wird nicht mit Unrecht annehmen, dass der größte Geograph der Neuzeit, der zugleich der maßgebende Forschungsreisende seiner Epoche war, diese Unternehmung selbst vollständig dargestellt habe. Dieser Irrtum wird durch die Humboldt-Ausgaben genährt, die dem Leser den oft sogar mehrfach fragmentarischen Charakter ihrer Darstellungen verschweigen wie einst die Phönizier ihrer Mitwelt die Entdeckung ferner Welten. Es wurden z. B. stets die beiden zugehörigen Atlanten unterschlagen.
Während seine »Reise durchs Baltikum, nach Rußland und Sibirien 1829« (Edition Erdmann, Stuttgart 1983, zweite verbesserte Auflage 1984) völlig rekonstruiert werden musste, lernt der Leser der Reihe »Alte abenteuerliche Reise- und Entdeckungsberichte« nun in kurzem zeitlichen Abstand mit diesem vorliegenden Werk einen durchaus ähnlichen Versuch kennen.
Tatsächlich hat Humboldt seine klassische amerikanische Forschungsreise nur zum kleineren Teil geschildert:
nämlich den Beginn in La Coruña, in Nordwest-Spanien, am 5. Juni 1799, die Atlantik-Fahrt über die Kanarischen Inseln bis zur Landung in Cumaná (an der Küste des heutigen Venezuelas), die Fahrt zum Orinoco und Casiquiare, die Überfahrt und den ersten Aufenthalt auf Kuba, die Seereise von dort zur Küste des heutigen Kolumbiens und den anfänglichen Aufenthalt in diesem Land bis Barrancas Nuevas am Río Magdalena.
Nicht geschildert hat Humboldt:
den Aufenthalt im Gebiet der heutigen Anden-Staaten Kolumbien, Ecuador, Peru, die Überfahrt von Callao (Peru) und den zweiten Aufenthalt in Ecuador, die Seereise von dort nach Mexiko, den Aufenthalt in diesem damals führenden Land Lateinamerikas, die Überfahrt von dort und den zweiten Aufenthalt auf Kuba, die Überfahrt nach den Vereinigten Staaten von Amerika, den Aufenthalt in diesem Land und die Rückfahrt über den Atlantik bis zur Landung in der Garonne bei Bordeaux am 3. August 1804.
Humboldts zum weitaus größten Teil unvollendeter Reisebericht stellte deshalb längst die lohnende Aufgabe einer erstmals reisegeschichtlich begründeten Rekonstruktion, die ich 1959 und 1961 in meiner zweibändigen Biographie ausgeführt habe (Hanno Beck: Alexander von Humboldt. Band I: Von der Bildungsreise zur Forschungsreise 1769–1804; Band II: Vom Reisewerk zum »Kosmos« 1805–1859, XVIII und 742 Seiten, 2555 Anmerkungen, Humboldt-Bibliographie, Personenregister, mit 28 Tafeln, 4 Abbildungen und 6 Karten, Franz Steiner, Wiesbaden 1959 und 1961). Diese erste zusammenhängende Darstellung habe ich 1971 für die spanische Übersetzung (Fondo de Cultura, México 1971) überarbeitet und bringe sie in dieser Ausgabe – praktisch in dritter Auflage – auf den neuesten Forschungsstand, um sie einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich danke meinem Schüler Wolf-Dieter Grün für die Anregung zu diesem Unternehmen. Merkwürdigerweise hatte es bis 1959/61 einen solchen Rekonstruktionsversuch nicht gegeben .
DIE FRAGMENTARISCHEN AUSGABEN
DES UNVOLLENDETEN HUMBOLDTSCHEN
REISEBERICHTES UND DIE EINZIGE
VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE ÜBERSETZUNG
Einige wenige Kenner meinen, Humboldts »eigentlicher Reisebericht« fände sich in der Relation historique (3 Bde. Paris 1814–1817, 1819–1821 u. 1825–1831, Neudruck mit Einführung und Register von Hanno Beck, Stuttgart 1970), verbunden mit dem Atlas Pittoresque. Vues de Cordillères, et monumens des peuples de l’Amérique (Paris 1810–1813) sowie dem Atlas géographique et physique des régions équinoxiales du Nouveau Continent (Paris 1814–1838, zitiert nach dem von Hanno Beck herausgegebenen Neudruck: Amsterdam u. New York 1971–1973). In den genannten drei Bänden hat Humboldt seine Reise bis zur Landung und den ersten Aufenthalt im Gebiet des heutigen Kolumbiens geschildert. Noch in Amerika hatte er einen allgemeinen Reisebericht geplant, sich dann aber für die Form seiner Relation historique entschieden, in welcher der rote Faden meist regelrecht unter der physikalisch-geographischen Problemfülle verschwindet. Die Relation historique ist gewiss immer noch ein Reisebericht; dennoch hat sie dessen Form zu einem großartigen Vollzugsorgan physikalisch-geographischen Denkens ausgeweitet . Alles ist Bruchstück geblieben, wie wir schon erwähnt haben. Oft wird mit Humboldts Worten belegt, der »vierte Band« sei nicht erschienen. Diese gelegentliche Angabe entscheidet das Problem nicht, da die drei Bände der Relation historique nur ein gutes Drittel der gesamten Expedition enthalten; wenn Humboldt sein Werk in der Art der vorliegenden drei Bände vollendet hätte, wäre weit, weit mehr Raum nötig gewesen.
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