Loyalitätsversprechen an Adolf Hitler
Katholisches Glückwunschschreiben
Alt-katholische Kirche betet für Adolf Hitler
Gebet für Adolf Hitler in Liedform
Lokale Kirchenvereine sprechen Adolf Hitler das Vertrauen aus
“So do please do all in your power to avert another war with all its horrors” – Stimmen aus dem Ausland
Deutsch-englische Freundschaft
Ein bulgarischer Junge über seinen Besuch in Deutschland
„Es lebe Hitler! Es lebe der Duce!“
„Hitlergruß“ in Japan
Begeisterung aus dem Nahen Osten
Panzerschiffe nach Stockholm
Ein englischer Bewunderer
Ein Amerikaner auf Souvenirjagd
Zuspruch aus den USA
Sehnsucht nach Frieden
„Echter“ Schwede ist begeistert von Adolf Hitlers Rede
Kriegsveteran hofft auf Frieden
Warnende Worte einer Elsässerin
Adolf Hitler als Friedensstifter
Friedensappell an Adolf Hitler
Die „Rassengleichheit“ Deutschlands und Englands
Dank eines schwedischen Grafen
Aufruf, Kriegsvorbereitungen einzustellen
„Erwünschte Neuordnung Europas“
”Do Not Stop“
Vorschlag eines amerikanischen Geistlichen
Anmerkungen
Wer war Hitler? Es gibt zahllose Versuche, diesen Mann zu portraitieren und zu ergründen. Ob Hitler „gefasst“ wurde, verstanden, erklärbar gemacht werden konnte, war und ist Gegenstand vieler Diskussionen. Einige Bücher haben grundlegend unser Bild von Hitler beeinflusst, so Joachim Fests Hitlerbiografie oder die Studien von Ian Kershaw. 1Wesentlich wirkungsmächtiger werden aber wohl die Bilder Hitlers gewesen sein, die in den letzten Jahrzehnten die Massenmedien produziert haben, teils in aufklärerischer Manier, teils sicherlich auch, weil Hitler Quote bringt. 2Die Dämonisierung Hitlers war dabei eines der beliebtesten Stilmittel, übrigens auch in der Wissenschaft. Die Potenzialität des Monströsen hat jedoch seine Schattenseiten als Erklärung, wie ein Mann wie Hitler Macht ausüben konnte: Diese Perspektive entlastet zu sehr diejenigen, die das System Hitler konstituiert haben, von denen man fälschlicherweise behauptet, sie hätten erst „befreit“ werden müssen. Schon allein in dem Bild der Befreiung vom Bösen steckt eine Problematik, ähnlich wie die der Trivialisierung Hitlers in der Popkultur. Trivialisierung entsteht durch massenmediale Abnutzung und zu oft provozierte Tabubrüchen. Trivialisierend können aber auch die Darstellungen wirken, die Hitler parodierend verarbeiten und lächerlich machen, um – wie es dann so oft als Erklärung heißt – sich über das Phänomen Hitler stellen zu können, sich zu erheben und den eigenen moralischen Standpunkt deutlich zu machen. Hitlerparodien sind ein eigenes Genre geworden mit Beiträgen wie „Adolf, die Nazi-Sau“, „Schtonk“ oder „Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“. Das Genre hat es sogar schon zu einem eigenen Beitrag in der Web-Encyclopädie Wikipedia gebracht.
Und immer, wenn man zum Beispiel auch in der Kunst noch ein Quentchen Böses braucht, bedient man sich gerne des vermeintlichen Prototypen des Bösen sowie der Requisiten seines Reiches. Dieses vielleicht sogar politische und aufklärerische sich Abarbeiten an der Geschichte und Herr werden über sie mag gut gemeint sein. Comiczeichner oder Künstler mögen sogar kritisch an ihre „Geschichte“ herangegangen sein und eine klare demokratische Haltung haben, was alles durchaus lobenswert ist. 3Die Popkultur ist schließlich nicht per se ohne Haltung. Aber ist es nicht so, dass uns Hitler heute wieder zunehmend entgleitet, eh wir ihn gefasst hatten?
Problematisch an Hitler in der Popkultur ist, dass eine ganze Epoche, ein ganzes komplexes System nur noch über einzelne Images, ikonografische Details wie Scheitel, Hitlerbärtchen oder Hakenkreuze kenntlich gemacht werden und oberflächlich schon als Code der Verständigung von Gruppen, die diese Zeichen nutzen, die diese Zeichen ablehnen oder die diese Zeichen karikierend verwenden etc. dienen. Es kommt zu Verkürzungen in der Darstellung – zwangsläufig, am Ende bleibt dann tatsächlich nur noch Hitler als Witzfigur übrig, weil man eine komplexere Beschreibung seiner Haltung nicht geben kann.
In der demokratischen Kultur Deutschlands ist man zu einem überwältigenden Teil „gegen Nazis“. Die Antifa-Kultur ist da nur ein Beispiel, die Grundhaltung, gegen rechts zu sein und sich über die Ablehnung des historischen „Dritten Reichs“ sogar zu definieren, ist immerhin auch in der Breite zur Maxime, und oftmals selbstverständliches und nicht mehr durchdachtes Ritual geworden. Aber irgendwie verblasst dieser Hitler trotzdem als historische Realität. Natürlich verblasst er auch, weil die Jahrzehnte eine andere Geschichtsfühligkeit mit sich gebracht haben. Aber es könnte und sollte heute und in Zukunft, selbst wenn die Betroffenheit, Schuld, das schlechte Gewissen der Miterlebenden über die Generationen verloren geht, die Zeit des Nationalsozialismus immer als Fanal gelten. Das klingt oberlehrerhaft, aber es hat einen wahren Kern. Aus der NS-Zeit können auch in Zukunft Lehren gezogen werden, zumindest theoretisch wird die Zeit des Nationalsozialismus und der Aufstieg Adolf Hitlers uns heute und in Zukunft vor Augen halten, wie wichtig es ist, Macht zu kontrollieren und wachsam sowie politisch aktiv zu sein. Das ist keine Selbstverständlichkeit, auch wenn sich viele das nicht mehr vorstellen können. Sich Hitler an den Hals geworfen, ihn religiös überhöht als „Heiland“ vergöttert zu haben, scheint den Jüngeren sogar geradezu absurd. Sich das Verhalten der Deutschen vor 70 Jahren jedoch noch einmal genau vor Augen zu halten, ist nach wie vor erhellend und aufrüttelnd. Es gehört zu einer aufgeklärten Kultur ohne Geschichtsvergessenheit, sich auch immer wieder damit zu konfrontieren, wie der Nationalsozialismus möglich geworden ist und wieso die meisten Deutschen sich Hitler so auslieferten, ihn kritiklos hochstilisierten, keinerlei Distanz wahrten. Vielfach ist genau das in der Literatur mit Hitlers besonderem Charisma erklärt worden. Mit Hitlers Charisma zu argumentieren oder die ausgeklügelte Inszenierung dieses Charismas zu betonen, führt jedoch immer wieder nur zu dem gleichen falschen Punkt: dass die Deutschen damals keine so große Schuld treffen konnte, weil entweder eine sozusagen göttliche Autorität oder kaum fassbare Vermarktungsstrategien am Werk waren, die die Deutschen verführten und Hitler in seine Position brachten.
Aber die Wahrheit ist auch, dass Hitler und der Führerkult den Massen nicht nur aufgezwungen wurde, sondern von ihnen miterschaffen worden ist. 4Hitler bot eine große Projektionsfläche für alle möglichen Sehnsüchte der Deutschen, wie sie deutlich in diesem Buch hervortreten. Hitler ist damit ebenso ein Produkt der Fantasien der Deutschen gewesen.
„Lieber Onkel Adolf“, „Sehr verehrter Herr Reichskanzler“, „Geliebter Führer“ – so oder ähnlich begannen viele Briefe, die bis 1945 zu Tausenden in der Kanzlei des Führers oder auf dem Obersalzberg bei Hitlers Schwester Angela Raubal eingingen. Sie stammen aus Deutschland, Österreich, aber auch aus England oder Japan. So vielfältig wie die Begrüßungen waren die Anliegen der Schreiber: flehende Bittbriefe, Glückwünsche zum Jahreswechsel oder zum Geburtstag, ideologische Fragen oder scharfe Proteste. Aus allen Teilen der Bevölkerung schrieben die Menschen an ihren „Führer“, vom Professor bis zum Arbeitslosen, von der Nonne bis zum SA-Mann. Die Popularitätskurve Hitlers las sich schließlich auch in der Zahl der an ihn gerichteten Briefe ab. Während zu Beginn seines Aufstiegs Verehrungsbriefe noch rar gesät waren, häufte sich spätestens seit seinem Machtantritt 1933 die oft gottgleiche Huldigung seiner Person. Während des Krieges schwand das Vertrauen in den „Führer“ und damit auch das Briefvolumen. Für Hitler selbst war die Bevölkerungspost oft ein wichtiges Stimmungsbarometer – und auch wenn er nicht mal annährend alle Briefe las, wurde er von den Leitern der Kanzleien regelmäßig mit ausgewählten Auszügen versorgt.
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