Rudolf · 2000 Biere
Michael Rudolf
2000 Biere
Der endgültige Atlas für die Bierwelt
4., überarbeitete Auflage, Münster 2005
© 2002 Oktober Verlag, Münster
Der Oktober Verlag ist eine Unternehmung des
Verlagshauses Monsenstein und Vannerdat OHG, Münster
www.oktoberverlag.de
Alle Rechte vorbehalten
Satz & Umschlag: Roland Tauber & Tom van Endert
Herstellung: MV-Verlag
ISBN 3-938568-12-7
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Vorwort
Es ist vollbracht. Mit diesem Buch halten Sie die nunmehr weltgrößte Sammlung selbstgetesteter Biere in Händen. Und einen nahezu repräsentativen Querschnitt der schillerndsten Gestade und verborgensten Winkel unserer Bierwelt sowieso. Auswahlkriterium war wie vorher schon die Verfügbarkeit: Was kann ich mir beschaffen, ohne kriminell zu werden oder den Biereinkauf zur Hauptbeschäftigung ganzer Jahrzehnte zu machen? Und wie viele Biere lassen sich über die nächsten Jahre in ihrer Entwicklung einigermaßen verläßlich beobachten? Um ganz Eiligen den Gebrauch zu erleichtern, habe ich die Markenbewertungen mit »Daumen hoch« und »Daumen runter« simplifiziert.
In Folge der Neuerungen um das Dosenpfand habe ich selbstverständlich auch alle einschlägigen Handelsmarken gestrichen. Nur zwei, drei Kandidaten mußten aus rein dokumentarischen Gründen verbleiben. Sie verstehen das.
Weder Morddrohungen, Beleidigungsklagen noch willkürliche Umbenennungen von Brauereien und Bieren haben verhindern können, daß der Atlas über die Jahre »the most selling german beer book« ( Times ) geworden ist. Waschkörbeweise Fanpost und Liebesbriefe mit den feinsten Anregungen und überzeugendsten Heiligsprechungen haben aber nicht verhindern können, daß es auch das meistgehaßte Bierbuch geworden ist. Ein großes methodisches wie methodologisches Mißverständnis von seiten vieler Brauer. Viele meiner Einschätzungen wurden freundlich nachgedichtet und frech plagiiert, einsichtige Brauereien suchten bierseelsorgerischen Rat, und einige der fluchbeladenen Panscher haben aufgeben müssen. Das klingt doch alles schön. Ist es auch. Über 20.000 verkaufte Bücher können sich nicht irren.
2.000 Biere. Der Atlas für die ganze Bierwelt fährt furchtlos in seiner Mission fort, eine nicht nur deskriptive, sondern vielmehr präskriptive Bierethik und -eristik zu postulieren. Was soll das Bier? Und was und wie soll Bier überhaupt sein? Streng subjektiv, versteht sich. Nach wie vor erfüllen nicht wenige Biere den Tatbestand der Körperverletzung. Viele drastische Äußerungen in diesem Buch sind daher nicht allein durch das Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt, sondern auch durch die Pflicht zur Notwehr. Die Forderung nach wirklich gutem Bier sollte in die Charta der Menschenrechte aufgenommen werden, soviel steht für mich felsenfest. Denken Sie mal darüber nach. Am besten bei einem wirklich guten Bier.
MICHAEL RUDOLF im August 2005
Mein. Mund. Ist. Keine. Sickergrube. Das ist, zugegeben, kein schöner Einstieg in eines der wichtigsten Bücher unserer Zeit, aber ich bitt’ Sie. Aass Bock(6,5% ) hausiert mit einem Aromenensemble, dem man sich schlicht verweigern muß. Und das, liebe Leser, liegt keineswegs an dem verfänglichen Namen. Nein, das nicht. Oder doch? Oder nicht nur?
(Aass Bryggeri Drammen/Norwegen)
Strategisch klug nach vorne im Alphabet bugsiert hat sich Achel Blond Bier(8,0% ), damit auch Laienleser sofort erfahren, daß sie es hier mit der 1998 erfolgten, längst fälligen Reaktivierung einer alten Trappistenbrauerei zu tun haben, der sechsten in Belgien, der siebenten insgesamt. Jessas, das wurde auch Zeit. Willkommen im Buch.
( St. Benedictusabdij De Achelse Kluis Hamont-Achel/ Belgien ) → Chimay, → La Trappe, → Orval, → Rochefort, → Westmalle
Adam Riese Urtrunk(5,6% ) geht gleich gut los. Mit einer trockenen, röstmalzigen Introduktion, dem Autor fehlen augenblicklich die Worte. Daß nach Adam Riese genau die sieben Körner Hopfen zusätzlich darin schwimmen, die aus einem normalen Frankenbier einen wahrhaftigen Urtrunk zaubern, ist voll und ganz im Sinn der Deduktion dieses Buches.
(Schwanenbräu Privates Brauhaus Ebensfeld)
Pikant, pikant: Adelscott(6,6% ). Zugleich Schloß und Residenzort des Whiskymalzbierreiches; überall errichtet das fleißige Malz kleine, pittoreske Türmchen und Erkerchen, und ein aufs Tausendstel paßgenauer Hopfen liefert die nötigen wasserdichten Kuppeln und Dachhauben dazu. Tja, → Henninger, so wird’s gemacht.
(Brasserie Adelshoffen Schiltigheim/Frankreich)
Adler Edel Export(5,4% ) kommt würzig. »Mild« gibt Leser Eugen Egner per Fangschaltung zu bedenken. Mild? Lieber Herr Egner, das Buch hat schon längst begonnen, die lesen alles mit. – »Also gut: würzig.« Hefe-Weizen und Dunkles Hefe-Weizen sind mit konstanten 4,9 Prozent erst mal zu dünn geraten, und womöglich ist eine Messerspitze zu viel Gewürznelke darin. In Sachen Adler Edel Hell(4,7% ) wurde gar keine Anstrengung unterlassen, Wohlgeschmack zu vermeiden. Und Pils(4,7%)? Dazu wollte sich auf der zweiten Seite noch niemand verbindlich äußern. Später vielleicht.
(Brauerei zum Adler Wassertrudingen)
Adler Filstal Pils(4,8% ) süßt kandiszuckrig, ein bißchen → Krombacher, ein bißchen → König , von jedem das Nachteilige, nicht ganz leicht, aber leicht zu vergessen. (Adlerbrauerei Altenstadt Karl Götz Geislingen)
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