(Piwowarennaja Kompanija Baltika St. Petersburg/Rußland)
Bamberger Herren Pils(4,6%
) schmeckt unheimlich gut & herb & bitter & aromatisch, wiewohl es leider nur zum vierten Platz in meiner ewigen Bamberger Pilsener-Bestenliste reicht (nach → Klosterbräu , dem → Maisel Pils und dem → Mahr’s Pilsner ). Beim Keesmann Weißbier(4,8%
) obwaltet höchstgradige Intelligenz. Nussigmorgenfrisch kommt es an, ein Körnchen Nelke steckt bestimmt darin, und ein Körnchen Wahrheit steckt in der Tatsache, daß Weizenbiere unter fünf Prozent Alkohol spürbar an Unwiderstehlichkeit zunehmen.
(Brauerei Keesmann Bamberg)
Bamberger Klosterbräu Gold(5,0%
) heißt das ganz ohne jeden Zweifel raffinierteste Bamberger Pilsener. Es ist eine für das Wohlbefinden kaum nachahmliche Wechselrede aus Hopfen und Malz, eine beständige Konstitution von dezidiert kathartischer Effizienz, die eine Besserung nie ertragen würde, denn selbst die verständigsten Trinker müßten daran irre werden. Es ist wie ein Ausflug in eine andere Welt, eine Bierwelt, die von Supermärkten und Premium noch nie etwas gehört haben will und wohl auch niemals wird hören wollen. Es ist wie ein Traum mit dem Bierglas in der Hand, in eine kuschlige Decke eingemummelt, die Schutz bietet vor den siedenden Unbilden des Draußen, ein feuchter Biertraum, der endlos währen sollte, bei dem einem einer abpfeift und zwar aus allen Registern. Für Schwärzla(4,9%
) werben die Klosterbrauer mit ihrem Status als älteste Brauerei Bambergs. Genug Zeit zum Üben – und das schmeckt man. Geschmeidig schlank, zart und anziehend mild, neckisch ausweichend und doch fordernd. Kein Problem, meine manchmal krachend angeschlagene Bierlibido auf Vordermann zu bringen. Das Märzen Braunbier(5,7%
) verschlägt einem glatt die Sprache, hier muß ich auf eine der nächsten Auflagen vertrösten. Also rein ins Vergnügen, einen knusprigen Minikarpfen bestellen, den kleinen Altar bewundern, den sie dort meinem Buch errichtet haben, und diesen guten Leuten bitte den ersten Satz dieses Eintrags tausendmal laut vorlesen.
(Klosterbräu Bamberg)
Bamberger Spezial Rauchbier(4,5%
) wirkt nicht ganz so aufgespeckt wie der Flüssigschinken vom → Aecht Schlenkerla und erklärt sich mehr für zartfrische Spitzmorcheln über unerschrockener Malzigkeit. Im Spezial Weissbier(5,3%
) ruht eine ebenso »aparte« (S. Salas) Geheimkombination. Wem dabei/hernach der theosophische Sinn zufällig sperrangelweit offensteht, der lese die sowohl Spezial als auch das vis-à-vis aufgestellte → Fässla betreffende Episode in Thomas Kapielskis Gottesbeweise IX–XIII (Berlin, 1998).
(Brauerei Spezial Christian Merz Bamberg)
Für Barfüßer Blonde
und Barfüßer Schwarze
ist zu Recht Barfüßer ›Das kleine Brauhaus in Nürnberg‹ verantwortlich zu machen. Mit allen juristischen Konsequenzen. Der Mautkeller, der seine labyrinthigen Gewölbe dafür hergibt, ist weiß Gott keine Puppenstube, o nein, somit ist akkurat davon auszugehen, daß täglich größere Quantitäten dieser Unbekömmlichkeien an noch größere Quantitäten Ahnungsloser verschenkt werden. Einen fast verschwörungstheoretischen Aspekt beansprucht der Sachverhalt zudem durch die Tatsache, daß es ein gleichnamiges, nicht minder schimpfbeladenes Headquarter in Ulm und eine weitere Niederlassung in Heilbronn geben soll. Höchstvermutlich ist das erst der Anfang, und eines Tages röchelt unser fragiles Gemeinwesen im »Stranglehold« (T. Nugent) dieser barfüßigen Gasthausbrausatanisten sein Leben aus.
Barre Bräu Pilsener(4,8%
) dürfte, handwarm und durchgeschüttelt, besonders für Autofahrer kaum zu empfehlen sein. Da käme die extravakante Hopfenstelle nämlich durch, und die Malzeinspeisung verdunstete bereits beim Öffnen. Für Altstadt Alt(4,8%
) hat der Hopfen durch die kleine Geheimluke, die jede Bierflasche hat, noch ein paar gute Freunde eingeschleust. Diese Luke konnte ja erst vor kurzem von einem Forscherteam nachgewiesen werden und dient der gängigen Lehrauffassung zufolge sonst als eine Art Notausgang für guten Hopfen, der versehentlich schlechtem oder schlechtestem Bier beigerührt wurde. Das funktioniere über ein Überdruckventil, bestätigt Dieter Appelt, Schriftleiter des Klassikers Getränkeflaschenabfüllung in Übersichten (Leipzig, 1988), während Ozzy Osbourne et al ( Ozzmosis , 1995) das Wirkungsprinzip auf ein osmotisches Fundament gründen möchten. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Читать дальше