Was genau machst du? Also: Was gehört zu deinem Repertoire?
Zu meinem Repertoire gehören verschiedene Outfits, z. B. Cowboylook mit Chaps und pofrei, eine Kostümierung a la Salma Hayek in »From Dusk Till Dawn« mit passender Musik, Sailorgirl-Outfit, Sheriff-Outfit mit Patronengürtel etc., zu Weihnachten gibt es auch noch den Black-Domina-Engel. Die Musik passe ich immer dem Beschenkten an: Wenn jemand gerne Rock hört, nehme ich eher rockige Sachen etc. Das Lied zum Ausziehen an sich allerdings bleibt immer das gleiche, denn es muss sexy sein, und das geht nur auf langsame Musik.
Deiner Website zufolge dauert dein Strip bis zu zwanzig Minuten. Wie läuft das normalerweise ab, und wie schaffst du es, ihn so lange zu strecken?
Ich würde sagen, der Durchschnitts-Strip dauert 17 Minuten. Das Programm ist wie folgt aufgeschlüsselt:
Das erste Lied ist immer etwas schneller. Ich passe mich hier dem Geschmack des Junggesellen an. Für Discoauftritte suche ich mir ein Lied raus, das zur jeweiligen Disco passt. (Man kann in einer Hard-Rock-Disco nun mal nicht mit Musik von 50 Cent einlaufen, die buchen einen nie wieder). Dauer etwa fünf Minuten. Egal ob Disco oder Junggeselle: Bei diesem Lied werden alle Anwesenden mit einbezogen. Jeder wird angetanzt, ich stehe bei jedem mal auf dem Tisch/Stuhl usw. Außerdem habe ich eine Sektflasche in der Hand, so dass ich jedem was in den Rachen schütten kann. Auch Frauen werden immer mit einbezogen. Ich kenne die Lieder natürlich auswendig und weiß, wann sie ungefähr enden. Dann schlendere ich so langsam Richtung freier Stuhl. Wenn die Musik dann auf mein langsames Striplied umschneidet, steht der Stuhl schon im Raum und ich hole mir mein »Opfer«. Dieses zweite Lied (fünf Minuten) ist eine Mischung aus Tanz und Kleider ausziehen (bis zum String und BH). Außerdem wird das »Opfer« heftigst be- und umtanzt, sprich: auf den Schoß, um ihn herum, vor ihm auf die Knie etc. Das dritte und vierte Lied (zusammen ca. sechs bis sieben Minuten) wird dazu benutzt, um das »Opfer« auszuziehen (Oberteil, bei Junggesellenabschieden auch die Hose) und mein Oberteil abzunehmen (bzw. abnehmen zu lassen). Dann kommen noch Sahne und Öl mit ins Spiel (auf Wunsch auch Heißwachs; ich bin aber kein Freund davon). Das »Opfer« muss dann Sahne von allen möglichen Körperstellen ablecken. Anschließend übersprühe ich meinen Körper mit Öl und verteile es dann mit meinem Oberkörper auf seinem. Der Schlussakkord sieht wie folgt aus: Er liegt auf dem Boden, Arme hinter dem Kopf. Ich knie über seinem Hals/Kopf, und da ich eine so genannte Vollstripperin bin, fällt in dieser Position auch noch die letzte Hülle. Bevor er allerdings richtig viel Zeit hat, sich das genau anzusehen, schütte ich mir den Sekt von oben nach unten durch … und das brennt tierisch in seinen Augen. Danach ist die Show zu Ende.
Brennt dir das nicht auch zwischen den Schenkeln – oder wie vermeidest du das?
Nein, es brennt eigentlich nicht; man kann aber auch die Hand davor halten.
Okay, nach dem Ende der Show bist du immer noch splitternackt in einem Raum voller Leute …
Mein Saunahandtuch liegt direkt daneben, darin kann ich mich einfach einwickeln.
Hast du ein bestimmtes Repertoire an Bewegungen, die immer gut ankommen?
Da ich sehr lange Haare bis zur Hüfte habe, sind diese am Anfang entweder hochgesteckt oder unter einem Hut verborgen. Sobald er dann auf dem Stuhl sitzt und das langsame Lied begonnen hat, nehme ich den Hut ab, und die Haare fallen heraus. Ich weiß nicht, warum, aber das sorgt bei den anwesenden Herren immer für ein Raunen. Außerdem habe ich Kostüme mit Druckknöpfen. Wenn ich vor ihm auf den Knien bin, reiße ich mir mit drei Bewegungen das Kleid passend zur Musikpassage runter, was auch jedes Mal für Aufsehen sorgt. Ansonsten habe ich es mir angewöhnt, den Herrn während der ganzen Aufführung permanent mit den Augen zu fixieren, doch sind die meisten zu schüchtern, um das zu erwidern. Mein Patronengürtel wird, nachdem ich ihn abgenommen habe, um seinen Hals gelegt, was bei den anderen immer zu Gelächter führt. Ansonsten, denke ich, gilt für jede Stripperin das Gleiche: viel die Hüfte kreisen lassen und weiche, fließende Bewegungen.
Davon abgesehen ist es natürlich auch immer eine Geschmacksfrage in punkto Frauen. Wer lieber üppige Oberweiten mag, ist bei mir sicher nicht an der richtigen Adresse, sondern sollte sich eine Stripperin mit Silikon suchen. Denn schlank sein und eine üppige Oberweite haben ist leider (meistens) ein Widerspruch in sich.
Hast du bestimmte Vorbilder, Lehrerinnen oder andere Hilfen gehabt, was die Gestaltung deines Strips betrifft?
Nein, das ist alles Marke Eigenbau. Allerdings gibt es auf der Aguilera-DVD zu meinem Strip-Lied eine perfekt inszenierte Show von einem Tänzer, daran habe ich mich ein bisschen orientiert. Kopieren ist schwierig und nicht empfehlenswert, weil ja jeder einen eigenen Bewegungsstil hat.
Gibt es bestimmte Lieblingssongs, die du fürs Strippen empfehlen kannst?
Hmmm … dann müsste ich gegenüber der Konkurrenz ja aus dem Nähkästchen plaudern … und es ist natürlich eine musikalische Geschmacksache. Mein Favorit ist »Walk away« von Christina Aguilera.
Existiert bei euch denn ein starker Wettbewerb? Ich habe keine Ahnung, wie groß die Konkurrenz unter Münchner Stripperinnen ist.
Zum Thema Konkurrenz und Zickenterror nur so viel: Ich war gerade zwei Stunden mit meiner Homepage zum ersten Mal online, und schon habe ich eine Hass-Mail bekommen, was mir einfallen würde, die Preise (scheinbar deutlich unter Marktwert) auf der Homepage preiszugeben. Ich würde die Preise in München kaputt machen …
Da wir gerade beim Thema »Probleme mit anderen Leuten« sind: Wie reagiert denn deine Kundschaft normalerweise? Kam es durch irgendeinen Zuschauer schon mal zu einer schwierigen Situation für dich (Zudringlichkeiten etc.)? Wie gehst du damit um?
Ja, das gab es schon. Bei einem Auftritt hat einer versucht, mir seinen Finger sonst wohin zu stecken. Da er kein »Opfer«, sondern nur irgendeiner aus dem Publikum war, habe ich ihm freundlich meine Meinung dazu ins Ohr geflüstert und ihn danach einfach ignoriert und nicht mehr in die Show mit einbezogen. Das Wort Striptease bedeutet ja schließlich ausziehen und ärgern. Anschauen ja, anfassen nur, wenn ich es erlaube. Bei Betrunkenen lasse ich es unter Umständen gerade noch zu, dass er mich an der Taille festhält, denn ich weiß aus Erfahrung, dass man mit Betrunkenen besser nicht streitet. Während der Show sitze ich ja nicht lange genug auf seinem Schoß, sondern bin in Bewegung. Da kann man die Situation einigermaßen meistern. Wenn es zu krass wird, bin ich relativ skrupellos. Ein Tritt zwischen die Beine oder im Notfall auch die Faust ins Gesicht, wenn gar nichts mehr geht. Bis es so weit kommt, ist aber schon mein Bodyguard eingesprungen.
Bei einer Geburtstagsfeier (man hatte mich als Geschenk gebucht), hat mir das Geburtstagskind während der Show etwa dreimal gesagt, ich solle aufhören, weil seine »Alte« da hinten im Publikum total ausrastet. Ich bin davon ausgegangen, dass sie eingeweiht sei – war sie aber nicht. Das war ziemlich schwierig für mich, weil mich ja sein Freund gebucht und für die Show viel Geld bezahlt hatte. Was tut man in so einer Situation? Ich habe das Ganze dann relativ schnell beendet. Als ich den Saal verlassen habe, ist drinnen die Hölle losgebrochen. Die Frau war vollkommen außer sich. Man hat mich auch nicht mehr in den Saal gelassen, sondern mir meine Sachen nach draußen gebracht und sich tausend Mal entschuldigt.
Ansonsten gab es an den Auftritten nichts auszusetzen.
Bist du jemals von Geschlechtsgenossinnen angefeindet worden – so nach dem Motto: »Wie kann sich eine Frau nur selbst zum Sexobjekt machen?!«
Читать дальше