Sylvia Kabus - Verschwunden

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Mit brennender Aufmerksamkeit erwarteten Gewaltbetroffene in der DDR nach 1989 die gesellschaftliche Aufklärung von Kindesfortnahme, Heimerziehung und Zwangsadoption, trafen jedoch weiterhin auf angespanntes Schweigen. Auch westdeutsche Opfer erlebten erst um 2010 den Beginn differenzierter öffentlicher Thematisierung, Jahrzehnte nach ersten Initiativen gegen autoritären Umgang und Gewalt in der Jugendfürsorge. Personalkontinuitäten im Osten und die staatliche Verhinderung von Akteneinsicht hier wie da führen zu beklemmender Blockierung. Die Mitte des Leids bleibt gemieden.
Ein toter Punkt ist zu überwinden. Dieses Buch verbindet persönlich berichtetes Schicksal, archivalische Quellenforschung und erzählte Lebensräume. Als ein Novum beschreibt es die Chronologie konfliktreicher Begegnungen mit amtlich Verantwortlichen von einst und jetzt sowie die Abwehr anstehender Aufarbeitung.

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Früh entstandene Unaufrichtigkeit führte dazu, dass Vergehen an Menschen wie Frau S., Herrn K. und ihren Kindern bis heute existieren und zugleich auch nicht. Aktenkundige Abläufe dürfen trotz öffentlichen Interesses an Entschlüsselung nicht nachgelesen und öffentlich gemacht werden, was unvermeidlich die Erinnerung an die Ohnmacht der Opfer über viele Jahre hin zurückholt, an eine Irrationalität, die in schizophrenen Systemen herrschte und den Einzelnen blockierte. Die vermeintliche Unverständlichkeit von Menschen im und aus dem Osten, ihr »Rätsel« bis hin zu behaupteter »Zurückgebliebenheit« und »Demokratieunfähigkeit« haben hier eine Wurzel.

Die DDR-»Jugendhilfe« blieb bis 1990 eine Domäne der Volksbildung. Diese strukturelle Andersartigkeit gegenüber bis dahin gültiger wie auch bundesdeutscher Praxis erklärt sich mit einer durchgesetzten sowjet-bolschewistischen Kollektiverziehung, dahinter erst nahm die Jugendwohlfahrt einen dürren Platz ein und blieb im Vergleich mit der finanziell stets großzügig ausgestatteten »ideologischen Arbeit« unterfinanziert.

KPD-Mitglieder, mit denen Machtpositionen nach 1945 besetzt wurden, standen für eine Programmatik von »Umformung« und »Umerziehung«. Was anfangs der Vertreibung des Nazi-Geistes aus kriegstraumatisierten Psychen gegolten haben mochte, zielte über die folgenden Jahrzehnte hinweg auf den ideologisch permanent ungenügenden Menschen an sich, der zum Hauptinteresse von Beobachtungs- und Manipuliersucht wurde.

Dass die gewaltbereite Ideologisierung gerade die Jugend besonders unerbittlich traf, wirkte sich als stetige psychische Anspannung aus, die nicht ohne Folgen für die Persönlichkeitsentwicklung bleiben konnte. Kein Kind oder Heranwachsender stand gemeinsamen Veranstaltungen oder »kollektiver Jugendarbeit« ursprünglich ohne Interesse gegenüber, viele aber erlebten sie als zu insistierend und unverrückbar politisch dominiert. Die sofortige Androhung des Schulverweises wegen ein paar abgespielten westlichen Musiktiteln bei einem Klassenabend verstörte, ebenso die selbstzufriedenen Berichte von Geschichts- oder Staatsbürgerkundelehrern davon, wie sie mit Schülern verfahren waren, die vor uns gegen immer und immer wieder ihre Gewaltoption betonende Machthaber – und eben nicht Proletarier – aufbegehrt hatten. An der Erweiterten Oberschule, die ich besuchte, veranstaltete der Kulturbund »Ausspracheabende« zu Themen wie »Sind Oberschüler reaktionär?«, verbleiben durfte nur, wer sich »zum gesellschaftlichen Fortschritt bekannte«, was auch für Lehrer galt. Proteste gab es dennoch, persiflierende Losungen in Klassenzimmern, bei Märschen durch die Stadt, denen die Relegierung folgte. »Klassenkampf«, Lenins Revolutionstheorie des unbegrenzten Terrors realisierte sich nicht irgendwo, sondern nebenan, auf Arbeit, in der Schulklasse, überall, dabei propagiert als »einzig wissenschaftliche Weltanschauung«.

Etwas Zerreißendes wartete hier. Natürlich gab es mitunter heitere »Kollektivität«, geschmetterte Lieder, Sommerleichtigkeit, doch auch Zittern um »Kopfnoten«, die »Verhalten« maßen, ein Schulleben lang. Auch ein Kind konnte spüren, dass die drangsalierende Kontrolle Leben, Unbefangenheit, Freude wegfraß. Wir empfanden Mitleid mit der Generation, deren Jugend der Krieg zerstört hatte, so wenn Lehrer im Unterricht in Tränen ausbrachen bei Erzählungen über Kriegserlebnisse und verlorene Angehörige. Parallel aber erlebten wir die von ihnen ausgeübte Gewalt bei Verhaltensabweichungen oder gar Widerstand. Wesentlichen Beziehungen fehlte so Eindeutigkeit. Das Schutzbedürfnis der Kinder blieb unerfüllt, ihr Heimatgefühl fragmentiert.

Heute ist zu erkennen, welche Autoritätskrise sich damit manifestierte. Damals: Ein heimlich schreckender Zugriff. Nicht Vermittlung und inhaltliche Diskussion, sondern Vorherbestimmung eines jeden zum zukünftigen Kämpfer, gar »Revolutionär«.

Wer stand uns da gegenüber? Trotz allen Wortreichtums war das in diesem Alter nicht auszumachen. In den Lesebuchtexten, von denen noch zu sprechen sein wird, bei Appellen, hinter Zeugnisbeurteilungen? Wer wies an, formte? Das authentische Gegenüber fehlte. Auch die unverrückbar »Gerechten« erstarrten zur Abstraktion. »Denn an einem läßt auch unsere Literatur gar keinen Zweifel: Ohne die Überlebenden, die 1945 aus der Illegalität, aus den Konzentrationslagern und aus dem Exil kamen, insbesondere ohne die klassenbewussten Menschen unter ihnen, fehlte unserer Revolution tatsächlich ihre ethisch-politische Legitimation, ja sie hätte wahrscheinlich gar nicht stattfinden können. [...] Andererseits gehört die zentrale Position, die den Männern und Frauen des deutschen Widerstandes von unseren Schriftstellern von Anfang an eingeräumt wurde, unverzichtbar zu den konstituierenden Faktoren des von der frühen DDR-Literatur entworfenen Menschen- und Gesellschaftsbildes«, so Alfred Klein, »Leiter der Abteilung Geschichte der sozialistischen Literatur (Leipzig) der Akademie der Künste«, 1984, während jeder in der DDR die flächendeckende Beschwerung durch mangelnde Freiheit erfuhr.17

Revolution. Lebenslange Beklommenheit steigt auf bei dem Wort, das mich stets warnte, genau hinzusehen, was darauf in der Wirklichkeit folgte. Und Legitimation! Ohne freie Wahl, freie Wahl zuerst des Denkens, der persönlichen Anschauung. Wer aus dem Klub der selbstermächtigten »Revolutionäre« hätte sich je um Legitimität geschert. Die Rede, gehalten vor dem Rat der Wissenschaften der Akademie der Künste der DDR, zielte, wie so viele, vorbei an den vielbeschworenen »Millionen«. Mit ihnen und nicht oder nicht nur den »Klassenbewussten« hätte Demokratie stattfinden müssen, wenn es je »volksnah« werden, wenn Entwicklung hätte stattfinden sollen. Das alles bedeutete die Unterstellung der Jugendfürsorge unter die »Volksbildung«. Die Funktionalisierung von Kindern durch die sozialistische Erziehung war dabei die weitgehendste Verfehlung. Ihre Würde war in jedem Augenblick antastbar.

Unruhig beobachtet, dann wieder unterstützt von den Archivarinnen, arbeite ich mich weiter vor in aufgespürte Akten. Wohin es welche schriftlichen Hinterlassenschaften nach 1990 verschlagen hat, wie wenig systematisch der Erhalt ist, können auch die Archivarinnen nicht immer sagen, vorwärts geht es nur mit nichts ausschließendem Suchen. Doch dann: Einblicke in die interne Kommunikation und in die Selbsteinschätzung eines Systems. Der Alltag von Jugendhilfe, Heimerziehung, von unterstützungsberechtigten, stattdessen je­doch nicht selten der Willkür unterworfenen Menschen öffnet sich. Bruchstücke intimer, für Kinder und Eltern lebensbestimmender Vorgänge.

In der Optik linker Ideologie sind Sozialismus und soziale Sicherheit bis heute Synonyme. Doch es blieb karg. Schroff. Ärmlich. Auch Jahre nach Kriegsende besteht abwürgende Knappheit weiter, ist Fürsorge schwerlich zu verwirklichen. Bei ausbleibendem Wohlstand der Bevölkerung trifft Sozialabbau besonders Heimerziehung und Pflegekinderwesen. Vehementer Einspruch und die Anmahnung von Menschlichkeit antworten in einem Protestschreiben vom 26.8.1952 auf Richtsätze beim Pflegegeld und bei der Pfändung. Darin wendet sich die Jugendhilfe-Stadtbezirkskommission des 5. Stadtbezirks Leipzig an die bezirkliche Volksbildung und bezeichnet die festgelegten Beträge juristisch wie auch »nach einem gesunden demokratischen Empfinden« als völlig indiskutabel. »Weit schwerwiegender als die rein sachlichen Grundlagen wird hier das demokratische Volksempfinden hintergangen. Abgesehen davon, daß es wohl kaum jemand möglich sein wird, mit diesem Existenz-Minimum auf längere Sicht auszukommen, ist es einem werktätigen Menschen gegenüber völlig unvertretbar, ihn bis auf 90.- DM herunterzupfänden. Diese verantwortungslose Härte muß als Kahlpfändung bezeichnet werden und trägt wohl in keiner Weise dazu bei, die Arbeitsfreudigkeit und Leistungsfähigkeit unserer Menschen zu heben.«18

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