Ich konnte es nicht hinnehmen, dass all die vielen Jahre meiner Forschung zu Schmerzen und Wasser damit hinfällig gemacht werden sollten. Ich schrieb eine wissenschaftliche Gegendarstellung zum Artikel dieses Arztes und schickte sie an den Herausgeber der gleichen medizinischen Zeitschrift. Er zeigte ausgesprochen wenig Begeisterung, meine Gegendarstellung zu veröffentlichen. Nachdem ich mit meiner Warnung an die Öffentlichkeit, eben nicht auf den Durst zu warten, bei den meisten Zeitungen und Zeitschriften erfolglos meine Runde gemacht hatte, veröffentlichte schließlich die Fachzeitschrift Townsend Letters for Doctors and Patients, die angesehenste alternativmedizinische Zeitschrift, meinen Beitrag (in der Januar-Ausgabe 2003).
Der veröffentlichte Beitrag wurde dann an fast alle Zeitungen gesandt, die dafür gesorgt hatten, dass Dr. Valtins Ansichten die öffentliche Meinung beeinflussen konnten. Nicht eine davon wollte die Informationen abdrucken; sie wollten sich offensichtlich nicht mit der Pharmaindustrie anlegen. Jeder, der sich seine eigene Meinung dazu bilden möchte, findet meinen Beitrag auf der Homepage www.watercure.comoder in meinem Buch Sie sind nicht krank, Sie sind durstig! (S. 196 ff.).
Ich war der Meinung, dass es eine Grenze geben und dem Betrug Einhalt geboten werden müsse, dass durstige Menschen mit Medikamenten behandelt werden, durch die sie noch kränker werden und vorzeitig sterben. Die medizinische Praxis muss sich auf ihre früheren Säulen der Integrität, Empathie und Ehrlichkeit besinnen und von Grund auf neu aufgebaut werden. Dazu ist eine Institution erforderlich, die dies übewachen kann. Zu diesem Zweck wurde die National Association for Honesty in Medicine (zu Deutsch etwa: Nationale Vereinigung für Ehrlichkeit in der Medizin) gegründet, die jetzt ihre Arbeit aufgenommen hat. (Weitere Information im Internet unter www.nafhim.org)
Während des Aufbaus dieser Vereinigung schloss sich der Ernährungsausschuss der amerikanischen Akademie der Wissenschaften den Ansichten Dr. Valtins an. Dieser wissenschaftliche Ausschuss wiederholte Dr. Valtins Ansichten in seinem Jahresbericht 2004. Wie konnten Mediziner, Akademiker eine so dumme Behauptung aufstellen? Ich schrieb den folgenden Brief an den Vorsitzenden, Dr. Appel, und sandte eine Kopie an die neun anderen Ausschussmitglieder.
Betr.: Artikel „Follow your Thirst, Report says.“ (Vertrauen Sie auf Ihren Durst) in der Washington Post vom 12. 2. 2004
Sehr geehrter Herr Dr. Appel,
Die von Ihrem Ausschuss dargestellte Ansicht, man solle auf ein Durstgefühl warten, ehe man Wasser trinkt, ist genau das, was an der Medizin in Amerika falsch ist, und möglicherweise der einzige Grund für die eskalierenden Kosten im „Krankheitswesen“ dieses Landes. Genau deshalb haben wir ein „Krankheitswesen“ anstelle eines „Gesundheitswesens“, das sich auf die Prävention von Krankheiten versteht, statt auf die Medikation der Menschen, bis sie millionenfach noch schwerer erkranken. Mindestens 200 000 dieser Menschen sterben jährlich an Problemen, die durch Medikamente verursacht werden. …
Keines der ehrenwerten Mitglieder Ihres Ausschusses, dessen Bericht für Nachrichten in allen wichtigen Medien sorgte, scheint sich der Tatsache bewusst zu sein, dass P. A. Phillips und Kollegen nachgewiesen haben, dass die Stärke der Durstwahrnehmung ab einem bestimmten Alter verloren geht, und zwar so weit, dass ältere Männer, die offensichtlich unter Wasserentzug leiden, nicht erkennen, dass sie Wasser trinken müssen, und daher auch nicht nach dem Wasser greifen, das direkt neben ihnen steht. (Phillips u.a.: „Reduced Thirst Water Deprivation in Healthy Elderly Men“, in: The New England Journal of Medicine 311, Nr. 12, 20. Sept. 1985, S. 753–759) Anderenfalls hätte Ihr Ausschuss in seinem Bericht andere Formulierungen benutzt. Die Älteren sind die schwerst kranken Mitglieder unserer Gesellschaft, und zwar deshalb, weil sie auf Durst warten, ehe sie etwas trinken – aber genau dieses empfiehlt Ihr Bericht den Menschen.
Noch schlimmer ist, dass der Ausschuss sich über die primäre Aufgabe des Neurotransmitters Histamin als Wasserregulator und Koordinator der Wassermangel-Managementprogramme des Körpers nicht bewusst zu sein scheint: Histamin wird umso stärker produziert, je ausgetrockneter der Körper ist. Dadurch entstehen starke lokale Schmerzen und schwere systemische Krankheiten wie Allergien, Asthma, entzündliche Krankheiten und mehr. Wasser ist das beste natürliche Antihistaminikum, das statt der chemischen Antihistaminika auf dem Markt verwendet werden sollte. Wasser ist das beste natürliche Diuretikum und sollte entsprechende Medikamente ersetzen. Wer mit einem drastisch beschränkten Wissen über die Regulationsvorgänge durch Wasser im Körper anderen Menschen diktiert, nur bei Durst Wasser zu trinken, wird zweifellos großen Schaden bei jenen anrichten, die vertrauensvoll dieser Anweisung folgen.
Ihr Ausschuss wiederholte die Veröffentlichung von Prof. Dr. Heinz Valtin, Emeritus der Medizinischen Fakultät der Universität Dartmouth. Meine beigefügte Gegendarstellung erklärt detailliert, warum die geschätzten Mitglieder Ihres Ausschusses das veröffentlichte Material über einen unbeabsichtigten Wassermangel noch einmal prüfen und schnellstmöglich einen anderen Akzent setzen müssen – die bisherige Betonung auf „ Warten, bis man Durst verspürt, ehe man trinkt“ ist falsch. Sie müssen erkennen, dass der Körper viele andere Notfallsignale für Durst hat, die dem „trockenen Mund“ als Indikator für Durst vorausgehen. Sie müssen die Menschen zwecks Vorbeugung zu einer minimalen Überhydratation anleiten, statt sie abwarten zu lassen, bis durch Wassermangel ein „trockener Mund“ entsteht. Ein Großteil der Menschen wird krank aufgrund eines lokalen, anhaltenden und unbeabsichtigten Wassermangels, der Entzündungen erzeugt, ohne dass diese Menschen das Gefühl des „Durstes“ verspürt haben.
Die Mitglieder Ihres Ausschusses müssen erkennen, dass Wasser ganz oben auf die Liste der Nährstoffe gehört. Schließlich ist Wasser das primäre Instrument zur Energiefreigabe – in Form der Hydrolyse – für alle Funktionen des menschlichen Körpers. Menschen, die Wasser trinken, um Durst zu vermeiden, tun genau das Richtige. Sie verhindern das Unwohlsein durch Wassermangel, das wir in der Medizin als diese oder jene Krankheit interpretiert und dann mit abenteuerlichen Cocktails toxischer Chemikalien behandelt haben. Dies ist die dunkle Seite der modernen Medizin …
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. F. Batmanghelidj
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Ich habe diese Einführung geschrieben, um Ihnen meine Betroffenheit über die Zukunft der Medizin in Amerika zu zeigen. Ich hoffe, dass Dr. Valtin und Dr. Appel ihre Ansichten, dass Menschen mit dem Wassertrinken warten sollen, bis sie durstig sind, überdenken und öffentlich widerrufen, nachdem sie meine Veröffentlichungen gelesen haben. Sie sollten sich bewusst werden, dass dieser Irrtum bereits viele Menschen geschädigt hat. Es ist unannehmbar, wenn prominente Vertreter der Wissenschaft die Menschen erst in die Irre leiten und dann (bei Einsicht in den Irrtum) schweigen.
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Dieses Buch ist unserem Schöpfer in Ehrfurcht,
Demut, Hingabe und Liebe gewidmet.
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Teil I
Kapitel 1
Übergewicht – direkte Folge chronischen Wassermangels
Wenn mir jemand zu Beginn meiner medizinischen Studien erzählt hätte, dass Übergewicht die Folge eines anhaltenden Wassermangels sei, hätte ich ihn gefragt, ob er verrückt sei. Heute würde ich erst noch einmal darüber nachdenken, ehe ich den Gedanken zurückwiese, dass die Angewohnheit, nicht regelmäßig Wasser zu trinken, zu überschüssigen Fettablagerungen im Körper bis hin zu einer Verformung des Körpers führen könnte. Ich werde Ihnen den Zusammenhang zwischen dem unbeabsichtigten Wassermangel und der schrittweisen Veränderung der Fettzusammensetzung im Körper erklären, diesen auslösenden Prozess für die Entwicklung einer ganzen Reihe anderer Gesundheitsprobleme. Einigen von Ihnen mag es merkwürdig erscheinen, wenn ich drei so verschiedene Erkrankungen in einem Buch bespreche. Sie werden überrascht sein, welch enge Beziehung zwischen Übergewicht und Depression sowie zwischen Depression und Krebs besteht. Deprimierte Menschen neigen dazu, zu viel zu essen, und Depression ist das Tor zur Krebsentstehung – daher bespreche ich diese Krankheiten in einem Buch.
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