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Flug Nr. 102: Flugplan, Cockpit-Check und Flugbericht |
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Fertig zum Abflug
1. Halten Sie Ihr Logbuch und Ihren Lieblingsstift bereit.
2. Vergewissern Sie sich, dass Sie entspannt sind und sich wohlfühlen. Legen Sie in Gedanken den Sicherheitsgurt an.
3. Kopfhörer über die Ohren, damit Sie die Sphärenmusik hören oder die Anordnungen des höheren Selbst.
4. Planen Sie die Flugdauer genau: 20, 30, 50 Minuten.
5. Stellen Sie den Wecker.
6. Versuchen Sie nicht, früher zu landen.
7. Startablauf durchgehen – konzentrieren Sie sich, bevor Sie auf den Startknopf drücken. (Prüfen)
8. Vergewissern Sie sich, dass niemand und nichts Sie stört, während Sie langsam zur Start- und Landebahn rollen. (Prüfen)
9. Bereiten Sie sich auf den Start vor. Starten Sie gegen den Wind. Sie dürfen immer vor allen anderen Flugzeugen starten.
10. Heben Sie den Stift hoch und beginnen Sie zu schreiben.
11. Schreiben Sie das Datum und die genaue Uhrzeit auf.
12. Was ist seit Ihrem letzten Flug passiert?
13. Fällt Ihnen auf, dass andere (Freunde, Familienmitglieder, Partner) sich Ihnen gegenüber anders verhalten?
14. Sind jene alten Tagträume immer noch verlockend?
15. Wie geht es Ihnen mit den Widerständen (siehe Flug 101)? Schreiben Sie eine ausführliche Geschichte über Ihre Schwierigkeiten, neue Ideen aufzunehmen – aber hören Sie nicht auf, wenn Sie meinen, Sie kämen schon irgendwie damit zurecht.
16. Ich möchte nicht …
17. Ich würde liebend gern …
18. Legen Sie das Buch sofort beiseite, wenn der Wecker klingelt, auch wenn Sie mitten im Satz sind. Besser eine abrupte Landung als ein zielloses Dahintreiben. Legen Sie das Logbuch auf Ihren Schoß, schließen Sie die Augen und lauschen Sie auf alle Geräusche um Sie herum. Lassen Sie meine CD Mind Music laufen, um Ihre Gedanken zu erden.
Nehmen Sie viel später, wenn Sie längst wieder in die Flugzeughalle im Hier und Jetzt zurückgekehrt sind, Ihr Logbuch zur Hand und lesen Sie vom ersten bis zum letzten Eintrag. Ergänzen Sie alles, was Ihnen wichtig erscheint, besonders alle körperlichen, emotionalen, spirituellen Veränderungen und die Veränderungen in Ihren Vorstellungen.
Eine ausgefallene Philosophie nützt nicht mehr viel, wenn der Gerichtsvollzieher an die Tür pocht und die Miete eintreibt:
„Ach, Entschuldigung, ich muss eben noch meine tägliche Unterredung mit den Sternenwesen zu Ende führen, dann habe ich Zeit für Sie – nehmen Sie sich doch einfach ein Kissen und meditieren Sie ein, zwei Stunden für das Wohlergehen der Orangenbäume in Kalifornien …“
Nein, ich glaube nicht, dass das so geht.
Um Freude an unserem eigenen Dasein zu haben und um gut für uns zu sorgen, müssen wir Enttäuschungen in den Griff bekommen, auch Ärger, Leiden, das durch Täuschungen und Illusionen entsteht, sowie all die eingebildeten Verletzungen, die wir von der Wiege bis zur Bahre herumschleppen, … alles, was schließlich die Realität ist! Das zauberhafte Leben gelingt uns nur, indem wir kopfüber in das Durcheinander springen, das die meisten von uns vernünftiger Verstand nennen.
Dummerweise gleicht der noch nicht neu geordnete Verstand einem Schwalbenschwarm im Frühling: Alle Vögel flattern am Himmel herum, jeder schießt einzeln herab, steigt wieder auf und schnappt im Flug nach winzigen Leckerbissen. Jedes einzelne Tier gibt sich ganz der Aufgabe hin, sein Nest des letzten Jahres für eine neue Familie zu renovieren. Jedes konzentriert sich auf seine eigenen unmittelbaren Bedürfnisse. Eine übergeordnete gemeinsame Aufgabe ist nicht im Blick. Im Laufe des Sommers verlassen die Jungvögel das Nest und fliegen zum ersten Mal allein.
Allmählich richtet sich der bisher zerstreute „Geist“ aller Vögel auf eine einzige Absicht:
Wenn der Winter naht, fliegen sie die enormen Strecken von Stuttgart nach Sydney, von Amsterdam nach Adelaide, von Belgrad nach Brisbane. Um das zu schaffen, müssen sie als eine Einheit unterwegs sein, wie ein Kopf handeln, verbunden und zielgerichtet.
Genau wie die Schwalben im Herbst sind wir selbst mit zig Milliarden Gedanken gesegnet; der Trick besteht darin, dass wir ihnen den Formationsflug beibringen.
Denn wenn man um die halbe Welt fliegen will und nicht größer als eine Handfläche ist, muss man alle seine Absichten und Körperkräfte darauf konzentrieren.
Und das führt uns zu einem der größten Widersprüche des zauberhaften Lebens.
Buckminster Fuller (1895 – 1983, ein amerikanischer Architekt und Erfinder) beschreibt ein Phänomen aus der Natur, das er „Präzession“ nennt; es besagt, dass wichtige Ereignisse oft im rechten Winkel (90 Grad) zur Richtung der wirkenden Kraft geschehen.
Erklären können wir die Präzession am Königreich (eigentlich Königinnenreich) der Bienen. Die Arbeitsbiene richtet ihr ganzes Leben darauf aus, Nektar zu sammeln. Doch daran denkt sie nicht: Während sie mit ihrem Kopf alle möglichen Verrenkungen macht, um das köstliche Zeug tief in der Blüte herauszusaugen, wischt sie den Pollen ab, der an ihrem Hinterteil klebt. Das bedeutet, die Blumen werden bestäubt, was wiederum bedeutet, dass nächstes Jahr wieder Blumen blühen, und so weiter …
Wenn wir uns auf ein einziges Konzept versteifen, um dadurch unsere Träume zu verwirklichen, dann bekommen wir vielleicht den Nektar, doch wir verpassen die Bedeutung des Pollens. Er kreuzt unseren erwünschten Weg sozusagen im rechten Winkel. Wir haben keinen Raum gelassen für diese natürliche Präzession. Wenn wir unsere Ambitionen an der kurzen Leine führen und alle anderen Optionen ausschließen, dann hören wir den Telefonanruf nicht, wenn er aus einer Richtung kommt, aus der wir ihn nicht erwarten. Wenn das Telefon tatsächlich klingelt – und das wird es immer tun –, stellen wir den Anruf meist derart zaghaft und misstrauisch infrage, dass die Natur beim Warten die Geduld verliert und auflegt.
Es ist wirklich so, dass die meisten von uns so konditioniert sind, dass uns der Zauber des Lebens entgeht, die freudige Erkenntnis, dass die Wünsche von uns einfachen Sterblichen immer noch geringer sind als das, was uns alles zugedacht ist!
Die gleiche Gefahr besteht, wenn wir uns zu eng auf unsere Wünsche konzentrieren.
Um das zu vermeiden, empfehle ich eine Jahrtausende alte Methode. Mit ihr können wir den Verstand von diesen zig Milliarden schwirrender Gedanken erlösen, ohne 19 000 Kilometer nach Australien reisen zu müssen, ja, wir müssen uns dafür nicht einmal aus unserem Polstersessel bequemen. Was für ein Glück!
In Esoterikkreisen heißt diese Übung Mantras rezitieren. Ein Mantra ist ein kurzer Spruch, so etwas wie ein Buch in Kurzform für faule Leser. Oder vielleicht eine bequeme Art, wie „Erleuchtete“ Kurzschrift miteinander reden.
Nichts hilft Ihnen besser, sich an etwas zu erinnern, als die Wiederholung. Das ist ganz einfach die Kunst der Gehirnwäsche.
Das hat gar nichts mit Religion zu tun.
Nehmen wir doch mal an, Sie wollen Mantras rezitieren, dann können Sie mit einem ganz bekannten beginnen, dem tibetischen Om Mane Padme Hum. Dieses Beispiel zeigt sehr schön, wie eine endlose Wortwiederholung einen Rhythmus aufbaut, der nach und nach den ganzen Verstand in Anspruch nimmt und ausfüllt.
→ Es steht Ihnen völlig frei, die tibetischen Worte zu verwenden oder, für den Anfang vielleicht noch besser: Suchen Sie sich irgendein Wort, das auf einen Vokal endet; das könnte auch Ihr Name sein. Setzen Sie sich ruhig hin und wiederholen Sie das Wort eine halbe Stunde oder länger.
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