Deep Field Relaxation, wie ich es unterrichte, unterscheidet sich stark von Handbüchern und Lehrbüchern über das Heilen. Sie haben einen ganz anderen Aufbau. Die Methode ist für mich nicht „meine Arbeit“, sondern vielmehr eine Lebensweise im Licht der Liebe. Sie öffnet unser Leben für das Feld, eigentlich in das Feld der Tiefenentspannung hinein.
Und wie könnte man die Kräfte, die das Leben einen und vereinen, besser teilen und mitteilen als in einer Geschichte?
Warum also erzählen wir Geschichten? Warum können wir uns an Märchen so gut erinnern und warum erzählen wir unsere Lieblingsmärchen gern weiter? Welche historische Erinnerung drückt sich in den überlieferten Geschichten aus? Nun, solange es Menschen gibt, haben alte Gesellschaften und Stammeskulturen ihr Wissen durch die Überlieferung bewahrt, auf diese Weise ihre Entdeckungen und Vorstellungen verbreitet und dadurch besondere Bewusstseinszustände hervorgerufen; doch nicht nur das. Geschichtenerzählen öffnet die Türen zur Fantasie, umreißt den Sinn unseres Seins, unsere Ziele und Zukunftsaussichten. Geschichtenerzählen macht „Zauberei“ und Veränderung für jeden von uns möglich. Ich mag diese mühelose Art und Weise, Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, Informationen und Erfahrungen „herunterzuladen“, die ich auf Reisen und in meinen Studien gesammelt habe
Wie zur Bestätigung, dass ich damit richtig liege, hören Sie vielleicht mit Interesse die Worte von Paracelsus, dem berühmten Schweizer Arzt des beginnenden 16. Jahrhunderts, der einmal sagte: „Der Heiler sollte nicht die nackte Wahrheit sagen. Er soll Bilder benutzen, Allegorien, Figuren, wundersame Sprache und andere verborgene Umwege.“ Genau das meine ich mit Geschichtenerzählen.
Die Zeilen und Seiten, die Sie hier zunächst lesen werden, bereiten Sie darauf vor, die Grundlagen meiner DFR-Methode mit Leichtigkeit aufzunehmen; DFR steht für Deep Field Relaxation, das ist die „Heilmethode“, die ich vor 40 Jahren begründet habe. Zum Glück brauchen Sie keine 40 Jahre zum Lernen, das ganze Wissen ist in diesem Buch wie in einer guten zip-Datei für Sie komprimiert worden, aber nehmen Sie sich bitte die Zeit, langsam voranzugehen, kosten Sie die Erfahrung aus, führen Sie die vorgeschlagenen Übungen mit dem Logbuch durch. Es geht hier darum, Ihre eigene Geschichte neu zu erzählen. Dabei entwickeln Sie auch die Disziplin, bestimmte Übungen jeden Tag auszuführen, und Ihre Selbstsicherheit, ein erfolgreicher DFR-Anwender zu werden, nimmt zu.
Ich lade Sie ein, zuerst die Geschichten zu lesen und sich dann mit der DFR-Methode zu befassen und damit zu experimentieren, also erst in Kapitel 18 und in den Kapiteln 36 bis 41.
Der Grund dafür ist folgender: Hinter jeder unbeschwert erzählten Geschichte verbirgt sich eine subtile Botschaft der Weisheit, die sich Ihnen erschließt, wenn Sie über die Grundlagen von DFR lesen. Sie stimmen sich also erst in die Frequenz des Neuen ein, dann – immer noch entspannt und lächelnd – lassen Sie sich auf die neuen Möglichkeiten ein, hegen und pflegen Sie die Samen Ihrer neuen Bewusstheit und kommen zu neuen Schlussfolgerungen. Dann können Sie getrost die Wahrheiten von DFR erkennen und sofort anwenden.
Lassen Sie Erfahrungen und Gefühle kommen und gehen.
Erkennen Sie an, dass wir nicht wissen. Wenn wir zugeben, dass es so vieles gibt, was wir nicht wissen, und vieles, was wir auch nicht wissen müssen, dann können wir die klare Absicht entwickeln: „Ich möchte lernen, mich und andere zu heilen. Ich bin bereit, in der Heilkunst zu dienen.“
Kleben Sie nicht an der Erwartung eines bestimmten Ergebnisses und übernehmen Sie trotzdem die Verantwortung für das, was Sie tun. Dann wird es uns gelingen, anderen die Freiheit zu lassen, den Veränderungsprozess zu wählen, an den sie selbst glauben.
Eine kleine Warnung: Die Nachwirkungen unserer gemeinsamen Reise werden lange anhalten – eine tiefgreifende Erweiterung des Bewusstseins und veränderte Wahrnehmung, eine ausgelassene Heiterkeit und die Bereitschaft, aus den Beschränkungen herauszutreten, die andere die Wirklichkeit nennen. Sind Sie bereit? Los geht’s!
Möge Ihr Leben immer erfüllt sein von Liebe, Licht und Lachen!
Aroha Nui
Clif
Ich höre unheimlich gern Geschichten und ich erzähle Geschichten mit Begeisterung. Ich hatte nie einen Guru; Avatare lassen mich kalt; akademischer Sprache kann ich nichts abgewinnen. Hochtrabende Formulierungen und überhebliche Standpunkte sind nichts für mich.
Wir leben, damit wir lieben; wir atmen, um zu hüpfen und zu tanzen, um die Ängste zu überwinden, die durch die Nachrichtenmacher künstlich geschürt werden. Lehrbücher lenken unsere Aufmerksamkeit ab von dem Vergnügen, der Morgendämmerung zuzuschauen, sie lenken uns ab von dem himmlischen Gefühl bei einem tiefroten Sonnenuntergang; von der unglaublich überwältigenden Farbe eines Blümchens.
„Optimismus“ hat keinen Platz in meinem Leben – er lenkt uns ab von der Wahrheit, dass wir jetzt lebendig und bewusst sind. Einatmen … ausatmen. Ah!
Alle Geschichten sollten anfangen mit:
Der dreijährige Sasha lebte mit seiner Mutter, seinem alkoholkranken Vater und ungefähr 150 Verwandten, zusammengepfercht in einer winzigen Wohnung in einer Moskauer Arbeitersiedlung.
Er litt an Kinderlähmung und seine Muskeln waren zu schwach zum Sitzen und erst recht zum Laufen. Ansonsten war er ein aufgeweckter, fröhlicher Junge.
Als seine Mutter den Behandlungsraum betrat, sah sie sich um und wollte eigentlich schon wieder gehen, abgeschreckt von der Hitze, dem Gestank der offenen Kanalisation vor dem Fenster und dem trostlosen Ausblick auf die Ölraffinerie. „Mir bleibt nur noch die Hoffnung“, sagte sie, hoffnungslos seufzend, „weil ich schon alles versucht habe, was ich konnte, doch nichts hat geholfen“. Sasha war ganz anders drauf. Er legte sich hin mit einem breiten Lächeln, als wäre die Sonne nur für ihn erschaffen worden.
Seine strahlend blauen Augen in dem kleinen, runden Gesicht beobachteten alles, was ich machte, ganz genau. Er sprach kein Englisch und ich konnte nur ein paar Brocken Russisch, deshalb nickten wir uns oft zu, schnitten Grimassen und fanden langsam in eine Ruhe.
Dann hörte ich, wie er leise mit sich selbst sprach. Erst konnte ich ihn kaum verstehen, doch ich kannte das Wort, das er dauernd wiederholte: „Khoroshò, Khoroshò“, „so gut, soo guut, sooo guuuut.“
Im Laufe der nächsten Wochen kam er mit seiner Mutter mehrmals wieder. Allmählich trat eine Veränderung ein, bis zu dem Tag, an dem Freudentränen die Ängste der Mutter ablösten; wir erlebten, wie er sich stolz aufsetzte und dann vom Bettrand aufstand. Sein wonnevoller Gesichtsausdruck war ein Bild für die Götter – er strahlte wie ein Kleinkind im Krabbelalter, das plötzlich laufen gelernt hat.
Seine Mutter erzählte noch eine andere tolle Geschichte. Als sie eines Tages von der Behandlung bei mir nach Hause kamen, sagte er zu seiner Großmutter: „Babuschka, ich bin Clif, leg dich hin und ich heile deine Beschwerden und Schmerzen.“
Klar ist, dass wir gemeinsam der Natur die Chance gegeben hatten, das zu tun, was sie am besten kann. Die Natur will, dass sich alles zum Besten entwickelt. Einstein formulierte es ungefähr so: „Die Natur strebt immer nach Harmonie.“
Wenn wir dieses unabänderliche Gesetz nach und nach begreifen, können wir Wunder geschehen lassen, ohne unser Ego zu bemühen oder unseren vernünftigen Verstand in Aufruhr zu versetzen.
Für Sasha hat damals niemand etwas Ungewöhnliches gemacht! Niemand war jemand Besonderes! Zeit, Ort und Umgebung für Sashas Veränderung stimmten einfach, alle Faktoren passten zusammen und führten zu einem völlig angemessenen, stimmigen Ergebnis.
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