Ganz und gar unerklärlich, äußerst erschreckend waren die Geschehnisse in Stade. Und außerdem geradezu bestürzend, weil ich doch gerade dort war, als es passierte. Und zwar auf Grund eines spontanen Entschlusses. An den Einsatz der Pistole wagte ich dabei gar nicht zu denken. Hier stieß ich bei meinen Überlegungen an eine Wand. Diesen Teil der Ereignisse versuchte ich wegzuschieben. Daran durfte ich jetzt nicht denken.
Eher müsste es doch möglich sein, das Rätsel zu lösen, wie jemand es geschafft hatte, meine Schlüssel zu entwenden. Hätte ich den Täter, könnte ich damit das Problem lösen und vielleicht meinen Kopf aus der Schlinge ziehen.
Bildhaft gesprochen könnten die Schlüssel in meinem Schreibtisch auch gleichzeitig der Schlüssel zur Lösung des Falles sein.
Mein Büro wurde natürlich bei meiner Abwesenheit, auch während der Strafsitzungen, immer von mir abgeschlossen. Mit dem allgemeinen Schlüssel, über den die Kollegen, die Geschäftsstellen, praktisch jeder im Landgericht verfügte. Während meiner Arbeitszeit war die Bürotür normalerweise offen, auch wenn ich im Haus herumlief, um etwas zu erledigen.
Mein Inneres sträubte sich dagegen, dass irgendjemand aus dem Gericht mit der Sache zu tun haben könnte. Na klar, auch ein Besucher hätte theoretisch die Möglichkeit, bei meiner Abwesenheit kurzfristig im Büro zu verschwinden, ein Rechtsanwalt, ein Beteiligter an einer Verhandlung. Der Personenkreis war nahezu unüberschaubar. Und außerdem kam ich doch damit der Lösung des Rätsels kein bisschen näher, denn derjenige müsste noch dazu an das Pappkästchen mit den Schlüsseln herankommen. Und das hatte ich selbst ja erst gefunden, nachdem ich in allen Schubladen nachgesehen hatte. Außerdem müsste die Person wissen, dass dort Schlüssel für Haus und Safe aufbewahrt werden.
Ich merkte, wie langsam eine kalte Wut in mir hochstieg. Meine Hände krampften sich um die Armlehnen. Irgendjemand führte mich hier gewaltig an der Nase herum, hatte es massiv auf mich abgesehen. Ja, man wollte mir sogar einen Mord, beziehungsweise Mordversuch in die Schuhe schieben. Und zwar eine Person aus meinem Umfeld. Jemand, den ich wahrscheinlich kannte, dem ich möglicherweise oft in die Augen gesehen hatte. Dieser Jemand musste mich grenzenlos hassen.
Der Gedanke erschütterte mich. Das passte eigentlich nicht in meine heile Welt. Wobei, so ganz heil war sie nicht. Denn meine Strafverhandlungen führten mich doch immer wieder in menschliche Abgründe. Unglaubliche, auch äußerst brutale Konflikte, in die ich eintauchen musste. Jetzt hatte es mich selbst und ganz ungeheuerlich getroffen.
Ich merkte, wie meine innere Widerstandskraft wuchs. Nein, ich würde mich der Situation nicht kampflos beugen. Nielsens Reaktion gab mir zu denken. Sicher, die Polizei würde ihre Arbeit machen, aber ich würde dem nicht tatenlos zusehen. Es handelte sich um mein Schicksal. Ich würde kämpfen.
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