Vertrauen siehe Charakter, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, Hingabe, Liebe, Rechenschaft, Treue, Verletzlichkeit
Verzweiflung siehe Krisen
Vorurteile und Spekulation
Täglich treffen wir Dutzende von Annahmen über alle möglichen Dinge. Ohne vorausschauende Vermutungen und Planungen über das Wetter, den Verkehr, was wir essen oder arbeiten werden oder unsere Beziehungen wäre ein geregeltes Alltagsleben unmöglich. Viele unserer Annahmen sind harmlos und viele sind notwendig – wie z. B. sich darauf zu verlassen, dass die Schwerkraft weiterhin wirksam ist. Annahmen können jedoch auch unzutreffend und schädlich sein, wenn wir ihretwegen so handeln, dass es negative Auswirkungen hat. Zum Beispiel stellen wir Vermutungen über Menschen anhand ihrer Frisur oder ihrer Kleidung an und finden womöglich später heraus, dass wir völlig falsch lagen. Solche Annahmen nennt man auch Vorurteile.
Andere Menschen zu beurteilen ist für die meisten von uns ein völlig automatischer Vorgang. Wir sehen ein Kind, das sich danebenbenimmt, und beschuldigen die Eltern, es nicht richtig zu erziehen. Wenn jemand für seine Überzeugungen eintritt, stecken wir ihn sofort in eine bestimmte Schublade. Das Problem mit solchen Vorurteilen ist, dass wir die Worte und Taten der Person wie durch einen negativen Filter wahrnehmen. Unsere Perspektive verengt sich, sodass wir nur die (vermeintlichen) Fehler dieser Person sehen. Die Bibel warnt uns davor, andere vorschnell zu verurteilen. Wenn wir andere beurteilen, glauben wir, ihre Gedanken und Beweggründe zu kennen und fühlen uns daher berechtigt, ein Urteil über sie zu sprechen. Doch nur Gott kennt das Herz eines Menschen. Bevor wir vorschnelle Schlüsse ziehen, ist es hilfreich, sich an Verletzungen zu erinnern, die andere uns durch ihre Vorurteile zugefügt haben. Dies weitet unseren Blickwinkel und hilft uns, den negativen Filter loszuwerden, der dazu führt, dass das Ansehen des anderen beschmutzt wird. Wenn wir andere ansehen, wie Jesus sie angesehen hat, als Gottes Kinder, die aller Liebe und Zuwendung wert sind, wird Gnade die Verurteilung ersetzen.
Wie entstehen Vorurteile? Welche Gefahren liegen darin?
1. Samuel 1,12-15: Eli beobachtete sie, während sie lange Zeit zum HERRN betete. Er sah, dass ihre Lippen sich bewegten, aber er hörte nichts, weil Hanna nur im Stillen für sich betete. Er dachte deshalb, sie habe getrunken.
Manchmal nimmt man an, die Antwort zu kennen, bevor man überhaupt eine Frage gestellt hat. Vorurteile sind ungerecht, denn sie fällen ein Urteil über eine andere Person, bevor man die Fakten kennt.
Hiob 11,13-14: »Und nun bring dein Herz in Ordnung und breite deine Hände betend zu Gott aus! Wende dich von aller Sünde ab und lass keine Falschheit bei dir zu.«
Manchmal stellt eine Annahme auch die richtigen Fragen, kommt aber zu schnell zu einer Antwort. Hiobs Freunde konnten nicht erklären, warum Hiob leiden musste. Also nahmen sie an, er habe gesündigt und so Gottes Strafe auf sich gezogen. Sie stellten die richtige Frage – warum? – aber kamen zu einer falschen Antwort.
Jona 3,10; 4,1-2: Als Gott sah, dass sie von ihren schlechten Wegen umgekehrt waren, bedauerte er, dass er ihnen Unheil angedroht hatte und verschonte sie … Doch Jona wurde darüber sehr böse und zornig. Er beklagte sich beim HERRN.
Apostelgeschichte 9,13: »Aber, Herr«, rief Hananias aus, »ich habe gehört, wie viel Schlimmes dieser Mann den Gläubigen in Jerusalem angetan hat!«
Manchmal veranlassen dich Vorurteile, Menschen aufzugeben, anstatt sie mit Gottes Augen zu sehen. Jona war der Meinung, dass die Menschen von Ninive Gottes Rettung nicht verdienten, weil sie zu einem heidnischen Volk gehörten. Ananias nahm an, dass Paulus niemals zum Glauben kommen würde, weil er schlimme Geschichten über ihn gehört hatte. Wer geistliche Urteile über andere fällt, zweifelt daran, dass der allmächtige Gott die Macht hat, Leben zu ändern.
Lukas 8,35-36: Bald war Jesus von Menschen umringt, die selbst sehen wollten, was geschehen war. Als sie den Mann, der von Dämonen besessen gewesen war, bekleidet und völlig bei Verstand friedlich zu Füßen von Jesus sitzen sahen, überkam sie Furcht. Diejenigen, die alles mit eigenen Augen gesehen hatten, erzählten ihnen, wie der Besessene geheilt worden war.
Gib bei niemandem die Hoffnung auf, dass er oder sie sich noch ändern könnte. Gottes Macht kann jeden zu einer Lebensänderung führen.
Was bedeutet es, über andere zu spekulieren? Warum ist das nicht ratsam?
1. Timotheus 1,4: »Lass nicht zu, dass die Menschen ihre Zeit mit endlosen Spekulationen über Fabeln und Stammbäumen vergeuden. Denn das führt nur zu Streit und hilft nicht, ein Leben im Glauben an Gott zu führen.«
Falsche Annahmen können zu Streit führen und Beziehungen vergiften. Wenn wir darauf bestehen, Recht zu haben, unterstellen wir den anderen, dass sie Unrecht haben und setzen alles daran, dies zu beweisen. Dadurch geraten wir in die gefährliche Lage, den anderen zu beurteilen und womöglich jemanden für schuldig zu halten, der unschuldig ist. Zudem machen wir uns lächerlich, wenn sich später herausstellt, dass unsere Annahmen falsch waren.
1. Mose 43,18: »Sie erschraken, weil sie in Josefs Palast gebracht wurden, und sagten zueinander: ›Das geschieht sicher wegen des Geldes, das beim letzten Mal wieder in unsere Säcke geraten ist. Jetzt wird man uns verhaften, unsere Esel wegnehmen und uns versklaven.‹«
2. Samuel 10,2-3: Doch als die Gesandten Davids im Land der Ammoniter eintrafen, sagten die führenden Männer des Landes zu Hanun, ihrem Herrn: »Glaubst du wirklich, David schickt diese Männer, um deinen Vater zu ehren und dir sein Beileid zu übermitteln? Nein, David hat sie zu dir geschickt, damit sie die Stadt auskundschaften, sodass er kommen und sie erobern kann.«
Angst kann dich dazu verleiten, das Schlimmste von Menschen und ihren Absichten zu erwarten. Wer grundsätzlich das Schlimmste annimmt, wird leicht grundlos misstrauisch und wird andere verletzen sowie sich selbst eine Menge Stress verursachen.
Sprichwörter 25,7-8: Wenn du etwas gesehen hast, geh deswegen nicht gleich vor Gericht. Du könntest eine schmerzliche Niederlage vor deinem Nachbarn erleiden.
Häufig treffen wir Annahmen zu schnell. Wer ein vorschnelles Urteil fällt, bevor er alle Fakten kennt, wird eine schlechte Entscheidung treffen, die er später bereut.
1. Chronik 19,2-3: David sagte: »Ich will Hanun gegenüber loyal sein, denn sein Vater Nahasch hat sich immer loyal mir gegenüber verhalten.« Und er schickte Gesandte, die Hanun sein Beileid zum Tod seines Vaters übermitteln sollten. Doch als die Gesandten Davids mit ihrer Botschaft im Land der Ammoniter eintrafen, um ihm das Beileid auszusprechen, sagten die führenden Männer des Landes zu Hanun: »Glaubst du wirklich, David schickt diese Männer, um deinen Vater zu ehren und dir sein Beileid zu übermitteln? Nein, sie sind zu dir gekommen, damit sie das Land auskundschaften, sodass er kommen und es erobern kann!«
Erwarte von anderen nicht das Schlimmste. Dann verpasst du es vielleicht, wenn sie dir ihr Bestes geben wollen.
Josua 22,11-16.21-24: Als das übrige Israel hörte, dass sie auf der Seite der Israeliten, in Gelilot im Land Kanaan, einen Altar errichtet hatten, kam die ganze Gemeinde bei Silo zusammen und rüstete zum Kampf gegen ihre Bruderstämme. Zunächst sandten sie jedoch eine Abordnung … zu ihnen nach Gilead … Als sie in das Land Gilead kamen, sagten sie … »Die Gemeinschaft des HERRN lässt euch ausrichten: ›Warum verratet ihr den Gott Israels?‹ …« Da antworteten die Leute von Ruben, Gad und dem halben Stamm Manasse … »Aber der HERR weiß … dass wir den Altar nicht errichtet haben, um uns vom HERRN abzuwenden … Wir haben diesen Altar nur deshalb errichtet …«
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