But I just can’t have my way
And I’m afraid to go to sleep
’Cause tomorrow is today
I don’t care to know the hour
’Cause it’s passing anyway
I don’t have to see tomorrow
’Cause I saw it yesterday …
Oh, my, I’m goin’ to the river
Gonna take a ride and the Lord will deliver me
Make my bed, now I’m gonna lie in it
If you don’t come, I’m sure gonna die in it
Too late, too much givin’
I’ve seen a lot of life and I’m damn sick of livin’ it
I keep hopin’ that you will pass my way.
„Wir schrieben das Jahr 1970, ich war 21 geworden und hatte noch immer kein Geld“, sagt Billy. „Ich hatte keine Wohnung. Aus dem Rock House war ich ausgezogen, anschließend hatte ich ein paarmal bei meiner Mutter übernachtet. Aber wenn du wieder bei deinen Eltern einziehst, ist das wirklich der Punkt, wo du dir dein Scheitern eingestehen musst. Um das zu vermeiden, zog ich lieber herum wie ein Obdachloser und übernachtete bei Freunden auf der Couch, manchmal in Autos, die nicht abgeschlossen waren, oder in der Wärme eines Waschsalons. Nächtelang fuhr ich mit der U-Bahn durch Queens, und ich schlief sogar im Wald.“
Immerhin sprachen er und Jon nach einer Weile wieder miteinander, wobei die Tatsache, dass Elizabeth sich immer noch nicht sehen ließ, den Waffenstillstand erleichterte. Jon erinnert sich: „Eines Tages sagte ich zu Billy: Weißt du was, wir ziehen heute Abend los und gehen in eine Bar, bring ein paar Mädchen mit, wir machen dann schon was los. Aber er lag einfach nur da und brachte keinen Satz heraus. Schließlich sagte er: Ich glaube, ich bring mich um oder sowas. Und ich antwortete darauf: Dann tu das. Mach schon. Bring dich um. Bring’s hinter dich. Denn so, wie es jetzt ist, kann das auch nicht weitergehen. Und dann ließ ich ihn allein und ging aus. Und als ich wiederkam, lag er auf dem Boden.“
„Ich fühlte mich so elend“, sagt Billy. „Ein wohlmeinender Freund hatte mir ein paar Pillen besorgt, Nembutal, um die schlimmen Schuldgefühle und Panikattacken zu lindern. Als ich dann bei meiner Mutter in Hicksville war, dachte ich: Naja, ich habe ja diese Pillen, da könnte ich sie doch auch nehmen.“
Billys Schwester Judy erzählt die Geschichte so: Billy hatte Jon angerufen, um sich für sein Verhalten zu entschuldigen, für das er sich trotz der Versöhnung noch immer schämte, und als Jon kam, lag Billy bewusstlos am Boden. Jon und Billys Mutter riefen einen Krankenwagen, und Billy kam in die Klinik. „Als ich dort aufwachte und hörte, dass sie mir den Magen ausgepumpt hatten“, meint Billy, „dachte ich als erstes: Na toll, nicht einmal das kriege ich richtig hin. Für mich war das nur ein neuerliches Versagen.“
Billy wurde schließlich entlassen, nur um binnen weniger Wochen wieder eingeliefert zu werden.
„Ich fühlte mich so schuldig, so verzweifelt und hoffnungslos, und in dem Wandschrank zu Hause entdeckte ich zwei Flaschen mit einem Totenkopfsymbol“, erinnert sich Billy. „Die Bleiche sah nicht besonders lecker aus, also trank ich lieber die Möbelpolitur Old English Scratch Cover [und nicht, wie gern berichtet wurde, Lemon Pledge, die zumindest nach Zitronen gerochen hätte].
Anschließend ließ ich mich auf einen Sessel fallen und wartete auf den Tod. Ich dachte: Hier sitze ich jetzt, und hier werde ich sterben. Letzten Endes saß ich da und polierte die Möbel meiner Mutter mit jeder Menge Fürzen. Judys Mann Frank Molinari war dann schließlich derjenige, der mich ins Krankenhaus bringen musste. Noch auf dem Weg dahin dachte ich mir: Das ist so blöd. Das ist doch nur noch albern. Ich brauche Hilfe. Zumindest war ich noch soweit klaren Geistes, dass ich mich selbst zur Beobachtung in die Psychiatrie des Meadowbrook Hospitals einweisen ließ.“
Dort blieb er drei Wochen. Später berichtete er, es sei dort tatsächlich so gewesen wie im Film Einer flog übers Kuckucksnest: „Da ging man zum Schwesternzimmer und bekam einen kleinen Plastikbecher mit Pillen, und sie studierten deine Krankenakte. Einmal sagte ich: Hey, mir geht’s gut. Die da, die sind verrückt. Aber mir geht’s gut. Und die Schwestern guckten mich bloß an, wie ich vor ihnen stand, mit meinen langen Haaren und einem Schnurrbart wie Ludwig XIV., und antworteten: Aber sicher, Mr. Joel. Hier ist Ihre Medizin.
Schließlich konnte ich es nicht mehr erwarten, bis ich da wieder rausdurfte. Wir alle schliefen in einem großen Schlafsaal auf Pritschen, einer direkt neben dem anderen. Der Typ neben mir hat die ganze Zeit gestöhnt, und ein anderer schrie dauernd. Es war wie in der Klapsmühle, ein sehr furcht einflößender Ort.“ Nach drei Wochen, in denen Billy mit einer ganzen Armee von Ärzten gesprochen hatte, die endlich überzeugt davon waren, dass er sich nichts mehr antun würde, wurde er wieder entlassen.
„Ich trat ins Freie. Daran erinnere ich mich deswegen, weil es dort eine elektrisch gesteuerte Tür mit Riegeln gab, die so ein hallendes Geräusch machte – schlonk, wie eine Gefängnistür. Dann ging ich die Carman Avenue hinunter, am Nassau County Jail vorbei, und dachte nur: Guck nach vorn, nicht nach hinten. Per Anhalter fuhr ich zu meiner Mutter.“
Die Zeit im Krankenhaus war für ihn eine Lektion Wirklichkeit und impfte ihn gründlich gegen Selbstmitleid: „Auf dieser Beobachtungsstation, mit diesen ganzen zutiefst gestörten Patienten, wurde mir klar, dass meine Lage überhaupt nicht schlimm war, verglichen mit dem, was die anderen durchmachten. Die meisten Leute, mit denen ich dort eingesperrt war, würden nie in der Lage sein, ihre Schwierigkeiten zu meistern, wohingegen meine Probleme alle hausgemacht waren. Das kann ich in Ordnung bringen, dachte ich. Insgesamt war es wohl eine der besten Entscheidungen, die ich je gefällt habe, denn damals habe ich gelernt, nie wieder so in Selbstmitleid zu versinken, dass ich nicht mehr klar denken kann. Ich glaube, da habe ich die Haut eines Rockstars wirklich abgelegt.“
Kurz nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus begegnete Billy Irwin Mazur, der diese Begegnung heute so schildert: „Ich fragte ihn: Was zur Hölle hast du angestellt? Und Billy sagte: Ich habe Möbelpolitur getrunken. Dann fügte er hinzu: Hör mal, meine Zeit als Musiker ist vorbei. Als ich ihn fragte, ob er Songs geschrieben hatte, sagte er Ja. Damals hatte er schon ‚She’s Got A Way‘, ‚Why Judy Why‘ und ‚Everybody Loves You Now‘ in der Tasche. Die spielte er mir vor. Und dann sagte er: Ich bin jetzt soweit.“
Billy war fest entschlossen, einen Interpreten für seine Songs zu suchen, idealerweise einen Künstler, den er bewunderte; ansonsten wollte er einen anderen Weg im Leben einschlagen und sich auf andere Weise sein Geld verdienen. „Pass auf“, warnte er Irwin, „ich gehe in den Mittleren Westen. Ich werde Bartender. Mir hängt das alles hier zum Hals raus. Wenn nicht bald etwas passiert, dann halte ich nicht mehr länger durch.“

Vorherige Seite: Aus der Fotosession für seine erste Columbia-LP, 1974. „From a town known as Oyster Bay, Long Island / Rode a boy with a six-pack in his hand.“
Anfang der Siebzigerjahre, als Billy Joel einen letzten Anlauf unternahm, um es doch noch als Musiker zu schaffen, war die Ära der Singer-Songwriter angebrochen – eine Zeit, in der Joni Mitchell, Carole King, James Taylor und andere empfindsame Balladensänger große Erfolge verbuchten. Folk-Rock wandte sich allmählich von den eher traditionellen, konventionellen Mustern seiner eigentlichen Wurzeln ab und wurde zu einer Plattform für den Blick auf die eigenen Gefühle. Allerdings mochte Billy auch unter diesen neuen Stimmen immer noch am liebsten den kehligen, rückwärtsgewandten Stil eines Gordon Lightfoot. Die neue, mehr auf ihre Texte konzentrierte Garde zählte ebenso wie die vom Rock beeinflussten Musiker Neil Young oder Jackson Browne zu den einflussreichsten Größen ihrer Zeit – ganz besonders für einen aufstrebenden Solokünstler, der noch immer seinen eigenen Weg suchte. „So etwas würde ich auch gerne machen“, dachte Billy damals, als er sich mehr und mehr mit dieser Stilrichtung beschäftigte. Allerdings legte er nicht mehr so viel Wert darauf, selbst auf der Bühne zu stehen. „Ich will kein Rockstar mehr sein“, dachte er. „Ich möchte Songs für andere schreiben.“ Aber Irwin Mazur machte seinem jungen Schützling klar: „Alle Größen im Musikgeschäft, mit denen ich gesprochen habe, sagen dasselbe: Wenn du willst, dass deine Songs gehört werden, dann solltest du erst einmal eine eigene Aufnahme davon machen.“
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