DAS MAINZER SCHLOSS
Glanz und Elend
einer kurfürstlichen Residenz
Herausgegeben von Georg Peter Karn und Matthias Müller
im Auftrag der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege und des Instituts für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
MICHAEL IMHOF VERLAG
Umschlag vorn: Mainz, Kurfürstliches Schloss, Ansicht von Südwesten, Foto: Georg Peter Karn, GDKE, LD
Umschlag hinten, S. 15:
Franz von Kesselstatt, Kurfürstliches Schloss und Martinsburg vom Rheinufer aus, nach 1806, GDKE, LMM, Inv. Nr. GS 0/2084, Foto: Ursula Rudischer
Frontispiz
: Kurfürstliches Schloss mit ehem. Stiftskirche St. Peter, Lithografie von Ch. J. Hullmandel nach Samuel Prout, 1833, GDKE, LD, Foto: Helga Eckert
S. 6:
Kurfürstliches Schloss, Hoffassade des Rheinflügels, Foto: Georg Peter Karn, GDKE, LD
S. 12:
Kurfürstliches Schloss, nordöstlicher Kopfbau, Foto: Georg Peter Karn, GDKE, LD
S. 115:
Christian Georg Schütz d. Ä., Ausblick aus der Martinsburg auf den Rhein, Ölgemälde, 1785, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Inv. Nr. 6434, Foto: Artothek
S. 191:
Stephan Schmitt, Kurfürstliches Schloss mit den napoleonischen Warenmagazinen, Gouache, um 1900, GDKE, LMM, Inv. Nr. GS 1959/7, Foto: Ursula Rudischer
S. 279
: Kurfürstliches Schloss, Fenster auf der Hofseite des Rheinflügels, Foto: Georg Peter Karn, GDKE, LD
© 2021
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Bearbeitung: Georg Peter Karn, Karola Sperber
Reproduktion und Gestaltung: Patricia Koch, Michael Imhof Verlag
Lektorat: Dorothée Baganz, Michael Imhof Verlag
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt
ISBN: 978-3-7319-1178-4
Zum GeleitHeike Otto
VorwortThomas Metz
GrußwortMichael Ebling
EinführungGeorg Peter Karn und Matthias Müller
DAS RESIDENZSCHLOSS
Vom Zufluchtsort des Erzbischofs und des Domkapitels zur kurfürstlichen Residenz. Das Mainzer Schloss und seine BaugeschichteLorenz Frank
Schlossarchitektur als Spiegel höfischer Konkurrenz. Die barocken Erweiterungsbauten des Mainzer Schlosses und das fürstliche Baugeschehen im frühneuzeitlichen ReichMatthias Müller
Eine wohnung … gleichwie es einem grossen herren zukommet. Das Kurfürstliche Schloss und seine InnenräumeGeorg Peter Karn
Die „erneuerte“ Porträtgalerie am Kurfürstlichen Schloss in Mainz. Wandel vom feudalen Herrschersitz zur bürgerlichen Kulturinstitution als städtische Schatzkammer von Wissen, Bildung, Erforschung und VermittlungLuzie Bratner
DER RESIDENZBEZIRK UND DIE STADT
Mit Weinstöcken recht lieblich bepflanzt. Der Mainzer Schlossgarten vom 16. bis zum 18. JahrhundertGeorg Peter Karn
Großartige Freiraumfolgen. Zur stadträumlichen und sozialen Funktion von Gartenanlagen für die höfische Gesellschaft und ihr bürgerliches Umfeld in der Frühen NeuzeitStefan Schweizer
Von der Residenz in der Stadt zur Residenzstadt. Das Mainzer Schloss und sein städtebauliches Umfeld im 17. und 18. JahrhundertChristian Katschmanowski
Schlossbau und räumlicher Kontext. Zur Wechselbeziehung von Architektur, Gartenkunst und Städtebau in der frühneuzeitlichen Residenzstadt MainzSascha Winter
ENDE UND WANDEL DER RESIDENZ
Schlossgarten, Schlossplatz und Ernst-Ludwig-Platz. Metamorphosen zwischen 1774 und 1900Hartmut Fischer
Mainzer Schlossplatzplanungen im städtebaulichen Umfeld des 20. JahrhundertsRainer Metzendorf
Tafeln
Literaturverzeichnis zum Mainzer Schloss
Autorenverzeichnis
Bildnachweis
Als neue Generaldirektorin für das kulturelle Erbe in Rheinland-Pfalz ist es mir ein Anliegen, dem vorliegenden Band einige Worte zum Geleit mitzugeben.
Glanz und Elend prägten gleichermaßen die Geschichte des Kurfürstlichen Schlosses in Mainz. Als Residenz eines der führenden Reichsfürsten stand es seit dem späten Mittelalter im Mittelpunkt eines bedeutenden Hofes, der zahlreiche Künstler und Gelehrte auch jenseits der Landesgrenzen anzog. Kriege und politische Ereignisse unterbrachen jedoch immer wieder den Ausbau der Anlage, die Französische Revolution, die Phase der Zweckentfremdung unter der napoleonischen Herrschaft und zuletzt die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg vernichteten vieles von dem, was Repräsentationswille und Kunstsinn der Kurfürsten, aber auch bürgerliches Engagement im 19. und frühen 20. Jahrhundert geschaffen hatten.
Diese Schicksale teilt das Mainzer Schloss mit weiteren Hofhaltungen im deutschen Südwesten, insbesondere links des Rheines. Von einer ehemals blühenden Residenzenlandschaft aus der Zeit des Römisch-Deutschen Reiches, in die sich drei Kurfürsten- und Erzbistümer, zwei Fürstbistümer, Herzog- und Fürstentümer sowie zahlreiche kleinere Territorien teilten, ist heute – im Unterschied zu anderen Regionen in Deutschland – nicht mehr viel geblieben. Weitgehend unversehrt haben nur wenige der großen Bauten die Zeit überstanden. Manche Schlösser – wie der barocke Bischofshof in Worms, die kurfürstliche Favorite in Mainz, die kurtrierische Philippsburg in Koblenz-Ehrenbreitstein, das Leininger-Schloss in Bad Dürkheim oder das pfalz-zweibrückische Schloss Karlsberg auf der Grenze zwischen dem Saarland und Rheinland-Pfalz – sind gänzlich untergegangen. Andere konnten nach dem Zweiten Weltkrieg wenigstens in ihrer äußeren Hülle wiederaufgebaut werden, darunter die Schlossbauten von Trier, Koblenz und Zweibrücken sowie in Mainz. Historische Ausstattungen mit Mobiliar und Kunstgegenständen, die einst den Reichtum und das Prestige einer Residenz sichtbar vor Augen stellten, sind fast völlig verloren.
Will man die Bedeutung des Landstrichs am Rhein in seinen politisch-historischen, geistigen und künstlerischen Leistungen verstehen, so beanspruchen die verbliebenen Zeugnisse dieser Residenzkultur einen unverzichtbaren Erinnerungswert. In ihrer meist fragmentarischen Überlieferung bedürfen sie jedoch der Vermittlung und Veranschaulichung. Gesetzlicher Auftrag der Denkmalpflege ist nicht nur, zur Erhaltung der historischen Zeugnisse beizutragen, sondern diese auch zu erforschen und in ihren geschichtlichen Dimensionen als konstituierender Bestandteil unserer gebauten und gelebten Umwelt begreifbar zu machen. Als Denkmalfachbehörde arbeitet die GDKE mit ihren Fachbereichen und Fachdiensten in unterschiedlicher Weise an dieser Aufgabe mit. Durch Veranstaltungen und Fachtagungen, wie das Kolloquium zum Mainzer Schloss im Jahre 2016, werden die Erkenntnisse und Fragestellungen weiterentwickelt und zugleich in die Öffentlichkeit getragen.
Der konkrete Bezug zum Kulturdenkmal steht für die Denkmalpflege dabei stets im Mittelpunkt. Dies gilt auch für die anstehende Sanierung des Mainzer Schlosses. Hier stellt sich die Aufgabe, angesichts der kriegsbedingten Substanzverluste die historischen Bezüge im Inneren sowie im Umfeld in die Planung mit ihren technischen sowie funktionalen Erfordernissen zu integrieren und in geeigneter Form anschaulich werden zu lassen. Die Bandbreite der Möglichkeiten dabei ist groß und reicht von der reinen Konservierung und Präsentation materiell überlieferter Spuren über die vorbildgerechte Wiederherstellung oder eine sinngemäße Ergänzung in modernen Formen bis zur virtuellen Vergegenwärtigung baugeschichtlicher Prozesse oder verlorener Zustände mit Hilfe digitaler Techniken. Voraussetzung für jede verantwortliche Entscheidung ist immer die umfängliche Kenntnis der Bau- und Ausstattungsgeschichte und deren Auswertung im Sinne der historischen Aussage und des daraus abgeleiteten Narrativs.
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